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Presseauswas? Presseauswie? Presseauswo?

Jeder hat diese Szene schon hundertmal in den verschiedensten Filmen, Serien und Cartoons gesehen. Sei es ein Verkehrsunfall, ein Mord oder ein wichtiges Meeting: Ein Reporter  nähert sich dem Schauplatz des Geschehens, doch ein garstiger Sicherheitsmann versperrt ihm den Weg. Aber der  Protagonist ist gut auf diese Situation vorbereitet und zieht seinen Presseausweis aus der Tasche. Der Wächter tritt wortlos zur Seite, der Journalist ein.

Das Dokument scheint eine ähnlich mächtige Wirkung wie eine Polizeimarke zu haben. Während meines Praktikums bei der Sächsischen Zeitung hätte ich mir dieses Werkzeug manchmal gewünscht. Eine SMS eines guten Freundes brachte mich dazu, mich mit dem Thema genauer zu beschäftigen:

„Aber auch wenn du jetzt nichts verdienst  – Du veröffentlichst in einer Zeitung, das heißt du kannst dir einen Presseausweis beantragen!“

Stimmt das? Darf ich so einen Ausweis beantragen? Wo überhaupt? Und was bringt er mir denn?

Presseausweis – Was genau ist das?

Mit einem Presseausweis soll ein Journalist nachweisen können, dass er auch tatsächlich für die Presse arbeitet. Das bietet viele Vorteile. Falls du zum Beispiel über eine Demonstration berichtest, hast du so gegenüber Polizisten einen Beweis, dass du vor Ort bist, um über das Geschehen zu berichten. Außerdem sind laut Landespressegesetz alle Behörden verpflichtet, Reportern Auskünfte zu erteilen. Ein Nachweis kann bei deinen Anfragen von Vorteil sein. Auch wenn du eine Gerichtsverhandlung besuchst, bringt dir der Ausweis einen Bonus: Die Taschenkontrollen werden dir erspart. Dringend notwendig für Reporter ist die Karte aber keinesfalls – Sie ist lediglich ein Hilfsmittel. Außerdem bekommst du mit ihr  viele Rabatte: Von billigerem Internetanschluss, über Mietautos bis hin zu Zeitungsabos ist alles vertreten.

 Woher bekomme ich den Ausweis?

Bis 2006  gab es nur einen bundeseinheitlichen Presseausweis. Nur die fünf Verbände Freelens, Deutscher Journalisten-Verband (DJV), ver.di, Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) durften das Dokument ausstellen. Danach wurde die Regelung jedoch gekippt. Inzwischen dürfen zahlreiche weitere Verbände eigene Ausweise ausstellen. Allerdings musst du hier vorsichtig sein: Viele der angebotenen „Ausweise“ sind nicht einmal das Plastik wert, aus denen sie gefertigt sind. Wenn du für Medien arbeitest, lohnt es sich, der Gewerkschaft beizutreten. Als Mitglied steht dir der Presseausweis zu.

Was sind die Voraussetzungen?

Lediglich die fünf großen Organisationen und der Verband deutscher Sportjournalisten(VDS) stellen den Presseausweis nach den alten, strengen Kriterien aus. Damit du von ihnen einen bekommst, musst du entweder hauptberuflich als Journalist arbeiten oder einen entsprechenden Studiengang belegen. Hauptberuflich bedeutet, dass du mehr als 50 Prozent deines Einkommens auf diese Weise verdienst. Neben Arbeitsproben musst du oft noch Gehaltsabrechnungen als Beweis vorlegen. Im Internet gibt es noch viele andere Verbände, die dir einen Presseausweis ausstellen. Oftmals in Verbindung mit einem Abo oder einer Versicherung. Viele der Institute verlangen nicht einmal einen Nachweis, dass du in irgendeiner Form als Reporter arbeitest. Das einzige, was sie für ihre schicke Plastikkarte verlangen, ist: Geld. Entsprechend wenig sind diese Ausweise angesehen, schließlich kann sie jeder kaufen. Solche Karten helfen dir auch nur weiter, wenn dein Gegenüber leicht zu beeindrucken ist. Am besten Finger weg davon!

Gibt es denn eine Alternative?

Du bist jünger als 27 Jahre und sehr wohl journalistisch aktiv – dein einziges Problem ist, dass du nicht von deiner Schreibarbeit lebst? Für diesen Fall gibt es den Jugendpresseausweis. Er wurde mit dem DJV und ver.di abgestimmt, daher ist er auch bundesweit anerkannt. Du kannst ihn bei deinem Landesverband der Jugendpresse Deutschland beantragen.

