„Habebus papam!“ Mit diesen Worten verkündete ein Mitglied des Vatikans die Nachricht, dass die katholische Kirche ein neues Oberhaupt habe. Die Wahl im Konklave fiel auf Jorge Mario Bergoglio, der sich später den Namen Franziskus gab.
Doch wer ist dieser Mann, der nun als Papst der Armen gilt?
Als Kind eines ausgewanderten Italieners und einer Argentinierin wurde er am 17. Dezember 1935 in Buenos Aires geboren, wo er eine ruhige Kindheit verbrachte. Er soll heute noch aufgrund der Herkunft seines Vaters den italienischen Dialekt der Gegend um Portacomaro beherrschen.
Nach einer Ausbildung zum Chemietechniker entschied er sich für den geistlichen Weg und begann am 11. März 1958 als Novize in der Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden). Nach einem Studium in Chile kehrte er nach Buenos Aires zurück und erlangte dort einen Studienabschluss in Philosophie. Kurz darauf arbeitete er als Professor für Literatur und Psychologie in Santa Fe und Buenos Aires. Nach seiner Lehrtätigkeit besuchte er nochmals eine Fakultät für Theologie und beendete sein Theologiestudium erfolgreich.
Erzbischof von Buenos Aires
1969 empfing er das Sakrament der Priesterweihe. Mit nur 37 Jahren wurde er von seinem Orden zum Provinzial für Argentinien gewählt und leitete somit für sechs Jahre die Geschicke des Jesuitenordens in Argentinien. Zunächst war er als Pfarrer tätig. Danach war er in der Jesuitenkirche von Cordoba als Spiritueller Direktor und Beichtvater tätig. 1992 wurde er durch Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof von Buenos Aires ernannt. 1997 wurde er nach dem Tode des bisherigen Kardinals von Buenos Aires zum Erzbischof von Buenos Aires ernannt.
Das erste Mal trat er im Vatikan als Generalrelator der 10. ordentlichen Bischofssynode im Jahre 2001 auf. Im gleichen Jahr wurde er von Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben.
Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. im Februar dieses Jahres wählte ihn das Konklave nach nur fünf Wahlgängen zum Nachfolger von Benedikt. Bereits bei der Wahl des Nachfolgers von Papst Johannes Paul II. galt er in der Öffentlichkeit als möglicher Kandidat für die Nachfolge auf dem Stuhl Petri. Aber die Wahl fiel damals auf Josef Kardinal Ratzinger.
Als der Ruf „Habemus Papam“ ertönte und sein Name genannt wurde, herrschte auf dem Petersplatz für einen kurzen Moment Ratlosigkeit und Stille. Die wenigsten konnten mit seinem Namen etwas anfangen. In Europa war er erst wenig bekannt. Anders dagegen in Südamerika. Dort ist er für seine Menschlichkeit, sein ökumenisches Denken, seine Frömmigkeit und Bescheidenheit bekannt.
Schlicht und bescheiden
Bereits mit seinem ersten Auftritt auf dem Balkon des Petersdomes zeigte er, dass er die Insignien des Papstes (den roten mit Hermelinpelz geschmückten Umhang) nicht anlegte. Zudem begann er seine Rede mit den Worten „Guten Abend“ und beendete sie mit den Worten „Gute Nacht und ruhen Sie sich gut aus“.
Bei seiner öffentlichen Einsetzung auf dem Petersplatz brachte er die Schweizer Garde zum Schwitzen, weil er das Papamobil verließ, um einen Schwerstbehinderten zu segnen. Dass er dauernd kleine Kinder küsste, die ihm gereicht wurden, trug nicht unbedingt zur Entspannung der Schweizer Garde bei. Die nur dem Papst vorbehaltenen roten Schuhe lehnte er gleichfalls ab und trug stattdessen seine eigenen schwarzen Straßenschuhe. Allein mit dieser Schlichtheit beeindruckte er die Welt.
Der Name des Papstes, Franziskus, geht auf Franz von Assisi zurück und steht für Demut gegenüber der Schöpfung. Bei den Gläubigen steht er für Hoffnung, Bescheidenheit und Menschlichkeit der Kirche.
Mit dem neuen Papst werden sehr viele Erwartungen verknüpft, die er sicherlich nicht alle erfüllen kann und wird. Es ist aber zu erwarten, dass er die Beziehungen zu den anderen Religionen genauso wie Benedikt XVI. pflegen und intensivieren wird. Das ist gegenwärtig und zukünftig sehr wichtig.
Lea Linnemann, Humboldt-Gymnasium Radeberg, Klasse 9