Kamenz

Martin erfüllt sich seinen Traum

Mein Wellensittich kann nicht mehr fliegen! Mein Hund frisst nichts mehr! Sätze, die kein Kinderherz kalt lassen. Aus diesem Grund haben viele Kinder einen Traum: „Ich werde Tierarzt!“ Doch wie sieht die Realität aus? Maria Kurz hat dazu Martin Wackernagel interviewt. Er ist 24 und studiert im 8. Semester Tiermedizin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen.  

Martin, wie bist Du auf die Idee gekommen, Tierarzt zu werden?

Schon in einem Steckbrief in der zweiten Klasse gab ich als Traumberuf Tierarzt an. Später absolvierte ich mehrere Praktika bei meiner Tante, die schon Tierärztin war. Bei ihr lernte ich, Tieren zu helfen und sie zu heilen. Gerade weil Tiere nicht sprechen können, ist dabei viel Feingefühl gefragt. Das sind die Gründe dafür, dass ich mir später meinen Kindheitstraum erfüllt habe.

Wie verlief Dein schulischer Werdegang, der Deinen Traum zur Erfüllung brachte?

Nach meinem Realschulabschluss 2005 absolvierte ich 2008 in Dresden am Beruflichen Schulzentrum für Agrarwirtschaft und Ernährung „Justus von Liebig“ mein Abitur in der Fachrichtung Biotechnologie. Dadurch erhöhten sich meine Chancen auf einen Studienplatz an der „Justus-Liebig-Universität“ in Gießen, den ich aufgrund der neunmonatigen Wehrpflicht um ein Jahr verschieben musste. In den Ferien arbeitete ich oft bei meiner Tante mit, wobei ich mein Ziel niemals aus den Augen verloren habe.

Gab es neben den freiwilligen Praktika bei Deiner Tante auch Pflichtpraktika?

Ja, es gab nach dem dritten Semester ein landwirtschaftliches Praktikum auf einem Bauernhof in Gießen. Außerdem absolvierte ich noch weitere Praktika in einer Kleintierpraxis in der Oberpfalz (Bayern) und in einer Rinderpraxis in Bautzen. Im sogenannten Rotationsjahr stehen mir mehrere Pflichtpraktika bevor: unter anderem auf dem Schlachthof, im Bereich der Hygienekontrolle, im öffentlichen Veterinärwesen, in der Klinik in Gießen und in Namibia. Dazu kommt noch ein dreimonatiges frei wählbares Praktikum.

Wie verläuft Dein Studium anschließend weiter? Und welche Pläne hast Du für danach?

Nach dem praktischen Jahr werde ich noch sechs Monate Prüfungen haben und meine Approbation bekommen. Anschließend möchte ich drei Jahre in einer Kleintierklinik arbeiten und eine Doktorarbeit schreiben. Wenn ich mich in meinen Behandlungen sicher fühle, werde ich in die Heimat zurückkehren und meine Tante tatkräftig unterstützen. Mein Ziel ist es, ihre Praxis später einmal zu übernehmen. 

Wirst Du in der Heimat auf der Straße angesprochen, wann Du endlich Tierarzt bist? Und musst Du heute schon Dein Wissen weitergeben?

Diese Anfragen bekomme ich sehr oft. Ob beim Fußballspiel, auf dem Weihnachtsmarkt oder einfach im Supermarkt. Jeder möchte wissen, wann ich zurückkehre. Das gibt mir ein sehr schönes Gefühl der Akzeptanz und Wertschätzung. Ich gebe schon heute sehr gern Ratschläge und Tipps, um den Tieren von Freunden zu helfen. Um mein Image aufzubauen, führe ich auch Futterberatungen durch oder untersuche Katzen auf ihr Geschlecht.

Hat Dir das Studium so gut gefallen, dass Du es noch einmal wiederholen würdest?

Die Vorklinik war mit den Fächern Physik und Botanik sehr trocken. Nach dem Physikum jedoch kamen die klinikrelevanten Bereiche, die mich mehr und mehr interessierten. Auch das weniger ausgeprägte Studentenleben des Tiermediziners verzauberte Gießen zu einer wunderschönen Stadt mit viel Charme. Das Studium finde ich sehr reizend und abwechslungsreich. Ich empfehle es jedem, aber wiederholen wollen würde ich es nicht.

Das Gespräch führte Maria Kurz, BSZ Kamenz, IW 11

 Tierarzt

Martin Wackernagel, 24, studiert Tiermedizin in Gießen. Foto: Christoph Deck

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert