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Was bleibt…

DagnyZwölf Monate bei der Sächsischen Zeitung sind nun vorüber. Nach dem Volontariat geht für mich zurück an die Universität, um meinen Master in Journalistik zu beenden.  Ich packe meine Koffer, was nehme ich an Erfahrungen von Dresden nach Leipzig mit?

Meine persönliche Schatzliste:

Döbeln. Am Wetter kommt keiner vorbei: Fast sommerliche 30 Grad im April.

Sex sells: Tag der offenen Tür im Nossener Swingerclub.

Helden des Alltags entdeckt: Eine Runde mit dem Waldheimer Containerdienst gedreht. Eine weitere mit den Stadtgärtnerinnen.

World Wide Web.
Wiederkehrende Fragen: Was packe ich auf einen Blog, der journalist-werden.de heißt? Mit was kann ich szonline-User locken, ohne halbnackte Körper, Tierbabys und Waffen zu zeigen?

Dresden.Lokal.
Ein großer Gewinner: Ein Olympiasieger kehrt ins Bootshaus seines Heimatvereins zurück.
Verlierer: Dresdner Mieter zahlen drauf. Im Terminal des Dresdner Flughafens bleibt viel Platz für Fluggäste. Dresdner Polizisten kommen beim Kontrollieren nicht hinterher.

Freude- und Trauerspiel: Dresdner sichern sich die letzten Erinnerungsstücke des Kulturpalastes.

Am Wetter kommt keiner vorbei:  Fast 40 Grad im August.
Berlin. Sehenswert: Befragung von Finanzminister Wolfgang Schäuble im NSU-Untersuchungsausschuss.
Hörenswert: Bundesratsinitiative zum Verbot der NPD.
Erlebenswert: Mikrokosmos eines Korrespondentenbüros.

Sachsen. Kultur und Gesellschaft.
Xte Herausforderung: Ohne jegliche Russischkenntnisse mit russischen Gästen auf Shoppingtour in Dresden für Seite 3 ins Gespräch gekommen.
Zweimal Semperoper:

  • Ball: Draußen im Regen tanzende Paare interviewen, im Trockenen opulente Ballkleider bestaunen.
  • Zuschauen: Wie der Mann, der den dritten Weltkrieg verhindert hat, den Dresdner Friedenspreis einfach auf der Bühne stehen lässt.

Von Dagny Rößler

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Von der Wanze zum Blattsalat

Jana Mundus hat ihre ersten Artikel für die Schülerzeitung geschrieben. Nun besucht sie regelmäßig ihr ehemaliges Gymnasium in Döbeln, um Recherchetipps zu geben.

Blattsalat_André BraunMittwochnachmittag ist Jana Mundus für die Stadtredaktion in Dresden nicht zu sprechen. Alle zwei Wochen nimmt sich die Journalistin Zeit, um zum Lessing-Gymnasium nach Döbeln zu fahren. Dort hat die Schülerzeitung „Blattsalat“ ein eigenes Redaktionszimmer mit Computern und einem großen Redaktionstisch. 15 Jungredakteure schreiben hier, suchen Fotos aus und gestalten die nächste Titelseite.

Jana Mundus spricht mit den Schülern von der fünften bis zur elften Klasse über Themenideen für die nächsten Ausgaben, korrigiert die ersten fertigen Texte. Inhaltlich geht es um Dinge, die gerade aktuell in der Schule diskutiert werden, die für Aufregung oder für Freude sorgen. Aber der Blattsalat widmet sich auch Themen, die für Jugendliche allgemein bedeutend sind, und greift auch Sachen auf, die Fingerspitzengefühl verlangen. So schrieb eine Redakteurin einmal über eine Mitschülerin, die an Magersucht litt.

Von Kopien zum Magazin

Der Blattsalat erscheint vier Mal pro Schuljahr und wird richtig professionell vierfarbig gedruckt. Finanziert wird die Zeitung durch Anzeigen, welche die Kollegen vom Döbelner Anzeiger verkaufen. Selbstverständlich ist der Aufwand nicht. Jana Mundus sagt: „Die Schülerzeitung ist von einem kopierten Heftchen zu einem richtigen kleinen Magazin geworden.“ Mit Erfolg, 2011 wurde der Blattsalat zu Sachsens bester Schülerzeitung gekürt. Früher jagten die Redakteure die gut 30 Seiten über die Kopierer einer Bank, außerhalb der Öffnungszeiten. Im Redaktionszimmer wurden die einzelnen Seiten zusammengelegt und getackert.

