Kamenz

„Schick mal Link!“

Schon mal was von Real Life gehört?! – Nö, schick mal Link! Der kurze Wortwechsel beschreibt prägnant, worum es in diesem Artikel gehen soll: Jugendliche und das Internet.

Es gibt wohl kaum ein Thema, das für so viel Interesse und Proteste sorgt. Vor Kurzem kam in unserer Klasse die Frage auf: „Wie lange seid ihr im Schnitt täglich im Internet?“ Die Antworten waren nicht sonderlich überraschend. Ein Großteil der Schüler surft zwischen drei und vier Stunden am Tag. Bleibt da überhaupt noch Zeit für Hausaufgaben und andere Freizeitaktivitäten? Der Tag hat doch nur 24 Stunden! Aber meistens merkt man gar nicht, wie schnell die Zeit am PC vergeht und ganz nebenbei auch die Kosten in die Höhe schnellen. Und das ist nicht die einzige Gefahr, die das Internet mit sich bringt.

Was sollen wir also tun? Stecker ziehen oder noch einen drauf setzen? Internet: Wer hat’s erfunden? Keine Ahnung, ist mir auch egal! Hauptsache es funktioniert und steht rund um die Uhr zur Verfügung. Da ist leider etwas Wahres dran. Denn nichts ist in den letzten Jahren so wichtig geworden wie das Internet. Kaum vorstellbar wäre ein Leben ohne das World Wide Web. Und manche behaupten sogar, dass es ohne gar nicht ginge.

Doch da kann ich widersprechen: Fünf Monate ohne Internet sind zwar die Hölle, aber machbar. Doch zurück zum Thema. Auch wenn das heutige digitale Zeitalter bei den „Alten“ oftmals verpönt scheint, vergessen die meisten, dass es auch eine große Bereicherung für den Alltag darstellt. Ein unbegrenzter Schatz an Wissen steht einem zur Verfügung. Und das hilft nicht nur bei den Hausaufgaben, sondern vermittelt den angehenden Erwachsenen auch ein direktes Bild von der großen Welt da draußen. Ob nun der neueste Klatsch und Tratsch aus der Welt der Stars und Sternchen oder News über die Wahl des neuen Papstes: Über das Internet wird den Jugendlichen das notwendige Wissen in hübsch verpackter Form übermittelt, was leider die Zeitung oft nicht kann – Interesse wecken durch aufregende Designs und mehr.

Im Netz ein anderer Mensch werden

Doch viel wichtiger sind die sozialen Netzwerke, wie Facebook und Co., die eine ganz neue Welt erschaffen und noch mehr Möglichkeiten bieten. Man kann endlich am Leben der anderen teilnehmen. Durch Status-Updates, Bilder von der letzten Geburtstagsfeier und vieles mehr. Und das ist auch sehr wichtig, wenn man bedenkt, dass viele Freundschaften beispielsweise durch Umzüge auseinandergerissen werden.

Aber auch so bringt das Internet in vielerlei Hinsicht allerhand Vorteile mit sich. Hier kann man der Mensch sein, der man sich im echten Leben nicht zu sein traut. Auf Facebook machen zum Beispiel schüchterne Typen plötzlich einen auf Macho und klopfen unentwegt Sprüche. Man traut sich einfach mehr. Beispielsweise den heimlichen Schwarm anzuschreiben und um ein Date zu bitten. Schließlich kann der nicht sehen, wie man vor dem Bildschirm knallrot wird. Man hat also mehr Mut als im echten Leben.

Bleibt die Frage: Bis wohin darf man gehen, ohne die Schwelle zu überschreiten? Schließlich lauern im Internet überall Gefahren – und der hübsche Typ auf Facebook kann in Wirklichkeit ein 40-jähriger Pädophiler sein. Deswegen ist es wichtig, dass die Eltern auch ein Wörtchen mitreden. Selbst wenn man als Teen eher eigene Entscheidungen treffen will und nicht möchte, dass sich die Eltern immer und überall einmischen. Doch vielleicht ist das sicherer.

