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Spezialistin für die Wendezeit in Bautzen

Volontäre stellen sich vor: Nancy Riegel (25) ist seit Oktober 2014 Volontärin in der Lokalredaktion Bautzen der Sächsischen Zeitung. Bevor es sie mit Katze und Kegel in die Oberlausitz zog, studierte sie Master Journalistik in Leipzig. Nebenbei schrieb sie für zwei Stadtmagazine, Onlinemagazine und war in der Campusredaktion der Leipziger Volkszeitung.

„Stress ist besser als Langeweile“, sagt Volontärin Nancy Riegel. Foto: Maria Timtschenko

 

Klick gemacht hat es, … Als mir meine  Freunde in der Schule vorwarfen, dass ich ständig Dinge hinterfragen muss. Die Neugier und die  Fähigkeit, Tatsachen von Schönfärberei zu  unterscheiden, machen für mich einen guten Journalisten aus. Meine Lehrer taten ihr Übriges indem sie mich dazu drängten, mein Talent für den Umgang mit Sprache zum Beruf zu machen.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht, … Dass Stress besser ist als Langeweile. Je mehr Termine anstehen, je mehr Texte ich schreibe, desto zufriedener bin ich am Ende des Tages.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen, … Wahrscheinlich hätte ich ein Lehramtsstudium begonnen oder Veterinärmedizin studiert, nur um dann zu merken, dass ich niemals ein Tier einschläfern könnte. Eigentlich warte ich aber bis heute auf den Brief aus Hogwarts.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft… Einer meiner ersten Termine beim Volo war bei einem Agrarbetrieb, der auf erneuerbare Energien setzt. Bei der Pressekonferenz war ich nicht nur die Jüngste, sondern auch die einzige Frau. Man nahm mich nicht ernst, ich war die einzige, der der Chef nicht die Hand zur Begrüßung gab. Ich hatte mich aber gut vorbereitet und stellte ihm detaillierte Fragen. Am Ende gab er zu: „Ich hätte nicht gedacht, dass sich eine Volontärin so gut mit dem Thema auskennt.“ Es kommt leider häufiger vor, dass ich wegen meines Alters und meines Geschlechts von meinen Gesprächspartnern unterschätzt werde. Umso schöner ist es zu sehen, dass ich als Berufseinsteiger überzeugen kann.

Ich bin Spezialist für… Die Wendezeit in Bautzen. Der Chefredakteur hat mir zu Beginn eine eigene Serie zu diesem Thema zugeteilt. Mittlerweile kann ich alle wichtigen Daten und Fakten herunterbeten.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt … Als ich schon in der zweiten Arbeitswoche meine ersten Aufmacher schrieb. Der Vorteil an einer Lokalredaktion wie in Bautzen ist, dass man von Anfang an als vollwertiges Mitglied gebraucht und gefordert wird.

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Von der Wanze zum Blattsalat

Jana Mundus hat ihre ersten Artikel für die Schülerzeitung geschrieben. Nun besucht sie regelmäßig ihr ehemaliges Gymnasium in Döbeln, um Recherchetipps zu geben.

Blattsalat_André BraunMittwochnachmittag ist Jana Mundus für die Stadtredaktion in Dresden nicht zu sprechen. Alle zwei Wochen nimmt sich die Journalistin Zeit, um zum Lessing-Gymnasium nach Döbeln zu fahren. Dort hat die Schülerzeitung „Blattsalat“ ein eigenes Redaktionszimmer mit Computern und einem großen Redaktionstisch. 15 Jungredakteure schreiben hier, suchen Fotos aus und gestalten die nächste Titelseite.

Jana Mundus spricht mit den Schülern von der fünften bis zur elften Klasse über Themenideen für die nächsten Ausgaben, korrigiert die ersten fertigen Texte. Inhaltlich geht es um Dinge, die gerade aktuell in der Schule diskutiert werden, die für Aufregung oder für Freude sorgen. Aber der Blattsalat widmet sich auch Themen, die für Jugendliche allgemein bedeutend sind, und greift auch Sachen auf, die Fingerspitzengefühl verlangen. So schrieb eine Redakteurin einmal über eine Mitschülerin, die an Magersucht litt.

Von Kopien zum Magazin

Der Blattsalat erscheint vier Mal pro Schuljahr und wird richtig professionell vierfarbig gedruckt. Finanziert wird die Zeitung durch Anzeigen, welche die Kollegen vom Döbelner Anzeiger verkaufen. Selbstverständlich ist der Aufwand nicht. Jana Mundus sagt: „Die Schülerzeitung ist von einem kopierten Heftchen zu einem richtigen kleinen Magazin geworden.“ Mit Erfolg, 2011 wurde der Blattsalat zu Sachsens bester Schülerzeitung gekürt. Früher jagten die Redakteure die gut 30 Seiten über die Kopierer einer Bank, außerhalb der Öffnungszeiten. Im Redaktionszimmer wurden die einzelnen Seiten zusammengelegt und getackert.

Mit der Schülerzeitung fing es bei Jana Mundus an. Dann ergatterte sie sich ein Praktikum bei einer Tageszeitung. Danach schrieb sie an den Wochenenden und in den Ferien für ein Zeilenhonorar. Nach der Schule studierte sie Journalistik an der Uni Leipzig. Seit 2008 arbeitet sie als freie Journalistin.

Sie hofft, dass die Schüler am Lessing-Gymnasium genauso viel Spaß am Schreiben haben wie sie. Mit ein paar Recherchetipps erklärt sie den Jugendlichen, wie sie auch Kritisches objektiv beleuchten können. „Ich ermutige sie, auch mal kritisch mit einigen Dingen umzugehen, die an der Schule eine Rolle spielen“, erzählt sie. „Da muss auch die Schulsprecherin damit leben, wenn man sie unerlaubterweise beim Rauchen auf dem Schulgelände erwischt.“

Von Dagny Rößler

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Dabei sein, wenn es passiert

Volontäre stellen sich vor: Dagny Rößler (24) studiert Journalistik an der Uni Leipzig  und holt sich in einem Jahr die nötige Portion Praxis.

Klick gemacht hat es…

in meiner Bachelorzeit. Als ich bei der Düsseldorfer Unizeitung „Campus Delicti“ Woche für Woche selbst Themen setzen, Texte schreiben und Fotos machen konnte. Die fertige Ausgabe haben wir unseren Lesern sogar noch persönlich in die Hand gedrückt.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht…

dass ich im Lokalen jeden Tag aufs Neue die unterschiedlichsten Themen auf dem Schreibtisch liegen habe. Für den Döbelner Anzeiger sprach ich einmal morgens im Kuhstall mit Sachsens bester Melkerin und am Nachmittag philosophierte ich mit einem Chirurgen über sein absolutes Gehör.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen…

dass ich vielleicht Leute überzeugen würde, an einer Umfrage teilzunehmen – am Telefon oder in der Fußgängerzone. In meinem Bachelor ging es nämlich auch um empirische Sozialforschung. Zum Glück ließ mir das Studium viele Freiheiten, mich nach Alternativen umzuschauen.

Ich bin Spezialistin für…

Porträts über Menschen mit einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte: über eine Frau, die früher ein Mann war; über einen Paralympics-Teilnehmer, der als Kind mit seinem Pony zur Schule ritt. Gerne höre ich Leuten zu, aber noch lieber bin ich ganz nah an ihnen dran, erlebe sie, wenn etwas passiert. Ich habe für eine Zeitung schon in einem Hörsaal übernachtet, als Studenten ihn zum ersten Mal besetzten. In Dresden habe ich in der Warteschlange gestanden, als die Klappsessel des Kulturpalasts verkauft wurden – für ein Ehepaar hingen daran Erinnerungen aus 30 Jahren.

An die Geschichte erinnere ich mich oft…

Gleich in der ersten Volo-Woche konnte ich eine Frau porträtieren, die Sterbende ehrenamtlich begleitet. Das klingt nach einem deprimierenden Thema, doch die Hospizhelferin sprudelte nur so vor Lebensfreude. Ihr Motto: „Es nützt ja nichts, wenn ich traurig bin.“ Widersprüche machen das Leben erst richtig interessant.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt als…

ich einen Blick in andere regionale Tageszeitungen geworfen habe und von vielen Mini-Meldungen oder Kurzkommentaren erschlagen wurde. Die SZ nimmt sich den Platz, den die besten Geschichten brauchen.

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Schöne Geschichten aus der Provinz

Volontäre stellen sich vor: Carina Brestrich (24) kam vom Radio zur Zeitung – und arbeitet gern in der Oberlausitz.

Klick gemacht hat es…

als ich im dritten Semester war. An der Universität Leipzig studierte ich zu der Zeit im Bereich Kommunikations- und Medienwissenschaft – ein sehr vielfältiges Fach, das viele Möglichkeiten bietet, sich auszuprobieren. Ich entschied mich, es zunächst beim Radio zu versuchen. Ein Schnupperwochenende brachte mich zum Lokalradiosender der Uni, wo ich neben dem Studium mitarbeiten konnte. Vom Radio ging es später zur Zeitung. Bei einem Praktikum zeigte sich: Das ist genau das Richtige für mich.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht…

dass  selbst in der tiefsten Provinz viele schöne Geschichten schlummern.

Mein Leben ohne Journalismus würde so aussehen…

dass ich wahrscheinlich heute noch überlegen würde, welcher Beruf für mich geeignet ist. Wahrscheinlich wäre es trotzdem was mit Medien geworden. Schließlich gehöre ich zu der „Was mit Medien“-Generation und habe auch in die Richtung studiert.

Ich bin Spezialist für…

Porträts. Es macht mir Spaß, im Gespräch das Besondere eines Menschen herauszufinden und dann in einer Geschichte zu erzählen. Jeder hat irgendetwas, dass ihn interessant macht – ein besonderes Talent, eine herausragende Leistung, eine spannende Lebensgeschichte oder eine verrückte Idee.

An die Geschichte erinnere ich mich oft…

als ich einen Bestatter einen Tag begleitete. Ich durfte zuschauen, wie er einen Toten für die Bestattung vorbereitet – mit allem Drum und Dran. Sie ist zwar nie in der SZ erschienen, aber ich habe sie im Rahmen eines Kurses an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg geschrieben. Der gehört zur Volontärs-Ausbildung.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt…

als ich nach meinem Vorstellungsgespräch meine Heimat Bautzen besucht habe. Auf der Fahrt ist mir bewusst geworden, wie schön es dort eigentlich ist. Da stieg in mir schon ein wenig Sehnsucht auf. Damals habe ich über 700 Kilometer weit weg in Süddeutschland gewohnt und dachte nicht, dass meine Bewerbung bei der SZ auch zum Erfolg führt.

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Im Lokaljournalismus angekommen

Dagny Rößler macht ein einjähriges Volontariat bei der Sächsischen Zeitung. Ihr erster Tag bot einige positive Überraschungen.

Schreibstuben habe ich schon einige von innen gesehen: vom kleinen Redaktionsbüro einer Nachrichtenagentur, chaotischen Hinterzimmern der Campuszeitung bis an Deck der „Gruner und Jahr“-Schaltzentrale in Hamburg. Doch irgendwie war ich vor Beginn meines Volontariats aufgeregt. Wahrscheinlich einfach nur, weil ich wusste, dass es jetzt richtig losging.

Ich musste keine Seiten archivieren, keine Telefonnummern überprüfen, sondern gleich raus für den Döbelner Anzeiger, der Lokalausgabe der Sächsischen Zeitung für den Raum Döbeln. Die Termine dazu lagen schon auf meinem Tisch. Nur eines ändert sich wahrscheinlich nie: Die technische Einrichtung des Arbeitsplatzes. Alle Benutzerdaten waren da, dieses Mal sogar meine persönliche E-Mail-Adresse. Vorbei die Zeit, als meine Mailempfänger die Praktikant2-Adresse einfach als Spam markierten.

Schnell kam der erste Schock. Das erste, was mich beim Blick ins Intranet angrinste, war ich – von meinem Bewerbungsfoto. Daneben stand der Satz: Herzlich Willkommen. Als ich mich von dem Schreck wieder beruhigt hatte, stellte sich das wohlige Gefühl ein, tatsächlich länger als einige Wochen bei der Sächsischen Zeitung zu bleiben. Zehn Minuten später, rief dann auch mein Chef an, um mich zu begrüßen – wieder ein gutes Zeichen. Nicht wie bei meinem ersten Praktikum, als ich am ersten Tag einfach vergessen wurde. Na gut, im Rheinland kann das am Rosenmontag schon einmal vorkommen…

Und endlich bin ich im Lokaljournalismus angekommen. Das Schöne daran ist, dass ich nun meinen Schreibtisch verlassen muss, raus zu den Menschen. Fast nichts liegt zwischen mir und ihnen, keine lange Telefonleitung, keine Datenautobahn. Bei den Leuten vor Ort fühle ich mich sicherer. Dann bekomme ein besseres Gefühl für die Geschichten, die ich erzählen möchte.

Zum Beispiel die über den neuen Nachwuchstrompeter an der Musikschule. Der 14-Jährige hat es als erster Döbelner geschafft, ins Landesjugendblasorchester aufgenommen zu werden. Er erzählte mir, dass er mit seinem Vater zusammen Unterricht genommen hatte, eigentlich lieber Jazz spielt und zukünftig lieber in der Natur arbeiten will, als im Orchestergraben – das sind alles Informationen, die hinter der Nachricht stecken, dass wir ein neues Musiktalent in Döbeln haben. Draußen im Lokalen verstecken sich noch so einige Geschichten hinter den Nachrichten – ich muss nur lange genug nachhaken.