 Da ich von meinen Texten nicht hauptberuflich lebe, kommt der normale Presseausweis für mich nicht in Frage. Die Jugendpresse-Alternative hatte aber mein Interesse geweckt. Die Organisation bietet weit mehr als nur die Ausweise. So veranstalten die Mitglieder regelmäßig Workshops. Als nette Dreingabe gibt es Rabatte, zum Beispiel bei bestimmten Hostels. Um die Karte zu beantragen, musst du neben den Gebühren von insgesamt 37 Euro auch noch zwei journalistische Nachweise einschicken. Danach beginnt das Warten. Und dafür musst du wirklich geduldig sein. Bei mir hat es vier Wochen gedauert, bis ich das Objekt meiner Begierde endlich in den Händen halten konnte.

Mein Kumpel hatte somit fast Recht:

„ Aber auch wenn du jetzt nichts verdienst  – Du veröffentlichst in einer Zeitung, das heißt du kannst dir einen Presseausweis beantragen!“

<<Jugendpresseausweis, Junge!>>

Von David Nissen

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Schreibwerkstatt Teil III: Die Reportage

Seite 3: Der Platz für Reportagen in der SZ. Foto: Marco HenkelWas macht eigentlich eine gute Reportage aus? Wie schreib ich eine knackige Meldung? Und was war noch einmal ein Feature? In unserer neuen Serie “Schreibwerkstatt” wollen wir euch beibringen, worauf es bei den verschiedenen journalistischen Darstellungsformen ankommt. Teil 3: Die Reportage.

Die Reportage gilt als Königsdisziplin des Journalismus. Das ist nicht leicht und erfordert vor allem eines: Übung. Im Gegensatz zur Nachricht oder zum Bericht ist es nicht Aufgabe der Reportage den Leser umfassend zu informieren, sondern eher zu unterhalten.  Eine Reportage bildet immer nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit ab und kann deswegen keine streng nachrichtlichen Texte ersetzen. Vielmehr sind Reportagen eine Ergänzung, die dem Leser noch einmal einen ganz anderen Zugang zu einem Thema ermöglicht. Der Reporter versucht den Leser an einem Ereignis teilhaben und so die Atmosphäre vor Ort spüren zu lassen. Oder anders gesagt: Die Reportage erzeugt beim Lesen ein Kino im Kopf.

Der Schreibstil einer Reportage muss daher sehr plastisch und anschaulich sein. Dazu ist es nötig, den Schreibtisch zu verlassen, raus zu gehen und detailliert zu beobachten. Denn kleine Details fördern die Authentizität. Für eine Reportage reicht es beispielsweise nicht, nur mit einem Menschen zu reden. Besser ist es etwa, Menschen miteinander reden zu lassen, dies zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen.

Wie wählt man die richtigen Szenen für die Reportage aus?

Damit die Szenen nicht beliebig wirken, ist es wichtig sich vor dem Schreiben eine These zu überlegen. Diese These ist das Ergebnis der vorherigen Recherche, also die Quintessenz aller Interviews und Beobachtungen, die man im Vorfeld geführt bzeziehungsweise gemacht hat. Anhand dieser These wählt man die Szenen für die Reportage aus. Passt eine Szene nicht zur These, sollte man sie weglassen.

Generell gibt es keine Standardstruktur oder Musterlösungen für eine gute Reportage, doch lässt sie sich grob in drei Bereiche gliedern: Einstieg, Hauptteil und Ausstieg. Für den Einstieg eignen sich besondere Szenen. Sie sollten den Leser neugierig machen und möglichst Ort, Zeit und handelnde Personen einzuführen.

  • Beispiel: „Vor dem Haus für demente Menschen steigt im Januar 2007 eine Dame aus einem silberfarbenen Audi. Der Fahrer, ein Herr mit Hut und Einstecktuch, reicht ihr den Arm. Sie blickt kurz auf; dann schiebt sie seinen Arm zur Seite. Die Dame lässt sich nicht gern helfen, schon gar nicht von ihrem Mann.
    Ein halbes Jahrhundert lang führte Marita Lang die Familie an; ihr Gesicht, 82 Jahre alt, spiegelt noch immer Tatkraft und Eigensinn, Spott, manchmal Freude. Seit einiger Zeit, die Abstände werden kürzer, tauchen auch verstörende Zweifel und Verzweiflung auf. Doch Frau Lang will von ihren Zweifeln nichts wissen.
    „Das Alter“, sagt sie, wenn ihr Worte oder Taten fehlen.“(Katja Thimm – Rolf, ich und Alzheimer)

Auch der Hauptteil besteht vor allem aus Szenen. Um den Text abwechslungsreich zu gestalten ist es ratsam, beim der Auswahl der Szenen für Abwechslung zu sorgen, also zum Beispiel Standort, Perspektive und Tempo zu variieren.

Für den Ausstieg bietet es sich häufig an, den Einstieg noch einmal aufzunehmen und so eine Klammer zu schließen oder die Hauptperson erneut auftreten zu lassen.

  • Beispiel: „Großmann lässt sich in einen Sessel sinken, er sieht erschöpft aus. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«, fragt er. »Ich bin doch Vergangenheit. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.« Großmann lässt sich vom Kellner ein Glas Whiskey bringen, nimmt einen Schluck und redet von Millionenbeträgen, die er seinem Land geschenkt habe. Es geht viel durcheinander in diesem Moment. Dann fängt er an zu weinen und sagt: »Ich bekomme Morddrohungen.« Er ballt die Hände, presst sie unter seine Augen und baut mit den Fäusten einen Damm gegen die Tränen. Er setzt noch einmal an, er will noch etwas sagen, aber es kommt nichts mehr heraus. Wie erschlagen liegt er da. Er ist eingeschlafen.“ (Stefan Willeke: Der letzte Saurier)

Was ist beim schreiben noch zu beachten?

  • Bei der Recherche ist ein gutes Wahrnehmungsvermögen gefragt. Es ist wichtig das unkonventionelle und überraschende Detail zu finden.
  • Reportagen werden im Präsens geschrieben
  • Gattungsbegriffe (ein Mann, ein Haus) sollten wenn möglich vermieden werden. Für Spezifizierungen nicht übermäßig viele Adjektive (Bsp: der alte Mann, das große Haus), sondern durch bestimmtere Begriffe (der Senior, die Villa).
  • Eine Reportage lebt von starken, besonderen Verben. Sie transportieren ein Geschehen besonders plastisch. (Bsp.: „Endlich, mit einer Stunde Verspätung, schiebt sich ein 2,04 Meter großer Riese die Stufen der Treppe hinunter, die den Südflügel des Hotels Okura in Tokyo mit dem Hauptgebäude verbindet.“ Stefan Willeke – Der letzte Saurier)
  • Eindrücke vermittelt man durch Beschreibung, nicht durch benennen. (Bsp: S. zittert, tränen kullern über ihre Wange. vs. S. weint.)

Link zu den zitierten Reportagen:

Stefan Willeke  (Zeit): http://www.zeit.de/2011/29/DOS-grossmann/komplettansicht. Die Reportage wurde mit dem Henri-Nannen-Preis 2012 ausgezeichnet.

Katja Thimm (Spiegel): http://www.spiegel.de/spiegel/a-623018.html. Die Reportage wurde mit dem Henri-Nannen-Preis 2006 ausgezeichnet.

 Von Marco Henkel
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Der Facebook-Rebell aus Zittau

Thomas Mielke Foto: Thomas KnorrThomas Mielke hat sich durchgesetzt: Der Lokalchef postet seit zwei Jahren in Zittau, was die Menschen am Rande des SZ-Berichtsgebiets beschäftigt. Zunächst ist er dabei auf Widerstand im Haus der Presse in Dresden gestoßen. Inzwischen berichten weitere Lokalredaktionen auf Facebook-Seiten. Mehr Geld spült das nicht in die Verlagskasse. Mielke erklärt, warum er es dennoch tut.  

Wie die gute alte Zeitung in 50 Jahren aussieht, weiß derzeit niemand genau. Klar scheint allerdings schon jetzt, dass sie dann nur noch für eine Randgruppe auf Papier gedruckt wird. Also beschäftigen sich Verlage und Journalisten immer häufiger mit neuen Kanälen der Informationsverbreitung. Einer ist das Internet mit seinen vielen Möglichkeiten. 2010 habe ich mich privat bei Facebook angemeldet, um nicht den Anschluss an die Neuerungen im Netz zu verlieren. Dann habe ich als Zwitter aus Privatperson und Lokalchef begonnen, lokale Nachrichten zu posten und Zeitungsinhalte zu teasern. Die Reaktion: Die Zahl meiner Freunde schnellte in die Höhe, die Zahl der Posts auf meine Mitteilungen überstieg zum Teil die 300er Marke. Ganz schnell wurde mir klar: Lokale Informationen sind Goldstaub. Sie werden immer gefragt sein. Die Menschen sind an ihrer Heimat, ihrer Umgebung interessiert. Und: Wir müssen dort als Lokalredaktion unbedingt vertreten sein.

