Unsere Volos haben auch vorher schon ordentlich für ihr Geld geackert. Dabei gehen die Jobs in völlig verschiedene Richtungen.
Es gab mal einen Kollegen, der immer wieder sagte, „willst du was mit Journalismus machen, dann studiere auf keinen Fall Journalismus“. Vielleicht ist genau das einer der Gründe, warum die meisten unserer (Ex-)Volos die wildesten Nebenjobs hatten. Eine Auswahl davon haben wir euch mal zusammengetragen. Und immer mit dem Hintergrund: Wir waren jung und brauchten das Geld!!
Simon Lehnerer, SZ-Redakteur und Ex-Volontär, arbeitete nachts als Servicekraft im Fitnessstudio

Meinen außergewöhnlichsten Nebenjob hatte ich während des Studiums in Dresden. Bei einer großen Fitness-Kette arbeitete ich einmal pro Woche in einer 9-Stunden-Nachtschicht, weil das Studio rund um die Uhr geöffnet hat. Mein erster Gedanke: Schreckliche Arbeitszeiten von 22 Uhr abends bis 7 Uhr morgens – aber immerhin gab es gutes Geld und eine kostenlose Mitgliedschaft.
Ich hatte also eine ganze Nacht, um einmal von vorne bis hinten mit einem Staubwedel durch das Studio zu wandern, vollgeschwitzte Gerätepolster abzuwischen und gelegentlich vorne am Empfang ein Springseil oder eine Blackroll zu verleihen.
Man möchte es nicht glauben, aber manche Leute gehen tatsächlich nachts um null Uhr noch trainieren. Die ersten Frühaufsteher kommen dann wieder gegen halb fünf. In dem Zeitfenster von etwa halb zwei bis vier Uhr konnte ich mir dann wenigstens einen Mikrowellenreis reinpfeifen und dabei Netflix schauen – aber psst, offiziell habe ich weiterhin den Staubwedel geschwungen.
Eigentlich war der Job als Nachtwache – wie wir intern genannt wurden (und was mich immer an „Game of Thrones“ erinnerte) – ganz entspannt. Der Tag-Nacht-Rhythmus war danach aber erstmal gestört.
Das Nervigste daran war eigentlich die Tatsache, dass ich den Job angefangen habe, als man nur mit Impfnachweis oder Genesenen-Status in Fitnessstudios durfte. Ich erinnere mich noch gut an etliche Diskussionen vor dem Drehkreuz am Eingang mit Menschen, die dafür so gar kein Verständnis hatten.
Meine ewige Ausrede: „Ich bin nur die Nachtwache. Wenden Sie sich mit Ihren Beschwerden gern an die Studioleitung.“
Olivia Daume, Volontärin, putzte in einer Klinik für Alkoholkranke

Mein allererster Job war reine Fließbandarbeit in einer Chipfabrik noch während meiner Schulzeit. Und weil Arbeiten in den Sommerferien so viel Spaß gemacht hat, war ich außerdem noch in einer Klinik für Alkoholkranke als Putze angestellt, später auch als Schnippelhilfe in der Küche (hey, was für ein Upgrade).
Im Uni-Leben angekommen, habe ich mir auch direkt meinen ersten Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Dresden gesucht. Was jetzt vielleicht fancy klingt, war leider nur ein Call-Center-Job, bei dem ich spätabends Telefonumfragen durchgeführt habe.
Und weil ich ja so gerne telefoniere (nicht), habe ich dann gleich meinen zweiten Call-Center-Job dran gehangen. Kennt ihr die Thesis- und Excel-Seminare für Studierende? Jap, die habe ich meinesgleichen versucht aufzuquatschen – sogar recht erfolgreich.
Weil ich dann auch mal was machen wollte, was mir vielleicht Spaß machen könnte, bin ich ins Content- und Social-Media-Marketing eingetaucht und war hier bei zwei Dresdner Unternehmen als Werkstudentin angestellt. Hier habe ich das Schreiben für mich entdeckt und bin direkt ohne Umwege bei der Sächsischen Zeitung gelandet.
Julian Hölscher, Volontär, schraubte Türen zusammen

Den Sommer, in dem ich volljährig wurde, habe ich in einer Fabrikhalle verbracht. Romantisch, ich weiß. In diesem siedend-heißen Brutkasten der Industriehölle habe ich den lieben langen Tag Schranktüren zusammengeschraubt. Für weniger als den damaligen Mindestlohn, auch als der mir nach meinem 18. Geburtstag eigentlich zustand.
Nach fünf von sechs Wochen habe ich gekündigt. Noch Monate später musste ich dem restlichen Geld hinterherrennen, das dann irgendwann vom Insolvenzverwalter kam. Meine Schuld war’s nicht, ich schwöre.
Davon gezeichnet habe ich in einem riesigen Supermarkt angeheuert und wurde dort der Wasch- und Putzmittelabteilung zugewiesen. Bis dato zugegeben eher unbekanntes Terrain für mich. Zwischen Weichspüler, Scheuermilch und einer unsäglich biestigen Vorgesetzten, die mit eiserner Faust über ihr Hygiene-Reich herrschte, habe ich das nötige Geld für eine Kanada-Reise nach dem Abi angesammelt.
Dort habe ich als Tellerwäscher in einem großen Restaurant in Vancouvers Downtown gearbeitet, mein mit Abstand coolster Nebenjob. Auf den Millionär-Teil warte ich allerdings noch immer.
Elisa Schulz, Volontärin, testete Supermärkte

Schon neben der Schule habe ich damals Nachhilfe gegeben, das war wohl mein erster Job. Während des Studiums habe ich das weiter gemacht und außerdem Umfragen im Internet ausgefüllt – dafür gabs dann aber meist Amazon-Gutscheine und kein Cash.
Später begann ich dann auch Sachen zu testen. Zunächst wurden mir Päckchen zugeschickt, mit Dingen, die ich testen und bewerten sollte. Die Sachen konnte ich dann behalten – also wieder kein Cash. Ich meldete mich bei verschiedenen Test-Unternehmen an und bekam immer wieder Umfragen und Zeug zugeschickt. Bis ich eines Tages angefragt wurde, ob ich auch Dienstleister testen würde.
Ich habe dann in Supermärkten eingekauft, mich bei Banken beraten lassen und mir Autos angesehen. Und manchmal sollte ich sogar in Supermärkten versuchen zu klauen. Erwischt wurde ich nur ab und zu, aber das baute vielleicht meine Scham ein wenig ab. Heute kann ich das gut gebrauchen.
Am Ende habe ich ein Feedback formuliert und Geld bekommen. (Bei den Supermärkten wurde mir sogar der Einkauf bezahlt).
…und manchmal habe ich heute noch einen kleinen Rückfall und lass mir ab und an Testprodukte zuschicken. Einfach aus Neugierde.