Erfahrungsbericht

Was machen eigentlich „Die Mehrwertmacher“?

Mehrwertmacher – was machen die denn für einen Mehrwert? Was ist der Job und warum sitzen sie gerade bei uns im Haus der Presse? Ein Erfahrungsbericht von Viktoria und Annemarie.

Sie haben ein hellblaues Logo und ihr Büro liegt ganz oben im Haus der Presse, mit   einem   wunderschönen   Blick   auf   den   Dresdener   Zwinger.   Ehrlich gesagt war das vor unserer Station im Januar das Erste, was uns zu den „Mehrwertmachern“   einfiel. Wir wussten auch, dass sie andere Medienhäuser beraten. Aber wie genau das funktioniert…?

Auf jeden Fall spielt die Messmethode Lesewert dabei eine ganz wichtige Rolle. Mit einem Scanstift, der aussieht wie ein großer Textmarker, lesen Testpersonen den Text. Sie erfassen mit dem Stift die Zeile, an der sie aufgehört haben, einen Artikel zu lesen. So zeigt der Lesewert nicht nur, in welche Artikel die Leserinnen und Leser einsteigen, sondern auch sehr genau, wie weit sie diese Artikel gelesen haben. Die Scandaten werden für die Redaktion in „Lesewerte“ übersetzt. Daraus lässt sich erkennen, wie   erfolgreich ein Artikel ist. Über mehrere Ausgaben zeichnet sich ab, welche Themen und Formate gut bei den Lesern ankommen und welche nicht.

Im Januar konnte ich (Viktoria) an der Auswertung der „Badische Neueste Nachrichten“ mitarbeiten. Den Sport- und den Kulturteil dieser Karlsruher Zeitung habe ich genau unter die Lupe genommen. Es war sehr spannend in den vier Wochen zu erleben, wie andere Zeitungen arbeiten, auf welche Themen sie ihren Fokus legen und wie das von den Lesern aufgenommen wird. 

Im April haben die Mehrwertmacher drei Schweizer Tageszeitungen gecoacht und dabei durfte ich (Annemarie) zusehen und den Redaktionscoach Julia helfen. Und was dort in der Südostschweiz abging, war doch interessant und mitunter sogar amüsant. In Glarus haben Menschen für den „Schlafzimmerblick“ den Glarner Nachrichten einen Blick in ihr Schlafzimmer gewährt. Den Beginn der   Serie machte ein Pfarrer (mit Teddysammlung). Und in Graubünden sorgte der entflogene Zirkuspapagei Ole für eine Menge Artikel. Ein Thema weiterzudrehen und damit eine Themenkarriere zu starten, ist eins der Erfolgsrezepte, zu dem die Mehrwertmacher raten. Auch Umfragen stehen bei ihnen auf dem Programm.

Ich war auch dabei, als der Sachsenkompass finalisiert wurde. Wie blicken die Sachsen auf ihr Bundesland? Das sollte ein Fragebogen herausfinden. Auch der Bildungskompass wurde in dieser Zeit erstellt. Das bedeutete jede Menge Fragen überlegen. Kontroverse Themen wie Migrationspolitik von   allen Seiten beleuchten, und sie dann wieder auf eine überschaubare Anzahl an Antworten herunterbrechen. Knackig, verständlich und so, dass sich alle Sachsen irgendwo darin wiederfinden.   Gar nicht so einfach und doch ziemlich cool, weil ich auch meinen Senf dazugeben durfte.

Auch die eigenen Redakteure im Haus der Presse werden von den Mehrwertmachern gecoacht. Für das User Needs Training habe ich (Viktoria) PowerPoint-Präsentationen vorbereitet. Und für unser Wasserprojekt hat uns Christoph Knoop sogar mit einer Excel-Schulung wichtige Skills vermittelt (und ein bisschen auch gequält). 

Im Volo einen Monat lang keinen Artikel zu schreiben, hat uns beide zu Beginn erstmal stutzig gemacht. Aber im Nachhinein hat uns die Zeit bei den Mehrwertmachern super viel gebracht (und zwar   nicht nur den orangen Lesewert-Kaffeebecher, den es zum Abschied gab). Wie tickt der Leser? Wo springt er ab? Und wie können wir das verhindern?

Wenn wir jetzt einen Text schreiben, dann mit diesen Fragen im Hinterkopf.

Ein Text von Viktoria Langenhuizen und Annemarie Banek