Wenn sich die Ferienruhe über das Land legt, Politikbetrieb und Sport-Ligen sich eine Auszeit gönnen, kriechen sie aus den Untiefen der „Potenzielle-Beiträge-wenn-man-nichts-anderes-hat-Kiste“ hervor: die Sommerloch-Themen.
Sie sind verliebt, auf der Flucht oder täuschen ein ganzes Land: Tiere. Ihr Schicksal bewegt nicht selten wochenlang die ganze Nation und das dann, wenn es sowieso nichts anderes zu berichten gibt.
So sorgte im vergangenen Jahr ein Handyvideo auf Twitter für eine großangelegte Suchaktion mit hunderten Polizisten nahe Berlin. Warum dieser Aufstand? Das Video zeigte angeblich eine Löwin. Die Suche nach der mutmaßlichen Raubkatze im brandenburgischen Kleinmachnow dauerte mehr als 30 Stunden. Gefunden wurde die Löwin nie. Komisch, da es sich bei dem Tier nach Einschätzungen von Experten doch eigentlich um ein Wildschwein handelte.
Von Kühen und Schwänen
Auch Kuh Yvonne stand 2011 im Scheinwerferlicht der Medien und erhöht die Zeit einer ihr zu Ehren angelegten Suchaktion auf ganze drei Monate. Nachdem sie sich nicht zum Schlachter hatte führen lassen, türmte sie und flüchtete in Oberbayern in den Wald. Drei Monate später erwischt man Yvonne dann mit einem Betäubungspfeil und brachte sie zum Gnadenhof.
Ein ähnlich großes Aufsehen erregte Trauerschwan Petra. Mit einer ebenso niedlichen wie skurrilen Lovestory auf dem Aasee in Münster rückte der schwarze Vogel 2006 in die Aufmerksamkeit vieler Medien. Wochenlang wich Petra einem Tretboot in Schwanengestalt nicht von der Seite. Versuche, sie mit einem echten Schwan zu verkuppeln, scheiterten.
In diesem Jahr eroberte wieder eine Kuh die Schlagzeilen. Im Juni hat ein Familienvater im Blankenhainer Ortsteil Lengenfeld im Weimarer Land eine eher ungewöhnliche Entdeckung in seinem Garten gemacht: in seinem Pool badeten zwei Kühe. Es brauchte mehr als 25 Einsatzkräfte, zwei Tierärztinnen und über vier Stunden, um die beiden Rinder aus dem zwei Meter tiefen Pool zu hieven. Ende gut, alles gut.
Weniger niedlich und tollpatschig, dafür genauso tierisch geht es mit dem zweiten Sommerloch-Thema weiter: den „Hot Rodent Men“. Nagetier-Männer sollen das Sexsymbol des Sommers sein und einen Gegenentwurf zur toxischen Männlichkeit darstellen. Optisch würden die Männer an kleine Nager erinnern und das finden viele Girls der Gen Z sexy.
Maus oder Mann – das ist die Frage
Angefangen hat alles im Internet. Als im April der Film „Challengers“ in den Kinos anlief, kursierten schnell die ersten Memes. Die Menschen fanden nämlich: Die Schauspieler Mike Faist und Josh O’Connor haben etwas mausartiges an sich. Schnell fanden sich weitere Stars, die Ähnlichkeiten mit Ratten, Mäusen und Eichhörnchen haben sollen: Adam Driver, Jeremy Allen White, Timothée Chalamet oder auch Harry Styles.
Am Ende ist der „Hot Rodent Men“ wohl der Versuch, ein neues Bild von Männlichkeit zu konstruieren. Warum dafür ein Vergleich mit Nagetieren hermuss, wissen wir auch nicht. Fest steht, dass damit weiterhin Menschen sexualisiert und auf ihr Äußeres reduziert werden. Und auch, wenn der Ratten-Trend ein neues Idealbild von einem Mann schaffen soll, handelt es sich bei den Vorbildern trotzdem noch um die ausgebesserte Optik von Hollywoodstars. Du willst trotzdem wissen ob du Mann oder Maus bist? Die Taz hat einen ganz wundervollen Selbsttest.
Sommerloch für Sommerthemen
Eine ganze Füllgrube an Sommerlochthemen bieten die Ratgeberseiten in Print und Netz. Das Thema bei den meisten: Sommer. Da finden sich Beiträge, wie man richtig Eis portioniert oder den Koffer richtig packt, aber auch wie das Büro oder Schlafzimmer am besten gekühlt wird. Besonders auffällig? Umso heißer die Temperaturen, desto wilder sind die Themen. Da geht es dann nicht mehr unbedingt um praktische Tipps und allgemeine Ratgeber, sondern auch schnell auch darum, ob man sich wirklich rasieren sollte oder welche Eissorte denn nun in Amerika die beliebteste ist. Das alles nur, damit die Seiten gefüllt werden.
Mittlerweile gibt es zum Sommerloch in den Redaktionen ganze PR-Teams, die daraus das Beste machen wollen. Bei einem kurzen Blick auf „die dunkle Seite der Macht“ (PR-Firmen und alle Arten der Öffentlichkeitsarbeit) fällt schnell auf, dass sie richtige Pläne entwickeln, wie man während des Sommerlochs am besten an die Medienhäuser herantritt. Bei einem Marketingblog habe ich eine ganze Anleitung dazu gefunden, was Journalisten denn gern im Sommerloch wollen. Dort heißt es dann: „Statt wie alle anderen die Füße hochzulegen, kannst du diese ruhige Zeit also nutzen, um mit einem passenden Gesprächsangebot im spärlich gefüllten Posteingang der Journalisten zu landen.“ Oder: „Egal, ob richtig gedrehtes (Service-)Thema oder passender Anlass – mit solchen kurzfristigen Vorschlägen landest du vor allem bei Tageszeitungen und Online-Magazinen einen Volltreffer.“ – sowas könnte man anzweifeln, aber wahrscheinlich haben die PR-Kollegen hier recht. Wo wir wieder bei den Ratgebern wären.
Stoppelige Angelegenheiten
Noch interessanter scheinen aber für das Sommerloch die Promis zu sein. Besonders interessant war diesen Sommer der Bart von Prinz William aus dem britischen Königshaus. Das erste Mal aufgefallen ist er nach einem Video, dass er und seine Frau Kate auf X teilten, um den Olympioniken zu gratulieren. Für den Inhalt hat sich aber nicht wirklich jemand interessiert, stattdessen für den wilden Bart vom Prinzen. Seitdem ist die stoppelige Behaarung gar nicht mehr aus der Klatschpresse wegzudenken.
Nicht weniger interessant war im Sommerloch Pop-Ikone Taylor Swift. Davon abgesehen, dass sie natürlich mit ihrer Eras-Tour einfach einen unglaublichen Aufzug gemacht hat, war es die perfekte Zeit, um Löscher im Sommerloch zu stopfen. Auf Schritt und Tritt wurde sie verfolgt, Fans befragt und jede noch so kleine Sache zu ihrer Tour wurde zu einem großen Thema. Die Marketingfirma hat vielleicht recht – man muss nur wissen, wie man sich verkauft und das Sommerloch richtig nutzt.
