Volontäre stellen sich vor: Anna Hoben (28) hat schon als Kind das Schreiben für sich entdeckt. Und wäre dennoch fast Lehrerin geworden.
Klick gemacht hat es…
als ich mit elf meinen ersten Artikel in der Hand hielt. Meine Heimatzeitung, die Schwäbische Zeitung, hatte beim Kulturufer-Festival in Friedrichshafen einen journalistischen Workshop für Kinder veranstaltet. Stift und Schreibblock in die Hand und losgeflitzt: zu den Künstlern hinter der Bühne, zu den Köchen im Esszelt, zu den Besuchern auf der Straße. Ich merkte: Als Reporter durfte man mehr. Und man sah mehr. Außerdem machte das Schreiben Spaß. Und am Ende stand mein Name drunter! Nach dem Abitur fing ich als Praktikantin bei der Schwäbischen Zeitung an und machte als freie Mitarbeiterin weiter.
Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht…
dass ich Sächsisch mal besser finden würde als Schwäbisch.
Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen…
dass ich im Jahr 2012 als Deutsch- und Englischlehrerin mit Fünftklässlern Genitiv und Dativ üben und mit Zwölftklässlern Schiller und Kafka lesen würde. Oder ich würde als Promotionsstudentin in einem muffigen Büro an der Uni sitzen, lesen, lesen, lesen – und dann einen ziemlich langen Artikel schreiben. In Konstanz am Bodensee habe ich Germanistik, Anglistik und Amerikanistik studiert, fürs Lehramt an Gymnasien. Das war aber immer nur Plan B. Plan A war schließlich, Journalistin zu werden. Deshalb habe ich parallel zu meinem Studium an der Münchner Journalistenschule ifp eine journalistische Ausbildung absolviert, mit Praktikumsstationen beim Kölner Stadt-Anzeiger, bei der Sächsischen Zeitung, beim NDR und ZDF. 2008 ging ich für ein Jahr in die USA und studierte in Yale African American Studies, während Obama seinen ersten Wahlkampf betrieb. Nach dem Examen bewarb ich mich bei der Sächsischen Zeitung um ein Volontariat – und entschied mich für ein Leben mit Journalismus.
Ich bin Spezialist für…
Reportagen, Porträts, Gesellschafts- und Kulturthemen.
An die Geschichte erinnere ich mich oft…
als ich für eine Reportage über das Wave Gotik Festival in Leipzig Protagonisten suchte. Jedes Jahr zu Pfingsten ist die Stadt Treffpunkt und Laufsteg für die Schwarze Szene, die inzwischen ziemlich bunt ist. Ich traf ein Pärchen aus Nürnberg, das für jeden der vier Festivaltage ein anderes Kostüm dabei hatte, alles selbst geschneidert und gebastelt. Ich begleitete sie fast rund um die Uhr und durfte zusehen, wie sie sich stylten: für ihre Premiere im Latex-Outfit. Das Anziehen und Schminken dauerte zweieinhalb Stunden – und war noch interessanter als das anschließende Schaulaufen. Immer wieder sehe ich außerdem die Gesichter der Asylbewerber vor mir, über die ich in Pirna eine Serie geschrieben habe, und frage mich, was aus ihnen geworden ist.
Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt…
als ich 2007 ein Praktikum im Kulturressort machte. Ich bekam Verantwortung, Förderung und die Freiheit, mich auszuprobieren. Als ich vier Jahre später fürs Volontariat nach Dresden zog, war das auch eine Bauchentscheidung – die richtige.