Abgesehen davon hatte ich Blut geleckt. Es machte ungeheuren Spaß, direkte Reaktionen auf Veröffentlichungen zu bekommen. Nach einer ganzen Weile der Vorbereitung und des Kampfes gegen Widerstände im eigenen Haus haben wir dann in diesem Jahr tatsächlich mit fünf lokalen Testredaktionen den professionellen SZ-Facebook-Auftritt hingelegt – zwei Jahre nachdem die SZ in Dresden damit an den Start gegangen war. Inzwischen sind es sieben Lokalredaktionen mit mehr als 10000 Freunden. Weitere werden folgen. Wohin die Reise geht, ist noch nicht abzusehen. Wir betreiben die Facebook-Seiten quasi als Hobby neben unserer tagtäglichen Arbeit. Geld verdienen wir beziehungsweise unser Verlag damit nicht. Aber wir bekommen direkte Reaktionen, können Menschen für unsere Geschichten suchen, Meinungen einholen, neue Quellen erschließen. Und wir bleiben als gute, alte Zeitung auch bei jungen Leuten im Gespräch – die uns vielleicht eines Tages auf den neuen Verbreitungskanälen abonnieren.

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Schreibwerkstatt II – Der Bericht

Ein Bericht im Wirtschaftsteil der SZ. Foto: Marco HenkelWas macht eigentlich eine gute Reportage aus? Wie schreib ich eine knackige Meldung? Und was war noch einmal ein Feature? In unserer neuen Serie “Schreibwerkstatt” wollen wir euch beibringen, worauf es bei den verschiedenen journalistischen Darstellungsformen ankommt. Teil II: der Bericht.

Der Bericht ist der große Bruder der Meldung. Beides sind informierende Darstellungsformen. Der Bericht ist aber nicht so streng gegliedert und derart komprimiert. Da er länger ist als die Meldung, können auch mehr Informationen untergebracht werden. Wie bei der Meldung gilt es auch hier die W-Fragen Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? Woher? (Quelle) zu beantworten. Die Fakten können im Bericht gleich mit Hintergrundinformationen angereichert werden. Weitere, für die eigentliche Nachricht weniger relevante Informationen, werden bei der Meldung allenfalls hinten „dran gestrickt“, damit die Blattmacher in der Redaktion, den Text, unten einfach „abschneiden“ können, ohne das entscheidende Infos verloren gehen. Beim Bericht ist das Kürzen also etwas komplizierter.  

Die Sprache muss auch im Bericht sachlich und klar sein. Blumige Adjektive sollte man sich ebenso sparen, wie sprachliche Bilder. Wichtig ist, dass der Text ausgewogen ist, also mehrere Positionen zu einem Thema wieder gibt. Immer die Gegenseite befragen!

Nach dem Lehrbuch steigt der Bericht nachrichtlich ein. Das heißt mit einem Satz, in dem die wichtigsten W-Fragen für das Thema beantwortet werden. Im journalistischen Alltag steigen die meisten Autoren aber eher locker in den Bericht ein – die ersten Sätze verkaufen  nicht nur die „pure Nachricht“, sondern machen vor allem neugierig. In der Drohnen-Affäre, die derzeit unseren Verteidigungsminister umtreibt, heißt ein klassischer erster Meldungssatz etwa: „Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat den Vorwurf der Lüge in der Drohnen-Affäre zurückgewiesen.“ (Zeit online) Der Einsteig in den Bericht zum gleichen Thema in das Sächsischen Zeitung von Peter Heimann lautet: „Man sieht ihm den Ärger an. Thomas de Maiziere wurde gestern zu einer Art Selbstverteidigungsminister.“ Die Darstellungsform Bericht lässt also etwas mehr Spielraum, als die kleine strenge Schwester.     

Von Britta Veltzke

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„Zeitungmachen kann auch ruhig und entspannt sein“

Andrea_nVolontäre stellen sich vor: Andrea Schawe (29) ist seit Juni SZ-Volontärin. Vorher hat sie bereits in der Lokalredaktion in Dresden gearbeitet. Für die Ausbildung hat sie “ihren“ Stadtteil aufgegeben.

Klick gemacht hat es, … als ich 2004 zu Beginn meines ersten Praktikums bei der SZ die Lokalredaktion Pirna betreten habe. Die Hektik, das ständige Telefonklingeln und Redakteure, die wild durcheinander reden… Genau das wollte ich machen!

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht, dass … Zeitungmachen auch ruhig und entspannt sein kann. Nach über zwei Jahren tagesaktueller Produktion in der Lokalredaktion Dresden und als Verantwortliche für den Dresdner Westen ist das Arbeiten Ressort Leben & Stil etwas ganz anderes.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen, … wahrscheinlich hätte ich mich für Politik-Beratung entschieden… obwohl… nein. Es bleibt bei: mit Leib und Seele Journalistin.  

An diese Geschichte erinnere ich mich oft… unzählige! Das Gute an diesem Job ist, dass man an einem Tag so viele Geschichten erleben und Menschen treffen kann, dass einem ganz schwindlig wird. Ich stand auf der Bühne der Semperoper und durfte hinter die Kulisse gucken, habe am Steuer einer Straßenbahn gesessen und sie durch Gorbitz und Löbtau gelenkt und Leute auf der Straße danach gefragt, was sie von Körperbehaarung halten.

Ich bin Spezialistin für… alle Geschichten, die mit Sätzen wie  „Das wird schwierig, aber…“, „Das Thema ist heikel…“ und „Vielleicht findest du Jemanden, der…“ beginnen.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt… als ich schon als Praktikantin Verantwortung übernehmen durfte. Ich wurde gefördert, aber auch gefordert – man merkt ziemlich schnell, ob man bei der Zeitung richtig ist oder nicht.

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„In deutschen Städten fühle ich mich frei“

MélanieMélanie Gonzalez studiert Journalismus an der renommierten Pariser Universität Sorbonne. Als Praktikantin schreibt sie derzeit Artikel für die Lokalredaktion der Sächsischen Zeitung in Dresden. Auch in Zukunft möchte die 24-Jährige in Deutschland leben und arbeiten. Warum, erzählt sie uns im Interview.

Mélanie, du schreibst auf Französisch und Deutsch – welche ist die tollere Sprache?

Französisch. Aber einfach nur, weil ich mehr verstehe und mich besser ausdrücken kann. Im Deutschen bekomme ich noch nicht alle Feinheiten mit. Aber Deutsch ist für mich die schönste Fremdsprache, die es gibt.

Warum?

Es klingt sehr schön. Männlich irgendwie – wie eine Mischung aus Ernst und Melancholie. Wie ein starkes Gefühl. Als Frau gefällt mir das.

Was ist das Kniffligste an der deutschen Sprache?

Die Deklination. Die Fälle, also Akkusativ, Dativ, Genitiv und Nominativ. Ich muss auswendig lernen, wann es „den“ und wann es „dem guten Wein“ heißt. Das ist mühsam. Und natürlich die Artikel. Im Französischen gibt es nur „la“ und „le“, also „die“ und „der“. „Das“ ist für mich einfach immer noch komisch.

Welche Hilfsmittel nutzt du, wenn du Artikel für die Sächsische Zeitung schreibst?

Ich nutze zwei Online-Wörterbücher, die immer geöffnet sind, wenn ich schreibe. Und meinen kleinen Deklinationsspicker.

Hamburg, Berlin und Frankfurt sind in Deutschland die großen Medienstädte – warum hast du dich für Dresden entschieden?

Ich habe sechs Bewerbungen nach Deutschland geschickt und vier Zusagen in Köln, Leipzig, Berlin und Dresden bekommen. Insgesamt mache ich drei Praktika. Da habe mich für die drei Städte im Osten im entschieden.

Ach so, warum?

Ich habe zwei Jahre in Hamburg gelebt und wollte noch mal was Neues kennenzulernen. Aber da steckt auch noch eine kleine Anekdote hinter. Meine erste große Liebe, mit elf Jahren (lacht!), kam aus Dresden. Damit war die Stadt für mich immer ein bisschen mysteriös. Ich wollte Dresden dann selbst gern kennenlernen. Der Hauptgrund war letztlich aber, dass ich gehört habe, dass man als Praktikantin hier, bei der Sächsischen Zeitung, viel lernen kann. Und das stimmt auch. Ich werde gut betreut und habe viel zu tun.

Wenn du die Sächsische Zeitung mit den Zeitungen in Frankreich vergleichst – wo liegen die Unterschiede?

Die Lokalzeitungen in Deutschland sind erfolgreicher. Oder sagen wir etablierter. Hier in der Region ist die Sächsische Zeitung das wichtigste Blatt. In Frankreich ist die Lokalpresse nicht so beliebt. Dort sind die großen nationalen Zeitungen, wie Le Monde, Libération oder Le Figaro bedeutender.

