Radeberg

Skyfall: James Bond zwischen Tradition und Moderne

Auch 2012, nach 50 Jahren zerreißender Action, begeistert der neue Agententhriller aus der traditionsreichen James-Bond-Reihe die Fans. Das Ergebnis der Wanderung auf dem schmalen Grat zwischen Kultfilm und Moderne, die der Regisseur Sam Mendes wagt, kann sich durchaus sehen lassen – wenn auch mit kleineren Abstrichen.

Sommer, irgendwo in der Türkei: Auf staubigen Straßen und überfüllten Basaren jagt MI6-Agent James Bond (Daniel Craig) einen Auftragsmörder, der hochbrisante Daten aus der Zentrale des britischen Geheimdienstes entwendet hat. Die Jagd gipfelt in einem herben Zweikampf, bei dem Bonds junge Partnerin ihn versehentlich trifft, nachdem sie von der Chefin des MI6 M (Judi Dench) dazu getrieben wurde. Bond stürzt in die Tiefe und gilt als verschollen. Als er aus seinem Exil zurückkehrt, ist nichts mehr wie es war: Der MI6 wurde angegriffen und M wird von einer dunklen Vergangenheit eingeholt. Bond scheidet fast aus dem Dienst aus, macht sich jedoch sofort auf die Suche nach dem Attentäter, dem ehemaligen MI6-Agenten Silva (Javier Bardem), der sich von M verraten fühlt. Es entspinnt sich ein tückischer Konkurrenzkampf zwischen den beiden, der in einem spektakulären Finale auf Skyfall gipfelt, dem Landgut, auf dem Bond aufwuchs.

Obwohl viele Bond-Elemente deutlich erkennbar sind, unterscheidet sich der Jubiläumsfilm deutlich von seinen Vorgängern: Den gesamten Film begleitet eine melancholische, fast schon düstere Atmosphäre. Bond ist nicht mehr der stählerne Titan, der scheinbar unbesiegbar wirkt, sondern wirkt alt, verbraucht, fast schon ausgebrannt. Auch technische Spielereien und Gadgets wurden ausgelassen; die Handlung bleibt übersichtlich. Auch die sonst knallharte und berechnende M wirkt sichtlich gealtert und wirkt viel persönlicher und weniger unfehlbar. Neu ist die wiederauferstandene Rolle des Quartiermeisters Q (Ben Wishaw), eines sympathischen Nerds, der stellvertretend für alles Neue und Moderne den MI6 auffrischt. Silva hingegen ist ein Bösewicht alter Schule, ein Psychopath wie der Joker bei Batman, der aalglatt und rücksichtslos eine ständige Bedrohung darstellt.

Figuren sind nicht mehr so schwarzweiß

Schauspielerisch können alle Hauptdarsteller glänzen, die Figuren sind authentisch und stilvoll. Insgesamt ist der Film sehr spannungsgeladen, das Vertrauen Bonds in M wird hart auf die Probe gestellt und die Figuren erscheinen nicht mehr so schwarzweiß. Es stellt sich die Frage, wer letztendlich auf welcher Seite stehen wird. Trotz einer Gesamtlänge von über zwei Stunden entstehen keine übermäßigen Längen, die Handlung und die Dialoge sind ausgefeilt und logisch, es gibt keine Unklarheiten oder unverständliche Ausleger der Handlung.

Allerdings muss man sich die Frage stellen, wie viel Bond trotz der Anspielungen und Easter Eggs wie dem klassischen Bond-Oldtimer Aston Martin DB5 tatsächlich noch in „Skyfall“ steckt. Die Antwort: Es sind zwar keine 100 Prozent, jedoch genug für einen guten Bond. Allerdings ist an dieser Stelle die Enttäuschung einiger Fans durchaus verständlich.

Kameraführung und Filmmusik sind angemessen und passend, der von Adele gesungene Soundtrack ist meisterhaft und einprägsam. Jede Situation wird treffend, aber unauffällig untermalt, keins der umsetzenden Elemente sticht aus dem Gesamtbild hervor.

Schlussendlich kann man sagen, das „Skyfall“ ein gelungener, spannungsgeladener Film ist, der eine gute Balance zwischen Actionfilm und Drama darstellt und in vollen Zügen als Film, jedoch nicht zu 100 Prozent als Bond-Film überzeugen kann. Er hat auf jeden Fall das Potenzial zum Kultfilm und ist durchaus sehens- und empfehlenswert.

Marlen Hantzsch, Humboldt-Gymnasium Radeberg, Klasse 9l

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