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„Auf den Willen kommt es an, nicht auf den Weg“

Olaf Kittel, stellvertretender Chefredakteur der Sächsischen Zeitung.      Foto: Robert Michael
Olaf Kittel          Foto: Robert Michael

Was ist nun der beste Weg in den Journalismus? Wir haben den Quereinsteiger, den Journalistenschüler, den Journalistik-Studenten, die Fachjournalistin und – außer Konkurrenz – einen Vertreter der „Alten Schule“ kennengelernt. Jeder hält seinen Weg für den besten. Und Sie, Herr Kittel? Der stellvertretende Chefredakteur der SZ und Herr über die Volo-Plätze im Interview.

Herr Kittel, Ihr Kollege von der Süddeutschen Zeitung hat einmal gesagt, Journalistik als Studienfach sei ein Leerfach. Mit Doppel-E! Hat Fabian Schröder, unser Journalistik-Student, alles falsch gemacht?
Nein, absolut nicht. Journalismus kann man an der Uni lernen – aber eben nur begrenzt. Die journalistische Praxis ist der wichtigere Teil.

Unsere Serie hat mehrere Wege in den Beruf aufgezeigt. Welchen finden Sie denn nun am besten?
Ich glaube nicht, dass es einen besseren und einen schlechteren Weg gibt. Es führen einfach viele Wege in den Journalismus. Das Entscheidende ist, dass man Spaß hat an diesem Beruf. Oft findet sich erst im Gespräch mit Verantwortlichen der Sächsischen Zeitung der eigene, der „richtige“ Weg.

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Fünf Menschen, fünf Ausbildungswege. Ihre Gemeinsamkeit:
der Arbeitsplatz im Haus der Presse. Foto: veb

Was muss eine Ausbildung denn mindestens beinhalten?
Fachwissen auf einem relevanten Gebiet ist gut, Praxis und journalistische Fähigkeiten wie Recherchieren oder Interviewen noch wichtiger. Man kann eine Journalistenschule nach einem Fachstudium absolvieren. Wir haben da gute Erfahrungen gemacht. Die Mehrzahl unserer Kollegen hat aber an der Uni Leipzig Journalistik studiert.

Sie machen also gar keinen großen Unterschied zwischen Bewerbern von der Uni oder einer Journalistenschule?
Nein. Ich glaube, dass es nicht so sehr auf die Ausbildungsart ankommt, sondern auf den Willen, diesen Beruf unbedingt ausüben zu wollen.

Dann könnte man sich das Studium gleich schenken.
Das nun nicht. Die meisten, die wir einstellen, haben studiert. Das kann ein journalistisches oder auch ein betriebswirtschaftliches Studium sein, aber auch Jura oder Sozialwissenschaften. Wichtig ist vor allem eine breite Allgemeinbildung. Wir haben auch schon junge Bewerber eingestellt, die gar keine journalistische Ausbildung vorweisen konnten. Auch damit kann man, wenn man viele praktische Erfahrungen gesammelt hat, gut klarkommen.

Was ist mit theoretischen Inhalten wie Medienethik oder Presserecht? So etwas liest man sich nach Feierabend nicht mehr an, wenn die Zeitungsseiten dann endlich voll sind.
Das vermitteln wir in der Volontärsausbildung durch begleitende Seminare.

Was müssen junge Bewerber mitbringen, wenn Sie ein Volontariat machen wollen?
Spaß und Neugier für diesen Beruf – und eben praktische Erfahrungen. Das unterscheidet diesen Beruf von vielen anderen: Man braucht schon viel Übung, bevor man in die eigentliche Ausbildung startet.

Journalismus wird immer digitaler. Fließt das ins Volontariat ein?
Wir sind dabei, unsere Volontärsausbildung in dieser Richtung auszubauen. Das folgt Schritt für Schritt den Erfahrungen, die wir mit digitalen Produkten sammeln. Wir haben in diesem Jahr unsere App eingeführt, die sozialen Netzwerke im Lokalen verankert und überdenken gerade weitere Möglichkeiten. Unsere Volontäre sollen nicht nur gute Reporter, sondern auch gute Editoren für digitale Kanäle werden. Ab Januar 2014 wird eine entsprechende Ausbildungsstation nicht mehr „SZ-online“, sondern „SZ digital“ heißen und neue Inhalte vermitteln.

Welchen Weg zur SZ gibt es neben dem klassischen Volontariat?
Ich sehe zwei gleichberechtigte Wege in den journalistischen Beruf bei uns. Der eine ist das klassische Volontariat. Da haben wir fünf Plätze. Die Ausbildung beinhaltet lokale und überregionale Stationen, einen vierwöchigen Lehrgang bei der Henri-Nannen-Schule und monatliche Ausbildungstage. Der andere Weg für Berufseinsteiger beginnt im Lokalen als fester Freier mit einem Pauschalvertrag. Diese Kollegen haben ein sicheres monatliches Einkommen. Parallel beteiligen sie sich an der monatlichen Volontärausbildung. Einige von ihnen haben auch bereits den einmonatigen Lehrgang an der Nannenschule in Hamburg absolviert. Meine Erfahrungen über zehn Jahre mit diesem Modell zeigen, dass das ein ebenso guter Berufseinstieg ist wie das Volontariat. Wir haben eine ganze Reihe von Kollegen, die diesen Weg eingeschlagen haben und inzwischen als Redakteure bei der SZ beschäftigt sind. Auch Lokalchefs sind darunter.

Die Auflagen sinken ebenso wie die Zahl der fest angestellten Redakteure. Kann Journalist noch ein Traumberuf sein?
Ja, unbedingt! Klar, es gibt eine gewisse depressive Stimmung in der Branche. Aber so ist das in Umbruchzeiten mit ihren Unsicherheiten. Dieser Beruf wird in den nächsten Jahren aber noch vielfältiger und spannender – und es ist gar nicht ausgemacht, dass die Zahl der Redakteure insgesamt sinkt. SZ-Mitarbeiter werden aber nicht mehr „nur“ Zeitung machen, sondern neue Produkte entwickeln und herstellen, die jüngere Leser annehmen. Eine spannende Herausforderung gerade für junge Redakteure. Deshalb haben gut ausgebildete und engagierte Leute bei uns eine sehr gute Zukunft.

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