Mit der Schülerzeitung fing es bei Jana Mundus an. Dann ergatterte sie sich ein Praktikum bei einer Tageszeitung. Danach schrieb sie an den Wochenenden und in den Ferien für ein Zeilenhonorar. Nach der Schule studierte sie Journalistik an der Uni Leipzig. Seit 2008 arbeitet sie als freie Journalistin.

Sie hofft, dass die Schüler am Lessing-Gymnasium genauso viel Spaß am Schreiben haben wie sie. Mit ein paar Recherchetipps erklärt sie den Jugendlichen, wie sie auch Kritisches objektiv beleuchten können. „Ich ermutige sie, auch mal kritisch mit einigen Dingen umzugehen, die an der Schule eine Rolle spielen“, erzählt sie. „Da muss auch die Schulsprecherin damit leben, wenn man sie unerlaubterweise beim Rauchen auf dem Schulgelände erwischt.“

Von Dagny Rößler

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Dabei sein, wenn es passiert

Volontäre stellen sich vor: Dagny Rößler (24) studiert Journalistik an der Uni Leipzig  und holt sich in einem Jahr die nötige Portion Praxis.

Klick gemacht hat es…

in meiner Bachelorzeit. Als ich bei der Düsseldorfer Unizeitung „Campus Delicti“ Woche für Woche selbst Themen setzen, Texte schreiben und Fotos machen konnte. Die fertige Ausgabe haben wir unseren Lesern sogar noch persönlich in die Hand gedrückt.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht…

dass ich im Lokalen jeden Tag aufs Neue die unterschiedlichsten Themen auf dem Schreibtisch liegen habe. Für den Döbelner Anzeiger sprach ich einmal morgens im Kuhstall mit Sachsens bester Melkerin und am Nachmittag philosophierte ich mit einem Chirurgen über sein absolutes Gehör.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen…

dass ich vielleicht Leute überzeugen würde, an einer Umfrage teilzunehmen – am Telefon oder in der Fußgängerzone. In meinem Bachelor ging es nämlich auch um empirische Sozialforschung. Zum Glück ließ mir das Studium viele Freiheiten, mich nach Alternativen umzuschauen.

Ich bin Spezialistin für…

Porträts über Menschen mit einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte: über eine Frau, die früher ein Mann war; über einen Paralympics-Teilnehmer, der als Kind mit seinem Pony zur Schule ritt. Gerne höre ich Leuten zu, aber noch lieber bin ich ganz nah an ihnen dran, erlebe sie, wenn etwas passiert. Ich habe für eine Zeitung schon in einem Hörsaal übernachtet, als Studenten ihn zum ersten Mal besetzten. In Dresden habe ich in der Warteschlange gestanden, als die Klappsessel des Kulturpalasts verkauft wurden – für ein Ehepaar hingen daran Erinnerungen aus 30 Jahren.

An die Geschichte erinnere ich mich oft…

Gleich in der ersten Volo-Woche konnte ich eine Frau porträtieren, die Sterbende ehrenamtlich begleitet. Das klingt nach einem deprimierenden Thema, doch die Hospizhelferin sprudelte nur so vor Lebensfreude. Ihr Motto: „Es nützt ja nichts, wenn ich traurig bin.“ Widersprüche machen das Leben erst richtig interessant.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt als…

ich einen Blick in andere regionale Tageszeitungen geworfen habe und von vielen Mini-Meldungen oder Kurzkommentaren erschlagen wurde. Die SZ nimmt sich den Platz, den die besten Geschichten brauchen.

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Gleich am ersten Tag zum Termin

Einstieg übers Praktikum: Wie kann ich mich bewerben? Was erwartet mich? Wie kann  es danach weitergehen? Antworten gibt’s am Beispiel der Döbelner Lokalredaktion.