Denn was vielen nicht klar ist: Das Internet hat viele Schattenseiten, die man nicht unter den Tisch fallen lassen darf. Der erste und wahrscheinlich gefährlichste Aspekt ist, dass man oft unbewusst ganz persönliche Informationen über sich preisgibt und so Hackern und anderen Kriminellen eine ideale Angriffsfläche bietet. Der Spruch „Zeig mir was du likest, und ich sage dir, wer du bist“ ist hier sehr zutreffend. Zu diesem Punkt gab es schon sehr viele Untersuchungen, die vor Augen führten, wie viel ein Fremder via Facebook etc. über Sie und Ihre Familie erfahren kann. Und auch bei Status-Updates sollte man sich überlegen, ob es unbedingt notwendig ist, allen zu verkünden, dass man sturmfrei hat. Denn das interessiert nicht nur Freunde und Partygäste, sondern auch potenzielle Einbrecher.

Bei vielem stellt sich auch die Frage: Wen interessiert’s? Meistens sind Kommentare wie „Ich esse gerade Mittag“ oder „Jetzt noch lernen…“ einfach nur überflüssig und nervig. Nicht zu vergessen die Beziehungsstatus-Angaben, die sich im Sekundentakt ändern. Im echten Leben würde es niemanden scheren, ob man gerade in einer Krise steckt oder nicht. Doch auf Facebook bekommt man direkt die volle Portion geheucheltes Mitleid.

Sind wir schon süchtig?

Was mich zum nächsten Argument führt: Der Unterschied zwischen virtuellem und realem Leben ist gewaltig! Und den meisten fällt es schwer, beides voneinander zu trennen. Man kann schon fast behaupten, dass wir mittlerweile süchtig nach sozialen Netzwerken und Internet geworden sind. Das sieht man leider allzu oft in der Schule. In der Pause, aber auch während des Unterrichts starren die Schüler fast unentwegt auf ihr Handy und durchforsten ihre Accounts. Vom Unterrichtsstoff bleibt da recht wenig hängen. Eine mögliche Folge davon: Verblödung. So krass das auch klingen mag.

Allein die Art, wie die Jugendlichen miteinander kommunizieren lässt einen die Augen rollen. Von „ey alter“ bis zu „wa smahcsr du huet abnd?“ ist alles drin. Revolutionierung der Sprache – Rechtschreibung ade! Kein Wunder, dass das Niveau in der Schule sinkt und die Lehrer endlich einen Grund bekommen, sich über unseren Ausdruck zu beschweren und uns noch zusätzliche Hausaufgaben aufzudrücken.

Doch die Abgrenzung vom realen Leben ist meiner Meinung nach die größte Gefahr, in die Jugendliche durch das Internet hineinschlittern. Sie sitzen den ganzen Tag vor dem Bildschirm und vergessen alles um sich herum. Sie haben keine Hobbys, gehen nie nach draußen an die frische Luft und kümmern sich nicht um ihre Freunde (zumindest nicht im realen Leben). Ein Verhaltensmuster, was ich selbst bestätigen kann. Eine Zeitlang war es bei mir wirklich so. Ich kam nach Hause und die erste Handlung war stets: Laptop an – Facebook checken. Für Hausaufgaben war ja später noch Zeit.

Doch dadurch entwickeln wir uns allmählich zu einer Generation, in der sich alles nur noch über das Internet abspielt und der allmählich die wichtigen sozialen Fähigkeiten verloren gehen. Denn das Leben spielt sich da draußen ab! Man findet keinen Job über das Internet und einen Partner (im Normalfall) auch nicht.

Fazit: Ohne Internet geht es nicht mehr. Es bietet uns viele Features und Möglichkeiten, unser Leben bunter zu gestalten. Doch wir sollten uns letztendlich eingestehen, dass wir es mit der Nutzung ein wenig übertreiben – und dann anfangen, den Konsum ein wenig einzuschränken. Stattdessen könnten wir mal wieder mit Freunden auf eine Party gehen. Wo wir allerdings schon beim nächsten Streitpunkt wären…

Katja Kiedrowski, BSZ Kamenz, Klasse IW11

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