Der klassische Printjournalismus ist im Wandel: Auflagen sinken, Inhalte wandern ins Internet ab. Welche Antworten hat man darauf in Frankreich?

Mehr Lokales lautet die Antwort darauf. Die Nachrichten aus der Region findet man nicht im Internet. Wenn die Presse überleben will, muss sie sich aufs Lokale fokussieren.

Also ähnlich wie in Deutschland. Du studierst deutsch-französischen Journalismus in Paris. Woher kommt dein Interesse für Deutschland?

Meine Mutter hat selbst als junge Frau einige Zeit in Deutschland gelebt. Sie hat das Interesse für das Land an mich weitergegeben. Ich erinnere mich genau an die erste Reise nach Deutschland, als ich elf Jahre alt war. Damals sind wir nach Nürnberg gefahren. Seit meinem ersten Besuch in Deutschland bin ich jedes Jahr mindestens ein Mal nach Deutschland gekommen.

Was gefällt dir hier?

Mir gefällt die Stimmung. Die Leute nutzen die vielen Parks, die es in den Städten gibt. Sie grillen dort, spielen oder machen einfach nichts. In Frankreich sind die Städte stressiger, eng. Paris ist zwar schön, aber ich bin lieber in Hamburg oder Dresden. In deutschen Städten fühle ich mich frei.

Gibt es etwas, was du in Deutschland eigenartig findest?

Manche Deutsche lassen den Schaum nach dem Spülen am Geschirr. Das finde ich komisch. Hmmh, was noch? In einem Bett für zwei, also für ein Paar, gibt es immer zwei Bettdecken. In Frankreich gibt es immer nur eine große Decke. Blöd nur, wenn einer daran zieht.

In welchem der beiden Länder möchtest du einmal leben?

Ich will auf jeden Fall in Deutschland leben. Am liebsten in Hamburg. Ich vermisse zwar mein Dorf Nandax in der Nähe von Lyon und meine Familie, aber ich kann es mir nicht vorstellen in Frankreich zu arbeiten. Ich denke das kommt daher, dass ich in Deutschland erwachsen geworden bin. Hier habe ich angefangen zu arbeiten.

Die Fragen stellte Britta Veltzke

Info I: Mélanie Gonzalez ist Stipendiatin der Robert-Bosch-Stiftung. Die Stiftung bietet ein Austauschprogramm für deutsche und französische Nachwuchsjournalisten an. Bewerben können sich dafür Berufsanfänger und Journalisten in Ausbildung mit guten Französischkenntnissen.

http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/5980.asp

Info II: Mélanie bloggt auch http://klecksandthecities.wordpress.com

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Schreibwerkstatt I – Die Meldung

CameraZOOM-20130524130942691Was macht eigentlich eine gute Reportage aus? Wie schreib ich eine knackige Meldung? Und was war noch einmal ein Feature? In unserer neuen Serie „Schreibwerkstatt“ wollen wir euch beibringen, worauf es bei den verschiedenen journalistischen Darstellungsformen ankommt. Teil I: Die Meldung.

Die Meldung, genauer gesagt die Agentur- oder Zeitungsmeldung, ist die kürzeste aller journalistischen Darstellungsformen – und sie kommt sehr häufig vor. Man findet sie überall. Egal ob im Politikressort oder im Sport, im Feuilleton und in der Wirtschaft. Meldungen schreiben gehört also zum wichtigsten Handwerkszeug eines Journalisten.

Ziel der Meldung ist es, zu informieren – kurz und knapp, sachlich und ausgewogen. Sie verzichtet auf schmückendes Beiwerk und blumige Sprache. Die Maxime lautet:  „KISS“ – keep it short and simple.

Jedoch müssen Meldungen auch ausreichend Hintergrund und Beschreibung enthalten, damit der Leser alles verstehen und einordnen kann. Als Journalist kann man sich an den sogenannten sieben  W-Fragen orientieren – auch wenn diese nicht immer alle zwingend in einer Meldung beantwortet werden müssen. Die sieben W-Fragen lauten:

Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? Woher? (Quelle)

  • Ein Beispiel: Madrid. Trainer José Mourinho verlässt Real Madrid zum Saisonende. Das verkündete Präsident Florentino Pérez am Abend bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Mourinho hatte den spanischen Fußball-Rekordmeister knapp drei Jahre lang trainiert. Der 50-jährige Portugiese verpasste in dieser Saison die Titelverteidigung in Spanien und scheiterte das dritte Mal in Serie im Halbfinale der Champions League. Spanischen Medienberichten zufolge könnte er zu seinem Ex-Verein Chelsea nach London wechseln. (dpa) 20.05.2013 20:20 Uhr

 

Die klassische Meldung folgt einem strengen Aufbau. Sie beginnt mit dem „Lead“ oder „Leadsatz“. In unserem Beispiel „Trainer José Mourinho verlässt Real Madrid zum Saisonende.“ Er enthält die wichtigste und neuste Information. Oft ist es überhaupt nicht so einfach, den Kern einer Nachricht zu erkennen. Dann hilft oft der sogenannte Küchenzuruf. Der erste Satz ist besonders wichtig, da Leser schon nach wenigen Sekunden entscheiden, ob eine Meldung interessant ist.