Wie ein Praktikum in einer Lokalredaktion der SZ ablaufen kann, erklären die Redaktionsleiterin des Döbelner Anzeigers, Elke Görlitz und Praktikantin Michelle Hillebrand. Die 15-Jährige vom Johann-Mathesius-Gymnasium  hat in der neunten Klasse in der Redaktion gearbeitet.

Wen wir für ein Praktikum suchen:

Schüler oder Studenten, die nicht nur ihre Zeit absitzen, sondern wirklich etwas über unser Handwerk lernen wollen.

Welche Eigenschaften ich als Praktikantin mitbringe:

Ich schreibe gern und interessiere mich dafür, wie ein Tag in einer Zeitungsredaktion abläuft. Da erfährt man schließlich als Erster, was gerade los ist.

Wie du zu einem Praktikum bei uns kommst:

Terminlich sind wir sehr flexibel, Voraussetzung ist eigentlich nur, dass ein Arbeitsplatz frei ist – und das ist meistens so. Die Praktika dauern meist 14 Tage. Melde dich am besten persönlich. Denn manche schicken auch die Eltern vor, das macht allerdings nicht den besten Eindruck. Also anrufen oder mailen oder eine schriftliche Bewerbung schicken und um einen Termin für ein Vorstellungsgespräch bitten.

Wie ich beim Döbelner Anzeiger beworben habe:

Für mich war relativ schnell klar, dass ich mein Praktikum in der 9. Klasse bei einer Zeitung mache, weil ich später Journalistin werden möchte. Deshalb habe ich mir einfach die Telefonnummern einiger Zeitungen in der Nähe besorgt. Zuerst habe ich in der Redaktion nachgefragt, ob ein Praktikum prinzipiell möglich wäre. Dann habe ich Frau Görlitz meinen Lebenslauf und meine Bewerbung geschickt. Ein paar Tage später hat sie mich dann zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Davor war ich ziemlich aufgeregt. Aber ich hätte mir gar keine Sorgen machen müssen. Frau Görlitz war total nett. Im Großen und Ganzen ging es nur darum, warum ich mich für ein Praktikum bei der Zeitung interessiere und was ich mir so darunter vorstelle.

Was die Praktikanten bei uns lernen können:

Erst einmal, dass Zeitungmachen wirklich harte Arbeit ist. Man braucht einen klugen Kopf, muss neugierig und hartnäckig sein, auf die Menschen zugehen können und sich nicht einschüchtern lassen. Denn erst wer genug interessante Informationen gesammelt hat, kann sie auch spannend aufschreiben. Und auch das lernen die Praktikanten bei uns.

Wie mein Praktikum gelaufen ist:

Ich durfte gleich am ersten Tag zu einem Termin bei der Schuldenberatung in Döbeln mitgehen und dann einfach „drauf-los-schreiben“. An den nächsten Tagen war ich dann einige Male bei Verhandlungen im Amtsgericht. Der erste Artikel von mir, der veröffentlicht wurde, war ein Gerichtsbericht. Ich habe nicht nur gelernt, wie man einen Artikel von der Überschrift bis hin zum letzten Satz gleichzeitig informativ und spannend schreibt. Mir fällt es auch leichter, einfach mal auf wildfremde Leute zuzugehen. Denn darum kommt man einfach nicht herum, wenn man für die Zeitung unterwegs ist, auch wenn man – wie ich – eigentlich eher schüchtern ist.

Wie wir unseren Praktikanten helfen:

Indem wir sie zunächst mitnehmen, das heißt, die Praktikanten begleiten einen oder mehrere Redakteure bei Terminen und Recherchen. Dann geht es mit kleinen Aufgaben weiter und wer wirklich Interesse und Talent hat, darf auch mal eine Reportage probieren.

Wie mir die Redaktion geholfen hat:

Alle in der Redaktion waren total nett und haben mir geholfen, wenn ich Fragen hatte. Am Anfang war es nämlich nicht ganz einfach, mit dem PC-Programm klarzukommen. Manchmal wusste ich auch einfach beim Textaufbau nicht weiter oder was ich am besten in die Überschrift schreiben sollte und wie ich einen interessanten Einstieg hinbekomme. Auch Frau Görlitz hat sich immer wieder interessante Aufgaben für mich überlegt.

Wie es für dich nach dem Praktikum bei uns weitergehen kann:

Bestenfalls bleiben die Praktikanten dabei und schreiben weiter für unsere Zeitung, zum Beispiel in den Ferien oder an Wochenenden. Die größten Talente erhalten von uns eine individuelle Förderung entsprechend ihrer jeweiligen Voraussetzungen.

Wie ich mit dem Döbelner Anzeiger in Kontakt geblieben bin:

Gegen Ende des  Praktikums hat Frau Görlitz mir dann gesagt, dass ich auch gern in den Ferien mal wieder ein paar Tage für den Döbelner Anzeiger arbeiten kann. Seitdem bin ich vor allem in den Ferien fleißig am Schreiben. Zum Beispiel habe ich einen Tag lang den historischen Besiedlungszug begleitet und habe später in einem Artikel meine Eindrücke geschildert.

Von Dagny Rößler

Mehr über die Ausbildungswege bei der Sächsischen Zeitung erfährst du hier.

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Im Lokaljournalismus angekommen

Dagny Rößler macht ein einjähriges Volontariat bei der Sächsischen Zeitung. Ihr erster Tag bot einige positive Überraschungen.

Schreibstuben habe ich schon einige von innen gesehen: vom kleinen Redaktionsbüro einer Nachrichtenagentur, chaotischen Hinterzimmern der Campuszeitung bis an Deck der „Gruner und Jahr“-Schaltzentrale in Hamburg. Doch irgendwie war ich vor Beginn meines Volontariats aufgeregt. Wahrscheinlich einfach nur, weil ich wusste, dass es jetzt richtig losging.

Ich musste keine Seiten archivieren, keine Telefonnummern überprüfen, sondern gleich raus für den Döbelner Anzeiger, der Lokalausgabe der Sächsischen Zeitung für den Raum Döbeln. Die Termine dazu lagen schon auf meinem Tisch. Nur eines ändert sich wahrscheinlich nie: Die technische Einrichtung des Arbeitsplatzes. Alle Benutzerdaten waren da, dieses Mal sogar meine persönliche E-Mail-Adresse. Vorbei die Zeit, als meine Mailempfänger die Praktikant2-Adresse einfach als Spam markierten.

Schnell kam der erste Schock. Das erste, was mich beim Blick ins Intranet angrinste, war ich – von meinem Bewerbungsfoto. Daneben stand der Satz: Herzlich Willkommen. Als ich mich von dem Schreck wieder beruhigt hatte, stellte sich das wohlige Gefühl ein, tatsächlich länger als einige Wochen bei der Sächsischen Zeitung zu bleiben. Zehn Minuten später, rief dann auch mein Chef an, um mich zu begrüßen – wieder ein gutes Zeichen. Nicht wie bei meinem ersten Praktikum, als ich am ersten Tag einfach vergessen wurde. Na gut, im Rheinland kann das am Rosenmontag schon einmal vorkommen…

Und endlich bin ich im Lokaljournalismus angekommen. Das Schöne daran ist, dass ich nun meinen Schreibtisch verlassen muss, raus zu den Menschen. Fast nichts liegt zwischen mir und ihnen, keine lange Telefonleitung, keine Datenautobahn. Bei den Leuten vor Ort fühle ich mich sicherer. Dann bekomme ein besseres Gefühl für die Geschichten, die ich erzählen möchte.

Zum Beispiel die über den neuen Nachwuchstrompeter an der Musikschule. Der 14-Jährige hat es als erster Döbelner geschafft, ins Landesjugendblasorchester aufgenommen zu werden. Er erzählte mir, dass er mit seinem Vater zusammen Unterricht genommen hatte, eigentlich lieber Jazz spielt und zukünftig lieber in der Natur arbeiten will, als im Orchestergraben – das sind alles Informationen, die hinter der Nachricht stecken, dass wir ein neues Musiktalent in Döbeln haben. Draußen im Lokalen verstecken sich noch so einige Geschichten hinter den Nachrichten – ich muss nur lange genug nachhaken.