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Der Facebook-Rebell aus Zittau

Thomas Mielke Foto: Thomas KnorrThomas Mielke hat sich durchgesetzt: Der Lokalchef postet seit zwei Jahren in Zittau, was die Menschen am Rande des SZ-Berichtsgebiets beschäftigt. Zunächst ist er dabei auf Widerstand im Haus der Presse in Dresden gestoßen. Inzwischen berichten weitere Lokalredaktionen auf Facebook-Seiten. Mehr Geld spült das nicht in die Verlagskasse. Mielke erklärt, warum er es dennoch tut.  

Wie die gute alte Zeitung in 50 Jahren aussieht, weiß derzeit niemand genau. Klar scheint allerdings schon jetzt, dass sie dann nur noch für eine Randgruppe auf Papier gedruckt wird. Also beschäftigen sich Verlage und Journalisten immer häufiger mit neuen Kanälen der Informationsverbreitung. Einer ist das Internet mit seinen vielen Möglichkeiten. 2010 habe ich mich privat bei Facebook angemeldet, um nicht den Anschluss an die Neuerungen im Netz zu verlieren. Dann habe ich als Zwitter aus Privatperson und Lokalchef begonnen, lokale Nachrichten zu posten und Zeitungsinhalte zu teasern. Die Reaktion: Die Zahl meiner Freunde schnellte in die Höhe, die Zahl der Posts auf meine Mitteilungen überstieg zum Teil die 300er Marke. Ganz schnell wurde mir klar: Lokale Informationen sind Goldstaub. Sie werden immer gefragt sein. Die Menschen sind an ihrer Heimat, ihrer Umgebung interessiert. Und: Wir müssen dort als Lokalredaktion unbedingt vertreten sein.

Abgesehen davon hatte ich Blut geleckt. Es machte ungeheuren Spaß, direkte Reaktionen auf Veröffentlichungen zu bekommen. Nach einer ganzen Weile der Vorbereitung und des Kampfes gegen Widerstände im eigenen Haus haben wir dann in diesem Jahr tatsächlich mit fünf lokalen Testredaktionen den professionellen SZ-Facebook-Auftritt hingelegt – zwei Jahre nachdem die SZ in Dresden damit an den Start gegangen war. Inzwischen sind es sieben Lokalredaktionen mit mehr als 10000 Freunden. Weitere werden folgen. Wohin die Reise geht, ist noch nicht abzusehen. Wir betreiben die Facebook-Seiten quasi als Hobby neben unserer tagtäglichen Arbeit. Geld verdienen wir beziehungsweise unser Verlag damit nicht. Aber wir bekommen direkte Reaktionen, können Menschen für unsere Geschichten suchen, Meinungen einholen, neue Quellen erschließen. Und wir bleiben als gute, alte Zeitung auch bei jungen Leuten im Gespräch – die uns vielleicht eines Tages auf den neuen Verbreitungskanälen abonnieren.

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