Radeberg

Leichtathletik kämpft mit Problemen

Der Großröhrsdorfer Leichtathletikverein gehört zur SG Großröhrsdorf, die etwa 200 Mitglieder hat und aus den Sektionen Volleyball, Tischtennis, Kegeln, Turnen und der Leichtathletik besteht. Kinder ab sechs Jahren können in einer Nachwuchsgruppe trainieren, wo ihnen auf spielerische Art und Weise die Freude am Sport vermittelt wird. Bei entsprechenden Voraussetzungen und Talent können die Kinder ab zehn Jahren in einer Leistungsgruppe gezielt Leichtathletik trainieren. Für die Jugendlichen gibt es eine weitere Leistungsgruppe, und darüber hinaus steht für Sportler ohne Leistungsdruck eine Freizeitgruppe zur Verfügung. Erwachsene sind natürlich auch gern gesehen, aber leider finden zu wenige den Mut für den Weg in den organisierten Sportverein.

Die Großröhrsdorfer Leichtathletik hat durchschnittlich 60 Mitglieder und trainiert in der Sommersaison im Rödertalstadion und auf der neuen Anlage des Jahnsportplatzes. Im Winter müssen sich die Sportler in den Turnhallen der Prasserschule und des Sauerbruch-Gymnasium fit halten, da kein leichtathletikgerechter Trainingsort zur Verfügung steht. Zwei Wettkämpfe im Jahr trägt der Verein selbst aus, wovon die Mehrkampf-Kreismeisterschaft mit bis zu 180 Teilnehmern den Höhepunkt darstellt. Mit hohem organisatorischen Aufwand und der tollen Unterstützung der Eltern ist jedes Jahr eine erneute Herausforderung.

Vor nicht so langer  Zeit erfreuten sich die Leichtathleten an der neuen Hochsprunganlage mit ebenfalls neuer Tartanlaufbahn, die neben dem Kunstrasenplatz entstand. Dort kann jetzt wieder ordentlich Hochsprung und Hürdenlauf trainiert werden. Im Herbst  findet hier ein Hochsprungmeeting statt, zu dem die SG Großröhrsdorf jährlich aufruft.

Kein Sport für den schnellen Spaß

Leichtathletik ist eine Individualsportart, in der jeder für sich kämpft und die physisch sehr anstrengend ist. Es macht nicht vordergründig Spaß, da man an seine Leistungsgrenze gehen muss, aber man freut sich über seine erreichten Leistungen. Trotzdem sind Leichtathleten keine Egoisten, sondern teamfähig, und sie gehen fair und freundschaftlich miteinander um. Ein Teamwettbewerb in der Leichtathletik ist der Staffellauf, der in verschiedenen Varianten durchgeführt wird. Leider haben kleine Vereine oft das Problem, nicht genügend Läufer in einer Altersklasse stellen zu können. Trotzdem konnte die SG Großröhrsdorf schon so manchen Staffelwettkampf erfolgreich bestreiten und die Freude der Sportler über den gemeinsamen Erfolg ist immer sehr groß. Auf Kreisebene ist der Großröhrsdorfer Leichtathletikverein ganz vorn mit dabei, und einzelne Sportler repräsentieren den Verein auch auf Bezirks- und Landesebene sehr erfolgreich. 

Die Leichtathletik hat aber auch mit Problemen zu kämpfen. Leichtathletik ist keine Trendsportart, und Erfolge muss man sich hart erkämpfen, was nicht  jeder ausdauernd durchhält. So ist im Jugendalter in allen Vereinen immer ein starker Sportlerrückgang zu verzeichnen. Die Verpflichtungen durch den Beginn einer Lehrausbildung oder der Aufnahme eines Studiums machen die Sache nicht leichter. In diesen Altersklassen ist die Zahl der angebotenen Wettkämpfe zu gering, und die geforderten Normen für die Teilnahme an Landesmeisterschaften sind oft nicht zu erreichen. Der Kampfrichterstamm ist veraltet und findet keinen Nachwuchs, da entsprechende Anreize fehlen. 

In der Leichtathletik benötigt man viele verschiedene Sportgeräte, die auch sehr teuer sind und somit von kleinen Vereinen nicht finanziert werden können. Fördermaßnahmen sind teilweise an unrealistische Regeln geknüpft und somit nicht zielführend. In vielen Vereinen herrscht chronischer Trainermangel, so auch in der Vergangenheit der SG Großröhrsdorf. Viele Ehrenamtliche stehen unter hohen Belastungen und ihr Engagement wird zwar mündlich gewürdigt, jedoch wenig mit Taten unterstützt. Insgesamt werden zu wenige finanzielle Mittel eingesetzt, um die Basis der Leichtathletik zu stärken. 

Nur eine richtige Halle in Sachsen

Selbst in den großen Leistungszentren, wie Dresden und Leipzig, ist die Situation nicht befriedigend. Es gibt beispielsweise in ganz Sachsen nur eine richtige Leichtathletik-Halle mit Zuschauerplätzen: in Chemnitz. Die Bezirksmeisterschaften von Dresden werden deshalb in Brandenburg und die von Leipzig in Sachsen-Anhalt ausgetragen. Stadien wie das legendäre Heinz-Steyer-Stadion in Dresden werden dem Verfall preisgegeben.

Auch in Großröhrsdorf ist die Situation schwierig, da das Rödertalstadion über keine genormte 400-Meter-Rundbahn verfügt. Auf der alten Aschebahn sind Sprintdisziplinen – speziell Hürdentraining – wenig sinnvoll und oft sprießt das Unkraut. Die Weitsprunganlage ist in einem schlechten und kaum mehr sicheren Zustand und die Anlaufbahn für Speer- und Ballwurf ungenügend. Nach starkem Regen sind die Laufbahn, die Weitsprunggrube und der Kugel- und Diskusring überschwemmt. Der Geräteraum liegt außerhalb des Stadions und die vielen teilweise schweren Geräte müssen über weite Wege mit großem Zeitaufwand herangeschleppt werden. Auch bei der Nutzung des Stadions kommt es aufgrund der vielen Fußballmannschaften und der Leichtathletikgruppen zu Platz- und Sicherheitsproblemen.

chade, wenn es der Leichtathletik einmal wie dem Ringen erginge – beides sind urolympische Sportarten – und die Sportarten aus dem olympischen Programm herausfallen. 

Sophia Guhr, Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasium Großröhrsdorf

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