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„Lasst euch nicht verrückt machen“

Elblandreporterin Anna Hoben Foto: Claudia HübschmannGroße Ehre für unsere SZ-Elblandreporterin Anna Hoben: Das Medium Magazin wählte sie in diesem Jahr auf die Liste der 30 herausragenden Nachwuchstalente im Journalismus im Alter bis 30 Jahre. Wir haben mit ihr über ihre Ausbildung, ihre Arbeit und die Zukunft des Journalismus gesprochen.

Herzlichen Glückwunsch, Anna, zu dieser tollen Auszeichnung. Wie hast du erfahren, dass du in diesem Jahr zu den „Top 30 bis 30“ gehörst?
Es kam eine Mail von der Redaktion des Medium Magazins, über die ich mich sehr gefreut habe. Jemand hat mich wohl für diese Liste vorgeschlagen, und es hat geklappt.

Aber beginnen wir am Anfang. Wann hast du festgestellt, dass du Journalistin werden möchtest?
Geschrieben habe ich immer schon gern. Als ich elf oder zwölf war, gab es in meiner Heimatstadt Friedrichshafen während eines Kulturfestivals einen journalistischen Workshop für Kinder, der hat meine Begeisterung geweckt. Als Reporter hinter die Kulissen zu schauen, das fand ich toll. Nach dem Abitur fing ich bei der Schwäbischen Zeitung als Praktikantin an und wurde danach freie Mitarbeiterin. Ich schrieb über Konzerte, Kleingartenvereine und viele 90. Geburtstage. Und Goldene Hochzeiten.

Das volle Programm also. Was hast du sonst noch gemacht, bevor du Elblandreporterin bei der SZ wurdest?
Ich habe in Konstanz Germanistik und Anglistik/Amerikanistik studiert und ein Jahr in den USA verbracht. Parallel zum Studium absolvierte ich am ifp (Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses) in München eine journalistische Ausbildung, mit Praktika bei verschiedenen Zeitungen, beim NDR und ZDF. Bei der Sächsischen Zeitung war ich dann zwei Jahre lang Volontärin, bevor ich als Regionalreporterin fürs Elbland übernommen wurde.

Welche Geschichten liegen dir besonders am Herzen?
Generell mag ich die Geschichten, bei denen ich das Gefühl habe, dass ich einen roten Faden gefunden und sie gut erzählt habe. Zum Beispiel „Das geteilte Dorf“ über eine Gemeinde, die durch die Elbe getrennt ist – ohne ordentliche Fährverbindung, ohne Brücke – und inzwischen bitter zerstritten. Oder „Es muss richtig schön glänzen“, eine Reportage über ein Pärchen beim Wave-Gotik-Treffen in Leipzig. Aber natürlich auch Geschichten, die etwas bewegen, wie die über einen Stadtrat, der im Internet gegen Ausländer gehetzt hatte. Er ist danach zurückgetreten.

Inwieweit macht es für dich bei deiner Arbeit einen Unterschied, ob du in einer Metropole wie Berlin arbeitest oder in einer eher kleinen Stadt wie Meißen?
Das kann ich schlecht beurteilen, weil ich noch nie länger zum Beispiel in Berlin gearbeitet habe. Ich mag aber das Bodenständige an der Arbeit in der Kleinstadt, und dass ich sehr direkte Rückmeldungen bekomme.

Die Auflagen der Zeitungen gehen stark zurück, Redaktionen werden geschlossen, Personal abgebaut. Hast du es jemals bereut, Journalistin geworden zu sein?
Nein. Ich glaube nicht, dass Journalismus in Zukunft durch Blogs, Facebook und Twitter ersetzt werden. Im Gegenteil: Das, was wir tun – informieren, sortieren, einordnen – wird meiner Meinung nach umso wichtiger, je schneller ungeordnete Informationen auf uns einprasseln. Guter Journalismus wird sich immer eine Plattform suchen. Der Wandel der Medienbranche bringt auch viel Spannendes hervor, zum Beispiel ganz neue Erzählformen im Internet.

Gibt es auch Dinge, die dir an dem Beruf nicht so gut gefallen?
Eigentlich nicht. Manchmal würde ich mich nur gern intensiver mit einem Thema beschäftigen.

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Weiter lernen und machen. Die Stelle als Regionalreporterin ist im Moment ein Traumjob für mich. Längerfristig habe ich noch nicht geplant. Schön wäre es, auch in Zukunft als Reporterin arbeiten zu können oder irgendwann wieder über Kulturthemen zu schreiben. 

Was ist dein Tipp für alle Nachwuchsjournalisten?
Ich würde dazu raten, sich nicht verrückt machen zu lassen von den Krisenmeldungen aus der Branche. Ansonsten: Praxiserfahrung sammeln, viel ausprobieren, neugierig, offen und selbstkritisch bleiben.

 Die Fragen stellte Marco Henkel

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