Junge Journalisten absolvieren in der Regel ein Volontariat. Klingt nach einem Freiwilligendienst, ist aber keiner. Die Ausbildungsleiterin der Madsack-Mediengruppe klärt auf im Podcast „Journalismus machen“.
Anika Schock ist bei der Madsack-Mediengruppe für die Ausbildung von Nachwuchs-Journalisten verantwortlich.
Das Volontariat ist immer noch der klassische Einstieg in den Journalismus. Außerhalb der Medienbranche ist die redaktionelle Ausbildung aber den wenigsten ein Begriff. Deshalb haben wir die Ausbildungsleiterin der Madsack Mediengruppe in unseren Podcast „Journalismus machen“ eingeladen.
Anika Schock klärt auf, warum ein Volontariat keinesfalls so unbezahlt ist, wie der Name vermuten lässt, und wie die Ausbildung konkret abläuft. Nur so viel vorab: Langweilig wird es nicht!
Außerdem verrät sie, was Interessierte heute mitbringen sollten. Auch diejenigen, die bisher keine Medienerfahrungen haben, sollten dranbleiben. Denn die Anforderungen an den Beruf haben sich geändert, die Chancen auf einen Platz und eine spätere Übernahme stehen nicht schlecht.
„Ich kann ganz klar sagen, dass es nicht mehr so ist, dass man diesen klassischen ‚Ich wollte schon immer Journalist:in werden‘- Werdegang vorweisen muss“, sagt Schock.
Wer sogar die Qual der Wahl hat, bekommt Tipps von Anika Schock, auf was man bei der Auswahl eines Volontariats achten sollte. Die Volontärsbeauftragte weiß, wovon sie spricht, da sie erst vor drei Jahren selbst ein Volontariat bei den Lübecker Nachrichten begonnen hat.
Mittlerweile kümmert sie sich von Hannover aus um etwa 60 Volontäre und Volontärinnen, die bei den Medien der Madsack-Gruppe den Einstieg in den Journalismus gewagt haben.
Sie gehören zum Journalisten-Alltag immer noch dazu, aber wenige reden darüber: Leserbriefe. Aber was genau wird so angespült, wo kommen sie her und was macht das eigentlich mit einem?
Bevor ich meine Arbeit in einer Redaktion angefangen habe, wusste ich nicht, dass sie auch dazu gehören. Sie flattern manchmal täglich, manchmal nur einmal im Monat rein – ganz davon abhängig, worüber man gerade seine Texte schreibt. Manchmal sind sie lang, manchmal sehr kurz, manchmal fordern sie zum Dialog, manchmal sind sie aber auch beleidigend. Als Brief kommen sie schon lange nicht mehr, sondern viel mehr als Mail: Leserbriefe.
Ich kann gar nicht sagen, wie viele Lesermails eintrudeln, das ist ganz unterschiedlich. Allerdings fällt es auf, dass die Inhalte doch eher negativen statt positiven Inhalts sind. So bekam ich schon Mails, in denen ich als „unfähige Journalistin“ bezeichnet wurde. Wobei das wohl eher noch die geringste Form der Beleidigung darstellt. „Unfähig“ scheinen wir nach den Leserbriefen aber alle zu sein und genauso wenig die deutsche Rechtschreibung (wie viele Fehler sind wohl in diesem Text?) zu beherrschen. Denn regelmäßig bekomme ich auch Briefe, in denen mir angekreidet wird, es wäre eine Unverschämtheit, Personen in Artikeln nur mit dem Nachnamen zu bezeichnen. Also zum Beispiel „sagte Schulz“ und nicht „sagte Frau Schulz“. Bei solchen Mails frage ich mich allerdings, ob die Schreiber überhaupt Zeitung lesen, denn es ist ja nun normal, das so zu machen – oder ist es das plötzlich nicht mehr? Das Memo habe ich nicht bekommen.
Und „reinen Populismus“ scheinen wir auch zu betreiben. Egal ob nach Links oder nach Rechts. Vor allem sind wir aber „Linke Propagandistinnen“ und würden „Links/Grüne Propaganda“ betreiben. Manche holen auch richtig aus und schmeißen uns Sätze entgegen, die versteckt hinter dem Mailfach entstehen und sie uns sicherlich seltenst ins Gesicht sagen würden. So kam auch erst vor kurzem der Satz:
„Können Sie noch in den Spiegel schauen? Kommen Zweifel darüber, ob Sie Journalistin sind? Ich gebe Ihnen gern die Antwort: Sie sind keine Journalistin, Sie sind eine linke Propagandistin. Kein Wort über diese nicht repräsentative Datenerfassung des „Sachsen-Kompass“; diese Klarstellung gehört an erste stelle. Mein Wunsch wäre: ein fairer Journalismus weg von dieser SPD-Parteilichkeit, aber wenn Sie diesen obszönen linken Parteijournalismus nicht folgen (würden), hätten Sie keine Chance; schreiben für die untergehende SPD, oder kein Rückrad.“ (Das Zitat wurde in der Rechtschreibung aus dem Original übernommen).
Und ja, sowas trifft. Soll es sicherlich auch. Aber wir können uns nicht wehren. Wir sitzen auch nur an unseren Computern, recherchieren, gehen zu Terminen und treffen Menschen, schreiben Artikel, kontrollieren mehrfach die Fakten und fragen noch mal nach – machen eben unseren Job – dass nicht jedem gefällt, wie wir ihn machen, ist klar. Aber wir sind eben auch nur Menschen. Wir bekommen die Briefe und lesen sie (und ja – nehmen sie uns auch zu Herzen). Wir kennen die Menschen nicht, die uns schreiben. Sie kennen uns sicherlich ein bisschen mehr (glauben es zumindest).
Ich habe am Anfang geschrieben, dass ich nicht wusste, dass es noch immer so viele Leserbriefe gibt. Das stimmt – man wird nicht wirklich darauf vorbereitet. Keiner sagt einem, wie man am besten damit umgeht. Es gibt Kollegen, die mir geraten haben, sie zu beantworten, damit der Schreiber des Briefes weiß „hey – hier ist auch ein Mensch und hier liest jemand ihre Nachrichten“. Andere Kollegen haben mir geraten, sie einfach zu ignorieren. Beides war für mich nie die optimale Lösung. Ich habe mich dazu entschieden, auf die zu antworten, die aufrichtig zu sein scheinen und an einem Austausch interessiert sind. Denn die gibt es natürlich auch und es sind gar nicht so wenige.
Auf die, die mich beleidigen und mich degradieren, antworte ich nur, wenn ich wirklich das innerliche Bedürfnis habe etwas richtigzustellen.
Ich möchte nicht darüber jammern, dass sich Leser mit uns Kontakt aufnehmen wollen, denn wirklich oft gibt es einen schönen Austausch oder eine nette Mail. Trotzdem bleiben die Mails, die unter die Gürtellinie zielen, doch eher mal hängen.
