News

„Das perfekte Bild muss mich überraschen“

Neben Print- und Onlinejournalisten arbeiten bei der SZ auch Fotografen und Fotojournalisten. Ihr Chef ist seit vergangenem Jahr Veit Hengst. Volontärin Frances Scholz sprach mit ihm über seinen Weg zum Fotochef, seinen Arbeitsalltag und was ein gutes Foto eigentlich ausmacht.

Veit Hengst ist der Fotochef der SZ.   Foto: Achim Liebsch

Hallo Veit. Du bist  seit 2012 der Fotochef der SZ. Wie wird man das?

Wie man es wird weiß ich nicht. Aber ich habe mich hier beworben.

Und was hast du davor schon alles gemacht?

Angefangen habe ich 1998 als Fotopraktikant bei der SZ.  Danach kam dann die ganze Tippel-Tappel-Tour von Praktikanten zum freien Fotografen. Aber ich bin einfach hartnäckig dran geblieben, habe alle Gelegenheiten zum fotografieren genutzt. 2002 bewarb ich mich in der Stadtredaktion Dresden und wurde schließlich Pauschalist.  Nebenbei betreute ich immer Magazine. Also das Augusto-Magazin oder das Plusz-Magazin der SZ. Damals gab es auch noch das Sächsische Schweiz Magazin. Dafür habe ich auch fotografiert.

Und wie ging es dann weiter?

Dann wurde hier im Haus das Projekt SZ am Sonntag entwickelt und da habe ich mir gedacht, das wäre was. Ich habe mich als Fotoredakteur beworben und die Stelle bekommen. Damals war dieser Job schon nahe dran, an dem was ich heute mache. Allerdings wurde die Sonntagszeitung 2005 eingestellt und ich habe mich in Hamburg bei der Financial Times Deutschland beworben. Dort habe ich sieben Jahre als freier Fotoredakteur gearbeitet. Irgendwann wollte ich wieder nach Dresden zurück. Ich habe immer viel gearbeitet und mit hohem Anspruch. Ich wollte meine Erfahrung bei der SZ neu einbringen. Ich kenne das Haus und die Leute und kann mit ihnen gut. Damals wie heute.

Wie sieht ein ganz normaler Tag bei als Fotochef aus?

Die wesentlichen Punkte sind immer gleich. Das erste was ich mache, wenn ich früh ins Haus komme, ist, dass ich mich mit Kathrin Schäfer treffe. Das ist die Sekretärin für die Fotoredaktion. Sie kümmert sich um die ganzen Abläufe im Hintergrund. Also die Honorierung, Diensteinteilung von Fotografen, Organisation von Aushilfen. Sie ist eigentlich der gute Geist der Fotoredaktion. Auch Marco Klinger unser Rechercheur ist wichtig. Ohne die Organisation der beiden ginge es nicht. Um auf die Frage zurück zu kommen, geht es bei mir früh erst mal los mit ganz viel Organisation. Rechnungen abzeichnen, Lokalausgaben anschauen, Zeitung lesen, Onlineportale checken, was so läuft. Die ganzen Agenturen durchschauen, was es neues gibt. Damit ich weiß, welche Möglichkeiten ich habe Titeloptiken vorzuschlagen. Es ist wichtig zu wissen was in der Welt passiert. Daraus ziehe ich die Informationen, die ich brauche um in die Sitzung zu gehen. Halb elf haben wir die Vorplanungssitzung. Da werden die wesentlichen Eckpunkte besprochen, was die Themen und die Fotos betrifft. Um zwölf gibt es eine große Runde. Da wird das Finetunning gemacht.

Und danach?

Kann ich erste Fotoaufträge rausgeben, kann erste Absprachen mit den Fotografen treffen und kann mich um organisatorische Sachen kümmern. Aber ich kann auch mal zwischendurch einen Kaffee trinken.

Warum ist dieser Job dein Traumberuf?

Erst mal arbeite ich gerne im Journalismus, weil ich gerne der erste bin der was Neues erfährt. Ich bin ziemlich neugierig. Und außerdem ist die Fotografie ein sehr effektiver Weg, etwas herzustellen, was schön ist. Dinge, die in sich perfekt sind.

Was macht für dich das perfekte Bild aus?

Ich habe vorhin gerade an einem Zehn-Punkte-Plan gearbeitet, der den Producern in den Lokalredaktionen helfen soll bei der Auswahl der Bilder, die die Fotografen täglich ins System spielen. Das perfekte Bild ist in jedem Fall ein Bild, das mich überrascht. Mich überraschen aber nur Bilder, die bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen. Also fototechnische Belange müssen gegeben sein. Zum Beispiel ein Porträt muss ein knacke scharfes Bild sein. Die Kontraste müssen stimmen. Der Hintergrund muss gut gewählt sein. Der Kamerastandort muss passen. Das sind die Grundlagen. Ein überraschendes Bild kann ein witziges Motiv sein, oder eine sehr ungewöhnliche Perspektive oder perfekte Umsetzung mit Kunstlicht. Die optischen Ansprüche werden immer höher. Nicht desto trotz halte ich es für wichtiger am Motiv , quasi am Inhalt zu arbeiten. Deshalb ist vor allem die Idee hinter dem Bild wichtig. Man muss ein gutes Bild sehen.

Hast du ein Lieblingsbild? Was ist darauf zu sehen?

Ich habe viele. Mein letztes Lieblingsbild war ein Foto von Thomas Kretschel, was er von einem Kanuten aus Dresden gemacht hat. Er hat das Kajak auf die Tartanbahn gestellt und einfach auf eine wirklich überraschende Art ein Thema aufgefasst, wo ich nur sagen kann:  „Hey, das ist richtig großes Kino.“

Was rätst du jungen Fotografen, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen?

Ich rate dazu sich auf eine lange Durststrecke einzustellen. Denn bis man gut fotografiert setzt erst mal voraus, dass man ein Talent dafür hat. Das ist so. Und man muss einen langen Atem haben, weil man braucht mindestens zehn Jahre bis man das so verinnerlicht hat, das man mit dem Medium Fotografie so spielen kann, dass man die ganzen Nuancen die es braucht um ein gutes Foto zu machen, wirklich abspulen kann. Und selbst dann gelingt es nicht immer sofort. Man braucht Geduld.

Das Gespräch führte: Frances Scholz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert