Erfahrungsbericht

Haute Kultür – Meine Grenzen im Feuilleton

Auf dem großen, runden Konferenztisch im fünften Stock liegt ein Hefter. „Fülledong“ steht darauf. Drinnen finden sich Texte, nach Kategorien geordnet. Sachbuch, Belletristik, Popmusik, klassische Musik, Theater und Kunst. Das ist sie also, die hochoffizielle „Kultur“. Vielleicht der Umstand, an dem ich in drei Monaten Feuilleton-Redaktion am meisten zu knabbern hatte.

Nach meinen drei Monaten im Lokalen (ich war zuvor in Pirna und Freital unterwegs) war der Aufschlag im Feuilleton denkbar schroff. Hier ist die Schlagzahl viel niedriger, die Ansprüche an die Texte aber deutlichhöher. Entsprechend rot bekritzelt ist mein erster Entwurf zum Thema Podcast. Viel zu speziell, viel zu thesenarm und sprachlich sehr unausgereift. Doch Marcus Thielking (Feuilleton-Chef) erklärt freundlich und seelenruhig jede Anmerkung. Ob meine Einlassungen nun qualitativ total unterirdisch sind, lässt sich nicht aus seinem Gesicht ablesen.

Wenig später schreibe ich meinen kleinen Leuchtturm-Text: „Die Sprachwächter*innen„. Ein Text, der zeigt, dass gendergerechte Sprache gar nicht wehtut und nebenbei der „Anti-Gender-Petition“ des Vereins für Deutsche Sprache noch einen mitgeben soll. Aus der Retrospektive hätte ich ihn gern etwas positiver und weniger defensiv geschrieben. Doch vielleicht war es auch gut so, denn auch so kamen bislang 30 Leserbriefe zum Thema an. Einige mit interessanten Anmerkungen, die mir Frauenfeindlichkeit unterstellten und denen meine Ideen nicht weit genug gingen, bis hin zu einer Dame, die mir ein Buch mit schönen deutschen Texten schenken wollte. Die meisten Briefe stammten allerdings von Männern und trafen weit unter der Gürtellinie. Das „Kuckuckskind, das sich die SZ ins Nest legte“ war einer der Tiefpunkte.

Nun, drei Monate Feuilleton. Theater, Feminismus, Veranstaltungen und Interviews, abwechslungsreich war es in jedem Fall. Auch die beiden Texte, die ich für die Wissenschaft schreiben durfte, haben Spaß gemacht. Und vor allem darf man hier noch etwas von dem „guten alten Journalismus“ kosten, der nicht jeden Tag zwei Texte verlangt, sondern es ermöglicht, sich auch mal in ein Thema einzuarbeiten, beziehungsweise Expertise auf einem Gebiet zu sammeln. Das kommt der Qualität zugute und die Fachgespräche unter den Kollegen waren wirklich bereichernd.

Schwierig hingegen wird es, wenn die fachliche Expertise in Fachtexten mündet, die Otto-Normalleser eigentlich kaum verstehen kann. Und auch die Einschränkung des Kulturbegriffs auf die oben genannten Kategorien bereitet mir Kopfzerbrechen. Ist das wirklich alles? Ich habe meine ganz persönliche Vergangenheit in den Tiefen des Amateurtheaters und dort großartige Momente erlebt. Dafür ist, genau wie für Untergrundkultur, wenig Platz. Schade, vor allem für die Online-Leserschaft. Vielleicht wäre es auch meine Aufgabe gewesen, neue Impulse hereinzugeben, mich ganz in eine neue Richtung zu werfen? Das habe ich dann leider doch versäumt, ob aus Respekt oder Faulheit. Shame! Möglicherweise ist solch eine Aufgabe aber auch zu groß für einen Journalisten in Ausbildung.

Trotzdem oder gerade deshalb habe ich sehr viel über meine eigenen Texte gelernt, nicht zuletzt, wegen der manchmal vernichtenden Blattkritik jeden Morgen. Und im Moment ist es eine sehr besondere und intensive Zeit. Schließlich findet jetzt gerade die sukzessive Umstellung auf online-first, also die Priorisierung der Artikel auf Online statt Print, statt. An dieser Verschiebung hat das Feuilleton arg zu knabbern, fachlich wie menschlich. Ich hoffe sehr, dass sie das auf die Reihe kriegen. Ich werde schließlich nicht der Einzige sein, der morgens in der Zeitung zuerst den Kulturteil liest.

Wie geht Journalismus

Wie wir das Internet unterschätzt haben

Mirko Jakubowsky, Leiter sz-online
Mirko Jakubowsky, Leiter sz-online

Er ist hier der Chef.

Nein, er war hier der Chef. Dieser Text ist am 05. Januar 2012 erschienen. Das ist jetzt etwas mehr als sieben Jahre her. Ich bin beim Aufräumen dieses Blogs darauf gestoßen. In diesen sieben Jahren hat sich so ziemlich alles verändert, und der Text ist ungefähr so aktuell wie das Frauenbild in Kabale und Liebe. Er beschreibt damals die fast noch als Sonderling betrachtete Online-Redaktion. Inzwischen setzt die Zeitung „online first“ um, und unsere Internetseite sächsische.de ist das Hauptthema im Newsroom. Warum das hier trotzdem lesenswert ist? Weil es eine beinahe unterhaltsame Aufbruchsstimmung vermittelt. Und dann merkt man erst, wie viel sich verändert hat. Sorry Mirko, aber auch als Online-Chef der Stadtredaktion Dresden machst du einen tollen Job. Und das „keck-über-die-Schulter-gucken“ beherrschst du noch immer wie kein Zweiter. /Max

Hätte mich vor 15 Jahren jemand gefragt, ob ich nicht Journalist werden möchte, ich hätte dankend abgelehnt und gesagt, dass ich zwar schon immer über ein gewisses Mitteilungsbedürfnis verfüge, mich die sich rasant entwickelnde Computerbranche und das Internet aber viel mehr fesseln. Schließlich schraubte ich mir damals meinen ersten PC zusammen, kannte mich mit dem Netz aus. Schon während meines Studiums bot mir die Redaktion einer Suchmaschine einen Praktikumsplatz an, ich schnupperte Redaktionsluft – und bin davon nicht wieder losgekommen. Es folgte ein Job bei einem TV-Sender und als die SZ für ihr Onlineportal schließlich einen freien Mitarbeiter in meiner Heimatstadt suchte, bezog ich ein Büro im Dresdner Haus der Presse.

Jahre später, mittlerweile als Redaktionsleiter der Onliner, fasziniert mich das nicht mehr ganz so neue Medium mit all seinen Möglichkeiten zwar immer noch, vor allem bringt mich aber die Kreativität der Redaktion ins Staunen. Aus Ideen werden Geschichten gemacht – und das oft ganz schnell. Einen typischen Tag gibt es in der Onlineredaktion nicht, und doch haben die meisten etwas gemein: Sie sind spannend, oft überraschend und fast immer lang.

Das ist die Online-Redaktion

Wir sind die „jüngste“ Redaktion der Sächsischen Zeitung. Uns gibt es erst seit 1996. Damals bestand die Onlineredaktion gerade mal aus einem Mitarbeiter, ein weiterer kümmerte sich um die überschaubare Technik. Heute gibt es keine Einzelkämpfer mehr: Mittlerweile wird sz-online.de von fünf Redakteuren und mit Unterstützung freier Mitarbeiter rund um die Uhr mit neuen Inhalten „gefüttert“.

Meist sind wir auch diejenigen, die nicht nur ihre Rechner und Laptops einschalten, sondern auch die Kaffeemaschine im SZ-NewSZroom wecken. Denn fast immer sind wir die ersten, die hier Agenturen sichten, Fotos auswählen, Nachrichten schreiben, Meldungen auf Facebook platzieren, Aktuelles twittern und und und. Ganz oft wird der Kaffee schnell wieder kalt, weil die Zeit knapp wird: Neben dem Blick für die relevanten Webseiteninhalte gibt es für uns in Schichten arbeitenden Onliner mehrere Sitzungen und viele Absprachen mit den Kollegen aus anderen Ressorts, es werden Dutzende Telefonate mit Reportern, Pressestellen, Fotografen und Lesern geführt. Am späten Abend ist dann zumindest für unsere Newszroom-Computer Schluss, denn wir haben auch die Möglichkeit, Inhalte von jedem beliebigen Rechner auf die Website zu stellen. Und auch die Kaffeemaschine hat dann Feierabend.

So erreichst du die Online-Redaktion:

Du willst ein Praktikum in der Online-Redaktion machen, als freier Mitarbeiter arbeiten oder du hast einfach nur eine Frage? Dann schreib‘ der Redaktion eine Mail oder ruf an:

Telefon: (0351) 4864 2076
Mail: [email protected]

Volontäre

Meldung schreiben statt Masken bilden

Volontäre stellen sich vor: Nach einem Praktikum entschied sich Nadine Franke, Journalistin zu werden. Die Leidenschaft fürs Schreiben siegte über ihr zweites Hobby, das Maskenbildnern. Sie ist froh, über die Entscheidung – und überrascht, wie vielfältig ein Job bei der Zeitung ist.

Klick gemacht hat es in meinem Bachelorstudium. Als Philosophiestudentin benötigte ich ein Berufspraktikum und nach einiger Suche stieß ich auf die Option, bei der Zeitung ein Praktikum zu machen. Ich kam in die Lokalredaktion nah meiner Heimatstadt. Das war mein erster Kontakt mit Journalismus und allein diese sechs Wochen Praktikum haben mir so gut gefallen, dass ich für mich entschied, diesen Weg nach meinem Studium einzuschlagen.

nadine
Nadine Franke

Vor dem Volo hätte ich nie gedacht, dass ich mich in so vielen verschiedenen Bereichen wohlfühlen könnte. Vor allem die Arbeit im Newszroom und mit den Editoren hat mich sehr überrascht. Da habe ich gelernt, dass zur Zeitung sehr viel mehr gehört, als nur Artikel zu schreiben. Layouten und die Website bespielen sind sehr interessant und gehören ebenso in den Handwerkskasten eines Journalisten. Vor allem die Zeit in der Onlineredaktion hat mir gezeigt, wie moderner Journalismus aussehen kann und was man in Zeiten der Social Media alles beachten muss.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen: Vermutlich wäre ich mittlerweile Maskenbildnerin. Das ist ein wichtiges Hobby von mir, genauso wie ich schon immer gern geschrieben habe. Aber die Leidenschaft für das Schreiben hat gesiegt und ich bin sehr froh über diese Entscheidung.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft: Als ich im Newsroom der SZ war, konnte ich mein Hobby mit der Arbeit verbinden und bei einem Kunstprojekt zum Thema Endzeit an der TU Dresden mitmachen. Das Thema hat viele gereizt. Allein in unserem Haus hatten sich noch zwei weitere Kollegen dafür interessiert. Letztendlich durfte ich die Geschichte schreiben, da ich die Idee hatte, mich bei dem Kunstprojekt als Statistin zu beteiligen und eine Reportage daraus zu machen. Vor Ort bekam ich ganz andere Möglichkeiten für die Berichterstattung. Das bemerkte ich vor allem, als es Zeit für die Pressekonferenz war und die Kollegen anderer Zeitungen Zeit hatten, um den Künstlern Fragen zustellen. Als es dann an die Aufnahmen für das Projekt ging, wurde die Presse hinausgebeten. Nur ich als Statistin durfte bleiben. Das hat mir gezeigt, wie vielseitig Journalismus ist und dass es manchmal nur auf die richtige Idee ankommt.

Ich bin Spezialistin für Außentermine. Wenn es darum geht, dass sich ein Journalist im Ausnahmefall doch einmal in eine Geschichte mit einbringen muss, bin ich dafür zu haben. Außerdem bin ich eine gute Zuhörerin. Ich habe bei Interviews ein gutes Gespür dafür, wann ich welche Frage platziere und wann es notwendig ist, den Gesprächspartner erst einmal reden zu lassen, damit ich die gewünschte Information erhalte.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt, als ich bei der vierwöchigen Volontärschulung in Hamburg einen Einblick in die Arbeit anderer Zeitungen und Magazine erhielt. Ich habe viele Momente gehabt, an denen ich merkte, dass die SZ mit ihren vielen Lokalredaktionen genau das ist, was ich machen möchte. Gerade diese Seite an der SZ, so nah bei den Lesern zu sein, hat mich davon überzeugt, dass ich hier am richtigen Platz bin.

Volontäre

Seit‘ an Seit‘

Kontaktbild_Linda

Vor ihrem Volontariat wühlte sich Linda Barthel durch die Dresdner Lokalredaktion. Statt die Seiten zu füllen, legt sie heute das Layout selbst an. Nur manchmal vermisst sie das Schreiben.

journalistwerden.de: Linda, seit Kurzem bist du bei der SZ als Editorin angestellt. Welche Aufgaben erledigst du da?

Ich arbeite die Hälfte der Zeit für die Online-Redaktion und die andere Hälfte als Print-Editorin. Das ist eine gute Mischung. Für Print muss ich die Seiten layouten, nach passenden Texten und Bildern suchen und Beiträge redigieren. Das sind die Hauptaufgaben. Die fertige Seite wird dann dem Chefdienst vorgelegt. In der Online-Redaktion bearbeite ich hauptsächlich Agentur-Texte und schreibe eigene kleine Beiträge. An manchen Tagen kümmere ich mich auch um die Social-Media-Kanäle.

Was wäre dein Wunschressort nach dem Volontariat gewesen?

Meine Wunschressorts waren Leben & Stil und die Online-Redaktion. Dass es am Ende Letztere geworden ist, hat mich natürlich sehr gefreut.

Du hast jahrelang vor allem selbst geschrieben. Wie schwer fällt es dir, nicht mehr selbst zu schreiben?

Erstaunlicherweise fällt es mir nicht schwer. Ich habe immer sehr gerne geschrieben, das hätte also auch anders kommen können. Kleinere Texte verfasse ich aber auch jetzt noch. Es fehlt mir also nicht wirklich etwas. Nur eine längere Reportage oder ein Porträt über einen interessanten Menschen würde ich gerne mal wieder schreiben.

Ist die Arbeit als Editorin so, wie du sie dir vorgestellt hast? Gibt es Dinge, die du dir anders vorgestellt hast?

Da fällt mir spontan nichts ein. Ich kannte ja die meisten Aufgaben der Print- und Online-Editoren schon aus meiner Zeit als Volontärin. Deshalb gab es keine bösen Überraschungen.

Kannst du dir die Stelle als Editor langfristig vorstellen oder würdest du lieber wieder schreiben?

Zurzeit bin ich mit meiner Arbeit zufrieden. Deshalb plane ich keinen Wechsel. Vielleicht zieht es mich irgendwann mal wieder zu den Schreibern. Aber noch ist das nicht so.

Volontäre

Kein leichter Job

Volontäre stellen sich vor: Ronja Münch (28) schreibt seit Oktober für die SZ. Seitdem hat sie viel Respekt vor Lokaljournalisten. Und lernte, dass es für einen guten Report auch immer etwas Glück braucht.

 

Klick gemacht hat es nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Idee, Journalistin zu werden, hat sich über Jahre entwickelt. Nach dem Abitur habe ich erstmal journalistische Praktika gemacht, um zu sehen, ob der Beruf wirklich was für mich ist. Und ich bin daran hängen geblieben, habe während meines Biostudiums munchbeim Campusradio mitgemacht und dann im Master Journalistik studiert.
Vor dem Volo hätte ich nie gedacht, dass ich den Lokalredaktionen einmal so viel Respekt entgegenbringen würde. Auch heute sind Berichte über die nächste Baustelle, die nächste Ladeneröffnung oder Streit in Ortsbeiräten nicht das, was mich persönlich am meisten interessiert. Aber die Leute interessiert’s, der Lokalteil macht eine Zeitung wie die SZ aus. Und die Redakteure dort können nicht wie im Mantelteil auf einen Haufen dpa-Meldungen zurückgreifen, sie müssen sich selbst jeden Tag aufs Neue auf die Suche nach spannenden Geschichten machen. Kein leichter Job.
Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen: Ich weiß wirklich nicht, welchen Beruf ich gemacht hätte. Wahrscheinlich würde ich aber gerne mal über „die Journalisten“ schimpfen, wenn einer etwas Falsches oder Undifferenziertes schreibt. Jetzt weiß ich, wie hart dieser Job ist und wie leicht ein Fehler passieren kann, besonders unter Zeitdruck. Das soll Fehler nicht relativieren, aber immer bessere Recherche mit immer weniger Geld und immer weniger Redakteuren geht eben nicht.
An diese Geschichte erinnere ich mich oft: Eigentlich an viele, aber diese Geschichte ist ein Beispiel für Probleme und Konflikte im journalistischen Arbeiten, wie ich finde: In einem ziemlich hohen Hochhaus in Prohlis hat es gebrannt, das war erstmal nur eine Meldung. Dort hat es aber schon öfter gebrannt, daraufhin sollte ich drüber schreiben, wie es sich dort wohnt. Das bedeutet, in dieses Haus reinkommen, Leute finden, die betroffen sind und die sich am besten auch noch fotografieren lassen. Dabei sind mir zwei Sachen klar(er) geworden. Erstens: Journalismus hat viel mit Glück zu tun: Ich habe Leute gefunden, die direkt vom Brand betroffen waren, die mit mir geredet haben, die ich zitieren durfte. Das hätte auch anders laufen können. Zweitens: Ein Journalist dringt oft in die Privatsphäre von Menschen ein. Ich finde das manchmal unangenehm, möchte keine Voyeuristin sein, und doch sind es private Geschichten, die spannend sind. Ein Zwiespalt, mit dem ich erst langsam lerne, umzugehen.
Ich bin Spezialistin für Umweltthemen, denke ich. Allerdings konnte ich davon bisher noch nicht so viel umsetzen. Möglicherweise bin ich auch ganz gut darin, Menschen dazu zu „überreden“, mir ihre Geschichte oder Meinung zu erzählen. Das muss ich aber erst noch weiter austesten.
Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt, als ich an meinem ersten Arbeitstag ankam und die Stadtredaktion gerade umzog in Form eines fleißigen Büro-Wechsel-Dich-Spielchens, weil umgebaut wurde. Keiner hatte Zeit, sich auch noch um eine frische Volontärin zu kümmern. Okay, Scherz, da habe ich mich zunächst ein wenig fehl am Platz gefühlt. Bald kamen aber die ersten Geschichten und Aufträge. Momentan bin ich in der Politik-Redaktion und freue mich, auch mal etwas größer und über Dresden hinaus schreiben zu können. Ich bin sehr gespannt, was sich in den kommenden Wochen und Monaten noch für spannende Geschichten ergeben werden!

News

Schreiben statt Schüler quälen

Volontäre stellen sich vor: Marleen Hollenbach (26) ist seit Oktober 2015 SZ-Volontärin. Zuvor hat sie bereits drei Jahre lang für verschiedene Lokalredaktionen gearbeitet. Lust auf Journalismus bekam sie bei der Studentenzeitung der TU Dresden. Und nach einem kleinen Ausflug ins Lokalfernsehen stand fest: Zeitung muss es sein.

Klick gemacht hat es, als ich eine Einladung zur Frankfurter Buchmesse erhielt. Ich hatte eine Kurzgeschichte in einem Sfoto-fragebogenammelband für Schüler veröffentlicht. Damals war ich zwölf. Nach Frankfurt fuhr ich nicht und eine berühmte Schriftstellerin wurde auch nicht aus mir. Die Liebe zum Schreiben ist aber geblieben. Obwohl schnell die Erkenntnis kam: Mit einer netten Schreibe ist man noch lange kein guter Journalist.

Vor dem Volo hätte ich nie gedacht, dass die Zeit so schnell vergehen kann. Von einer Volo-Station ging es zur nächsten. Und nun liegen schon wieder die Pfefferkuchen in den Supermarktregalen.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen: Vermutlich wäre ich Lehrerin geworden. So eine kleine giftige mit dünner Stimme, unangekündigten Tests und fiesen Hausaufgaben.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft: An sehr sehr viele! Es ist ja gerade das Tolle an dem Job, dass man immer wieder etwas Neues erleben kann. Ich habe bei der Weinlese geholfen, durfte mit in den OP-Saal, trat zum zweiten Mal zur Führerscheinprüfung an, stand mit einem Laster Kopf….

Ich bin Spezialistin für Geschichten, die sich leicht lesen lassen, obwohl ein kompliziertes Thema dahinter steckt.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt, als ich frisch von der Uni kam und in der Lokalredaktion gleich gebraucht und gefordert wurde. Klar war das ein Sprung ins kalte Wasser. Aber nur so kann man Erfahrungen sammeln, die einen dann voranbringen.

Erfahrungsbericht

Moin moin, Hamburg!

Zum Volontariat der Sächsischen Zeitung gehört ein vierwöchiger Lehrgang an der Henri-Nannen-Schule. Dabei herrscht ein Hauch von Klassenfahrt – auch wenn nur wenig Freizeit bleibt.

WP_20160524_14_13_44_Pro
Das Treppenhaus Stubbenhuk 10. Hier ist die Nannen-Schule zuhaus.

Wer bei der SZ ein zweijähriges Volontariat absolviert, hat das Glück, einen Teil der Ausbildung in Hamburg zu genießen. Bei einem vierwöchigen Intensivkurs an der renommierten Henri-Nannen-Schule lernen die angehenden Journalisten,  was zu einer Nachricht, Reportage oder guten Überschrift gehört. Dafür sorgen namhafte Dozenten, die zum Teil mehrere Tage in den Räumen unweit des Hamburger Hafens unterrichten.

Dieses Jahr waren vier Journalisten der SZ unter den zwanzig Lehrgangsteilnehmern. Eine Gruppe kam aus der Schweiz, weitere Teilnehmer unter anderem von Spiegel Online und Bento. Im Verlauf der vier Wochen ist aus den  zwanzig Reportern eine verschworene Gemeinschaft geworden, was nicht zuletzt an den vielen Gruppenübungen lag, die den Nannenschülern-auf-Zeit einiges abverlangte.

13267720_10209179758121407_8577956726730211623_n
Die Teilnehmer des Nannen-Kurses 2016

Auch sonst war der Stundenplan in den vier Wochen prall gefüllt. Zum normalen Unterricht kamen diverse Abendtermine hinzu, bei denen die Kursteilnehmer namhafte Größen der Medienbranche befragen konnten. Den Höhepunkt markierte jedoch das Reportage-Wochenende: Dafür begleiteten die Journalisten Studenten bei einer Obduktion, recherchierten undercover bei einer Swingerparty und ließen sich in einem Selbstversuch chemische Mittel gegen Falten spritzen.

Für durchzechte Nächte und Sightseeing blieb bei dem umfangreichen Pensum zwar wenig Zeit. Zumindest ein kühles Bierchen am Hafen war nach einem anstrengenden Tag aber drin.

Praktikanten

Zwischen Klicks und Kaffeetassen

Sabrina Winter verbrachte vier Wochen als Praktikantin im Newsroom der SZ. Seitdem trinkt sie mehr Kaffee, dolmetscht polizeiliches Bürokratendeutsch und weiß, was Klicks bringt.

Zuerst das Klischee: die Kaffeemaschine! Gleich zwei Kollegen fragten mich an meinem ersten Tag, ob ich wisse, wie die funktioniere. Praktikanten müssen Kaffee kochen – ist ja klar.

Doch das Klischee erfüllte sich nicht. Kaffee habe ich nur gekocht, wenn ich selbst welchen trinken wollte. Die Frage der Kollegen war nett gemeint, weil der Kaffee im Haus der Presse für alle Mitarbeiter ist. Falls ich mal nichts zu tun hatte, hieß es

Sabrina Winter
Sabrina Winter unterstützte einen Monat die SZ-Onlineredaktion.  Foto: R. Bonss

dann: „Mach dir doch erstmal einen Kaffee.“

In einer Online-Redaktion hatte ich noch nie gearbeitet. Also gab zunächst eine Menge zu lernen: Wie lege ich Artikel für die Website an? Wie erstelle ich eine Bildergalerie? Wie reagiere ich auf die Facebook-Kommentare am geschicktesten?

Besonders interessant fand ich es zu sehen, welche Artikel oft angeklickt werden. Irgendwie stehen die Leute total auf Polizeiberichte. Unfälle, Verletzte, Vermisste und Tote haben viele Klicks. Verstehen kann ich das nicht. Ich persönliche klicke nie auf Polizeiberichte. Ehrlich gesagt, wundere ich mich, dass der Facebook-Algorithmus die Artikel noch nicht aus meinem Newsfeed radiert hat. Doch da viele sz-online-Nutzer Polizeiberichte lesen, müssen sie geschrieben werden. Das ist gar nicht so einfach. Denn das Verwaltungs-Deutsch der Polizei-Pressestelle in einen lesbaren Text zu verwandeln, braucht Übung.

Mit Hashtags spielen

Zum Glück waren Polizeiberichte nicht alles. Ich konnte auch meine eigenen Themen umsetzen. So habe ich eine Reportage über die Zooscouts in Dresden und einen Bericht über die neue Service-Hotline der TU geschrieben. Beide Artikel sind sogar in der Zeitung erschienen. Einmal bin ich mit meinem Fahrrad durch Dresden gefahren und habe die öffentlichen Grillplätze fotografiert und bewertet. Der Artikel hatte viele Klicks.

Rechercheausflüge waren aber die Ausnahme. Der Alltag meiner vier Praktikumswochen sah so aus: Newsstream der Deutschen Presse-Agentur beobachten, wichtige Meldungen von unwichtigen unterscheiden, Artikel für die Website anlegen, Bilder suchen, E-Mails checken, telefonieren um Fakten zu klären oder noch ein Detail für einen Artikel zu erfragen. Und meine liebste Aufgabe: Social-Media-Kanäle betreuen. Konkret bedeutet das: Artikel auf Facebook, Twitter und Google+ posten, Kommentare moderieren, auf Tweets reagieren und so weiter. Das fiel mir leicht. Ich konnte mich ausprobieren und mit Hashtags spielen. Außerdem ist es immer eine kleine Herausforderung, Artikel so anzukündigen, dass jemand darauf klickt.

Eines Tages habe ich im Redaktionssystem die Quizfunktion entdeckt. Die musste ich natürlich ausprobieren! Herausgekommen ist das hier.

Wenn sich Kaffeebecher füllen

Die Web-Editoren sind normalerweise die ersten im Newsroom. Am Morgen ist es dort noch ruhig. Nur die Onliner sind da, tippen, klicken, sprechen sich kurz ab. Je später es wird, desto geschäftiger wird das Treiben. Die leeren Tische füllen sich, mit ihnen die Kaffebecher und das Tippen wird lauter. Schließlich erscheinen immer mehr Artikel auf den Bildschirmen, an denen die Zeitung für den nächsten Tag angezeigt wird.

Ich hatte zuvor schon einmal ein Praktikum in der Görlitzer Lokalredaktion der SZ gemacht. Das war gut so. Denn manchmal muss es schnell gehen im Onlinejournalismus. Dann hilft es zu wissen, wie man gut formuliert. Was ich auch gelernt habe: Immer Sachen anbieten und sich einbringen. Und wenn ein Kollege mit einem Thema auf dich zukommt: dankbar annehmen!

Um seine Artikel an den richtigen Mann oder an die richtige Frau zu bringen, muss man manchmal kämpfen – besonders in großen Häusern. So ging es mir mit den Printartikeln. Bevor der richtige Ansprechpartner gefunden war, musste ich mich von X nach Y telefonieren, nur um dann von Q zu erfahren, dass Z zuständig ist. Am Ende hat es sich gelohnt und die Artikel sind auch in der Zeitung erschienen.

Insgesamt waren es vier anstrengende Wochen. Denn acht Stunden am Tag zu arbeiten, ist ein Unterschied zum Studentenleben. Aber es waren auch vier schöne Wochen, in denen ich viel gelernt habe und sehr nette Kollegen um mich hatte, die mir immer geholfen haben, wenn das Redaktionssystem nicht so wollte wie ich. Und natürlich: vier Wochen mit viel Kaffee.

Erfahrungsbericht

Hautnah an den schwarz-gelben Aufstiegshelden

Der 15-jährige Maximilian Selle sammelt als Praktikant bei der SZ derzeit erste journalistische Erfahrungen. Das brachte ihm ein Treffen mit den Kickern von Dynamo Dresden. Wie er den Termin erlebt hat, schildert er hier.

Maximilian Selle
SZ-Praktikant Maximilian Selle. Foto: Ronald Bonß

Am 11. Mai 2016 besuchte ich mit Cynthia Thor vom Videoteam der Sächsischen Zeitung  den Familientag mit Dynamos Aufstiegshelden im Dresdner Zoo.

Als wir im Zoo ankamen, sah ich viele Besucher. Darunter waren eine Menge Dynamofans, die ihre Mannschaft vor Saisonende noch einmal hautnah erleben wollten.

Die in Schwarz und Gelb gekleideten Fans belagerten die 13 Stationen im Zoo, an denen Dynamospieler Autogrammkarten verteilten und für Fotos posierten. Ich sah viele Familien, die ihre Kinder mit den Dynamo-Spielern fotografierten und sich Autogramme in ihre Aufstiegshefte schreiben ließen.