Dann gibt es da noch einen Mini-Prozentsatz, den ich euch auch nicht vorenthalten möchte: Menschen, die uns schreiben wegen wirklich ganz kleinen Sachen und sehr oft sind diese Mails sehr witzig. So bekam ich erst vor kurzen eine Nachricht, in der sich jemand über ein gewähltes Foto empörte:
„Auf dem Bild trägt Roland Kaiser mit Sicherheit keine Porsche-Sonnenbrille, wenn doch Porsche, dann müsste es richtig heißen: Porsche-Design. Ich vermutet, dass es sich um eine Ray-Ben-Sonnenbrille handelt. Aber Roland Kaiser ist nicht so einer, der mit einer Porsche-Design-Brille, die ein Protzzeichen, ein Statussymbol ist, bei einem Konzert auftreten würde“
Jede Woche begegnen unsere Volontäre einer ganzen Reihe an Themen. Jeder ist in einem anderen Ressort und arbeitet mit anderen Themen. Jede Woche fasst jede kurz zusammen, womit sie sich beschäftigt hat. Mit einem Klick auf die Namen kommt ihr zu all unseren Artikeln.
Der Einsturz der Dresdener Carolabrücke war sicherlich für die ganze Stadt ein Schock und hat uns alle in Atem gehalten. Im Newsroom habe ich mich außerdem mit dem bundesweiten Warntag und Sirenentest am Donnerstag, dem Supermond in der nächsten Woche und der Wetterlage in Sachsen beschäftigt.
Annemarie Banek
Zurück aus dem Urlaub habe ich mich in dieser Woche mit der Situation der Notaufnahmen in Mittelsachsen beschäftigt und Alltagshelden-Portraits geschrieben. Bei einem Portrait, das am Mittwoch im Print erschien und schon vor Wochen (!) fertig war, wurde last minute noch ein konsequent falsch geschriebener Name entdeckt. Uff, das wäre seeehr unangenehm geworden… Am Donnerstag habe ich eine Ehrenamtliche begleitet, deren Hunde im Seniorenheim Kuscheleinheiten verteilen – Highlight!
Die letzte Woche vorm Urlaub und wie Viktoria war auch ich im „Brücken-Dienst“ und habe vor Ort ein paar Leute befragt, wie sie das empfinden. Außerdem habe ich für die Politik mal geschaut, warum eigentlich so wenige Frauen im Landtag sitzen.
Zu Beginn der Woche habe ich gemeinsam mit einem ehemaligen Volontär die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen genauer analysiert. Am Donnerstag war ich für die Stadtredaktion Dresden im Einsatz. Anlässlich des 250. Geburtstags des Malers Caspar David Friedrich hat die Stadt Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern Dresden zu einer Wette herausgefordert: Wo versammeln sich mehr Menschen in Outfits im Stil der Romantik? Ich war mittendrin im Getümmel.
Seit Anfang der Woche arbeite ich wieder in der Lokalredaktion Bautzen. Hier habe ich die ersten fünf Monate meines Volos verbracht, daher kannte ich schon alles. In Bautzen wurde ich für den Onlinedienst eingeteilt und bin für die Veröffentlichung von interessanten Polizeimeldungen und Pressemitteilungen verantwortlich – am 7. September beginnen zum Beispiel die Lausitzer Fischwochen.
Ich bin seit dieser Woche im Politik-Ressort und löse damit Olivia ab. Gleich schon am Sonntag war in Sachsen die Landtagswahl, somit beschäftige ich mich die ganze Woche nur damit. Gleich zu Beginn habe ich mir angeschaut, warum gerade junge Menschen die AfD wählen. Außerdem habe ich mir angeschaut, welche Bevölkerungsgruppe wie gewählt hat und dafür eine Menge Zahlen ausgewertet.
Und Endspurt: Unsere Doppelseite „Was bleibt von der Jahrhundertdürre?“ steht. In den letzten Tagen gab es noch einige Absprachen, besonders rund um die Grafiken, die unsere Texte untermauern. Das dominierende Thema im Newsroom ist aktuell die Landtagswahl in Sachsen. In dieser Woche habe ich die Plakate der Parteien einmal genauer unter die Lupe genommen.
Annemarie Banek
Ich genieße den Urlaub und lasse mir die Sonne auf den Leib brutzeln.
Meine Zeit in der Politikredaktion neigt sich dem Ende zu. Ob ich traurig bin? Keine Ahnung. Die letzte Woche war nochmal geprägt von zwei Titelseiten-Aufmachern: zum einen zur flächendeckenden Einführung einer sachsenweiten Notfall-App und zum anderen zu einer Regelung, die ab 01.01.2025 den Betrieb zahlreicher Kaminöfen verbietet. Ab nächster Woche kommen dann Inhalte aus der Lokalredaktion Bautzen.
Für mich war es die letzte Woche im Feuilleton. Es ist eher ein trauriger Abschied, denn die letzten zwei Monate gingen extrem schnell herum und ich hatte eine wirklich gute Zeit. Meine letzte Woche beschäftigte sich ganz mit meiner Doppelseite zum Bouldern und einer Ausstellung des Dresdner Tattoo-Kollektives.
Mein Highlight diese Woche? Meine erste eigene Podcast-Aufnahme! Trotz großer Aufregung konnte ich der freien Journalistin, Carlott Bru, einige Fragen über das Thema Selbstvermarktung auf Social Media stellen: Wie wichtig es in der heutigen Medienlandschaft ist, sich als Journalist:innen auf Instagram & Co. zu präsentieren und wie viel Zeit Carlott für ihre Beiträge verwendet, ist bald bei Spotify nachzuhören. Außerdem bin ich der Frage nachgegangen: Was ist eigentlich typisch sächsisch? In meinem Artikel enthüllt ein Sachsen-Experte Einblicke in die Mentalität der Sachsen, geprägt von Stolz und Skepsis.
Meine Woche bestand aus Boulder- und Kletterhallen. Für eine Doppelseite gehe ich der Frage nach, was ist Bouldern überhaupt und warum machen es so viele? Außerdem ist in Dresden Caspar David Friedrich mal wieder da. Vorbereitend dafür gehen wir Wandern – ja richtig gelesen. Wir wandern auf den Spuren von Caspar David Friedrich. Für mich ging es dabei in den Plauenschen Grund, entlang der Weißeritz. Meine Woche endete mit dem Konzert von 01099 in Dresden – ein super Abschluss für eine volle Woche.
Die Landtagswahl Anfang September ist aktuell eines der wichtigsten Themen im Newsroom. In dieser Woche habe ich Erklärstücke darüber, was es im Wahllokal zu beachten gilt und zum Stimmzettel geschrieben. Parallel ging es weiter mit der Recherche und Terminabsprache für das Wasserprojekt.
Annemarie Banek
Diese Woche stand ganz im Zeichen des Wasserprojektes. Nach einem Landwirt in Strehla habe ich den Grundwasser-Experten vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie getroffen und einen Dresdner Kleingartenverein besucht. Zur Dürre und wie sie mit ihr umgehen, hatten alle eine ganze Menge zu sagen. Zwischen den Terminen lagen seeehr viele Telefonate und Mails mit den hoffentlich allerletzten Absprachen für das Projekt… Am Mittwoch gab es dafür zur Abwechslung nochmal einen ganz anderen Termin. Denn statt einer Wasserkrise gibt es im Mittelsächsischen Theater eine Finanzkrise.
Nach dem Aufmarsch von Nazis beim CDS in Bautzen vergangenes Wochenende habe ich gemeinsam mit einem Kollegen recherchiert, wie sich noch kommende Pride-Veranstaltung auf mögliche rechte Gegenproteste vorbereiten. Weiter ging es mit einem Artikel zu den Versprechen, die auf Wahlplakaten anlässlich der Landtagswahl am 1. September in Sachsen prangen: Wie realistisch ist ein kostenloses Schul- und Kita-Essen? Ist die Abschaffung der Rundfunkgebühren wirklich machbar? Wieso braucht es ein verpflichtendes Vorschuljahr und was ist eigentlich mit den 15 Euro Mindestlohn?
Diese Woche war extrem voll – ich bin von Termin zu Termin geeilt. Gleich am Montag habe ich spontan die Verleihung für den Dresdner Kunstpreis übernommen, am Dienstag war ich dann bei einer Pressekonferenz vom chinesischen Nationalcircus, es schloss sich Mittwoch eine Pressekonferenz des Kulturministeriums an. Zu jedem Termin erschien auch ein Text. Außerdem habe ich die Woche mit Georgine Kellermann ein Interview geführt. Die ehemalige WDR- und ARD-Journalistin ist als trans*-Frau aktiv und war auf mehreren sächsischen CSDs.
Zurück aus dem Urlaub bin ich in dieser Woche im Newsroom gestartet. Meine Hauptaufgabe in den letzten Tagen war es, spannende Texte unserer Redakteurinnen und Redakteure in Posts für Facebook und Instagram umzuwandeln.
Annemarie Banek
Ich habe an einer Serie über „Alltagshelden“ weitergearbeitet. In dieser Woche habe ich den Ankündigungstext dafür geschrieben und zwei weitere Helden, eine Feuerwehrfrau und den Ehrenamtler eines Fußballvereins besucht und porträtiert. Auch mit der Recherche für das Wasserprojekt sind wir jetzt in den letzten Tagen vorangekommen.
Das Motto diese Woche lautete scheinbar „Spontane Termine und alle sinnlos“. Am Montag wurde ich gebeten, einen Termin um die Mittagszeit zum Thema Schulverpflegung teilnehmen. Was mit einem Leberkäse-Brötchen anfing, entpuppte sich als eine Masse von vagen Behauptungen ohne konkrete Fakten. Doch das reicht nicht für die Titelseite. Am Mittwoch durfte ich an einem virtuellen Pressegespräch zum Landtagswahlkampf teilnehmen. Die Organisation Campact hat eine Strategie vorgestellt, wie sie die Macht der AfD einschränken könne und klare Wahlempfehlungen gegeben. Wenig subtil und deswegen: runter vom Tisch. Zwar geplant, aber deswegen nicht weniger chaotisch, war mein Termin zum Wahlforum zur Landtagswahl. Nachdem mein Auftrag erst am Vortag zu 100 Prozent feststand und ich mir zuvor viel zu viele Gedanken gemacht habe, ist schließlich doch alles gut gegangen und mein Artikel am Freitagmittag bereits erschienen.
Ich bin seit Anfang Juli im Feuilleton und blicke momentan vor allem auf die sozialen Medien und die bevorstehende Landtagswahl. Diese Woche habe ich geschaut, wie die sächsischen Parteien die sozialen Medien nutzen. Ich habe aber auch einen Blick auf das neue Katapult-Heft für Sachsen geworfen. Beide Texte kommen nächste Woche. Außerdem quäle ich mich gerade durch ein Buch über die Freien Sachsen – also ich bin völlig in den Händen des Wahlkampfs.
Einige von unseren Volontären sind gerade erst oder schon vor einer Weile mit ihrem Volontariat fertig geworden. Hier erzählen sie, warum sie bei der Sächsischen Zeitung geblieben sind.
Fionn Klose, seit Juli 2024 in der Lokalredaktion Bautzen
Bei der SZ habe ich eine der besten Ausbildungen überhaupt machen dürfen. Jede einzelne Station in meinem Volontariat war spannend und voller Highlights. Die Kollegschaft ist eine der besten, die man haben kann. Alle sind nett und freundlich, haben für alles ein offenes Ohr und helfen einem wo sie können. Ein Arbeitsumfeld, in dem man sich wohl fühlt und durch das man jeden Tag mit guter Laune in den nächsten Arbeitstag startet, ist mir echt wichtig. Deswegen will ich bei der SZ bleiben. Und wegen des guten, kostenlosen Kaffees aus der Tag24-Maschine.
Lucy Krille, seit Oktober 2023 in der Lokalredaktion Meißen
Ich bin nach meinem Volontariat bei der SZ geblieben, weil ich hier die Möglichkeit habe, in einer Redaktion zu arbeiten und dennoch die Freiheiten habe, mir eigene Themen zu suchen, egal ob für die Lokal- oder die Sportredaktion. Langweilig wird es mir nie. Ich treffe unterschiedlichste Menschen und beobachte Entwicklungen in der Region. Dabei lerne ich den Landkreis Meißen, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, selbst nochmal ganz neu kennen. Denn als Journalistin, und das ist keine Phrase, lernt man jeden Tag irgendwas dazu. Die Entscheidung zu bleiben, haben mir auch die anderen Volos leicht gemacht. Gemeinsam haben wir viel gelernt, und alle wollen wir unser Medium auch in Zukunft lesenswert gestalten.
Connor Endt, seit Dezember 2023 in der Stadtredaktion Dresden
Ich bin nach dem Volo bei der Sächsischen Zeitung geblieben, weil ich in der Stadtredaktion Dresden als Redakteur anfangen konnte. Das war während der Ausbildung meine Lieblingsstation (Themen und Team) und ich habe mich sehr gefreut, dort zu starten. Auch jetzt, ein gutes halbes Jahr später muss ich sagen: Ich habe die Entscheidung bisher nicht bereut. Bin gespannt, was die Zukunft bringt…
Simon Lehnerer, seit Juli 2024 in der Lokalredaktion Freital
Ich genieße es sehr, dass ich durch mein Volontariat bei der Sächsischen Zeitung fast alle Ressorts und damit auch die meisten Kollegen kennenlernen durfte. Ich konnte mich unter den verschiedenen Ressortleitern beweisen, zeigen was ich kann und mir damit ein gewisses „Standing“ erarbeiten – denke ich zumindest. Außerdem macht es natürlich auch Spaß, wenn man beim Mittagessen in der Kantine oder morgens im Aufzug viele Kollegen kennt, kurz schnacken kann und sich gegenseitig updatet, was gerade so los ist. Das schafft eine familiäre Atmosphäre, die mir das Arbeiten definitiv versüßt.