Trotz seiner Kürze von höchstens 20 Wörtern beantwortet der Leadsatz mindestens die Frage nach dem „Was?“, in den meisten Fällen auch die Frage nach dem „Wer?“ ( José Mourinho). Ist zum Beispiel der Zeitpunkt eines Geschehens besonders wichtig, muss auch die Frage nach dem Wann? beantwortet werden.

Wichtig: Der Leadsatz sollte möglichst im Präsens geschrieben und aktiv (statt passiv) sein, so erhält er mehr Spannung und Tempo. Lässt sich die Vergangenheitsform nicht vermeiden, so muss der Lead im Perfekt stehen. Nicht im Imperfekt (ist gegangen, statt ging)!

Der zweite Satz, manchmal auch Detailabsatz genannt, erläutert den Leadsatz und führt ihn weiter. Spätestens hier folgt die Nennung der Quelle, also etwa die Polizei oder wie in unserem Beispiel Real-Präsident Florentino Pérez. Dafür nutzt man in der Regel das Imperfekt.

Es folgen einer oder mehrere Hintergrundsätze, die die Neuigkeiten in einen größeren Zusammenhang einordnen, damit der Leser alle wichtigen Zusammenhänge versteht. Sie beantworten so quasi die Frage nach dem Warum?.

Der letzte Satz gibt hingegen einen Ausblick auf die Zukunft oder auf die Frage „Wie geht es weiter“. Er wird deswegen auch Zukunftssatz genannt.

Fertig ist die klassische Agenturmeldung.

Von Marco Henkel

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Hamburg, meine Perle

Hamburg. Tor zur Welt, zweitschönste Stadt an der Elbe – nach Dresden natürlich – und für einen Monat die Heimat von fünf Volontären und freien Mitarbeitern der Sächsischen Zeitung und der Morgenpost. Ein kurzer Bericht über vier anstrengende, spannende, aber auch lustige Wochen an der Henri-Nannen-Schule.

Wenn es so etwas wie eine Elite-Schule für junge Journalisten in Deutschland gibt, dann ist es die Henri-Nannen-Schule (HNS) in Hamburg. Aus tausenden Bewerbern siebt eine Jury, bestehend aus bekannten Journalisten, in einem harten Auswahlverfahren die 20 Besten heraus. Die lernen dann in 18 Monaten alles, was man als guter Journalist können muss. Und zwar unter dem Motto: „Qualität kommt von Qual“. Dieser Spruch, des ehemaligen Schulleiters Wolf Schneider, ist auf einem Schild im Seminarraum für alle gut sichtbar angebracht. Doch die Qualen lohnen sich. Absolventen der HNS landen nach Abschluss beispielweise bei Spiegel, Stern, Zeit oder Geo.

Es ist also schon fast eine Ehre, hier Lernen zu dürfen – auch wenn es nur für vier Wochen ist. Dass in diesem Monat kaum Langeweile aufkommen wird, war mir spätestens beim ersten Blick auf den prall gefüllten Stundenplan klar. Unterricht in Recherche, Meldungen, Reportagen und Interviews – all das und vieles mehr erwartete mich und meine Kollegen – ein wild zusammengewürfelter Haufen aus Volontären, Freien und Redakteuren von „SZ“, „Morgenpost“, „Spiegel Online“, „Impulse“, „Gala“, „11 Freunde“ und sechs Austauschschüler aus der Schweiz.

Tagsüber lernten wir, worauf es bei einer/einem guten Meldung/ Reportage/ Interview/ Rezension/ Überschrift ankommt, brüteten über eigenen Texten und diskutierten über die aktuellen Nachrichten. Wir lachten über unsere missglückten Schreibversuche und kritisierten oder lobten die unserer Mitschüler. Abends jubelten wir den deutschen Mannschaften in der Champions League zu, schauten gemeinsam Tatort oder erkundeten Hamburg. So wurde aus dem zusammengewürfelten Haufen, schnell eine eingespielte Truppe, die diesen Monat und das in dieser Zeit Gelernte bestimmt nicht so schnell vergessen wird.

von Marco Henkel

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Die Journalisten von morgen

Bild zu Bautzen(Frances)Seit knapp einem Jahr treffen sich in der SZ-Lokalredaktion Bautzen jeden Donnerstag acht Schüler. Sie haben auch genaue Vorstellungen, worüber sie berichten wollen.