Jüngere Dynamofans hatten außerdem die Möglichkeit, mit den Spielern zu kicken, zu klettern, zu hüpfen, zu rätseln und zu malen. Doch durch den riesigen Andrang war es manchmal nicht möglich, dieses Programm umzusetzen.

In der Nähe des Eingangs stand ein Glücksrad, bei dem es Dynamofanartikel gab. „Glücksfee“ Janis Blaswich, einer der Torhüter von Dynamo Dresden, betreute das Gewinnspiel.

Die meisten Fans tummelten sich an den Ständen von Justin Eilers, Marvin Stefaniak und Michael Hefele. Das hatte wahrscheinlich damit zu tun, dass Kapitän Hefele in der Sommerpause zum englischen Zweitligisten Huddersfield Town wechselt. Auch Justin Eilers verlässt die SGD, er spielt ab der kommenden Saison bei Werder Bremen. Es bot sich also einmal die Möglichkeit, diese Leistungsträger so nah, zusammen und in diesem speziellen Umfeld zu sehen.

Auch ich nutzte die Gelegenheit für ein Interview mit den drei Spielern. Allen stellte ich die Frage, was es ihnen bedeutet, mit den Fans den Tag im Zoo zu verbringen. Anschließend schnitt Cynthia die O-Töne zusammen und veröffentlichte das Video auf YouTube:

[youtube https://blog.journalist-werden.de//www.youtube.com/watch?v=rwc1raR_y8o]

Meine Erwartungen, dass ich Erfahrungen beim Führen von Interviews sammle, wurden erfüllt. Mir hat gefallen, die Spieler anzusprechen und ihnen aus der Perspektive eines Reporters Fragen zu stellen – eine Situation, an die ich mich durchaus gern gewöhnen würde.

Ich möchte später einmal Journalist werden, weil ich gerne mit Menschen spreche und ich mich sehr für Sport, Politik und Wirtschaft interessiere.

Wie geht Journalismus

Warum noch Journalist werden?

Diesen Monat feiert die Sächsische Zeitung ihren 70. Geburtstag. Doch wie sehen angesichts sinkender Verkaufszahlen und der zunehmenden Digitalisierung die nächsten 70 Jahre aus? Die Volontäre der SZ erklären, warum sie Journalist werden wollen – und an eine Zukunft des Mediums glauben.

Nina Schirmer (r.): Karla Kolumna fand ich ja schon immer gut. Aber selbst
rasende Reporterin werden – die Entscheidung habe ich erst nach dem Abi getroffen. Damals habe ich bei einem kleinen Radiosender gearbeitet. Anfangs war es einfach nur das Quatschen mit den verschiedensten Leuten, das mich begeistert hat. Schnell kam dann aber die Erkenntnis dazu, dass man dieses „Gequatsche“ auch aufarbeiten, verständlich darstellen und kreativ rüberbringen muss. Genau das macht diesen Beruf für mich besonders. Als Journalistin kann ich mitentscheiden, worüber die Leute wie informiert werden. Ein großes Privileg und eine noch größere Verantwortung, wie ich

Unbenannt
Die SZ-Volos: Linda Barthel, Susanne Sodan, Marleen Hollenbach, Nina Schirmer (v.l.) und Tobias Hoeflich

finde. Deshalb braucht es nach wie vor gut ausgebildete Journalisten. Im Volontariat kann ich sehr abwechslungsreich arbeiten. Mal muss ich faktenorientiert und ohne U
mschweife schreiben, dann wieder mich vorsichtig und schöngeistig einem Thema annähern. Schon ziemlich cool, wenn man damit sein Geld verdienen kann. Mir ist aber bewusst, dass ich mich jetzt im Volo noch in einer halbwegs geschützten Blase befinde. Ein bisschen blicke ich deshalb auch in eine ungewisse Zukunft. Wichtig ist, immer flexibel zu bleiben. Journalist ist nun mal kein Job, bei dem man bis zur Rente im selben Büro sitzt. Dafür ist es einer der spannendsten Berufe, den ich mir vorstellen kann.

Marleen Hollenbach (2.v.r.): Der kleine Teufel ist noch da. Die Stimme im Kopf, die mir immer mal wieder die Laune vermiest. Dann, wenn sie mich fragt, warum ich junger Mensch beim alten Medium „Zeitung“ gelandet bin und ob ich tatsächlich denke, dass Journalisten noch gebraucht werden. Und manchmal, wenn die Kaffeekanne leer und der Chef unzufrieden ist, dann ertappe ich mich dabei, wie ich dem Teufelchen zuhöre. Doch auch wenn der Pessimismus gern mal mit mir plauscht, behält er nicht die Oberhand. Journalist sein, das ist für mich ein Traumjob. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht stillsitzen kann. Schon allein bei der Vorstellung, tagein tagaus derselben Beschäftigung nachgehen zu müssen, zappeln meine Füße. Ich will raus, mich mit immer neuen Themen beschäftigen, viele interessante Menschen kennenlernen, spannende Orte besuchen, kreativ sein. Vielleicht werde ich tatsächlich meinen Enkelkindern im Museum zeigen müssen, was eine Zeitung ist. Die Presse wird es aber immer geben. Für mich sind unabhängige Journalisten ein wichtiger Teil der Demokratie und damit unverzichtbar. Einer muss doch die Politiker im Blick behalten. Einer muss im Auftrag der Bürger die brennenden Fragen stellen, die vielen Informationen sammeln und die Zusammenhänge erklären. Ob auf gedrucktem Papier oder als Online-Artikel – das ist am Ende egal.

