Erfahrungsbericht

Kommt Qualität wirklich von Qual?

So ist es zumindest auf einem Schild in der bekannten Henri-Nannen-Schule zu lesen? Angelina hat im Herbst zwei Monate die Journalistenschule besucht und findet, dass das so definitiv nicht stimmt.

Fast alle, die sich für Journalismus interessieren, kennen sie. Um die Henri-Nannen-Schule in Hamburg ranken sich Mythen und Gerüchte. Diese drehen sich vor allem darum, wie hart die Kurse, wie streng die Lehrenden und wie elitär die Absolvent*innen sein sollen. 

Wie alle Volontär*innen, wurde auch ich von der SZ nach Hamburg in genau diese Einrichtung geschickt. Ich hatte also die „Ehre“, eine der bekanntesten deutschen Journalistenschulen von innen zu sehen. Und was soll ich sagen, ich hatte eine gute Zeit. All die Sorgen, die ich zuvor gehegt hatte, sollten sich als unbegründet herausstellen.

Die Lehrenden waren zwar manchmal streng und die Tage lang, aber ich habe genau deshalb eine Menge gelernt. Allerdings nicht nur, wie man schnell gute Nachrichten schreibt, Menschen authentisch porträtiert oder klug argumentierte Kommentare schreibt, sondern noch vieles mehr. Zum Beispiel, dass es sich manchmal lohnt, für seine Meinung einzustehen. Auch vor viel erfahreneren Journalist*innen. Weil es oft eben doch wichtig ist, aus seiner eigenen Perspektive auf Themen zu blicken. Es gibt zudem oft kein richtig oder falsch. 

Außerdem sind die Kurse an der Henri-Nannen-Schule mittlerweile super multimedial ausgerichtet. Meine Dozent*innen haben mir also nicht nur das Schreiben beigebracht, sondern auch, wie mir das Internet fast alles verrät oder wie ich am Smartphone kurze Beiträge filmen und schneiden kann. Besonders hat mich dabei gefreut, dass neben vielen alten weißen und weisen Männern auch immer mehr junge Journalistinnen an der Schule unterrichten. Vorbilder sind einfach wichtig, selbst, wenn man schon längst erwachsen ist. 

Meine Übungsreportage habe ich übrigens nach allen Regeln der Kunst vermasselt. Mein Protagonist war ein homosexueller Geflüchteter, der sich in Ostdeutschland nicht so wirklich wohl fühlte. Meine Dozentin meinte bei der Besprechung zu mir, dass ich mein Thema so unglücklich gewählt hätte, dass es unmöglich sei, einen guten Text zu liefern. Vielleicht hätte ich eine meiner Reportage-Ideen also besser nicht an meinen Mitbewohner abgeben sollen. Er hatte sich für seinen Text zum ersten Mal die Brust waxen lassen und einen Erfahrungsbericht geschrieben, der wirklich unterhaltsam war. Andererseits wären mir so viel Schadenfreude und eine wichtige Lektion verwehrt geblieben: Eine Reportage braucht Bewegung. Die Handlung muss fließen, wie ein Fluss. Die Einsamkeit meines Protagonisten war eher ein trauriger See. Außerdem habe ich leider nicht wirklich viele Brusthaare. 

Im Übrigen hat nicht nur mein Mitbewohner von meinen offenbar sadistischen Ideen profitiert, sondern auch ich von all den anderen Schüler*innen. Denn wir alle hatten unterschiedliche Interessen und Lebensläufe und konnten eine Menge voneinander lernen. Im Februar werde ich das nächste Mal in Hamburg sein. Und auch wenn ich Dresden und die Arbeit bei der SZ liebe, freue ich mich schon jetzt darauf.

Erfahrungsbericht

Fridays for Praktikum

Die 16-jährige Cosima Schalk hat sieben Wochen Praktikum in der Stadtredaktion gemacht. Aus der Waldorfschule in die Stadtredaktion – hier schildert sie ihre Eindrücke.

Warum ein Praktikum bei der Lokalzeitung?
Schon seit ein paar Jahren konnte ich mir Journalismus als zukünftige Berufsrichtung vorstellen. Als das erste Mal die Zeit kam, von der Schule aus ein Praktikum zu machen, hatte ich aber gerade andere Pläne im Kopf. Zum Beispiel im Zoo oder in der Apotheke zu arbeiten. Jetzt, in der elften Klasse, wollte ich dann unbedingt zur Zeitung.

Was hat mich überrascht?
Ich wusste nicht, dass man als 16 Jährige Schülerin ohne Kenntnisse des Journalismus in der Redaktion überhaupt mehr als Zeitungen sortieren darf! Doch ich konnte Artikel schreiben, Menschen und Firmeninhaber interviewen und die Vielfalt des Journalismus richtig kennenlernen. Mich überraschte es, wie bereitwillig Menschen mit Fremden über persönliche Themen reden. Manchmal war ich so im Gespräch drin, dass ich die Zeit einfach vergaß.

