Radeberg

Free-to-Play-Games sind besser als ihr Ruf

Die Frontal 21-Reportage „Kostenfalle: Kinderspiele im Internet“ vom 11. Dezember 2012 – eine Rezension:

Wenn im Fernsehen über Computerspiele berichtet wird, dann fallen die Urteile über diese meistens negativ aus. Genauso auch in der Frontal 21-Reportage „Kostenfalle: Kinderspiele im Internet“, in der über sogenannte Free-to-Play-Games berichtet wurde.

Am Anfang der Reportage wird das Leben der zwölf Jahre alten, Pferde liebenden Lola. Sie spielt das Online-Browser-Game „Horse“. In diesem Spiel besitzt man Pferde, die man pflegen und züchten soll. Lola verbringt immer mehr Zeit mit ihren virtuellen Pferden und geht kaum noch nach draußen, um auf richtigen Pferden zu reiten und diese zu pflegen. Dann wird beschrieben, dass Lola in diesem Spiel nicht weiter kommt, wenn sie nichts bezahlt. Deshalb ruft sie mit dem Handy ihrer Mutter sehr oft die kostenpflichtige Nummer des Spiels an und bezahlt damit durch etwa 269 Anrufe über 500 Euro für das vermeintlich kostenlose Spiel, damit sie Vorteile bei „Horse“ erhält. Daraufhin wird in der Reportage der Vorwurf laut, dass die Hersteller das Mädchen ausbeuten.

Dies wäre allerdings gar nicht möglich, wenn Lola nicht das Handy ihrer Eltern benutzen würde. Das heißt, es ist nicht die böse Absicht der Spiele-Hersteller, sondern die Schuld der Eltern. Denn diese haben nicht richtig auf ihr Kind aufgepasst – und außerdem muss es der Mutter doch auffallen, wenn mit ihrem Handy angeblich 269 Mal eine 0900-er-Nummer angerufen wurde.

In diesem Teil der Reportage wird das Mitleid der Zuschauer für Lola geweckt. Die Hersteller des Spiels werden jedoch als kriminell angeprangert, da sie laut Frontal 21 ein zwölfjähriges Mädchen ausbeuten und zu dem „Fall von Lola“ bei Frontal 21 nicht Stellung nehmen wollen.

Zitate aus dem Kontext genommen

Daraufhin wird Regine Pfeiffer (71 Jahre) als „Computerspielexpertin“ interviewt. Sie behauptet, dass diese Browser-Games extrem dazu verführten, viel Geld für das Spiel auszugeben. Ebenso behauptet sie, dass die Spielehersteller nur abzocken wollten und untermauert diese Thesen mit wörtlich zitierten Aussagen von angeblichen Spieleproduzenten . Die Aussagen stammen allerdings nur von einem Herrn Hühnemann, der auf einer öffentlichen Veranstaltung erklärt, wie Free-to-Play-Games funktionieren. Frau Pfeiffer nimmt dann diese Aussagen vollkommen aus dem eigentlichen Kontext und unterstellt damit eine negative Absicht der Hersteller. Dieses Zitieren ist legal und richtig, aber einfach nur ein fieser Trick, um Meinungen zu schüren. Denn in der Realität versuchen die Spielehersteller nur Gewinn mit ihren Spielen zu machen, und dies ist völlig legitim.

Frau Pfeiffer erscheint in diesem Interview als äußerst unseriös, denn sie besitzt keinerlei Qualifikationen, um als „Computerspielexpertin“ bezeichnet zu werden. Sie spricht über einen Themenbereich, von dem sie offensichtlich nichts weiß, denn laut eigener Aussage spielt sie keine Computerspiele, sondern lässt nur für sich spielen. Jedoch ist das Spielverständnis beim Zuschauen ein völlig anderes, als wenn man selbst spielt.

Im nächsten Teil der Reportage wird kurz das Spielprinzip von „League of Legends“ erklärt. Danach behaupten Frontal 21 sowie der Spieler Martin, dass man auch in diesem Spiel, ähnlich wie bei „Horse“, durch Bezahlen von Geld Vorteile während des Spielens erlangt. Dies stimmt nicht. „League of Legends“ ist eines der wenigen Free to Play Games, bei denen man durch das Zahlen von Geld keinen Vorteil erhält. Ebenso wird behauptet, dass ein „League of Legends“-Match 90 Minuten dauert. Dies ist völlig übertrieben, normalerweise dauert solch ein Match zwischen 25 und 45 Minuten. Schlecht recherchiert war auch, dass man angeblich Drohbriefe vom Hersteller erhält und der Account gesperrt wird, wenn man das Spiel vor Ende verlässt. Auch das ist nicht richtig, denn man erhält keine Drohbriefe, sondern nur eine Mitteilung, dass man den anderen Spielern den Spaß vermiest, wenn man vorzeitig aus dem Spiel geht. Solch eine Meldung erscheint erst, wenn man das Spiel ständig verlässt. Gesperrt wir man nur nach mehreren Ermahnungen.

Pauschalurteile vermeiden

Ebenfalls schlecht recherchiert war, dass, wenn man gesperrt wurde, alles Geld, das man bezahlt hat, verloren geht. Das stimmt überhaupt nicht. Im Fall einer Accountsperrung ist der Spielestand nur für einen bestimmten Zeitraum nicht nutzbar; wenn die Sperre abgelaufen ist, kann man den Account aber wieder wie vorher verwenden, ohne dass etwas von dem Geld verloren geht – es sei denn, der Account wird für immer gesperrt, aber dies kommt fast nie vor.

Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass Gamer im Fernsehen nicht ständig von allen Seiten mit den Behauptungen angegriffen werden, dass sie süchtig seien und dass Computerspielen einsam und dumm mache. Schließlich ist Gaming ein anerkannter Sport, es braucht Reaktionsvermögen, viel taktisches Verständnis und ein sehr hohes Konzentrationsvermögen. Auch wurde in vielen wissenschaftlichen Studien bewiesen, dass solche Spiele Stressresistenz, Teamfähigkeit und Konzentrationsvermögen steigern.

Außerdem wünsche ich mir in Zukunft eine bessere Recherche und ein objektiveres Berichten von Frontal 21, denn schließlich bezahlen alle dafür Rundfunkgebühren.

Franz Kaiser, Humboldt-Gymnasium Radeberg, Klasse 9

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