Susanne Sodann (2.v.l.): Frisch aus dem Urlaub steht der Chef im Büro. „Schau mal in deine E-Mails“, sagt er. Aktivisten haben mehrere Bäume am Tagebau Nochten besetzt. Fotografen informieren, Block schnappen – los. Schließlich stapfen Fotograf und Volontärin durch den Wald, von Aktivisten keine Spur. Am Ende haben wir sie gefunden: fünf Leute auf drei Bäumen, von denen sich Vattenfall wahrscheinlich nicht sonderlich stören lässt.
Aber die Episode zeigt, was mich am Journalismus interessiert: die Dinge mit eigenen Augen sehen, neugierig sein dürfen. Eine Tageszeitung, gerade im Lokalen, hat noch eine Besonderheit: Die Themen, Debatten, Orte, Menschen, über die wir schreiben, interessieren und betreffen unsere Leser ganz direkt– weil sie vor ihrer Haustür stattfinden.
Manchmal sind auch echte Überraschungen dabei: das Anatomie-Institut an der TU Dresden, das Filmset für „Der junge Marx“ in Görlitz oder das Gefängnis Waldheim. Manchmal enden solche Überraschungen zwar in überraschend viel Stress. Aber die Vielzahl dieser Themen hat etwas, das Mut macht: Es gibt noch viel mehr als politisch motivierte Spaziergänge.

Linda Barthel (l.): Im Journalismus kann man aber auch nicht leicht Fuß fassen, oder?“, fragt mich meine Englisch-Lehrerin nach den Abi-Prüfungen. Gerade habe ich ihr von meinem Berufswunsch erzählt. Verunsichern konnte sie mich damals nicht. Der Beruf hat mich nämlich schon immer gereizt. Leute kennenlernen, ausfragen, schreiben – tolle Sache. So habe ich mir das zumindest immer vorgestellt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Na klar, manch ein Artikel ist mehr Qual als Freude, aber das passiert selten. Was ich besonders an der Arbeit mag: Es kommt nie Langeweile auf. Ich könnte mir nichts Schlimmeres vorstellen, als jeden Tag vor dem PC zu sitzen und immer das Gleiche zu machen. Das kommt zum Glück nie vor.  Oft bringt der Tag etwas anderes als erwartet. Das liebe ich. Was mich dagegen ärgert: In letzter Zeit werde ich häufig gefragt, warum ich bei der Lügenpresse arbeite. Meist folgt ein Lachen und „Alles nur Spaß.“ Ich bin mir aber nicht sicher, ob das so ist. Klar ist jedoch, dass ich mir den Spaß am Journalismus nicht nehmen lasse, auch wenn die Zeiten schwierig sind. Viele bezweifeln gerade nicht nur die Glaubwürdigkeit, sondern auch die Zukunft der Zeitung. Ich glaube aber fest daran, dass gute Texte weiterhin gelesen werden – auch in gedruckter Form. Dass es wichtig ist, dass sich die Leute informieren und keine Mir-doch-egal-Haltung haben.

Tobias Hoeflich: Ob aufgeschwatzter Handyvertrag, zugewucherter Gehweg oder gefrustete Bahnfahrer: In meiner Zeit bei der Dresdner Stadtredaktion habe ich schon über unzählige Possen und Probleme berichtet. Meist tut sich danach etwas im Sinne der Hilfesuchenden. Das Gefühl, mit seiner Arbeit etwas bewegen zu können, ist nur ein guter Grund, Journalist zu werden. Gerade im Lokalen lernt man täglich neue Menschen, ihre Arbeit und ihre Geschichten kennen. Ich war dabei, als VW in der Gläsernen Manufaktur einen Werbespot für den Superbowl drehte. Traf Dynamo-Idol Benny Kirsten beim Märchenlesen in der Grundschule. Ging mit dem Polizeichef des Striezelmarkts auf Streife. Welcher Beruf bietet noch solch eine Vielfalt? Leider spürt man, dass das Vertrauen in die Medien gelitten hat. „Meinen Namen möchte ich nicht in der Zeitung lesen“: Diesen Satz höre ich immer öfter. Zugleich bin ich davon überzeugt, dass es ausgebildete Journalisten braucht, die die Fülle an Nachrichten sichten und ordnen, komplexe Themen verständlich erklären, Regierende und Regierte verbinden. Fragwürdige, oft anonym betriebene Internetseiten können keine Alternative sein. Davon müssen wir unsere Leser jeden Tag aufs Neue überzeugen – durch größtmögliche Sorgfalt, ausgewogene Recherche und dem Bewusstsein für die Verantwortung, die wir als Medium haben.