Was hat mir Spaß gemacht?
In den ersten paar Tagen brauchte ich viel Mut, um die Sache richtig an mich zu reißen. Alleine an fremde Orte zu fahren, um fremde Menschen und ihre Arbeit kennen zu lernen war für mich neu, doch dabei wurden mir so viele Türen geöffnet: das Klärwerk, die Wildvogelauffangstation und den Dresdner Zoo zu besuchen waren unter anderem die Highlights aus den sieben Wochen. Das Praktikum ließ mich auch in so viele andere Jobs reinschauen.
Während ich meine ersten Notizen zu Berichten verfasste, dachte ich noch, dass jeder Mitarbeiter hier Wochen für einen Bericht braucht. Doch bald wurde mir klar, dass die Mitarbeiter pro Tag mehrere Berichte veröffentlichen und ich mir einfach zu viel Zeit ließ. Ich machte mir immer Gedanken, wie ich meine Sätze formulieren soll und wie sie am professionellsten klingen, doch im Endeffekt leben wir im Jetzt und nicht im 19. Jahrhundert.

Was werde ich mitnehmen?
Am Ende dieser kurzen Zeit werde ich diese Dinge mitnehmen: Wichtige Infos aufgreifen und merken, mit Leuten kommunizieren können und respektvoll seine eigene Meinung in die Welt zu setzen, das gehört alles dazu. Die Erfahrungen bestätigten meine Vorstellungen von der Arbeit und ich hoffe, ich kann in naher Zukunft weitere Zeit bei der SZ verbringen. 

Foto: Martin von Creytz/privat

Anmerkung: Wir bekommen oft Anfragen von Schüler*innen wegen Praktika. Darüber freuen wir uns, doch sind die Zeiten von zwei Wochen oft zu kurz, um euch wirklich etwas beizubringen. Im Falle von Cosima waren es sieben Wochen – und das für sie und für uns ein Glücksfall.

Erfahrungsbericht

Locked down in Görliwood

Max hat die Corona-Ausgangsbeschränkungen in einem Görlitzer Hausprojekt verbracht. Von Planlosigkeit, Bundespolizei und rechtsradikalen Pizzabäckern.

Die Stipo ist die Stille Post, ein Hausprojekt mitten in Görlitz. Eine alte Villa, kurz vor dem Abriss, um dem geplanten Kaufhaus-Projekt zu weichen (es soll ohne Witz ein Parkhaus hin – kannste dir nicht ausdenken). Fünf Leute, ein Hund und ich. Mein Zimmer eine Pritsche und ein Kohleofen, eine alte Kommode, ein aus Bierkästen und einem Brett gebauter Schreibtisch. Dafür gutes Internet. Das war auch entscheidend, weil Homeoffice. Gleichzeitig beschloss das Haus im Plenum, dass es solidarisch ist, sich an die Kontaktbeschränkungen zu halten. Jackpot.

Persönlich war es natürlich eine Wucht. Ich habe die Leute im Haus in den Wochen kennen und schätzen gelernt, sie waren so überhaupt nicht, wie man sich Görlitz vorstellt. Nur das Grillen im Garten geriet aus lauter Panik vor der Polizei zum Nervenkitzel. Seit dem Schließen der polnischen Grenze hatten die freie Kapazitäten (O-Ton Polizeisprecher) und waren deswegen fleißig mit Kontrollen beschäftigt. Im Minutentakt fuhren die Autos durch Görlitz, es war bizarr.

Was zur großen Herausforderung geriet, war der Journalismus. In eine fremde Stadt zu kommen und aus dem Nichts Themen zu finden, ist schon so ein Ding der Unmöglichkeit. Meine Strategie ist dann meistens, durch die Stadt zu laufen und Themen zu „suchen.“ Mit Ausgangsbeschränkung schwierig. Also verbrachte ich Stunden damit, auf dem Hausdach zu liegen, in den Himmel zu starren und mir interessante Fragen über Görlitz aus dem Hirn zu saugen. Gute Übung. Aber verdammt anstrengend.

Dazu noch die alles erstickende Monothematik. War es am Anfang noch faszinierend, jedem Hinweis auf das Virus nachzugehen, wurde es nach einigen Woche zäh wie Kaugummi. Es passierte ja nichts. Und die fünfhundertste Story zu schreiben, wie Gastronom XY jetzt leidet? Wer liest sowas? Da war der Pizzabäcker, der wegen Corona (an das er nicht glaubt, alles gesteuert) seinen Lieferando-Vertrag gekündigt hat, noch eine willkommende Abwechslung. Das Gespräch war zwar etwas unangenehm (AfD yay, Geflüchtete ney, alle anderen korrupt), aber immerhin etwas.

Doch gerade wegen dieser intensiven Zeit, war der Abschied aus Görlitz echt schwer. Und obwohl ich am Anfang gar nicht dorthin wollte, hab ich im Zug zurück nach Hause nicht nur eine Träne verdrückt. Görlitz ist eine faszinierende Stadt. Echt jetzt.

Erfahrungsbericht

Der Oscar im Monat

Theorie und Praxis sind selten einer Meinung. Das müssen auch angehende Journalist*innen lernen. Es ist doch so: Eigentlich will man die großen Themen bearbeiten, wegweisende Essays verfassen und Reportagen schreiben, die Leser*innen die Tränen in die Augen treiben. Was ich lernen musste: Solche Texte sind eher die Ausnahme. Woran liegt das? Und ist das schlimm?

Bei unserer Volo-Schulung bei SZ-Chefreporterin Karin Großmann (vermutlich die beste Schreiberin der Sächsischen Zeitung) erwähnte sie im Nebensatz eine alte journalistische Weisheit: „Es gibt einen Oscar im Monat“. Das soll bedeuten, dass man im Durchschnitt im Monat einen Text schreibt, auf den man so richtig stolz ist und vermutlich auch sein kann. Denn ein Großteil unserer Arbeit ist das Tagesgeschäft: Baustellen, Veranstaltungen, Rezensionen, aktuelle Ereignisse. Da bleibt wenig Zeit für die eigenen, großen Geschichten.

Doch schlimm ist das keinesfalls, denn es ist der Kernteil unserer Arbeit bei einer Tageszeitung. Spiegel-Reporter*innen geht das natürlich anders, aber deren täglich Brot hat mit unserem verblüffend wenig zu tun. Und letztlich muss man gestehen, dass in diesen großen, eigenen Geschichten meist viel Zeit und Mühe steckt. Und dann werden sie gedruckt, die Tinte trocknet und schon am Nachmittag des nächsten Tages landen sie in der Papiertonne.

Das ist das Schicksal einer Tageszeitung, natürlich. Mein Oscar des Monats Juli war die Geschichte Wie ein Dorf zerfällt über die umstrittenen Umtriebe eines Investors im kleinen Dorf Taubenheim bei Meißen. Diese Geschichte stand drei Wochen bei mir im Block, beinhaltete unzählige Telefonate und Besuche vor Ort. Am Ende war sie gut, und ich darf zugeben dass ich ein wenig stolz drauf bin. Doch würde ich ausschließlich solche Dinge schreiben, wäre die Zeitung schlicht leer. Kosten und Nutzen stehen in keinem wirklichen Verhältnis, was schade, aber die Realität einer Tageszeitung ist. Oder?

Bei der SZ ist das Interesse an solchen Geschichten sehr groß und die Reaktionen positiv. Und was man auch merkt: Es sind genau solche Themen und Texte, für die unsere Leser*innen Digitalabos abschließen. Nur für die Geschichte aus Taubenheim wurden gleich zwei abgeschlossen. Und wenn jede*r Journalist*in bei uns einen Oscar im Monat produziert, dann tut das unserer Zeitung so richtig gut. Also: Nicht entmutigen lassen. Die Killer-Reportage wartet schon hinter der nächsten Ecke!

Erfahrungsbericht

Bis die Wolken wieder lila sind

„Seid mal kreativ“, hieß es. Anfang April 2019 hatte ich die große Ehre und durfte als erster Volontär meine Station im neuen Newsroom der SZ antreten. Das Herzstück des Hauses, in dem unser im November gestartetes Online-Portal „Sächsische.de“ produziert wird, flößte mir ordentlich Respekt ein. Immerhin laufen hier die Fäden zusammen, haben die großen Chefs ihre Büros, sitzen bei den täglichen Konferenzen vor vier riesigen Bildschirmen, die die nackten Zahlen zeigen. Trends, Klickzahlen, Abos. Ganz schön beeindruckend. Gleich am ersten Tag nach dem Mittagessen mit den neuen Kollegen fand ich mich mit einer Tasse Cappuccino im Foyer unseres Hauses wieder. Mir gegenüber: Fabian Deicke, Creative Director, begnadeter Marathon-Läufer und zuständig für jene Ideen, die die digitale Welt begeistern. Nach einem kurzen Kennenlernen ging es dann zur Sache: Ein Projekt sollte es werden. Fabian hatte sich viele Gedanken im Vorfeld gemacht. Seine Idee: Unseren Instagram-Feed gestalten, neue Follower gewinnen, die Community stärken. Am Ende meiner drei Monate soll ein handfester Workflow stehen, der unseren Fotografen, Volos und Online-Redakteuren die Arbeit in der Sphäre der einfangenden Bilder erleichtert.

Super Aufgabe, dachte ich mir und sagte freudig zu. Denn neben dem Schreiben knipse ich auch gerne, betreibe einen Instagram-Kanal und eine eigene Kunstfotografie-Homepage. Um Likes und Follower ging es mir daher bis dato eher weniger, viel mehr möchte ich abseits jeder digitalen Erwartungshaltung Bilder schießen, die meine Perspektive auf unsere Welt, unser Empfinden und unsere Gesellschaft zeigen. Bei einem Nachrichtenmedium wie Sächsische.de ist das natürlich anders. Unsere Fotografen bilden das ab, was in den sächsischen Regionen passiert, visualisieren tagesaktuelle Ereignisse, bringen mit klarer Bildsprache Ereignisse, Veränderungen sowie große und kleine Alltagsmomente direkt zum Leser. Eine Tageszeitung, ob sie nun digital oder Print umgesetzt wird, vertritt einen Informationsanspruch – und ist, besonders im Lokalen, den Lesern Klarheit und Stringenz schuldig.

Genau das macht Instagram zu einem eher schwierigen Kanal. Während Facebook, Twitter und Whatsapp jenen News-Charakter ziemlich gut spiegeln, setzt Instagram auf eine unpolitische Wohlfühlblase. Im Feed wird vorwiegend Schönes gezeigt. In den Kommentaren streiten sich keine rechten Trolle mit linken Aktivisten auf gehässige Art über das Urteilsvermögen schulstreikender Jugendlicher. Vergewaltigungen, Atomdeals und tödliche Autounfälle haben hier nichts zu suchen. Aber auch die kritische Auseinandersetzung mit weniger polarisierenden Themen wäre zu schwere Kost.

Gleichzeitig ist es relevant, auf allen Kanälen präsent zu sein. Wie kann ein Medium wie Sächsische.de das schaffen? Eine Gratwanderung, die mich in letzter Zeit manchen freien Abend kostete, an dem ich damit beschäftigt war, nach einer 8-Stunden-Social-Media-Schicht im Newsroom verschiedene Online-Ratgeber zu lesen, Profile anderer Zeitungen zu analysieren und mir die nächsten Schritte für die folgenden Meetings zu überlegen. Schnell wurde klar: Alles gar nicht so einfach wie gedacht. Doch glücklicherweise hatte Fabian bereits über mehrere Monate mit der Social-Media-Managerin unserer hauseigenen Werbeagentur ein Konzept ausgetüftelt, dass das Bedürfnis der Instagram-User nach Feel-Well-Community mit unserem Anspruch, online Storytelling zu betreiben, verbindet.

Die Idee: Eine klare Trennung von Feed und Story. Im Feed finden unsere Follower in regelmäßigen Abständen ästhetische, auf die Bildsprache des Netzwerks abgestimmte Landschafts- und Städtebilder aus allen Regionen Sachsens, die zum größten Teil von den Usern selbst stammen. Lila Wolken, direkte und lockere Ansprache, jeder kann partizipieren. In den Stories verlassen wir den statischen Bereich der virtuellen Galerie und setzen voll und ganz auf Dynamik. Hier spielt das Leben. Kurze Videoclips, Berichterstattung von Events, News, Storytelling, direkte Interaktion durch Umfragen, Einbindung von Usern in Real-Life-Projekte wie die Rewe-Team-Challenge in Dresden.

Das alles basiert auf der Erkenntnis, dass News im Instafeed einfach nicht funktionieren. Immer wenn die Infos zu konkret, die Geschichten komplex sind und dann noch frontal Gesichter abgebildet werden, scrollt der geneigte Instagrammer einfach weiter. Die Zahlen sprechen dabei Bände: Viele renommierte überregionale Zeitungen in Deutschland haben zwar eine Vielzahl an Followern, können mit ihren newsigen Geschichten im Feed jedoch kaum mit Likes punkten. Auch die Sächsische.de-Community konnte nur über die letzten sechs Monate anwachsen, weil diese Regel konsequent beachtet wurde. Unsere Nutzer wissen: Dieser Kanal ist nicht Pegida oder G-20-Krawalle, sondern Bastei, Neustadt und Meißner Dom im Sonnenuntergang. Trotzdem war uns allen klar: Ohne eine Verbindung zum Markenkern der SZ, nämlich gutem Journalismus, kommt auch der Feed auf Dauer nicht aus.

Fabians Wunsch war es, auch die hauseigenen Fotografen stärker einzubinden. Denn die sind schließlich jede Woche in der Region unterwegs und schießen viel mehr Bilder, als letztlich online und im Print erscheinen. Ich machte den Vorschlag, damit anzufangen, jeden Freitag ein SZ-internes Bild auf Instagram zu posten. Die Voraussetzung: Es musste in den Grundgedanken des Feeds passen. Um das zu erreichen, luden wir die Fotografen zu einem gemeinsamen Workshop ein. Hier und in weiteren persönlichen Gesprächen konnten wir die Kollegen überzeugen, beim Durchsehen ihrer Fotos immer auch auf eine mögliche Instagram-Tauglichkeit zu achten. Fällt Ihnen jetzt ein Exemplar auf, dass gut passen könnte, schicken Sie unserem Fotochef Veit Hengst in der Newsbar ganz einfach eine kurze formlose Mail mit der entsprechenden Datei. Die kommt dann in eine neu angelegte Instagram-Ordnerstruktur und wird unter „Vorschläge“ einsortiert.

Gleichzeitig beobachtet der Feedverantwortliche, in diesem Fall ich, über unser Bildarchiv immer wieder, welche neuen Fotos zu Artikeln eingestellt werden. So habe ich stets einen Überblick und kann entscheiden, welches Bild gut passen würde. Bei Bedarf lasse ich das Foto noch von der SZ-Bildstelle bearbeiten, so dass es letztlich einen passenden Look hat, oft ist das aber auch gar nicht notwendig. Zu guter Letzt noch ein ansprechender Text und fertig ist das Ganze.

Auch wenn es am Anfang einfach klingt, weil die sozialen Netzwerke so intuitiv funktionieren: Für einen optimalen Workflow musste ich viele Dinge beachten, an die ich am Anfang gar nicht gedacht hätte. Seien es Strukturen, Zuständigkeiten und Kapazitäten von Kollegen, aber auch zu wissen, was die User wollen und was sie schlicht ignorieren. Und natürlich die Frage, wie ich Geschichte und Bild ansprechend verbinden kann, um die Nutzer auch langfristig für unser Newsportal zu begeistern. Jedem, der zum ersten Mal mit einer ähnlichen Aufgabe betraut wird, kann ich nur raten, sich intensiv auszutauschen. Denn oft ist bereits viel Know-How vorhanden und muss nur noch gebündelt werden. So lassen sich Synergieeffekte prima nutzen. Und natürlich: Probieren, probieren, probieren. Keine Angst vorm Scheitern!

In nächster Zeit werde ich wohl viel damit beschäftigt sein, das was wir begonnen haben, weiter auszubauen. Warum nicht mehrere Tage mit Pressefotos auf Instagram, die Geschichten dazu kurz und knackig im Bildtext? Unser nächstes Ziel: 10.000 Follower. Bis dahin wartet noch viel Arbeit. Bis die Wolken wieder lila sind.

Erfahrungsbericht

Zeitung ohne zu Schreiben – warum das?

Volontär Max ist als Editor in die SZ „hineingerutscht“. Wie das ohne Vorbildung möglich war und warum ihm manchmal vor lauter Druck die Tränen kamen, erzählt er in diesem Beitrag.

Stellv. Stadtchef Peter Hilbert gibt Editor Jorge Obst Anweisungen. Redakteurin Kay Haufe nimmt diese kritisch zur Kenntnis. Letztes Jahr hätte auch ich auf diesem Foto sitzen können. Foto: Svenniboi

Manchmal braucht man einfach ein bisschen Glück. So ging es mir auf meinem Weg ins Volontariat bei der SZ. Ende 2016 saß ich als studentischer Praktikant in der Stadtredaktion Dresden und schrieb über Einzelhandel in Pieschen, über defekte Fahrstühle in Prohlis und über das Panometer in Reick. Mein Ziel war klar: Ich muss einen Weg finden hier zu bleiben. Schließlich wollte ich seit einem Schülerpraktikum mit 14 Jahren ganz unbedingt Journalist werden. Vielleicht hat es auch mit Erziehung zu tun – schließlich ist auch meine Mutter Journalistin, allerdings im Harz.

„Max, komm mal bitte zu Claudia“ – so lautet die Einladung zu einer kleinen Audienz bei der Stadtchefin Claudia Schade. Die Redaktion stand vor einem Problem: Editor Klemens Deider sollte in wenigen Wochen Vater werden. Das bedeutete, dass er einen ganzen Monat zu Hause bleiben und danach verkürzt arbeiten würde. Da Claudia und Peter (ihr Stellvertreter) ganz zufrieden mit meiner Arbeit(seinstellung) waren, fragten sie mich, ob ich nicht als Editor arbeiten wollte. Das war zwar nicht so ganz was ich machen wollte, aber es war die Chance bei der SZ zu arbeiten, Kollegen kennenzulernen und letztlich lag mein Studium ohnehin in den letzten Zügen und ich konnte einen Job gut gebrauchen. Also sagte ich zu und wurde Werkstudent.

Ich war nun also Editor und saß am völlig überdimensionierten Dresdner Newsdesk. Die Frage „was macht denn so ein Editor?“ ist völlig berechtigt. Was die wenigsten wissen: In einer Redaktion gibt es Redakteure und Editoren. Redakteure liefern Inhalte, Editoren machen aus den Inhalten eine Zeitung. Sie gestalten die Seiten, lesen die Texte Korrektur, kümmern sich um die Bildauswahl und sind die letzten, die nochmal auf eine fertige Seite schauten. Ohne zu übertreiben, bei den ersten Malen auf den Knopf drücken, der eine Seite in die Druckerei schickte, hab ich vor lauter Anspannung fast angefangen zu heulen. Wenn jetzt irgendwo ein Fehler übersehen oder ein Bildtext vergessen wurde, wäre letztlich meine Schuld!

Neben mir saß meist Jorge Obst, der Chefeditor der Stadtredaktion, dem die unangenehme Aufgabe aufgedrückt wurde, mir alles haarklein beizubringen. Am Anfang bedeutete das für ihn verständlicherweise einigen Stress und Mehrarbeit, aber im Laufe der Zeit entwickelten wir uns zu einem echt guten Team und heute ist Jorge mein engster Freund in der Redaktion. Was für ihn bedeutet, dass ich immer, wenn ich irgendwo nicht weiter komme, zuerst ihn anrufe. Noch nimmt er es mir aber nicht übel.

Diesen Job machte ich knapp zwei Jahre neben dem Studium. Das heißt, ich machte das Studium neben dem Beruf. Denn es gibt Krankheitsfälle, Urlaube, Sonntagsdienste und Sonderschichten, die mir zu viel Arbeit aber eben auch zu einem im Endeffekt 20+ Stunden Job verholfen haben, obwohl ich nur für ein Jahr „zwei Tage die Woche“ und danach „wenn wir dich mal brauchen“ eingeteilt war. Was darauf hinauslief, dass ich, als ich abtrat um ins Volontariat einzusteigen, ein kleines Löchlein hinterließ.

Was ich nun kann? Ich kann Seiten bauen, habe zahllose gute journalistische Texte gelesen, kenne die Leute im Haus, kenne die Arbeitsabläufe und kann mir meine eigenen Artikel hübsch und vielleicht etwas besonders layouten. Doch ich merke auch, dass der Alltag als Schreiber etwas gänzlich anderes ist. Trotzdem kann ich jedem Volontär empfehlen, auch mal eine Zeit als Editor zu verbringen. Und ich freue mich sehr, in die Stadtredaktion Dresden zurückzukehren. Und auf Jorges Kommentare, wenn er meine Texte redigieren muss.

Erfahrungsbericht

Schreiben statt Schimmeln

Manchmal dachte Volontärin Franziska Klemenz, sie hätte gern mal wieder Zeit zum Abhängen. Dann brach sie sich einen Fuß und entlarvte ihren Irrtum.

Freizeit ohne Urlaub. Freizeit ohne die Bewilligung des Chefs. Ich liebe meinen Job, aber das habe ich manchmal vermisst. Mich an damals erinnert, an meine Zeit an der Uni. Nach fünfmaligem Ignorieren des Weckers auf die Uhr gucken und beschließen, dass es bei den eingeplanten Stationen zwischen Bett und Dusche nun ohnehin schon zu spät wäre, um noch während der akademischen Viertelstunde die letzte Reihe im Hörsaal zu erklimmen. Das mag mich einige Erkenntnisse gekostet haben. Aber es war ein Gefühl von großer Freiheit, nach zwölf Jahren der quälenden Schulpflicht entgegen meines natürlichen Rhythmus‘. Als ich morgens um acht mit Augenlidern aus Stahlbeton mathematische Höhenflüge beobachten musste, denen ich nicht folgen konnte – wollte. Es einfach nicht einsah, mich mit Dingen zu befassen, deren Nutzen sich mir damals nicht erschlossen.

Faulheit und Desinteresse ließ ich nach dem zweiten Semester an der Uni sukzessive hinter mir. Sobald ich unter Peter Hilbert, dem gutherzigen General der Stadtredaktion Dresden, mein erstes redaktionelles Praktikum absolviert hatte, glühte ich. Mit dem Journalismus hatte ich meine Passion gefunden, Faulheit kannte ich nicht mehr. Und so arbeitete ich in Dresden, Bamberg, Berlin und wieder in Sachsen in Redaktionen. Die humanen Arbeitszeiten beflügelten mich, mit Abend- und Nachtschichten hatte ich nie ein Problem. Aber manchmal kam er, der Gedanke. Während ich seit Abschluss meines Bachelors 2015 arbeite, studiert der Großteil meiner Freunde noch. Irgendwann merkte ich, dass ich plötzlich eine von „den anderen“ war. Von denen, die lange im Voraus planen müssen. Früher fremde Aliens für mich: Menschen ohne Zeit, von Montag bis Freitag. Die nur an Wochenenden Dinge tun können, keine Semesterferien mehr genießen und ihre Urlaubstage dementsprechend mit Sinnstiftendem füllen müssen. Mit Reisen. Nicht, dass ich Reisen jemals gegen Schimmeln tauschen würde, zu gierig sehne ich mich nach der ganzen Welt. Aber manchmal, dachte ich, wäre es toll, jetzt einfach ein paar Tage zum Lesen zu haben. Oder zum Nachdenken. Tagebuch schreiben. Hobbies entwickeln, tote Winkel von Dresden sehen. Alles Dinge, die so wenig Raum bekommen, fülle ich meine Freizeit doch meist mit Freunden.
Dann passierte etwas, das meinem Selbstbild fremder war als eine Sinuskurve: Ich brach mir den Fuß. Ich und ein Bruch? In meinem Weltbild zwei Schuhe, ein Ballerina und ein Stahlkappen-Treter. Als der Arzt mir erzählte, dass ich nun sechs bis zwölf Wochen ausfalle, glaubte ich, er scherzt. Ich lachte, er wartete mit einer Mischung aus Entnervtheit und Gleichgültigkeit darauf, dass die Erkenntnis durchsickerte.

Ich bin nie krank. Selbst Grippen ignoriere ich lieber. Herumliegen fühlt sich kränker an als Arbeiten, außerdem falle ich echt ungern aus. Nun hatte ich zum ersten Mal in der Geschichte meiner wenigen Erkrankungen keinen Spielraum. Ich musste operiert werden. Und still liegen. Ohne Krücken geht seit Wochen gar nix mehr.

Nach Jahren hatte ich mal wieder Zeit, richtig ordentlich abzuhängen. Ein paar Tage lang schimmelte ich hippelig vor mich hin, genoss die Exotik der Erfahrung. Dann hatte ich genug. „Na schön“, dachte ich trotzig. „Dann suche ich mir jetzt eben ein tolles Projekt. Lerne Mandarin oder ein Instrument oder arbeite die wichtigsten Erkenntnisse eines Politik-Studierenden durch.“ Und das sollte Schimmeln sein? Mein Kopf war gar nicht mehr dazu imstande. Ich las Zeitung, viel Zeitung. Und war müder, als ich dachte. Ich schlief, ich las, ich glotzte vom Balkon, ich konnte mich nicht bewegen. Ich guckte unendlich viele sinnlose Videos im Internet, befasste mich mit den Abgründen von 8chan und biberte mich durch die sumpfigsten Foren des Internets. Aber irgendwie ungerichtet, unbefriedigend. Nicht wie bei einer richtigen Recherche, die zu (k)einer Erkenntnis führt. Ich verlor mich in Nonsense. Ich las die Texte von KollegInnen, mir fielen Themen ein, meine Finger kribbelten, ich wollte wieder schreiben. Werde ich das noch können, wenn ich zurückkehre? Wahrscheinlich ein alberner Gedanke, der mir gleichwohl zeigt, wie sehr meine Arbeit inzwischen zu meinem Leben gehört. Mandarin spreche ich bis heute nicht und das Instrument steht auch noch im Laden. In zwei Wochen darf ich endlich wieder arbeiten. Journalistin sein bedeutet eben doch nicht einfach nur, eine von denen zu werden, von den Arbeitenden mit Bausparverträgen, die mir früher wie fremdgesteuerte Aliens erschienen. Es ist nicht einfach nur ein Job. Die Journalistin gehört zu meiner Identität. Nicht, dass ich das nicht lange ahnte. Aber ich musste mir erst den Fuß brechen, um die romantische Vorstellung des Schimmelns schließlich zu entlarven. Als eine, die im Grunde nicht mehr zu mir passt. Zumindest nicht im Übermaß.

Erfahrungsbericht

Wir sind ’ne Zeitung und kein Radio! Mein erster Podcast.

Go Podcasting! Ein Satz, viel Wahrheit. Denn Podcasts sind das Medium der Stunde – jeder Schauspieler, Musiker und Journalist macht einen. Und natürlich die Sächsische Zeitung. Kreativdirektor Fabian Deicke erfand Anfang des Jahres die „Drittelstunde“, ein 20-minütiges Interviewformat mit einem Gast und Fragen aus der Community. Und ich hatte schon immer Lust, das auch mal zu probieren. Schließlich bin ich ganz persönlich auch Podcast-Fanatiker. Und so nahm ich meinen Mut zusammen, sprach ihn an und er sagte ja.

„Soziale Medien“ sollten das Thema sein. Als Gesprächspartnerin schlug ich Dr. Cornelia Mothes vor, bei der ich in grauer Vorzeit meines Kommunikationswissenschafts-Studiums mal ein Tutorium besucht hatte. Frau Mothes sagte zu, alles lief glatt. Bis zum Tag vor der geplanten Aufnahme, denn da machte uns die Grippewelle einen Strich durch die Rechnung und unsere Gesprächspartnerin sagte ab. Doch sie schickte eine mindestens ebenbürtige Vertretung: Anna-Maria Schielicke, ebenfalls Kommunikationswissenschaftlerin, stand uns Rede und Antwort.

Und was soll ich sagen, es war total lässig. Das entspannte Hinsetzen und Reden hatte wenig mit einem Radio- oder Fernsehinterview zu tun. Wir sprachen ziemlich genau 20 Minuten mit eingeschaltetem Mikrofon – anschließend nochmal eine (beinahe interessantere) halbe Stunde bei ausgeschaltetem. Anschließend noch Fototermin und ein bisschen über Journalismus reden und dann konnte die Nummer online gehen.

Und beim Hören? Mal abgesehen davon, dass ich (trotz jahrelanger Schauspielerfahrung) eine absolut grottige, stammelige Aussprache habe, hat es echt Spaß gemacht. Ein Podcast ist ein lockeres Medium zum nebenbei Hören, zu viele Schnitte, Einspieler und Musik wären ohnehin ablenkend. Ich hatte das vorher für eine Ausrede gehalten, jetzt denke ich, dass durch diese Ungezwungenheit wirklich gute Gespräche zustande kommen. Und damit folgt er einen uralten, journalistischen Regel: Inhalt vor Form.

Jetzt auf Spotify.com anhören:
„Der Gründe, dem zur Wahl in Dresden Besonderes glückte“
– Drittelstunde – der SZ Podcast. Gast: Anna-Maria Schielicke
Erfahrungsbericht

Haute Kultür – Meine Grenzen im Feuilleton

Auf dem großen, runden Konferenztisch im fünften Stock liegt ein Hefter. „Fülledong“ steht darauf. Drinnen finden sich Texte, nach Kategorien geordnet. Sachbuch, Belletristik, Popmusik, klassische Musik, Theater und Kunst. Das ist sie also, die hochoffizielle „Kultur“. Vielleicht der Umstand, an dem ich in drei Monaten Feuilleton-Redaktion am meisten zu knabbern hatte.

Nach meinen drei Monaten im Lokalen (ich war zuvor in Pirna und Freital unterwegs) war der Aufschlag im Feuilleton denkbar schroff. Hier ist die Schlagzahl viel niedriger, die Ansprüche an die Texte aber deutlichhöher. Entsprechend rot bekritzelt ist mein erster Entwurf zum Thema Podcast. Viel zu speziell, viel zu thesenarm und sprachlich sehr unausgereift. Doch Marcus Thielking (Feuilleton-Chef) erklärt freundlich und seelenruhig jede Anmerkung. Ob meine Einlassungen nun qualitativ total unterirdisch sind, lässt sich nicht aus seinem Gesicht ablesen.

