Was macht eigentlich eine gute Reportage aus? Wie schreib ich eine knackige Meldung? Und was war noch einmal ein Feature? In unserer neuen Serie „Schreibwerkstatt“ wollen wir euch beibringen, worauf es bei den verschiedenen journalistischen Darstellungsformen ankommt. Teil I: Die Meldung.
Die Meldung, genauer gesagt die Agentur- oder Zeitungsmeldung, ist die kürzeste aller journalistischen Darstellungsformen – und sie kommt sehr häufig vor. Man findet sie überall. Egal ob im Politikressort oder im Sport, im Feuilleton und in der Wirtschaft. Meldungen schreiben gehört also zum wichtigsten Handwerkszeug eines Journalisten.
Ziel der Meldung ist es, zu informieren – kurz und knapp, sachlich und ausgewogen. Sie verzichtet auf schmückendes Beiwerk und blumige Sprache. Die Maxime lautet: „KISS“ – keep it short and simple.
Jedoch müssen Meldungen auch ausreichend Hintergrund und Beschreibung enthalten, damit der Leser alles verstehen und einordnen kann. Als Journalist kann man sich an den sogenannten sieben W-Fragen orientieren – auch wenn diese nicht immer alle zwingend in einer Meldung beantwortet werden müssen. Die sieben W-Fragen lauten:
Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? Woher? (Quelle)
- Ein Beispiel: Madrid. Trainer José Mourinho verlässt Real Madrid zum Saisonende. Das verkündete Präsident Florentino Pérez am Abend bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Mourinho hatte den spanischen Fußball-Rekordmeister knapp drei Jahre lang trainiert. Der 50-jährige Portugiese verpasste in dieser Saison die Titelverteidigung in Spanien und scheiterte das dritte Mal in Serie im Halbfinale der Champions League. Spanischen Medienberichten zufolge könnte er zu seinem Ex-Verein Chelsea nach London wechseln. (dpa) 20.05.2013 20:20 Uhr
Die klassische Meldung folgt einem strengen Aufbau. Sie beginnt mit dem „Lead“ oder „Leadsatz“. In unserem Beispiel „Trainer José Mourinho verlässt Real Madrid zum Saisonende.“ Er enthält die wichtigste und neuste Information. Oft ist es überhaupt nicht so einfach, den Kern einer Nachricht zu erkennen. Dann hilft oft der sogenannte Küchenzuruf. Der erste Satz ist besonders wichtig, da Leser schon nach wenigen Sekunden entscheiden, ob eine Meldung interessant ist.
Trotz seiner Kürze von höchstens 20 Wörtern beantwortet der Leadsatz mindestens die Frage nach dem „Was?“, in den meisten Fällen auch die Frage nach dem „Wer?“ ( José Mourinho). Ist zum Beispiel der Zeitpunkt eines Geschehens besonders wichtig, muss auch die Frage nach dem Wann? beantwortet werden.
Wichtig: Der Leadsatz sollte möglichst im Präsens geschrieben und aktiv (statt passiv) sein, so erhält er mehr Spannung und Tempo. Lässt sich die Vergangenheitsform nicht vermeiden, so muss der Lead im Perfekt stehen. Nicht im Imperfekt (ist gegangen, statt ging)!
Der zweite Satz, manchmal auch Detailabsatz genannt, erläutert den Leadsatz und führt ihn weiter. Spätestens hier folgt die Nennung der Quelle, also etwa die Polizei oder wie in unserem Beispiel Real-Präsident Florentino Pérez. Dafür nutzt man in der Regel das Imperfekt.
Es folgen einer oder mehrere Hintergrundsätze, die die Neuigkeiten in einen größeren Zusammenhang einordnen, damit der Leser alle wichtigen Zusammenhänge versteht. Sie beantworten so quasi die Frage nach dem Warum?.
Der letzte Satz gibt hingegen einen Ausblick auf die Zukunft oder auf die Frage „Wie geht es weiter“. Er wird deswegen auch Zukunftssatz genannt.
Fertig ist die klassische Agenturmeldung.
Von Marco Henkel