Kamenz, Schüler & Zeitung

Die Digitale Droge – Zwischen Spaß und Sucht

Nachgestellte Szene: Spielsüchtige vernachlässigen gerne einmal Hygiene, Ordnung und Familie.  Foto: Yvonne KünstlerImmer mehr Jugendliche verfallen dem Bann virtueller Spiele. Ob World of Warcraft, Crossfire oder League of Legends. All diese Spiele an Computer und Konsole sind immer häufiger der Ersatz für Brettspiele oder für das Hinausgehen. Vor allen anderen Ländern hat Deutschland die höchste durchschnittliche Spieldauer am PC in Stunden. Wie eine Statistik vom Juli 2012 heraus gibt, beträgt die durchschnittliche Spieldauer von „Onlinegames“ über 2,2 Stunden in Deutschland, in gesamt Europa beträgt sie immer noch ganze fünf Stunden. Es  werden in letzter Zeit immer krassere Fälle von Sucht nach den Spielen im Internet und den Medien laut. 

Solche Spiele im Netz können zwar Gedächtnis und die Koordination schulen und können, wenn man es probiert, auch wirklich Spaß machen. Allerdings gibt es erschreckende

Erkenntnisse wie sich die Sucht nach Spielen im Netz auswirken kann. Wie zum Beispiel in Taiwan führte das exzessive „Zocken“ von gesundheitlichen Schäden sogar bis zum Tod.

Auch in Korea musste ein nach Nahrung schreiender Säugling die Macht der Spiele erfahren, denn die Mutter brachte ihr Kind mit einer Plastiktüte zum Schweigen (für immer) um ihr Augenmerk wieder auf die World of Warcraft zu richten. Wir befragten zwei verschiedene Meinungsträger, wie sie darüber denken:

 

Zuerst befragten wir einen einst regelmäßigen Konsumenten der Online Spiele 

(Martin Hoffmann): 

„Und wie lange spieltest du am Tag?“
„So ein bis zwei Stunden waren normal, manchmal auch länger.“

„War das Spielen für dich an jedem Tag eine Selbstverständlichkeit?“
„Eigentlich ja, denn es war ja keine direkte Erlaubnis nötig und es machte ja auch Spaß.Das wurde jedoch durch schulische Misserfolge eingegrenzt.“ 

„Inwiefern hat der Computer dein Leben beeinflusst?“
„Die schulische Leistung ließ deutlich nach. Man sah manche Freunde weniger und das Rausgehen wurde sehr vernachlässigt. Es entwickelte sich damals fast so zu einer Art Sucht.“

 

„Was hielten deine Eltern davon?“
„Meine Eltern waren enttäuscht und wütend. Sie ließen mich aber machen. Im Nachhinein finde ich diese Variante am besten. Denn jeder muss es irgendwann selbst lernen. Und das geht am besten durch Eigeninitiative.[….]“

 

Nun jemand, der eher negativ diesen Spielen gegenübertritt. *Der Name ist zwar bekannt aber unsere Interviewpartnerin möchte nicht namentlich genannt werden.

„Frau K., worin genau besteht die Gefahr für Kinder und Jugendliche, die von der Sucht bedroht werden?“
„Der Süchtige verliert immer mehr soziale Kontakte. Auch wird sein Zeitgefühl vollkommen verfälscht. Aber vor allem verliert er den Sinn für Realität. Er führt ein leben in der Spielwelt und leidet unter Bewegungsmangel.“

 

„Warum ist es für Zocker so schwer, wieder vom Spiel loszulassen?“
„Weil das System der Level, also der Stufen vorliegt, wird der Anreiz zum Weiterspielen aktiviert. Dazu kommt der Aspekt, dass Onlinespiele nun mal endlos sind, und es dadurch umso schwerer für den Spielenden wird, aufzuhören. Es ist also einer Nikotin- oder Drogensucht gar nicht mal so unähnlich.“

„Was können Eltern und Kinder gemeinsam gegen diese Spielsucht tun?“
„Die Eltern sollten in solchen Fällen keinesfalls ein Verbot verhängen, aber ein Zeitlimit setzen, damit der Sucht Grenzen gesetzt sind. Man sollte außerdem regelmäßige Kontrollen als Eltern durchführen, um den Status der Sucht zu begutachten. Gewaltspiele sollten Kindern grundsätzlich verboten werden und die Familie sollte eine gemeinsame Freizeitgestaltung erarbeiten.“

„Es gab in Taiwan bereits einen Todesfall, weil ein Zocker zu lange ununterbrochen spielte. Auch hat eine Koreanerin ihr Baby getötet, um das ewige Hungergeschrei zu unterbinden und weiterzuspielen. Es gibt jedoch auch Berichte, dass Onlinespiele Koordination und Gedächtnisfähigkeit fördern. Was ist ihre Meinung dazu?“
„Bei Lern- und Gedächtnisspielen oder mit Kontrollen und Überwachung kann es durchaus das Gehirn trainieren. Doch durch Gewaltspiele wie „Call of Duty“ kann die Gewalt verharmlost werden und die Konsequenzen werden den Zockern oft nicht klar, sodass kein Mitleid und Mitgefühl bei dem Spielenden entsteht und er nicht über seine Taten nachdenkt. Einige Amokläufe sind aus solchen Gewaltspielen entstanden. Ein weiteres Beispiel ist der Drohnenkrieg im Irak und Afghanistan, wo das System mit Joysticksteuerung funktioniert. Und wenn ein „Joysticksoldat“ eine Gruppe Menschen sieht, drückt er ab, erwischt jedoch statt Terroristen spielende Kinder. Das ist kein Krieg mehr, das sind Computerspiele.“ 

Man sieht also, dass solche Spiele Spaß machen, wenn man sie in Maßen genießt. Wenn es jedoch überhand nimmt, dann sind schulische Misserfolge, Stress mit den Eltern, gesundheitliche Probleme und im Ernstfall sogar Todesfälle möglich. Jeder sollte also für sich selbst eine gute Lösung suchen und konsequent durchsetzen.

 

Richard Schmidt

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