Wenig später schreibe ich meinen kleinen Leuchtturm-Text: „Die Sprachwächter*innen„. Ein Text, der zeigt, dass gendergerechte Sprache gar nicht wehtut und nebenbei der „Anti-Gender-Petition“ des Vereins für Deutsche Sprache noch einen mitgeben soll. Aus der Retrospektive hätte ich ihn gern etwas positiver und weniger defensiv geschrieben. Doch vielleicht war es auch gut so, denn auch so kamen bislang 30 Leserbriefe zum Thema an. Einige mit interessanten Anmerkungen, die mir Frauenfeindlichkeit unterstellten und denen meine Ideen nicht weit genug gingen, bis hin zu einer Dame, die mir ein Buch mit schönen deutschen Texten schenken wollte. Die meisten Briefe stammten allerdings von Männern und trafen weit unter der Gürtellinie. Das „Kuckuckskind, das sich die SZ ins Nest legte“ war einer der Tiefpunkte.

Nun, drei Monate Feuilleton. Theater, Feminismus, Veranstaltungen und Interviews, abwechslungsreich war es in jedem Fall. Auch die beiden Texte, die ich für die Wissenschaft schreiben durfte, haben Spaß gemacht. Und vor allem darf man hier noch etwas von dem „guten alten Journalismus“ kosten, der nicht jeden Tag zwei Texte verlangt, sondern es ermöglicht, sich auch mal in ein Thema einzuarbeiten, beziehungsweise Expertise auf einem Gebiet zu sammeln. Das kommt der Qualität zugute und die Fachgespräche unter den Kollegen waren wirklich bereichernd.

Schwierig hingegen wird es, wenn die fachliche Expertise in Fachtexten mündet, die Otto-Normalleser eigentlich kaum verstehen kann. Und auch die Einschränkung des Kulturbegriffs auf die oben genannten Kategorien bereitet mir Kopfzerbrechen. Ist das wirklich alles? Ich habe meine ganz persönliche Vergangenheit in den Tiefen des Amateurtheaters und dort großartige Momente erlebt. Dafür ist, genau wie für Untergrundkultur, wenig Platz. Schade, vor allem für die Online-Leserschaft. Vielleicht wäre es auch meine Aufgabe gewesen, neue Impulse hereinzugeben, mich ganz in eine neue Richtung zu werfen? Das habe ich dann leider doch versäumt, ob aus Respekt oder Faulheit. Shame! Möglicherweise ist solch eine Aufgabe aber auch zu groß für einen Journalisten in Ausbildung.

Trotzdem oder gerade deshalb habe ich sehr viel über meine eigenen Texte gelernt, nicht zuletzt, wegen der manchmal vernichtenden Blattkritik jeden Morgen. Und im Moment ist es eine sehr besondere und intensive Zeit. Schließlich findet jetzt gerade die sukzessive Umstellung auf online-first, also die Priorisierung der Artikel auf Online statt Print, statt. An dieser Verschiebung hat das Feuilleton arg zu knabbern, fachlich wie menschlich. Ich hoffe sehr, dass sie das auf die Reihe kriegen. Ich werde schließlich nicht der Einzige sein, der morgens in der Zeitung zuerst den Kulturteil liest.

Erfahrungsbericht

Moin moin, Hamburg!

Zum Volontariat der Sächsischen Zeitung gehört ein vierwöchiger Lehrgang an der Henri-Nannen-Schule. Dabei herrscht ein Hauch von Klassenfahrt – auch wenn nur wenig Freizeit bleibt.

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Das Treppenhaus Stubbenhuk 10. Hier ist die Nannen-Schule zuhaus.

Wer bei der SZ ein zweijähriges Volontariat absolviert, hat das Glück, einen Teil der Ausbildung in Hamburg zu genießen. Bei einem vierwöchigen Intensivkurs an der renommierten Henri-Nannen-Schule lernen die angehenden Journalisten,  was zu einer Nachricht, Reportage oder guten Überschrift gehört. Dafür sorgen namhafte Dozenten, die zum Teil mehrere Tage in den Räumen unweit des Hamburger Hafens unterrichten.

Dieses Jahr waren vier Journalisten der SZ unter den zwanzig Lehrgangsteilnehmern. Eine Gruppe kam aus der Schweiz, weitere Teilnehmer unter anderem von Spiegel Online und Bento. Im Verlauf der vier Wochen ist aus den  zwanzig Reportern eine verschworene Gemeinschaft geworden, was nicht zuletzt an den vielen Gruppenübungen lag, die den Nannenschülern-auf-Zeit einiges abverlangte.

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Die Teilnehmer des Nannen-Kurses 2016

Auch sonst war der Stundenplan in den vier Wochen prall gefüllt. Zum normalen Unterricht kamen diverse Abendtermine hinzu, bei denen die Kursteilnehmer namhafte Größen der Medienbranche befragen konnten. Den Höhepunkt markierte jedoch das Reportage-Wochenende: Dafür begleiteten die Journalisten Studenten bei einer Obduktion, recherchierten undercover bei einer Swingerparty und ließen sich in einem Selbstversuch chemische Mittel gegen Falten spritzen.

Für durchzechte Nächte und Sightseeing blieb bei dem umfangreichen Pensum zwar wenig Zeit. Zumindest ein kühles Bierchen am Hafen war nach einem anstrengenden Tag aber drin.