Beamtendeutsch kann einem schon mal den letzten Nerv rauben – kein Wunder, dass wir Journalisten manchmal wie der Ochse vorm Berg stehen! Trotz unseres Ziels, alle Leser zu erreichen, schleichen sich hin und wieder ein paar bürokratische Zungenbrecher ein. Könnt ihr genug Beamtendeutsch sprechen, um unser Quiz zu bestehen?
Du liest Beamtendeutsch und verstehst nur Bahnhof? Dann geht es dir wie uns und unseren Leserinnen und Lesern. Jeder, der schon mal einen Behördenbrief in der Hand hatte, weiß, wovon ich rede. Kein Wunder, denn Deutschland ist bekannt für seine akribische Bürokratie, die einem mit Worten wie „Personenvereinzelungsanlage“, „Lautraum“ oder „raumübergreifendes Großgrün“ das Leben manchmal schwer machen kann.
Als Journalisten bei einer nicht-fachspezifischen Zeitung sind wir deswegen dazu angehalten, immer und überall auf Fachjargon und Bürokratendeutsch zu verzichten. Unser Ziel: jede und jeden mit unseren Texten ansprechen und erreichen – von der Großstadt-Uni-Professorin bis hin zum Kuhbauer mitten in der Pampa.
Hin und wieder passiert es dann aber doch, dass sich ein nicht zu verstehender Zungenbrecher einschleicht – unabsichtlich natürlich. Grund dafür, sind die Pressemitteilungen und Angaben von Ministerien & Co., auf die wir bei unseren Recherchen stoßen und auf die wir uns beziehen. Bei denen scheint noch nicht angekommen zu sein, dass man auch in einfacher Sprache Sätze formulieren kann, die dann auch der letzte Dulli versteht.
Ein paar Beispiele, die in den letzten Wochen aufgrund ihrer unnötigen Länge herausragten, wollen wir euch auf keinen Fall vorenthalten. Sprecht ihr genug Beamtendeutsch, um unser Quiz zu bestehen?
Einige von unseren Volontären sind gerade erst oder schon vor einer Weile mit ihrem Volontariat fertig geworden. Hier erzählen sie, warum sie bei der Sächsischen Zeitung geblieben sind.
Fionn Klose, seit Juli 2024 in der Lokalredaktion Bautzen
Bei der SZ habe ich eine der besten Ausbildungen überhaupt machen dürfen. Jede einzelne Station in meinem Volontariat war spannend und voller Highlights. Die Kollegschaft ist eine der besten, die man haben kann. Alle sind nett und freundlich, haben für alles ein offenes Ohr und helfen einem wo sie können. Ein Arbeitsumfeld, in dem man sich wohl fühlt und durch das man jeden Tag mit guter Laune in den nächsten Arbeitstag startet, ist mir echt wichtig. Deswegen will ich bei der SZ bleiben. Und wegen des guten, kostenlosen Kaffees aus der Tag24-Maschine.
Lucy Krille, seit Oktober 2023 in der Lokalredaktion Meißen
Ich bin nach meinem Volontariat bei der SZ geblieben, weil ich hier die Möglichkeit habe, in einer Redaktion zu arbeiten und dennoch die Freiheiten habe, mir eigene Themen zu suchen, egal ob für die Lokal- oder die Sportredaktion. Langweilig wird es mir nie. Ich treffe unterschiedlichste Menschen und beobachte Entwicklungen in der Region. Dabei lerne ich den Landkreis Meißen, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, selbst nochmal ganz neu kennen. Denn als Journalistin, und das ist keine Phrase, lernt man jeden Tag irgendwas dazu. Die Entscheidung zu bleiben, haben mir auch die anderen Volos leicht gemacht. Gemeinsam haben wir viel gelernt, und alle wollen wir unser Medium auch in Zukunft lesenswert gestalten.
Connor Endt, seit Dezember 2023 in der Stadtredaktion Dresden
Ich bin nach dem Volo bei der Sächsischen Zeitung geblieben, weil ich in der Stadtredaktion Dresden als Redakteur anfangen konnte. Das war während der Ausbildung meine Lieblingsstation (Themen und Team) und ich habe mich sehr gefreut, dort zu starten. Auch jetzt, ein gutes halbes Jahr später muss ich sagen: Ich habe die Entscheidung bisher nicht bereut. Bin gespannt, was die Zukunft bringt…
Simon Lehnerer, seit Juli 2024 in der Lokalredaktion Freital
Ich genieße es sehr, dass ich durch mein Volontariat bei der Sächsischen Zeitung fast alle Ressorts und damit auch die meisten Kollegen kennenlernen durfte. Ich konnte mich unter den verschiedenen Ressortleitern beweisen, zeigen was ich kann und mir damit ein gewisses „Standing“ erarbeiten – denke ich zumindest. Außerdem macht es natürlich auch Spaß, wenn man beim Mittagessen in der Kantine oder morgens im Aufzug viele Kollegen kennt, kurz schnacken kann und sich gegenseitig updatet, was gerade so los ist. Das schafft eine familiäre Atmosphäre, die mir das Arbeiten definitiv versüßt.
Moritz Schloms, seit Juli 2024 in der Stadtredaktion Dresden
Bei der Schülerzeitung bin ich gelandet, weil mir die Redaktionssitzung mit anderen Schülern attraktiver erschien als die Doppelstunde Biologie, die ich damals in der 10. Klasse hätte eigentlich besuchen sollen. Für die Sächsische Zeitung habe ich mich aber ganz bewusst entschieden. Denn bei der Schülerzeitung habe ich gelernt, dass es im Journalismus darum geht, Steine umzudrehen. Jeder sieht den Stein, aber wir dürfen ihn umdrehen und schauen, was darunter krabbelt. In der Redaktion der Sächsischen Zeitung habe ich einen Ort gefunden, wo ich noch viel übers Steine umdrehen lernen kann und in meiner Heimat Dresden einen Ort mit genug Steinen, die es umzudrehen gilt.
Wir machen jetzt auch Podcast! Wer nicht genug von uns Volos lesen kann, der kann uns jetzt auch hören. Unter dem Titel „Journalismus machen“ hört ihr die Volos jetzt öfter. Dabei geht es um alle Fragen rund um Journalismus und wie die Arbeit funktioniert.
Dabei sprechen wir, die Volontäre der Sächsischen Zeitung, sprechen mit Journalisten, die uns begeistern und inspirieren, über die Themen, die uns auch nach Feierabend noch umtreiben. Wohin entwickelt sich unsere Branche? Was muss ich als Journalist können? Und welche Wege führen eigentlich in den Journalismus? Diese und weitere Fragen klären wir ab sofort in unserem eigenen Podcast, der vor allem junge Journalisten ansprechen soll – und die, die es noch werden wollen.
„Journalismus machen“ gibt es überall, wo es Podcasts gibt und natürlich regelmäßig auf Sächsische.de.
Gestartet sind wir schon letzte Woche mit „Wie funktioniert investigativer Journalismus?“. Dabei spricht Moritz Schloms, der schon im zweiten Jahr seines Volos bei der SZ ist, mit Stefanie Dodt, Investigativjournalistin beim NDR.
In den vergangenen Wochen hat die Redaktion der Sächsischen Zeitung auf eine besondere Ausgabe hingearbeitet. Zum 77. Geburtstag sind neben aktuellen Themen auch Artikel zu unserer Arbeit, dem Haus und uns – den Journalist:innen erschienen. Wir wurden gefragt, warum wir uns eigentlich für das Volontariat entschieden haben, und wie wir den Journalismus in der Zukunft sehen. Hier findet ihr unsere Antworten: Sieben Liebeserklärungen zum 77.
Empathie lässt sich nicht downloaden
Connor Endt
Sechs Uhr, der Wecker klingelt. Ich schäle mich aus dem Bett, ziehe Funktionsklamotten an. Zwanzig Minuten später holt mich meine Kollegin ab. Wir fahren in ein Waldgebiet, das von Umweltschützern besetzt wird. Drei Tage lang sind wir bis 22 Uhr auf den Beinen. Hetzen durch ein mehrere Hektar großes Areal, während über uns ein Helikopter kreist und Menschen aus Baumhäusern geräumt werden. Wir sprechen mit Umweltschützern, einer Anwohnerin und Polizisten. Einen Artikel schreibe ich auf der Rückbank, während meine Kollegin uns zurück nach Dresden fährt. Beim Einschlafen habe ich immer noch das Rattern der Rotorblätter im Ohr.
Aber genau das ist es, wofür ich jeden Tag gerne aufstehe. Bei der Arbeit als Journalist bedeutet beinahe jeder Tag eine Überraschung. Jeden Tag trifft man Menschen, die man sonst niemals treffen würde. Taucht ein in Welten, die einem Großteil der Menschen verschlossen bleiben.
Als Journalist bin ich Augen und Ohren unserer Leser, egal ob bei Waldräumungen, Demos oder Kreistagssitzungen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis.
Doch die Welt des Journalismus verändert sich aktuell rapide. Künstliche Intelligenz wird immer besser darin, eigene Texte zu produzieren oder Bilder zu generieren. Social Media wird überflutet mit Bildern von der Festnahme von Donald Trump oder Wladimir Putins Kniefall vor dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Beide Bilder sind Fälschungen, von Künstlicher Intelligenz generiert.
Noch erkennen wir den Unterschied zu Bildern, die von echten Fotografen geknipst wurden. Aber die KIs lernen ständig dazu und werden schnell besser. Wenn immer mehr Inhalte generiert werden, die nicht echt sind, wird Vertrauen immer wichtiger.
Dazu müssen Journalisten auch in Zukunft um sechs Uhr aufstehen und beschreiben, was sie sehen und hören. Denn eine Sache ist klar. KI kann zwar jede Menge Daten sammeln und analysieren, aber sie kann keine menschlichen Erfahrungen und Emotionen nachvollziehen. Empathie, Intuition und kritische Denkweisen lassen sich nicht downloaden.
Worte, die die Welt verändern
Natalie Stolle
Schreiben, das lag mir schon immer. Zumindest wurde mir das Zeit meines Lebens nachgesagt. Geschichten, lang oder kurz, schwulstig oder nüchtern – es gibt fast nichts, was ich nicht schon ausprobiert hätte. Als sich die Fragen schließlich häuften, was ich in meinem Leben machen möchte, war mir klar, es wäre toll, wenn ich beim Schreiben bleiben könnte. Und gewissermaßen bin ich das auch.
Journalistisches Schreiben ist definitiv anders als kreativ zu schreiben, doch das eine schließt das andere nicht aus. Recherchieren, interviewen und Artikel verfassen mag im ersten Moment nach sich immer wiederholender Arbeit klingen. Manchmal ist es das auch. Aber manchmal hat man eben auch das Glück, auf ganz außergewöhnliche Menschen zu treffen.
Wie im Kreativen habe ich dabei die Möglichkeit, die Geschichten dieser Menschen festzuhalten, nur, dass sie eben real und nicht fiktiv sind. Ich erinnere mich an Hip-Hop-Musiker, meine ersten Interviewpartner, an eine neunzehnjährige Feuerwehrleiterin, an einen pensionierten Extremwanderer, an Gespräche über Roboter, Politik, Wirtschaft und das ganz persönliche Leben, in das ich oft Einblicke bekommen habe.
Journalismus kann mir all das zeigen, Lebensentwürfe, Weltansichten, Missstände und Erfolge. Ich wiederum kann das Erlebte in Worte verpacken und anderen Menschen die Chance geben zu hören, was ich gehört habe, zu sehen, was ich gesehen habe. Mit Blick auf Länder, in denen Presse- und Meinungsfreiheit nicht gegeben sind, wird mir selbst mit den Jahren immer klarer, wie wichtig der Journalismus ist.
Ich bin gern ein Teil davon, auch wenn es nicht immer leicht ist. Als junge Frau wird man manchmal gern belächelt, nicht direkt ernst genommen, wenn man seine Fragen stellt, aber inzwischen mag ich diese Herausforderung auch. Denn meine wahre Stärke sind die Worte, die ich zu Papier bringe. Und wenn alte wie auch neue Geschichte eins gezeigt hat, dann, dass Worte die Welt verändern können.
Irgendwas mit Medien und Menschen
Niels Heudtlaß
Ich will Journalist werden! Dieser Gedanke festigte sich erst spät in meinem Studium. Schließlich ist mit Politikwissenschaft alles möglich: „Politiker oder Taxifahrer, beides eben mit viel Gelaber“, wie mein Vater gerne kritisch anmerkte. Doch nach einem Praktikum bei der Lokalzeitung meines Studienortes Trier kam für mich nur noch eines infrage: Ich wollte schreiben und das für eine Zeitung.
„Aber Zeitungsjournalismus ist doch tot“, klang es aus allen Ecken meines Bekannten- und Familienkreises. „Wenn du irgendwas mit Medien machen willst, mach doch lieber was Modernes“, ging die Leier oft weiter. Dabei gibt es für mich nichts Zeitloseres und Interessanteres als Informationen zu sammeln, Fakten zu recherchieren und daraus spannende Geschichten zu formen.
Journalismus ist nicht nur „irgendwas mit Medien“, sondern „das mit Medien“. Ob meine Texte am Ende in einer Zeitung, auf einer Internetseite oder auf Social Media erscheinen, ist mir ziemlich egal. Prozess und Anspruch des Journalismus bleiben derselbe – gut recherchiert und spannend erzählt.
Warum aber zu einer klassischen Zeitung und dann auch noch regional über Sachsen berichten? Weil ich nicht nur irgendwas mit Medien machen wollte, sondern auch irgendwas mit Menschen – sehr genau formulierte Ziele also. So eng zugeschnitten wie der Beruf des Journalisten.
Ich habe mich im Nachhinein des Öfteren gewundert, dass ich nicht in der Mosel ertrunken bin, so blind lief ich als Student durch Trier. Erst in meiner Zeit als freier Journalist dort habe ich den Ort, in dem ich zuvor bereits jahrelang gelebt habe, wirklich kennengelernt. Und wie? Indem ich mit Menschen vor Ort gesprochen und ihre Geschichten und Probleme aufgeschrieben habe. Auf diese Art möchte ich auch Sachsen weiter kennenlernen und euch davon berichten. Das ist ein besonderes Privileg des Journalismus, und deswegen wird er so lange existieren, wie Menschen Geschichten zu erzählen und Probleme zu bewältigen haben.
Weil das Leben nie langweilig wird
Simon Lehnerer
Ich habe mich für eine berufliche Laufbahn als Journalist entschieden, weil es in diesem Job nie langweilig wird und es immer Neues zu entdecken gibt. Täglich erfahre ich etwas über Themen, mit denen ich mich vorher noch nie auseinandergesetzt habe. Außerdem habe ich durch den Journalismus die Möglichkeit, Situationen sichtbar zu machen, die sonst nur wenig oder gar keine Aufmerksamkeit erhalten, und kann die Leserinnen und Leser an Orte mitnehmen, die sie sonst nicht kennenlernen würden.
Gerade im Lokaljournalismus denke ich mir oft: „Wenn ich nicht über dieses Thema in dem kleinen Dorf in der Sächsischen Schweiz schreibe, dann tut es niemand.“ Oft sind an jenen unscheinbaren Orten, wo es fast keiner mitbekommt, tolle Geschichten zu finden. Zudem finde ich es spannend, als Pressevertreter besondere Einblicke in Institutionen aller Art zu bekommen. Ich darf hinter die Kulissen blicken, Fragen stellen, egal ob sie angenehm oder unangenehm für mein Gegenüber sind. Insgesamt kann ich also guten Gewissens behaupten, mich für das richtige Berufsfeld entschieden zu haben.
Nur, wie steht es um die Zukunft des Journalismus – gerade im Bereich der Tageszeitungen? Ich denke, das Ende des Printjournalismus ist absehbar, und die Arbeit von Journalisten wird sich immer crossmedialer ausweiten. Sprich: Reporter werden nicht mehr einfach zu Terminen gehen und danach alles in den Computer tippen, sondern spielen ihren „Content“ auf mehreren Kanälen im Internet aus. Video-Reportagen, wie die von Formaten wie „follow me reports“ oder „strgf“, werden immer beliebter, und auch Podcast eroberten die Branche in den vergangenen Jahren im Sturm.
Ich denke nicht, dass überhaupt niemand mehr Zeitung lesen wird, aber die junge Generation verlagert ihren Konsum von Nachrichten auf YouTube, Instagram und Co. Daher ist es umso wichtiger, dass zukünftige Journalisten fit im Umgang mit den Apps und Programmen sind, die von den jungen Leuten genutzt werden. Andernfalls erreichen wir sie nicht mehr.
Hinter den Türen, die sonst verschlossen sind
Fionn Klose
Alles begann mit einer Kamera, die ich zum Aktionspreis in einem überregional bekannten Technikgroßhandel erwarb. Und einem Formular der Jugendpresse Sachsen. Ein paar Wochen später kam mein Jugendpresseausweis, genau an dem Tag, an dem Pegida eine große Kundgebung in Dresden ankündigte.
Ich ging dorthin, machte meine Fotos, veröffentlichte kleine Berichte über die Demo auf einem Blog. Die Anfänge meiner journalistischen Arbeit.
Mir hat das viel Spaß gemacht, das viele Rumrennen, mit Leuten auf allen Seiten reden, die Situation genau beobachten, Fotos machen. „Das mache ich mal beruflich“, dachte ich mir. Und jetzt sitze ich hier, als Volontär der SZ, recherchiere, schreibe meine Texte, suche mir Themen, rede mit vielen Leuten, mache ab und an noch Fotos und marschiere mit meinem Presseausweis durch Polizeisperren.
Das Schöne daran ist auch, dass Journalismus nicht nur Schreibtischarbeit ist. Man muss auch draußen vor Ort sein und mit eigenen Augen sehen, was passiert.
Und dann im Büro, am PC das Sprachrohr zur Welt sein. Das, was man gesehen hat, wiedergeben. Von Erlebnissen und Abenteuern erzählen, über die nicht so viele erzählen können. Denn auch das ist ein Grund, warum ich Journalist geworden bin. Es können sich einem Türen öffnen, die für die Allgemeinheit sonst verschlossen bleiben. Dann kann man dahinterschauen und einen eigenen Zugang für alle schaffen, indem man darüber schreibt. Finde ich schon sehr spannend.
Ich will auf jeden Fall weiter als Journalist arbeiten. Ich würde auch gerne mal dafür durch die Welt reisen, Reportagen schreiben, an Orte gehen, an denen es auch mal ungemütlich werden kann. Und auf Missstände aufmerksam machen. Aber leider, so denke ich, wird das Ganze nicht mehr lange in einer gedruckten Zeitung zu lesen sein.
Online first, so lautet das Stichwort. Find ich schon schade, weil ich es eigentlich immer cool fand, die Zeitung von meinen Eltern in der Hand zu haben und dann so zu tun, als verstünde ich alles, was drinsteht. Und dann schwarze Finger von der Druckerschwärze zu bekommen. Auch eine Sache, die mich zum Journalismus brachte.
Karla Kolumna 2.0
Lucy Krille
Mein Weg in den Journalismus begann indirekt schon mit den Hörspielen von Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen. Als Kind habe ich die Kassetten so oft angehört, bis das Band von der Spule fiel. Die Hexe und der Elefant leben in den Geschichten in einer kleinen Stadt. Immer dabei: die „rasende Reporterin“ Karla Kolumna mit ihrem roten Roller.
Als Jugendliche fiel mir die Berufswahl schwer, denn ich habe mich für vieles gleichzeitig interessiert. Dann kam mir wieder Karla Kolumna in den Sinn, denn die muss sich gar nicht entscheiden: Sie schlüpft jeden Tag in andere Rollen und lernt dabei auch noch immer wieder dazu. Als Journalistin ist sie mittendrin im echten Leben, egal ob Schule, Fußballstadion oder Rathaus.
Schnell war mir klar, dass Journalismus viel komplexer ist als „sennsationelll“ (Karlas Lieblingswort). Längst reicht es nicht mehr aus, bei Veranstaltungen oder Ereignissen dabei zu sein. Vielmehr müssen wir eigene Themen setzen, Debatten anregen und vor allem: zuhören. Gerade im ländlichen Raum ist die SZ oft die einzige Zeitung, an die sich die Menschen wenden können, wenn sie Fragen haben. Ungerechtigkeiten nachzugehen, auch das gehört zu unserem Job.
Dass unsere Texte in zehn Jahren noch in der Zeitung stehen, ist eher unwahrscheinlich. Aus ökonomischen und ökologischen Gründen ist das nachvollziehbar, auch wenn ich das Rascheln des Papiers zwischen den Fingern vermissen werde. Im Freundeskreis bin ich eine der wenigen, die noch Artikel auf Papier lesen. Selbst meine Eltern haben jetzt das E-Paper bestellt. Längst haben auch Podcasts, Reels und Newsletter den Markt erobert.
Aber mit der Zeitung ist es vielleicht wie mit meinen Bibi-Blocksberg-Kassetten: Sie werden langsam überholt, und damit müssen wir umgehen. Doch die Inhalte bleiben wichtig! Die meisten wollen doch wissen, was in der Welt und vor allem in ihrer Nähe passiert. Und auch, wenn mir noch keine Hexe und kein sprechender Elefant begegnet sind, hält die Region immer wieder spannende Geschichten bereit.
Mit Herzblut gegen die Maschinen
Moritz Schloms
Ich wollte Journalist werden, obwohl ich in der Schule bei Diktaten regelmäßig schlechte Noten kassierte. Meine Kommas waren überall, nur nicht an den richtigen Stellen. Journalist wollte ich trotzdem werden. Ich habe den Drang, immer Neues lernen zu wollen und meine Neugier zu stillen. Das kann ich mit der Arbeit als Journalist: Jeden Tag etwas Neues erleben und darüber berichten.
Mit der Zeit wurde meine Rechtschreibung besser, meine Kommas landeten immer öfter an den richtigen Stellen. Dafür musste ich viel Schreiben üben. Doch jetzt, so scheint es, war das alles umsonst.
Denn mittlerweile gibt es jemanden, der schneller schreibt als jeder Journalist: ChatGPT. Künstliche Intelligenzen wie der Chatbot sind mittlerweile so fortgeschritten, dass sie Texte verfassen können, die von echten Menschen geschrieben worden sein könnten.
Das wird nur der Anfang sein. ChatGPT schreibt und schreibt und schreibt. Eine Künstliche Intelligenz hat keine schlechten Tage, lungert nicht an der Kaffeemaschine rum und liefert Texte immer vor der Deadline ab, nie danach. Ein Traum für jeden Chef. Direkte Konkurrenz mit einer Künstlichen Intelligenz? Braucht es Journalisten noch?
Auch wenn KI-Systeme mittlerweile schneller schreiben als wir, so haben wir doch einen unschlagbaren Vorteil: Wir haben Herzblut und Leidenschaft für unseren Beruf. Wir lieben es, uns in Themen zu vertiefen, uns mit Menschen auszutauschen und ihre Geschichten aufzuschreiben. ChatGPT stellt keine kritischen Fragen, besucht keine Pressekonferenzen und liest auch keine Leserbriefe.
Aber die Möglichkeiten von ChatGPT werden den journalistischen Alltag verändern. Das bringt neue Herausforderungen, gerade für angehende Journalisten wie mich. Und wie wir mit den neuen Herausforderungen umgehen können, wird ChatGPT uns nicht beantworten können. Zum Glück sind wir neugierig. Wir werden es herausfinden.
Im Herbst vergangenen Jahres sank der Altersdurchschnitt bei der Sächsischen Zeitung auf einen Schlag. Gleich vier Volontäre und eine Volontärin starteten in ein neues Abenteuer. Von einem aufregenden Start zwischen Redaktion, Druckerei und Kneipe.
Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit in den Lokalredaktionen trafen sich die „neuen“ und die „alten“ Volos zu einem gemeinsamen Streifzug durch die Welt der Sächsischen Zeitung. Zunächst mischten die fünf Neulinge gleich mal die Blattkritik auf: „Cooles Instaprofil, aber zu viele ‚Alte-Leute-Themen‘ bei der SZ“, so die Kernaussage.
Damit die Volos das nun besser machen können, lernten sie erst einmal alles über die Tricks des Onlinejournalismus und wie man eine eindrucksvolle Reportage schreibt. Wie das Ganze dann in die Zeitung kommt, wurde bei einem Druckereibesuch nachvollzogen.
Auch wenn die gedruckte Zeitung mittlerweile eher im Rentenalter ist, so ist sie noch immer bei vielen beliebt. Und seinen Charme hat das Knistern des Papiers ja irgendwie immer noch, oder? Dieser war definitiv auch im eher uncharmanten Keller unter dem Haus der Presse zu spüren. Dort unten schlummert das Archiv der Sächsischen Zeitung.
Hunderte Fotos, Zeitungen und Erinnerungsstücke laden auf eine kleine Zeitreise ein. Die Volos tauchten ab in frühere Jahrzehnte, als Redakteure rauchend in ihren Büros vor sich hinbrüteten und Texte noch per Rohrpost durchs Haus geschickt wurden.
Archiv-Mitarbeiter Jens Jahn beantwortete begeistert alle Fragen, auch wenn der eine oder die andere zugegebenermaßen nicht ganz auf der Höhe war. Schuld waren die Getränke am Abend zuvor. Gemeinsam mit den Co-Volobeauftragten Max und Franzi zog der „Nachwuchs“ bei einer Kneipentour durch die Neustadt. Die gemeinsame Zeit schweißte alle zusammen – und die neue SZ-Generation ist bereit. Hier erfahrt ihr mehr über unsere Volontärinnen und Volontäre. (lyk)
Ein Volontariat ist der Einstieg in die meisten Journalistenberufe, ob Hörfunk, Fernsehen, oder eben Zeitung. Da dieser Blog vom Berufseinstieg handelt und auch von den SZ-Volos betrieben wird, stellen wir hier in einem kurzen Video vor, wie das Volontariat bei der Sächsischen Zeitung abläuft.
Bei der SZ gibt es meist vier bis sechs Volontär*innen zeitgleich. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und man tingelt durch die meisten überregionalen Ressorts und einige Lokalredaktionen. Zwischendurch gibt es Schulungen, Workshops, Projekte und einen einmonatigen Aufenthalt an der Henri-Nannen-Schule. Der Name Volontariat kommt eigentlich von Freiwilligkeit und damit hat es wenig zu tun. Ehrliches Geld für ehrliche Arbeit gibt es, na wenn das nichts ist!
In diesem kurzen Video erklären euch die Volontäre Niels und Martin, wie das Volontariat bei der Sächsischen Zeitung abläuft.
In zwei Jahren Volontariat entstehen viele spannende, bewegende und wichtige Artikel. Doch manche Texte bleiben einem dauerhaft im Gedächtnis. Deshalb stellen einige (ehemalige) Volontär*innen diese Geschichten hier vor – Angelina beginnt.
Ein kleiner, manchmal blasser, zweiter Streifen hat die Macht, das Leben einer Frau für immer zu verändern. Zumindest, wenn er auf einem Schwangerschaftstest erscheint. Während er für viele Frauen absolutes Glück und die Freude auf ein Baby bedeutet, kann er sich für andere Schwangere wie eine große Katastrophe anfühlen. Er kann der Anfang einer Erfahrung sein, die Frauen oft ihr ganzes Leben lang begleitet. Zumindest glaubt keine der Frauen, mit denen ich für meinen bisher wichtigsten Text gesprochen habe, dass sie irgendwann aufhören werden, an ihren Schwangerschaftsabbruch zu denken. Genau deshalb ist mir dieser Text auch so wichtig. Genau deshalb habe ich weiterrecherchiert, obwohl ich oft das Gefühl hatte, dem Thema vielleicht noch nicht gewachsen zu sein.
In meiner bisher aufwändigsten Recherche habe ich mich damit auseinandergesetzt, ob es überall in Sachsen möglich ist, eine ungewollte Schwangerschaft einfach und sicher abzubrechen. Auf die Idee, bin ich durch eine Geschichte im Tagesspiegel gekommen. In dem Text beschreibt eine Frau aus Bayern ihren Schwangerschaftsabbruch und all die Hürden, die ihr dabei begegnet sind. Aus anderen Artikeln zum Thema Schwangerschaftsabbruch wusste ich bereits, dass es in einigen Regionen (Süd-)Deutschlands schwierig sein kann, einen Arzt oder eine Ärztin dafür zu finden.
Ich habe mich deshalb gefragt, wie die Versorgungslage in Sachsen wohl ist. Also habe ich mir zunächst die Liste der Bundesärztekammer angesehen, in der sich alle Gynäkolog*innen eintragen können, die Schwangerschaftsabbrüche anbieten. Allerdings ist diese Liste nicht vollständig und oft wird auch nicht erwähnt, welche Methoden die Arztpraxen und Kliniken anbieten. Also habe ich bei der Landesärztekammer aber auch bei einer Vielzahl von Beratungsstellen nachgefragt, wie sie die Versorgungslage in Sachsen beziehungsweise ihrer Region einschätzen. Schnell wurde klar: Ganz so schlecht wie in Bayern ist die Lage in Sachsen nicht. Verbesserungsbedarf besteht dennoch.
Ich wollte für meine Recherche unbedingt mit Frauen sprechen, die bereits eine Schwangerschaft in Sachsen abgebrochen haben. Deshalb startete ich einen Aufruf auf Social Media. Tatsächlich konnte ich mit mehreren Frauen persönlich über ihre Erfahrungen sprechen. Dass diese Frauen mir diese sehr intimen und emotionalen Geschichten anvertraut haben, war für mich eine große Ehre.
Vor dem Aufschreiben des fertigen Textes hatte ich großen Respekt. Ich sorgte mich, dem komplexen und kontroversen Thema nicht gerecht zu werden oder nicht neutral genug an die Sache herangegangen zu sein. Schließlich entschied ich mich dazu, meinen Text an der Geschichte einer der Frauen aufzuhängen, die mit mir gesprochen haben. Ihre Geschichte zeigte am besten, was für Schwangere in dieser Situation am wichtigsten ist. Das bedeutete gleichzeitig, dass ich andere Geschichten weglassen musste, was mir nicht leicht viel. Auch konnte ich aufgrund der schieren Menge an Informationen und Aspekten nicht alle meine Rechercheergebnisse in dem finalen Text unterbringen. So ist das aber oft. „Kill your Darlings!“, das wurde uns in der Henri-Nannen-Schule immer wieder eingebläut. Das bedeutet, dass man sich von Informationen und Geschichten trennen muss, auch wenn sie spannend sind, wenn ein Artikel dadurch an Verständlichkeit und Struktur gewinnt.
Im Nachhinein bin ich trotzdem froh, mir diese Recherche zugetraut zu haben. Denn von mehreren Beratungsstellen und Organisationen habe ich die Rückmeldung bekommen, dass er die Versorgungslage in Sachsen gut zusammenfasst und sie ihn als Referenz zu diesem Thema verwenden werden. Außerdem hat er mir gezeigt, dass man auch als eher unerfahrene Journalistin über ein komplexes und kontroverses Thema schreiben kann, wenn man sich wirklich reinhängt und genug Unterstützung von der Redaktion erhält, für die man gerade arbeitet.
Wer jetzt Lust bekommen hat, meinen Text zu lesen, der kann das hier tun:
Am Montag wurde in Dresden der Deutsche Lokaljournalistenpreis verliehen. Der erste Preis geht an die Sächsische Zeitung für ihren „Familienkompass“. Auch die anderen Blätter, die ausgezeichnet werden, haben bewiesen, was Lokaljournalismus heute alles leisten kann.
Zu den Dingen, die Deutschland dann doch irgendwie liebenswürdig machen, zählt auch seine einzigartige Zeitungslandschaft. Zwischen Dresden und Düsseldorf gibt es über 300 Lokalzeitungen mit einer Auflage von insgesamt etwa 13 Millionen. In fast jedem Ort, und sei er noch so winzig, ist es möglich, eine Zeitung zu abonnieren, die jeden Morgen frisch gedruckt im Briefkasten steckt. Von der Allgemeinen Laber Zeitung (sie heißt tatsächlich so) in der Oberpfalz über den Isar-Loisach-Boten in Wolfratshausen bis zur Zossener Rundschau – ist es nicht herrlich, in einem Land zu leben, in dem so etwas Wunderbares möglich ist?
Allein die Sächsische Zeitung hat zwischen Niesky und Döbeln 20 verschiedene Lokalredaktionen. Und weil die Reporter und Redakteure hier täglich ihr Wissen untereinander austauschen, profitieren alle Leser von diesem riesigen Netzwerk. Anders wäre auch der „Familienkompass“ in dieser Form nicht denkbar gewesen, für den die SZ nun mit dem Deutschen Lokaljournalistenpreis ausgezeichnet wird. Denn im Gegensatz zu einer einfachen Umfrage konnte die Zeitung überall direkt nachhaken und in jedem Ort mit den Menschen sprechen und den Problemen nachgehen, auf die Leserinnen und Leser hingewiesen haben.
Und siehe da: In vielen Orten fanden die Verantwortlichen plötzlich Lösungen. So können Lokalzeitungen mit Hilfe ihrer Leser dazu beitragen, dass sich das Leben in ihrer Region spürbar verbessert.
Da lächle noch jemand über „Provinzblätter“! Dass moderner Lokaljournalismus viel mehr kann, als von der jüngsten Schützenvereinssitzung zu berichten, haben auch die anderen Zeitungen bewiesen, die am Montag im Dresdner Albertinum mit Preisen gewürdigt wurden. Das können ganz kleine, aber besondere Ideen sein, wie die Rubrik „Fünf Minuten Stadt“ im Berliner Tagesspiegel. Oder es können aufwendige, groß angelegte Projekte sein, wie die Serie „Wohn-Wahnsinn“ der Stuttgarter Nachrichten. Das kann die gute alte Tradition der Reportage sein, auf die sich die Volontäre der Neuen Westfälischen besonnen haben. Oder es kann die intelligente Einbindung von Facebook und Twitter sein.
Überhaupt spielt das Internet gerade auch für Lokalzeitungen eine immer wichtigere Rolle. Denn wenn sich Redaktionen heute als „Anwalt der Leser“ verstehen, dann sind Online-Kanäle eine gute Möglichkeit, um mit der Redaktion schnell und unkompliziert in Kontakt zu treten. Die Sächsische Zeitung will auch mit anderen Projekten einen Beitrag für die Region leisten und dabei immer ihre Leser mit einbeziehen: „Schulnavigator“, „Krankenhausführer“, „Glücksatlas“, „Unternehmer des Jahres“, „Dresdner Reden“. Das alles kann und soll klassischen Lokaljournalismus nicht ersetzen: Nachrichten aus dem Gemeinderat, Gerichtsberichte, Theaterrezensionen, Spielanalysen aus dem Dynamo-Stadion. Aber es kann ihn bereichern und ergänzen. Jeden Tag aufs Neue, frisch gedruckt im Briefkasten. (SZ)
Sarah Grundmann hat sich noch während ihres Praktikums bei der Sächsischen Zeitung als freie Mitarbeiterin ins Spiel gebracht. Und damit war die 24-jährige Germanistikstudentin auch erfolgreich.
Warum hast Du Dich für ein Praktikum bei der SZ beworben? Ich musste eins für meinen Bachelor machen. Und weil ich mir vorstellen kann, nach meinem Studium journalistisch zu arbeiten, kam in Dresden für mich nur die SZ in Frage.
Wie hast Du Dich beworben? Ich habe einfach eine Bewerbung an die SZ geschickt und innerhalb von zwei Wochen die Zusage bekommen, in der Stadtredaktion Dresden zu arbeiten.
Wie hast Du diese neun Wochen Praktikum erlebt? Ich dachte, dass ich hauptsächlich kopiere und Kaffee koche. Aber gleich in meiner ersten Woche hatte ich zwei aktuelle Aufträge. Danach ging es regelmäßig weiter. Ich habe immer neue Aufträge bekommen, musste mir Termine machen, recherchieren und die Beiträge schreiben. Mein erster Text war katastrophal, aber das ging dann immer besser. Mein Betreuer in der Redaktion, Peter Hilbert, hat mir da gute Tipps gegeben und mir sehr weitergeholfen, indem er mir erklärt hat, worauf es ankommt.
Woran erinnerst Du Dich besonders gern? An meinen ersten großen Beitrag. Der ist auf der ersten Lokalseite erschienen. Da ging es um die Fahrradfreundlichkeit an der Albertbrücke. Ich durfte sogar den Kommentar schreiben – und das als Praktikantin.
Wie hast Du den Sprung zur freien Mitarbeiterin geschafft? Gegen Ende des Praktikums hat sich Claudia Schade, die Ressortleiterin, bei mir bedankt und mir alles Gute gewünscht. Bei dieser Gelegenheit habe ich gesagt, dass ich gern weiterhin für die SZ arbeiten würde. Einen Tag später hatte ich das Angebot, als freie Mitarbeiterin für die Dresdner Stadtteile zu schreiben. Das habe ich natürlich angenommen und so bin ich Mitte Juni nahtlos vom Praktikum in die freie Mitarbeit gewechselt.
Was hat sich verändert? Ich habe mehr zu tun, muss Meldungen schreiben und dabei helfen, die Seiten zu füllen, für die ich jeweils eingeteilt bin. Dafür nehme ich jetzt auch an mehr Sitzungen in der Redaktion teil, habe mehr Verantwortung und bin besser ins Team integriert. Momentan mache ich noch viel Urlaubsvertretung und wechsle die Stadtteile. Wenn das Semester im Oktober wieder losgeht und ich mit dem Master starte, werde ich vor allem im Süden und im Westen arbeiten. Ich hoffe, dass ich dann auch mehr eigene Themen vorschlagen kann.
Welche könnten das sein? Im August habe ich zum Beispiel im Rahmen einer Ausstellung über Dresdner Lebensgeschichten einen Ur-Loschwitzer porträtiert. Das war sehr interessant, weil er viel über Dresden und seine Kindheit in der NS-Zeit erzählt hat. Ich gebe zu, dass mich solche Themen und Menschen mehr begeistern, als Bauprojekte – auch wenn ich weiß dass die meistens sehr gut gelesen werden.
Wie geht’s für Dich weiter? Jetzt kommen zwei Jahre Masterstudium und ich kann mir vorstellen, auch so lange für die SZ zu arbeiten. Vielleicht ist danach sogar eine Stelle als Volontärin drin, aber das hängt ja nicht nur von mir ab.
Volontäre stellen sich vor: Anzhela Mamelkina (26) ist seit April 2012 Volontärin bei der Dresdner Morgenpost (MOPO). Vorher hat sie an der TU Dresden Kommunikations- und Politikwissenschaften studiert, bis sie während des Studiums bei Prinz Stadtmagazin angefangen hat. Danach hat Anzhela bei BILD Dresden und BILD Chemnitz, sowie einige Monate bei der SZ in der Stadtredaktion Dresden gearbeitet.
Klick gemacht hat es, … an meinem zweiten Tag bei der BILD Zeitung. Da musste ich raus nach Görlitz zur Firma Yeti. Der Gedanke, dass meine Ideen und meine Vorschläge andere Menschen interessieren, etwas bewegen und als Aufmacher in der Zeitung landen können….Daran hätte ich mich gewöhnen können und das habe ich auch getan. Es war einfach schön zu sehen, dass ich als Nicht-Muttersprachler und zum damaligen Zeitpunkt erst seit 8 Jahren in Deutschland, eine Stimme hatte.
Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht, dass … ich in Dresden und im Journalismus wieder glücklich werden kann. Eigentlich wollte ich nach einigen Jahren weg, habe in Düsseldorf sogar eine Stelle angenommen. Doch dann haben mich Dresden und die Leidenschaft zum Schreiben doch wieder für sich gewonnen. Und ich glaube das ändert sich nicht so schnell wieder.
Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen: Ich würde jetzt für ein Russisch-Deutsches Fashion Unternehmen in Düsseldorf arbeiten. Kurz vor meinem Volontariat habe ich dort sogar schon für eine Stelle als Einkäuferin im Modebereich auf Probe gearbeitet und der Stelle zugesagt. Aber meine Entscheidung in Dresden zu bleiben habe ich bis jetzt keine einzige Minute bereut, dafür macht mir die Arbeit dann doch zu viel Spaß.
An diese Geschichte erinnere ich mich oft: Meine erste Geschichte in Görlitz nahm Jahre später leider ein schlechtes Ende. Während des Hochwassers 2010 wurde das Unternehmen überflutet und ich musste wieder darüber berichten. Über Existenzen die noch vor ein paar Jahren super erfolgreich waren und vom Wasser innerhalb von ein paar Stunden weggespült worden sind. Aber auch meinen ersten Gerichtsprozess, damals ging es um Kindesmissbrauch, werde ich so schnell nicht vergessen.
Ich bin eine Spezialistin für… alles was mit Mode, Show , Promis und örtlicher Prominenz zu tun hat. Also egal ob Angelina Jolie, Chanel oder die Dresdner Stadtfest-Chefs – Fragen zu diesen Themen sind bei mir am besten aufgehoben.
Dass ich bei der MOPO richtig bin, habe ich gemerkt, … als ich endlich im Show-Resort angekommen bin. Denn hier trage ich die Verantwortung vom ersten Wort bis zum letzten Bild. So ist jeder Tag ein neues Abenteuer – das Ende immer überraschend offen und die Spannung geht nie aus.