Schon immer waren Brücken ein wichtiger Verkehrspunkt. Einen Fluss zu überqueren war und ist eine Herausforderung. In der heutigen Zeit haben wir über fast jeden Fluss oder Bach eine Brücke, doch was passiert, wenn die Brücke plötzlich nicht mehr oder nur noch teilweise passierbar ist? Dieser Fall tritt bei immer mehr Brücken in Deutschland ein. In Hessen sind laut Recherchen des ARD-Magazins „Plusminus“ 51 Brücken der Fernverkehrsstraßen marode. In Sachsen sind es über 20. Genauso schlimm ist der Zustand von Brücken im Zuge städtischer Straßen.
Da ist zum Beispiel die Brücke in der Windmühlenstraße in Niedersedlitz. Fahrzeuge über 3,5 Tonnen dürfen diese Brücke nicht mehr befahren. Die Bemutzung der Brücke über den Niedersedlitzer Flutgraben im Zuge der Windmühlenstraße, so die offizielle Bezeichnung, wurde im September vergangenen Jahres aufgrund von unerwartet hohen Schäden an der Brücke eingeschränkt. Noch zuvor war sie bis zum 29. Juni repariert worden, wobei störende Verblendungen abgebaut wurden, um ein Gutachten zur Tragfähigkeit zu erstellen.
Seitdem müssen Busse und größere Fahrzeuge eine Umleitung fahren. Deshalb können entlang der Linie 88 in Richtung Prohlis vier Haltestellen vom Bus nicht angefahren werden. In Richtung Kleinzschachwitz fährt dieser Bus einen Umweg über die Erich-Kästner-Straße und die Windmühlenstraße West, um die Haltestellen wenigstens in einer Richtung zu erreichen. Jedoch hat sich laut DVB beim Vergleich der jetzigen Fahrgastzahlen mit denen vor der Umleitung ergeben, dass „nur geringe Fahrgastverluste wegen dem veränderten Linienweg“ entstanden sind, wie Sprecher Falk Lösch mitteilen ließ. Dennoch, für die Fahrgäste bedeutet die Umleitung eine längere Fahrzeit. Will ein Fahrgast beispielsweise vom Bahnhof Niedersedlitz zum Kaufpark Nickern, kann er mit dem Bus nur noch bis zur Endhaltestelle Prohlis, Gleisschleife fahren und muss den Weg zum Einkaufszentrum laufen. Oder er wartet drei Minuten, bis der Bus die Rückfahrt antritt, um dann bequem an der Haltestelle Prohlis, Einkaufszentrum auszusteigen. In beiden Fällen dauert es aber länger, als wenn der Bus direkt fahren würde.
In der Zeit nach der Sperrung kam es auf der Buslinie zu teilweise sehr hohen Verspätungen, zu denen „auch einige Kundenanliegen eingingen“, wie die DVB einräumt. Mittlerweile fährt der Bus aber wieder pünktlich, denn es wurden mehrere Maßnahmen zur Beschleunigung der Fahrt unternommen. Zum Beispiel die Anpassung von Lichtsignalanlagen.
Stadt: Brücke ist nicht gefährdet, sondern wertlos
Auf eine Interviewanfrage antwortete die Stadt, dass sie sich „derzeit mangels personeller Kapazitäten auf Pflichtaufgaben konzentrieren“ müsse und „deshalb bis auf weiteres keinen Mitarbeiter für Schulprojekte abstellen“ könne. So die Sicht auf die Recherche über eine marode Brücke, die laut einem vorliegenden Schreiben der Stadt an Anwohner der Windmühlenstraße „nicht gefährdet ist, da sie bereits wertlos ist“. Gefährdet seien, so heißt es weiter, „nur Fahrzeugführer, die sich nicht an die Regelungen der Straßenverkehrsordnung halten.“
Das heißt, ein Neubau ist nötig. Doch wie? Und vor allem: wann? „Die Planung eines Ersatzneubaus wurde ausgelöst, die Finanzierung wurde bei der Stadtkämmerei mit entsprechender Dringlichkeit beantragt, aber bislang nicht gesichert“, heißt es in dem Schreiben. Die DVB sieht das anders: „Uns ist nicht bekannt, dass die Brücke über den Niedersedlitzer Flutgraben in absehbarer Zeit saniert wird.“
Eines steht fest: Der Stadt fehlt das Geld. Die SZ berichtete am 9. März von einem Interview mit Reinhard Koettnitz, dem Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes, in dem es um den maroden Zustand der Straßen in Dresden ging. Darunter taucht zum Beispiel die Lockwitztalstraße auf, die in einem besonders schlechten Zustand ist. Sie soll aber vor 2017 nicht erneuert werden.
Wie wird es also mit der Brücke über den Niedersedlitzer Flutgraben sein?
Die Windmühlenstraße hat eine sehr große Bedeutung im Stadtgebiet Niedersedlitz/Prohlis. Sie ist Verbindungsstraße zum Kaufpark und in ihrer Verlängerung Zubringerstraße zur B172 sowie zur Autobahn A17. Dass hier die Durchfahrt für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt ist, bedeutet große Umwege. Wenn man sich jedoch anschaut, dass die Lockwitztalstraße eine nahezu ebenso große Funktion hat, ist anzunehmen, dass der Neubau noch einige Jahre auf sich warten lassen wird. Daher die Überschrift des SZ-Interviews: „Die Potschappler Straße hat oberste Priorität“.
Trotzdem: Die zeitnahe Erneuerung der Brücke würde die Anwohner freuen und ihnen weitere Wege ersparen, wenn sie mit dem Bus fahren.
K.-G. Schumacher, St. Benno-Gymnasium Dresden, Klasse 10a