Der deutsche Buchmarkt erwirtschaftete 2011 einen Umsatz von 9,6 Milliarden Euro – im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Rückgang des Umsatzes. Gerade in kleineren Städten schließen Buchhandlungen aus wirtschaftlichen Gründen oder weil kein Nachfolger gefunden werden konnte. Bischofswerda zum Beispiel hat deshalb zur Zeit überhaupt kein Buchgeschäft mehr. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass das Interesse am Lesen nachlässt.
Um mir ein genaueres Bild zu verschaffen, habe ich zunächst in einer Bibliothek und einem Buchladen der Region nachgefragt. Die Mitarbeiter gaben an, dass das Interesse am Lesen nachlasse. Sowohl die Bibliothek als auch der Buchladen verzeichneten einen Rückgang von Lesern beziehungsweise Käufern. Kollegen in anderen Städten hätten von ähnlichen Erfahrungen berichtet. Das Gespräch mit der Bibliothekarin ergab außerdem, dass in ihrer Einrichtung Kinder ab der sechsten Klasse immer weniger zum Buch greifen. Sie sieht den Grund dafür vor allem in der verstärkten Nutzung von Computer und Internet. Erst bei Berufstätigen und Studenten ab etwa 25 Jahren wächst ihrer Erfahrung nach das Interesse am Lesen wieder. Die am stärksten vertretene Altersgruppe in ihrer Bibliothek seien die 30- bis 60-Jährigen. Diese interessierten sich vor allem für Kriminal- und Unterhaltungsliteratur, Thriller, historische Romane und Reisebeschreibungen sowie für Bücher über Gesundheit und Medizin. Kinder dagegen favorisierten eher Buchreihen wie „Die drei Fragezeichen“ oder die „Gänsehaut“- Reihe, aber auch Fantasyromane wie „Tintenherz“ oder „Eragon“.
Neben der Recherche in Bibliothek und Buchladen habe ich außerdem einige Mitschüler zu ihrem Leseverhalten befragt. Im Gegensatz zu den Erfahrungen von Bibliothekarin und Buchhändlerin gehört das Lesen bei den meisten von ihnen zum Alltag und zur Freizeitgestaltung. Beliebt sind vor allem Romane, Fantasybücher, Thriller und Kriminalliteratur. Das neue Medium E-Book verwenden sie hingegen kaum. Für Schularbeiten hat das gedruckte Buch jedoch offenbar an Bedeutung verloren. Hier hat der Computer Vorrang. Lexika und andere Nachschlagewerke werden kaum noch benutzt.
Im Ergebnis meiner Recherchen stelle ich fest, dass Einschätzungen zum Thema „Lesen“ heute kritisch und differenziert sein sollten, da es nicht mehr nur das gedruckte Buch gibt, sondern auch die moderneren E-Books und das Internet. Auch muss man unterscheiden, ob das Lesen der Unterhaltung und Freizeitgestaltung oder der Bildung dient. Im schulischen Bereich (und sicher auch in Ausbildung oder Studium) wird zunehmend das Internet genutzt, da hier stets der aktuellste Wissensstand gewährleistet ist. Das Lesen von Büchern aber hat nach wie vor einen festen Platz im Alltag auch junger Menschen. Ich selbst lese sehr gern und könnte mir ein Leben ohne Bücher nur schwer vorstellen.