Erfahrungsbericht

Was bleibt von Olympia (wenn man keinen Sport verfolgt)?

Die Olympischen Spiele in Paris gehen auf das Ende zu. Es gab allerhand Medaillen, aber auch abseits des Sports immer wieder neue Eindrücke, Aufreger und Geschichten, die einige Medaillenträger überdauern werden. Was bleibt also hängen, wenn man gar keinen Sport verfolgt?

Seit dem 26. Juli finden in (mehr oder weniger) Paris die Olympischen Spiele statt. Wer bisher welche Medaillen wofür geholt hat, weiß ich nicht. Allerdings sind die folgenden Dinge hängengeblieben:

Eröffnungsfeier = Gotteslästerei?

Direkt nach der Eröffnungsfeier gab es schon den ersten Diskussionspunkt. Ist denn nun das Endbild der Feier eine Nachahmung des Abendmahls? Ich habe die Feier nicht geschaut, bis zu dem Freitag gar nicht auf dem Schirm gehabt, dass es überhaupt schon so weit ist. Die Nachrichten am nächsten Tag, dass sich Kirchenoberhäupter und Politiker darüber aufregen, hat mich jedoch neugierig gemacht. In verschiedenen YouTube-Videos kann man sich die Szene noch mal ansehen. An das Abendmahl von Leonardo da Vinci erinnert es mich allerdings nicht, eher an die Mottowoche nach dem Abi. In einem offiziellen Statement hieß es dann, es soll an das Fest der Götter von Jan Hermans erinnern. Das hat zumindest mehr Ähnlichkeit. Das einzige, was aber bis heute wirklich hängen geblieben ist, ist doch die Frage: Wer ist eigentlich der komplett blau angemalte Mann im Vordergrund, ist er wirklich nackt und was hat er für diesen Auftritt bekommen?

Screenshot aus einem YouTube Video: Wer ist denn der blaue Typ eigentlich?

Simone Biles ist zurück

Turnierin Simone Biles war schon vor vier Jahren, während der Olympischen Spiele in Tokio ein Thema. Jetzt ist sie wieder da und wird in den sozialen Medien gefeiert. Sogar mehrere Turnübungen wurden nach ihr benannt. So gibt es Biles I und Biles II, wie genau die aber aussehen, weiß ich nicht. Genauso wenig weiß ich, wie viele Medaillen sie jetzt eigentlich gewonnen hat und wofür – nur, dass es überaus viele sind. In Tokio ist sie damals wegen mentalen Problemen vom Turnier zurückgetreten, jetzt strahlt sie wieder wie zuvor. Hängen geblieben ist mir, dass sie gleich nach ihrem Sieg ihren Psychologen angerufen hat – coole Sache mit der Zeitverschiebung. Außerdem wird sie wohl als älteste Turnerin gehandelt, mit gerade 27 Jahren. So alt bin ich auch… und jetzt fühle ich mich noch älter.

Norweger liebt Muffins

Er ist nahezu täglich auf meiner FYP bei Instagram und trotzdem habe ich eigentlich keine Ahnung, wer genau er ist. Aber ich weiß: Er kommt aus Norwegen und liebt die Schokoladenmuffins aus dem Olympia-Dorf. Nach kurzer Googlesuche findet man ihn dann doch schnell, denn er ist der „Muffinman von Olympia“. Sein Name ist Henrik Christiansen und er ist Schwimmer. Wie gut er darin ist und ob er eine Medaille gewonnen hat, weiß ich nicht. Ich schaue mir, wenn nur die Videos über die Schokomuffins an und manchmal würde ich auch gern so einen essen.

Bodyshaming und Bodypositivity

Es gibt da aber noch jemanden, der meine FYP schwemmt und das ist US-Rugby-Spielerin Ilona Maher. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ihre Art, mit Bodyshaming umzugehen. Und ihre klare Botschaft: Jeder Körpertyp macht bei Olympia mit. Soweit ich weiß, gewann das US-Frauen-Rugby-Team auch eine Medaille, aber nagelt mich da nicht fest.

Boxer oder Boxerin

Ein Thema, dem ich mich eigentlich nicht widmen wollte und trotzdem bleibt es natürlich hängen, ist die Diskussion um die Boxerinnen, die als „zu männlich“ betitelt wurden. Vielleicht ist es hier die falsche Stelle, um dieses Thema noch einmal aufzurollen, aber die Diskussion wird bleiben… Deswegen noch mal zu den Fakten: Die algerische Boxerin Imane Khelif und die taiwanesische Boxerin Lin Yu-Ting seien beide „zu männlich“ für den Boxkampf der Frauen. Deswegen wurden beide vom Internationalen Boxverband IBA disqualifiziert. Die IBA teilte mit, sie seien durch einen nicht näher spezifizierten Geschlechtstest gefallen. Ein Test, bei dem die Testosteronwerte gemessen werden. Blödsinn, sagen die einen. Richtig so, die anderen. Fakt ist aber, dass beide als Frauen geboren und aufgewachsen sind. Also nicht, wie viele behaupten, als Transpersonen am Wettkampf teilnehmen. Dazu kommt außerdem, dass Khelif auch in einem Land lebt, wo Homosexualität mit hohen Gefängnisstrafen einhergeht und alle, die der LGBTQ+-Community angehören verfolgt werden. Mal ganz zu schweigen davon, dass die IBA selbst seit 2019 suspendiert ist, wegen Korruption in der Verbandsführung, intransparenter Finanzen und vor allem grassierender Manipulationsfälle bei Kampfrichtern. 

Also noch mal kurz für alle Schwurbler: Es sind zwei Frauen. Testosteronschwankungen sind normal. Es sind keine Transpersonen. Danke und aus.

Olympia, olympische Spiele, Olympiade – was denn nun?

Nach jetzt gut zwei Wochen Olympische Spiele ist mir auch langsam klar geworden, wie es denn nun richtig heißt. Denn die drei Bezeichnungen „Olympia“, „olympische Spiele“ und „Olympiade“ sind keine Synonyme, obwohl sie oft so genutzt werden. Die Sportveranstaltung, die gerade stattfindet, heißt „Olympische Spiele“. Der Ort in Griechenland, wo die Aktion herkommt, heißt Olympia und liegt übrigens im Nordwesten der Halbinsel Peloponnes. Und die Olympiade ist seit der griechischen Antike die gebräuchliche Zeiteinheit, die das vierjährige Intervall zwischen zwei Olympischen Spielen bezeichnet. (Bildungsauftrag erfüllt)

Olympia in Griechenland – sollte man mal Urlaub machen.

…und dann wäre da noch Snoop Dog

Was bei dem eigentlich genau abgeht, weiß ich leider auch nicht. Aber er trägt gern die Fotos von US-Athleten auf dem Shirt und verteilt eigens designte Pins, auf denen er beim Kiffen zu sehen ist – die Rauchringe in den Farben der Olympischen Spiele. Cooler Dude, sage ich da nur. Aber warum ist er eigentlich da?