Die aktuelle Ausgabe der Sächsischen Zeitung liegt in der Mitte des Tisches. Es wird gelesen, geschrieben, aber vor allem wird viel gelacht. Die Atmosphäre ist locker. So sieht ein typischer Nachmittag bei der Schüler-SZ in der Lokalredaktion Bautzen aus. „Bei uns ist es immer lustig und wir haben alle Spaß am Schreiben“, sagt die 15-jährige Gymnasiastin Nadin.

Seit etwa einem Jahr treffen sich die acht Schülerinnen und Schüler einmal in der Woche, um gemeinsam Zeitung zu machen. „Wir üben ganz unterschiedliche Dinge. Zum Beispiel schreiben wir kleine Geschichten, um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen. Das ist wichtig“, erklärt Miriam Schönbach. Sie selbst ist als freie Journalistin für die SZ tätig und steht den Jugendlichen bei Fragen zur Seite. Besonders gern erinnern die sich an die vielen Geschichten, denen sie schon nachgegangen sind. „Wir haben mal einen Artikel über Geocaching geschrieben. Das ist wie eine Art elektronische Schnitzeljagd. Das hat Spaß gemacht“, sagt die 18-jährige Josephin. Auch ein Interview mit dem Landrat Michael Harig haben einige der Schüler schon geführt. „Das war schon spannend. Es ging darum, ob man aus der Oberlausitz wegziehen oder doch bleiben sollte. Wir haben uns richtig damit auseinandergesetzt“, sagt die 18-jährige Abiturientin Jule. Sie ist an ihrer Schule bei der Schülerzeitung sogar Chefredakteurin. „Ich will, dass die Menschen mitdenken und sich engagieren. Es wäre toll, wenn ich durch meine Artikel auch etwas in der Gesellschaft bewegen könnte“, sagt sie.

Aber Jule ist nicht die einzige, die schon erste journalistische Erfahrungen sammeln konnte. Nadin hat bereits Artikel für die SZ geschrieben. Die 15-jährige Teresa ist ebenfalls an ihrer Schule die Chefredakteurin der Schülerzeitung. Und der 16-jährige Max aus Radibor, der der einzige Junge in der Gruppe ist, hat auch schon öfter für die sorbische Zeitung Texte verfasst.

Besonders wichtig sind den Jugendlichen dabei Themen, die sie selbst interessieren. „Ich finde es toll, über interessante Menschen zu schreiben“, sagt die 17-jährige Sophia. „Auch Kultur ist wichtig. Zum Beispiel mal eine lokale Band vorstellen. Da gibt es schon viele, die gut sind“, ergänzt Jule. Ihre Ideen können sie zum Teil in den aktuellen Ausgaben der SZ umsetzen. Denn die Schüler schreiben jede Woche die Veranstaltungstipps für die Lokalausgabe Bautzen. Und auch andere Artikel von ihnen erscheinen regelmäßig in der SZ. Zum Beispiel berichtete Max über eine Schülerin aus Jessen in Sachsen-Anhalt, die ihr „Auslandsjahr“ am Sorbischen Gymnasium macht.

Worauf die Jugendlichen bei ihren Texten achten müssen, erklärt ihnen Miriam Schönbach. „Wir besprechen vorher, welche Fragen man stellen könnte und gehen die Artikel auch noch mal gemeinsam durch, wenn sie fertig sind“, sagt sie. Die Journalistin findet das Engagement ihrer Schüler toll. „Ich ziehe meinen Hut davor, dass wirklich alle jede Woche hier auftauchen. Denn sie haben auch viele andere Verpflichtungen. Das zeigt, wie ernst sie die ganze Sache nehmen“, sagt sie.

Jule und Sophia haben gleich eine Erklärung dafür. „Wir sind hier mit Leuten zusammen, die genauso gern schreiben wie wir. Die hätten wir vielleicht so nie getroffen. Man lernt viel voneinander und wir alle kennen uns schon richtig gut. Gehen auch mal zusammen Eis essen“, sagen die beiden. Und in einem Punkt sind sich fast alle einig. Sie wollen später als Journalisten arbeiten. Von Frances Scholz