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Ungewissheit zwischen tippenden Fingern

Es ist Bundestagswahl – und SZ-Volontärin Britta Veltzke mitten in der Hauptstadt. Ein Erfahrungsbericht von der Wahlparty der Alternative für Deutschland.

Journalisten-Finger gleiten über Laptop-Tastaturen. Klimpern – rechts, links, vor und hinter mir. Die Laptop-Bildschirme meiner Nachbarn füllen sich zusehends mit Buchstaben, Sätzen, ganzen Textabschnitten. Dazu die unablässig tönende Stimme von Jörg Schönenborn – „Knappe Entscheidung“, „unter fünf Prozent“, „noch ist nichts entschieden“.

Ich bin auf der Wahlparty der Alternative für Deutschland (Afd). Viele Herren, 50 plus, haben vor wenigen Minuten fassungslos auf die ersten Hochrechnungsergebnisse reagiert. Entsetzte Schreie, als der Afd-blaue Balken knapp unter der Fünf-Prozentmarke stoppte. „Das kann doch nicht sein“, „neeeein“, „mein Gott, ist das spannend“. Die Herzen der zumeist ergrauten Partei-Anhänger schlagen tapfer weiter. Niemand kollabiert – trotz tropenartigen Klimas.

Das Erlebte sollte sich nun auch auf meinem Bildschirm in geschriebenen Text verwandeln. Wenn das Ergebnis denn wenigstens eindeutig wäre. Einziehen oder nicht Einziehen – auf beide Fälle hatte ich mich vorbereitet. Aber auf „4,9 Prozent-und-keiner-weiß-was-Sache-ist“ eben nicht. Egal, sag ich mir, dann ist es eben anders. „Et kütt, wie et kütt“, sagt meine Mutter immer. „Es kommt, wie es kommt.“ Ja, Mama. Ich verordne mir, jetzt in die Tasten zu hauen.

Um mich herum: die anderen Journalisten. Journalisten an langen Tischen, deren Texte in Redaktionen quer durch die Republik erwartet werden. Auch in Dresden gibt es Leute, die warten. Auf meinen Text. Ich stelle mir meine Kollegen vor, wie sie im Newsroom sitzen und die einlaufenden Berichte in die Zeitung von morgen setzen – wenn sie denn da sind.

Rechts von mir sitzt die Deutsche Presse Agentur, verkörpert durch einen bebrillten Herren um die 60,  links von mir ein junger Typ von sueddeutsche-online, der Text-Häppchen in sein Smartphone tippt. Ich fühle mich in die Zeit als Gymnasiastin versetzt: 12. Klasse. Deutsch-Klausur „Interpretieren Sie das vorliegende Gedicht nach den folgenden Gesichtspunkten“. Denk. Denk. Denk. „Britta, wollen Sie nicht anfangen?“ Doch ja. Und los… Geht doch!

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Schampus für 10 Euro das Glas gab es bei der Afd-Wahlparty auch. „War aber nicht sehr beliebt“, sagte mir der Barkeeper.

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