Moritz Schloms, seit Juli 2024 in der Stadtredaktion Dresden
Bei der Schülerzeitung bin ich gelandet, weil mir die Redaktionssitzung mit anderen Schülern attraktiver erschien als die Doppelstunde Biologie, die ich damals in der 10. Klasse hätte eigentlich besuchen sollen. Für die Sächsische Zeitung habe ich mich aber ganz bewusst entschieden. Denn bei der Schülerzeitung habe ich gelernt, dass es im Journalismus darum geht, Steine umzudrehen. Jeder sieht den Stein, aber wir dürfen ihn umdrehen und schauen, was darunter krabbelt. In der Redaktion der Sächsischen Zeitung habe ich einen Ort gefunden, wo ich noch viel übers Steine umdrehen lernen kann und in meiner Heimat Dresden einen Ort mit genug Steinen, die es umzudrehen gilt.
Im Podcast „Journalismus machen“ erzählt die langjährige Korrespondentin Christina Schott von ihren Erfahrungen als Journalistin am anderen Ende der Welt.
Christina Schott lebte und arbeitete 20 Jahre in Indonesien und Südostasien. Im Podcast „Journalismus machen“ erklärt sie, was zu beachten ist, um erfolgreich als Freier Journalist im Ausland zu arbeiten.
Dort arbeiten, wo sich die Palmen sanft im Wind wiegen und morgens das azurblaue Meer glitzert. Arbeiten im Ausland ist für viele ein Traum. Für den Berufszweig „Journalist“ ist dies kein Ding der Unmöglichkeit.
Über den ganzen Erdball verteilt arbeiten Korrespondenten für deutschsprachige Medien. Einige davon schreiben als freie Journalisten, verkaufen ihre Geschichten für ein bestimmtes Honorar an Zeitungen oder Online-Medien und verdienen sich so ihren Lebensunterhalt. Klingt traumhaft – oder gibt’s da etwa einen Haken?
In der dritten Folge des Podcasts „Journalismus machen“ spricht SZ-Redakteur Simon Lehnerer mit Christina Schott (hier geht es zu ihrem Profil) über ihr Leben und ihre Arbeit als Journalistin im Ausland.
Wie kam es dazu, dass sie viele Jahre in Indonesien lebte? Was muss man beachten, wenn man sich als freier Journalist am anderen Ende der Welt versuchen will? Welche Eigenschaften und Qualifikationen sollte man dafür mitbringen? Wie findet man Themen und gute Kontakte vor Ort? Die erfahrene Auslandsjournalistin liefert Antworten und Tipps für potentielle Nachwuchsjournalsiten. Ein Tipp vielleicht schon mal vorab. Sie sagt: „Man muss offen sein und verstehen, dass man nicht immer mit dem europäischen Blick an alles rangehen kann, sondern sich wirklich in die andere Seite versetzen können.“
Zur Person: Christina Schott hat 20 Jahre lang als freie Journalistin in Indonesien und Südostasien gelebt und gearbeitet. Seitdem sie 1998 den Umsturz des Suharto-Regimes in Jakarta miterlebte, haben sie die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in der Region nicht mehr losgelassen. Ihre Artikel erschienen unter anderem im Stern, in der Zeit, taz, FAZ und in der Jakarta Post. Außerdem führt sie seit 2021 die Geschäftsstelle des international agierenden Journalisten-Netzwerks „Weltreporter“.
Stefanie Dodt ist Investigativjournalistin beim NDR. In der ersten Folge des SZ-Volontärspodcasts „Journalismus machen“ erklärt die Reporterin, wie ihr Handwerk funktioniert.
NDR-Reporterin Stefanie Dodt ist zu Gast im Volontärspodcast „Journalismus machen“ bei Sächsische.de.
Die Volontäre der Sächsischen Zeitung starten den Podcast „Journalismus machen“. In der erste Folge wird gefragt, wie man eigentlich richtig investigativ recherchiert. Zu Gast ist Stefanie Dodt, Investigativ-Reporterin beim NDR. Sie erzählt, wie sie von einem Volontariat bei einem kleinen Radiosender zum Investigativjournalismus kam – und warum das viel damit zu tun hat, dass sie nicht auf ihren Chef gehört hat.
„Wann ich das erste Mal investigativ recherchiert habe? Mit 18 habe ich ein Volontariat im Regionalradio gemacht. Wir haben damals immer versucht etwas mehr über Polizeimeldungen rauszukriegen, haben viel an Türen geklingelt. Aber ob das bewusst war? Ich glaube nicht im Geringsten“, sagt Dodt. Dabei gibt sie zu, dass sie ihre Arbeit „komplett unterm Radar“ gemacht habe. „Ich habe geschaut, ob es der Chef irgendwann merkt oder nicht.“
Außerdem erzählt sie von ihrer einjährigen VW-Recherche in Brasilien, für die sie für den Grimme-Preis nominiert wurde. „Das war eine klassische Nerdgeschichte“, sagt sie. Sie sei in Brasilien gewesen, als der erste Bericht der sogenannten Wahrheitskommission veröffentlicht wurde. „Das war eine Kommission, die sich in Brasilien zum ersten Mal so richtig ausführlich damit beschäftigt hat, was in Zeit der Militärdiktatur eigentlich passierte? Welche Menschenrechtsverletzungen wurden begangen? Wie viele Leute sind dem zum Opfer gefallen?“ Es sei spannend zu beobachten gewesen, was in der jungen brasilianischen Demokratie an Aufarbeitung stattgefunden habe.
Sie erzählt schließlich, wie sie in einem öffentlich einsehbarem Dokument auf etwas Fragwürdiges gestoßen ist. „Da war auf einer Seite erwähnt, dass es auch Dokumente in einem kürzlich geöffneten Archiv der Militärpolizei gibt, die darauf hindeuten, dass Volkswagen in die Machenschaften der Militärdiktatur verstrickt war.“ Anschließend nahm die Geschichte und die investigative Recherche ihren Lauf.
Und natürlich wollte Moritz Schloms, Host der ersten Folge „Journalismus machen“ auch wissen, welchen Tipp Stefanie Dodt jungen Journalisten geben kann. Den hat sie, aber diesen gibt es nur zu hören in der Folge …
Wir machen jetzt auch Podcast! Wer nicht genug von uns Volos lesen kann, der kann uns jetzt auch hören. Unter dem Titel „Journalismus machen“ hört ihr die Volos jetzt öfter. Dabei geht es um alle Fragen rund um Journalismus und wie die Arbeit funktioniert.
Dabei sprechen wir, die Volontäre der Sächsischen Zeitung, sprechen mit Journalisten, die uns begeistern und inspirieren, über die Themen, die uns auch nach Feierabend noch umtreiben. Wohin entwickelt sich unsere Branche? Was muss ich als Journalist können? Und welche Wege führen eigentlich in den Journalismus? Diese und weitere Fragen klären wir ab sofort in unserem eigenen Podcast, der vor allem junge Journalisten ansprechen soll – und die, die es noch werden wollen.
„Journalismus machen“ gibt es überall, wo es Podcasts gibt und natürlich regelmäßig auf Sächsische.de.
Gestartet sind wir schon letzte Woche mit „Wie funktioniert investigativer Journalismus?“. Dabei spricht Moritz Schloms, der schon im zweiten Jahr seines Volos bei der SZ ist, mit Stefanie Dodt, Investigativjournalistin beim NDR.
Im März wurden vier Volontärinnen der Sächsischen Zeitung nach Hamburg auf die Henri-Nannen-Schule geschickt. Zwischen „wieder die Schulbank drücken“ und der Zukunft des Journalismus.
Den ersten Sonntag im März ging es los und mit dem Zug von Dresden nach Hamburg. Gepackt für vier Wochen waren die Koffer entsprechend schwer. Aber alles klappte wie geplant. Der Stundenplan der nächsten Wochen war voll. Auf uns warteten Profis aus dem Journalismus, eine Vielzahl an kleinen und größeren Projekten und natürlich Sightseeing.
Insgesamt 19 Schüler*innen versammelten sich am Montag im Foyer von RTL. Bunt gemischt aus ganz Deutschland und der Schweiz würden wir uns in den nächsten vier Wochen sehr gut kennenlernen (und vielleicht auch langjährige Freundschaften schließen).
Gleich am ersten Tag erwartete uns die Grundlage des Journalismus – eine Nachricht schreiben. Sogar eine Pressekonferenz und ein Newsroom war für uns vorbereitet wurden. Die nächsten Wochen waren eine Sammlung an journalistischen Wissen und Fähigkeiten. Mit Dozenten von der ZEIT, vom Stern und dem Spiegel sowie von T-Online oder Freelancer brachten uns alles näher, was wir wissen mussten um als Jungjournalist zu starten: Nachrichten schreiben, Social Media Beiträge und kurze Dokus filmen und schneiden.
Das Meisterstück der vier Wochen war die Reportage. Nach ein paar Übungen und (bei einigen) einer sehr langen Themensuche, hatten wir ein ganzes Wochenende dafür Zeit. 6.000 Zeichen lang sollte sie sein und die Ergebnisse hätten nicht vielfältiger sein können: Bio-Laden, Kältebus, Tantra-Massagen und Social-Media-Sucht-Selbsthilfegruppen sowie eine Besamungsstation für Pferde, sind nur eine Auswahl der Themen.
Nach dem täglichen Unterricht lagen manchmal noch Abendtermine an, an denen Gäste eingeladen wurden. Wir durften sie mit Fragen löschern zu ihrer Arbeit und den Geheimnissen des Journalismus. Stand am Abend und am Wochenende nichts an, dann war Zeit für Sightseeing: Also furen wir mit der Fähre über die Elbe, gingen ins Theater oder Musical und spazierten durch die Stadt oder um die Alster. Und über allem Stand das Wort: Franzbrötchen. Das süß ausgebackene Teilchen war am Anfang nur eine Versuchung und am Ende nahezu täglicher Begleiter im Schulalltag der Henri-Nannen-Schule.
Der letzte Tag war bei uns aus Karfreitag. Bei einem gemeinsamen Frühstück und einer Sektrunde, wurden ein letztes Mal die vier Wochen besprochen. Zum Schluss wurde noch ein Gruppenfoto gemacht und nach und nach verabschiedeten sich alle ins Osterwochenende.
(Wir wollten auch an die „Wall-of-Fame“, die Wand mit den Bildern der Absolventen des zwei-Jährigen Kurses der Nannen-Schule. Also haben wir selbst ein Bild ausgedruckt und es ins Schulgebäude gehangen – ob das bisher aufgefallen ist? Wir wissen es nicht)
In den vergangenen Wochen hat die Redaktion der Sächsischen Zeitung auf eine besondere Ausgabe hingearbeitet. Zum 77. Geburtstag sind neben aktuellen Themen auch Artikel zu unserer Arbeit, dem Haus und uns – den Journalist:innen erschienen. Wir wurden gefragt, warum wir uns eigentlich für das Volontariat entschieden haben, und wie wir den Journalismus in der Zukunft sehen. Hier findet ihr unsere Antworten: Sieben Liebeserklärungen zum 77.
Empathie lässt sich nicht downloaden
Connor Endt
Sechs Uhr, der Wecker klingelt. Ich schäle mich aus dem Bett, ziehe Funktionsklamotten an. Zwanzig Minuten später holt mich meine Kollegin ab. Wir fahren in ein Waldgebiet, das von Umweltschützern besetzt wird. Drei Tage lang sind wir bis 22 Uhr auf den Beinen. Hetzen durch ein mehrere Hektar großes Areal, während über uns ein Helikopter kreist und Menschen aus Baumhäusern geräumt werden. Wir sprechen mit Umweltschützern, einer Anwohnerin und Polizisten. Einen Artikel schreibe ich auf der Rückbank, während meine Kollegin uns zurück nach Dresden fährt. Beim Einschlafen habe ich immer noch das Rattern der Rotorblätter im Ohr.
Aber genau das ist es, wofür ich jeden Tag gerne aufstehe. Bei der Arbeit als Journalist bedeutet beinahe jeder Tag eine Überraschung. Jeden Tag trifft man Menschen, die man sonst niemals treffen würde. Taucht ein in Welten, die einem Großteil der Menschen verschlossen bleiben.
Als Journalist bin ich Augen und Ohren unserer Leser, egal ob bei Waldräumungen, Demos oder Kreistagssitzungen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis.
Doch die Welt des Journalismus verändert sich aktuell rapide. Künstliche Intelligenz wird immer besser darin, eigene Texte zu produzieren oder Bilder zu generieren. Social Media wird überflutet mit Bildern von der Festnahme von Donald Trump oder Wladimir Putins Kniefall vor dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Beide Bilder sind Fälschungen, von Künstlicher Intelligenz generiert.
Noch erkennen wir den Unterschied zu Bildern, die von echten Fotografen geknipst wurden. Aber die KIs lernen ständig dazu und werden schnell besser. Wenn immer mehr Inhalte generiert werden, die nicht echt sind, wird Vertrauen immer wichtiger.
Dazu müssen Journalisten auch in Zukunft um sechs Uhr aufstehen und beschreiben, was sie sehen und hören. Denn eine Sache ist klar. KI kann zwar jede Menge Daten sammeln und analysieren, aber sie kann keine menschlichen Erfahrungen und Emotionen nachvollziehen. Empathie, Intuition und kritische Denkweisen lassen sich nicht downloaden.
Connors Notizen kann so schnell keine KI ersetzen.
Worte, die die Welt verändern
Natalie Stolle
Schreiben, das lag mir schon immer. Zumindest wurde mir das Zeit meines Lebens nachgesagt. Geschichten, lang oder kurz, schwulstig oder nüchtern – es gibt fast nichts, was ich nicht schon ausprobiert hätte. Als sich die Fragen schließlich häuften, was ich in meinem Leben machen möchte, war mir klar, es wäre toll, wenn ich beim Schreiben bleiben könnte. Und gewissermaßen bin ich das auch.
Journalistisches Schreiben ist definitiv anders als kreativ zu schreiben, doch das eine schließt das andere nicht aus. Recherchieren, interviewen und Artikel verfassen mag im ersten Moment nach sich immer wiederholender Arbeit klingen. Manchmal ist es das auch. Aber manchmal hat man eben auch das Glück, auf ganz außergewöhnliche Menschen zu treffen.
Wie im Kreativen habe ich dabei die Möglichkeit, die Geschichten dieser Menschen festzuhalten, nur, dass sie eben real und nicht fiktiv sind. Ich erinnere mich an Hip-Hop-Musiker, meine ersten Interviewpartner, an eine neunzehnjährige Feuerwehrleiterin, an einen pensionierten Extremwanderer, an Gespräche über Roboter, Politik, Wirtschaft und das ganz persönliche Leben, in das ich oft Einblicke bekommen habe.
Journalismus kann mir all das zeigen, Lebensentwürfe, Weltansichten, Missstände und Erfolge. Ich wiederum kann das Erlebte in Worte verpacken und anderen Menschen die Chance geben zu hören, was ich gehört habe, zu sehen, was ich gesehen habe. Mit Blick auf Länder, in denen Presse- und Meinungsfreiheit nicht gegeben sind, wird mir selbst mit den Jahren immer klarer, wie wichtig der Journalismus ist.
Ich bin gern ein Teil davon, auch wenn es nicht immer leicht ist. Als junge Frau wird man manchmal gern belächelt, nicht direkt ernst genommen, wenn man seine Fragen stellt, aber inzwischen mag ich diese Herausforderung auch. Denn meine wahre Stärke sind die Worte, die ich zu Papier bringe. Und wenn alte wie auch neue Geschichte eins gezeigt hat, dann, dass Worte die Welt verändern können.
Natalie wird für einen Artikel zu Neujahrsvorsätzen selbst sportlich aktiv.
Irgendwas mit Medien und Menschen
Niels Heudtlaß
Ich will Journalist werden! Dieser Gedanke festigte sich erst spät in meinem Studium. Schließlich ist mit Politikwissenschaft alles möglich: „Politiker oder Taxifahrer, beides eben mit viel Gelaber“, wie mein Vater gerne kritisch anmerkte. Doch nach einem Praktikum bei der Lokalzeitung meines Studienortes Trier kam für mich nur noch eines infrage: Ich wollte schreiben und das für eine Zeitung.
„Aber Zeitungsjournalismus ist doch tot“, klang es aus allen Ecken meines Bekannten- und Familienkreises. „Wenn du irgendwas mit Medien machen willst, mach doch lieber was Modernes“, ging die Leier oft weiter. Dabei gibt es für mich nichts Zeitloseres und Interessanteres als Informationen zu sammeln, Fakten zu recherchieren und daraus spannende Geschichten zu formen.
Journalismus ist nicht nur „irgendwas mit Medien“, sondern „das mit Medien“. Ob meine Texte am Ende in einer Zeitung, auf einer Internetseite oder auf Social Media erscheinen, ist mir ziemlich egal. Prozess und Anspruch des Journalismus bleiben derselbe – gut recherchiert und spannend erzählt.
Warum aber zu einer klassischen Zeitung und dann auch noch regional über Sachsen berichten? Weil ich nicht nur irgendwas mit Medien machen wollte, sondern auch irgendwas mit Menschen – sehr genau formulierte Ziele also. So eng zugeschnitten wie der Beruf des Journalisten.
Ich habe mich im Nachhinein des Öfteren gewundert, dass ich nicht in der Mosel ertrunken bin, so blind lief ich als Student durch Trier. Erst in meiner Zeit als freier Journalist dort habe ich den Ort, in dem ich zuvor bereits jahrelang gelebt habe, wirklich kennengelernt. Und wie? Indem ich mit Menschen vor Ort gesprochen und ihre Geschichten und Probleme aufgeschrieben habe. Auf diese Art möchte ich auch Sachsen weiter kennenlernen und euch davon berichten. Das ist ein besonderes Privileg des Journalismus, und deswegen wird er so lange existieren, wie Menschen Geschichten zu erzählen und Probleme zu bewältigen haben.
Weil das Leben nie langweilig wird
Simon Lehnerer
Ich habe mich für eine berufliche Laufbahn als Journalist entschieden, weil es in diesem Job nie langweilig wird und es immer Neues zu entdecken gibt. Täglich erfahre ich etwas über Themen, mit denen ich mich vorher noch nie auseinandergesetzt habe. Außerdem habe ich durch den Journalismus die Möglichkeit, Situationen sichtbar zu machen, die sonst nur wenig oder gar keine Aufmerksamkeit erhalten, und kann die Leserinnen und Leser an Orte mitnehmen, die sie sonst nicht kennenlernen würden.
Gerade im Lokaljournalismus denke ich mir oft: „Wenn ich nicht über dieses Thema in dem kleinen Dorf in der Sächsischen Schweiz schreibe, dann tut es niemand.“ Oft sind an jenen unscheinbaren Orten, wo es fast keiner mitbekommt, tolle Geschichten zu finden. Zudem finde ich es spannend, als Pressevertreter besondere Einblicke in Institutionen aller Art zu bekommen. Ich darf hinter die Kulissen blicken, Fragen stellen, egal ob sie angenehm oder unangenehm für mein Gegenüber sind. Insgesamt kann ich also guten Gewissens behaupten, mich für das richtige Berufsfeld entschieden zu haben.
Nur, wie steht es um die Zukunft des Journalismus – gerade im Bereich der Tageszeitungen? Ich denke, das Ende des Printjournalismus ist absehbar, und die Arbeit von Journalisten wird sich immer crossmedialer ausweiten. Sprich: Reporter werden nicht mehr einfach zu Terminen gehen und danach alles in den Computer tippen, sondern spielen ihren „Content“ auf mehreren Kanälen im Internet aus. Video-Reportagen, wie die von Formaten wie „follow me reports“ oder „strgf“, werden immer beliebter, und auch Podcast eroberten die Branche in den vergangenen Jahren im Sturm.
Ich denke nicht, dass überhaupt niemand mehr Zeitung lesen wird, aber die junge Generation verlagert ihren Konsum von Nachrichten auf YouTube, Instagram und Co. Daher ist es umso wichtiger, dass zukünftige Journalisten fit im Umgang mit den Apps und Programmen sind, die von den jungen Leuten genutzt werden. Andernfalls erreichen wir sie nicht mehr.
Simon (l.) sucht mit seinen Kolleg:innen Domokos Szabó und Katarina Gust den besten Döner in Pirna.
Hinter den Türen, die sonst verschlossen sind
Fionn Klose
Alles begann mit einer Kamera, die ich zum Aktionspreis in einem überregional bekannten Technikgroßhandel erwarb. Und einem Formular der Jugendpresse Sachsen. Ein paar Wochen später kam mein Jugendpresseausweis, genau an dem Tag, an dem Pegida eine große Kundgebung in Dresden ankündigte.
Ich ging dorthin, machte meine Fotos, veröffentlichte kleine Berichte über die Demo auf einem Blog. Die Anfänge meiner journalistischen Arbeit.
Mir hat das viel Spaß gemacht, das viele Rumrennen, mit Leuten auf allen Seiten reden, die Situation genau beobachten, Fotos machen. „Das mache ich mal beruflich“, dachte ich mir. Und jetzt sitze ich hier, als Volontär der SZ, recherchiere, schreibe meine Texte, suche mir Themen, rede mit vielen Leuten, mache ab und an noch Fotos und marschiere mit meinem Presseausweis durch Polizeisperren.
Das Schöne daran ist auch, dass Journalismus nicht nur Schreibtischarbeit ist. Man muss auch draußen vor Ort sein und mit eigenen Augen sehen, was passiert.
Und dann im Büro, am PC das Sprachrohr zur Welt sein. Das, was man gesehen hat, wiedergeben. Von Erlebnissen und Abenteuern erzählen, über die nicht so viele erzählen können. Denn auch das ist ein Grund, warum ich Journalist geworden bin. Es können sich einem Türen öffnen, die für die Allgemeinheit sonst verschlossen bleiben. Dann kann man dahinterschauen und einen eigenen Zugang für alle schaffen, indem man darüber schreibt. Finde ich schon sehr spannend.
Ich will auf jeden Fall weiter als Journalist arbeiten. Ich würde auch gerne mal dafür durch die Welt reisen, Reportagen schreiben, an Orte gehen, an denen es auch mal ungemütlich werden kann. Und auf Missstände aufmerksam machen. Aber leider, so denke ich, wird das Ganze nicht mehr lange in einer gedruckten Zeitung zu lesen sein.
Online first, so lautet das Stichwort. Find ich schon schade, weil ich es eigentlich immer cool fand, die Zeitung von meinen Eltern in der Hand zu haben und dann so zu tun, als verstünde ich alles, was drinsteht. Und dann schwarze Finger von der Druckerschwärze zu bekommen. Auch eine Sache, die mich zum Journalismus brachte.
Karla Kolumna 2.0
Lucy Krille
Mein Weg in den Journalismus begann indirekt schon mit den Hörspielen von Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen. Als Kind habe ich die Kassetten so oft angehört, bis das Band von der Spule fiel. Die Hexe und der Elefant leben in den Geschichten in einer kleinen Stadt. Immer dabei: die „rasende Reporterin“ Karla Kolumna mit ihrem roten Roller.
Als Jugendliche fiel mir die Berufswahl schwer, denn ich habe mich für vieles gleichzeitig interessiert. Dann kam mir wieder Karla Kolumna in den Sinn, denn die muss sich gar nicht entscheiden: Sie schlüpft jeden Tag in andere Rollen und lernt dabei auch noch immer wieder dazu. Als Journalistin ist sie mittendrin im echten Leben, egal ob Schule, Fußballstadion oder Rathaus.
Schnell war mir klar, dass Journalismus viel komplexer ist als „sennsationelll“ (Karlas Lieblingswort). Längst reicht es nicht mehr aus, bei Veranstaltungen oder Ereignissen dabei zu sein. Vielmehr müssen wir eigene Themen setzen, Debatten anregen und vor allem: zuhören. Gerade im ländlichen Raum ist die SZ oft die einzige Zeitung, an die sich die Menschen wenden können, wenn sie Fragen haben. Ungerechtigkeiten nachzugehen, auch das gehört zu unserem Job.
Dass unsere Texte in zehn Jahren noch in der Zeitung stehen, ist eher unwahrscheinlich. Aus ökonomischen und ökologischen Gründen ist das nachvollziehbar, auch wenn ich das Rascheln des Papiers zwischen den Fingern vermissen werde. Im Freundeskreis bin ich eine der wenigen, die noch Artikel auf Papier lesen. Selbst meine Eltern haben jetzt das E-Paper bestellt. Längst haben auch Podcasts, Reels und Newsletter den Markt erobert.
Aber mit der Zeitung ist es vielleicht wie mit meinen Bibi-Blocksberg-Kassetten: Sie werden langsam überholt, und damit müssen wir umgehen. Doch die Inhalte bleiben wichtig! Die meisten wollen doch wissen, was in der Welt und vor allem in ihrer Nähe passiert. Und auch, wenn mir noch keine Hexe und kein sprechender Elefant begegnet sind, hält die Region immer wieder spannende Geschichten bereit.
Lucy mit Henry Berndt (l.) und Martin Skurt vor einer Reportage zum 9-Euro-Ticket.
Mit Herzblut gegen die Maschinen
Moritz Schloms
Ich wollte Journalist werden, obwohl ich in der Schule bei Diktaten regelmäßig schlechte Noten kassierte. Meine Kommas waren überall, nur nicht an den richtigen Stellen. Journalist wollte ich trotzdem werden. Ich habe den Drang, immer Neues lernen zu wollen und meine Neugier zu stillen. Das kann ich mit der Arbeit als Journalist: Jeden Tag etwas Neues erleben und darüber berichten.
Mit der Zeit wurde meine Rechtschreibung besser, meine Kommas landeten immer öfter an den richtigen Stellen. Dafür musste ich viel Schreiben üben. Doch jetzt, so scheint es, war das alles umsonst.
Denn mittlerweile gibt es jemanden, der schneller schreibt als jeder Journalist: ChatGPT. Künstliche Intelligenzen wie der Chatbot sind mittlerweile so fortgeschritten, dass sie Texte verfassen können, die von echten Menschen geschrieben worden sein könnten.
Das wird nur der Anfang sein. ChatGPT schreibt und schreibt und schreibt. Eine Künstliche Intelligenz hat keine schlechten Tage, lungert nicht an der Kaffeemaschine rum und liefert Texte immer vor der Deadline ab, nie danach. Ein Traum für jeden Chef. Direkte Konkurrenz mit einer Künstlichen Intelligenz? Braucht es Journalisten noch?
Auch wenn KI-Systeme mittlerweile schneller schreiben als wir, so haben wir doch einen unschlagbaren Vorteil: Wir haben Herzblut und Leidenschaft für unseren Beruf. Wir lieben es, uns in Themen zu vertiefen, uns mit Menschen auszutauschen und ihre Geschichten aufzuschreiben. ChatGPT stellt keine kritischen Fragen, besucht keine Pressekonferenzen und liest auch keine Leserbriefe.
Aber die Möglichkeiten von ChatGPT werden den journalistischen Alltag verändern. Das bringt neue Herausforderungen, gerade für angehende Journalisten wie mich. Und wie wir mit den neuen Herausforderungen umgehen können, wird ChatGPT uns nicht beantworten können. Zum Glück sind wir neugierig. Wir werden es herausfinden.