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Jugendpresse Sachsen – Ansprechpartner für Nachwuchsjournalisten

JPS-Logo-VsNJ-reinJournalist-werden.de hat einen neuen Kooperationspartner: die Jugendpresse Sachsen.  Christiane Scholz erklärt, was die Organisation, für die sie arbeitet, alles macht.

Man wird nicht als Journalist geboren. Neugierig, aufgeschlossen und interessiert sollte man schon sein, alles andere muss man eben lernen. Die flotte Schreibe genauso wie die Hartnäckigkeit beim Interviewen oder die Fähigkeit, ein Thema gut und verständlich zu vermitteln.

An diesem Punkt setzen wir von der Jugendpresse Sachsen an. Schülerzeitungsredakteure, Jugendmedienmacher, junge Journalisten und Studierenden haben sich zusammengeschlossen, um sich gegenseitig auf dem Weg zum „richtigen“ Journalisten zu unterstützen.

Dafür organisieren wir Seminare und Workshops zu den unterschiedlichsten Themen, fahren mit unserer mobilen Medienakademie von Schule zu Schule, bringen auf Pressekonferenzen und in Erzählcafés junge Journalisten mit Politikern und Prominenten zusammen und lassen sie auf Recherchefahrten hinter die Kulissen der politischen Betriebe in Berlin und Brüssel blicken.

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Foto: Robert Weinhold/Jugendpresse Sachsen

Den Mitgliedern, die regelmäßig journalistisch arbeiten, stellen wir auch den Jugend-Presseausweis aus, der schon vielen Nachwuchsjournalisten Türen geöffnet hat. Er wird von den großen deutschen Journalistenverbänden DJU und DJV anerkannt und ist ein wichtiges Hilfsmittel bei der Recherche von Informationen aus erster Hand.

Einmal im Jahr verleihen wir zusammen mit dem sächsischen Kultusministerium den Sächsischen Jugendjournalistenpreis, welcher journalistisches Engagement in der Schule würdigt und die besten Schülerzeitungen und Nachwuchsjournalisten Sachsens auszeichnet.

Schülerzeitungen sind ein wesentliches Element demokratischer Schulkultur. Die gilt es zu erhalten und zu fördern.

Kontakt: http://www.jugendpresse-sachsen.de/ und jps@jugendpresse.de

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Spezialistin für „alles, was feinfühlig erzählt werden muss“

Volontäre stellen sich voBewerbung1 SW Onliner: Dominique Bielmeier (27) ist seit Oktober SZ-Volontärin. Vorher hat sie an der Uni Leipzig Journalistik studiert, ein wenig Radio gemacht und unter anderem für die Campusredaktion der Leipziger Volkszeitung geschrieben. Für die Ausbildung hat sie ihr geliebtes Leipzig verlassen und ist mit 20 Bücherkisten in eine Dachgeschosswohnung in der Neustadt gezogen.

Klick gemacht hat es, als … ich mit drei Jahren von einem Plakat das Wort „Zeppelin“ vorgelesen habe – und meine Familie damit verblüffte. Menschen mit Sprache zu verblüffen ist seitdem mein erklärtes Ziel. Und eine gewisse Begeisterung für Luftschiffe ist auch geblieben.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht, dass … ich mal keine Lust mehr haben könnte, vor dem Bildschirm zu sitzen.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen: Ich wäre der Literatur treu geblieben, nach England gezogen und hätte an einer Uni Literaturwissenschaft gelehrt. Nachts hätte ich am großen englischen Gesellschaftsroman geschrieben.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft: Für mein allererstes Interview für ein Stadtmagazin musste ich gleich mit der Band Madsen reden, die ich ziemlich toll fand. Das war auf dem Umsonst & Draußen Festival in Würzburg und an dem Tag waren es fast 40 Grad. Nachdem ich ihnen klar gemacht hatte, wer ich bin und was ich will, wurde es ein lustiges Gespräch darüber, wie wichtig es ist, im Sommer genügend Eis zu essen. Ein paar brauchbare Sätze waren aber auch dabei.

Ich bin eine Spezialistin für… alles, was feinfühlig erzählt werden muss.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt,… als man mir ein großes Büro mit Blick über Dresden gegeben hat – und vom ersten Tag an genug Freiraum, um mich auszuprobieren.

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Journalismus – eine brotlose Kunst?

Es gibt keine gute oder schlechte Kunst, denn das liegt immer im Auge des Betrachters. Dumm nur, wenn es gar keine Betrachter gibt – das kann kein Künstler wollen. Journalisten sind allesamt auch Künstler und natürlich wollen sie, dass ihre Kunst Beachtung findet. Der Maler kann sich in die Galerie stellen und den Besuchern beim Studieren seiner Bilder zuschauen, deren Gespräche belauschen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Aber wie erfahren Journalisten, ob ihre Kunst von den Betrachtern überhaupt wahrgenommen wird und wie sie bei ihnen ankommt?

Mit Lesewert. Das ist eine im Lesewert_Screenshot 18.10.2013Dresdner Druck- und Verlagshaus eigens für die Sächsische Zeitung entwickelte Messmethode. Das Prinzip ist ganz einfach: Der Leser liest seine Zeitung genau wie bisher auch. Immer, wenn er mit einem Artikel fertig ist, erfasst er kurz mit einem Scanstift vom Format eines Textmarkers die Zeile des Artikels, an der er aufgehört hat zu lesen. Diese gescannte Textzeile wird über eine Funkverbindung an ein Handy und vom Handy an die Redaktion geschickt, wo sie dem Artikel in der Zeitung wieder zugeordnet wird. So erfahren die Redakteure von Hunderten Lesern sowohl welche Artikel diese gelesenScannerset Lesewert haben als auch wie sehr sie der Text interessiert hat. So entsteht für jeden Zeitungsartikel ein Lesewert.

Bei vielen Themen haben Redakteure ihre Erfahrungswerte und werden vom Leser darin bestätigt. Aber es gibt immer wieder spannende Überraschungen, welche Themen die Leser interessieren. Das Ziel ist es, vom Leser zu lernen und die Zeitung noch stärker nach dessen Interessen zu gestalten. So werden besonders interessante Themen beispielsweise am nächsten Tag fortgesetzt und ihnen mehr Platz im Blatt gegeben. Die Methode ersetzt nie die Kreativität des Künstlers, denn gemessen werden kann natürlich nur, was in der Zeitung steht. Aber Lesewert hilft, die Zeitung für die Leser noch interessanter und relevanter zu machen. Und ganz nebenbei freuen sich Journalisten natürlich, mit ihrer Arbeit täglich noch mehr Leser zu erreichen.

In der Kunst liegt nicht nur die SchönhDenni_RM29324eit im Auge des Betrachters, sondern auch ihr Wert. Eine relevante Zeitung, ist es dem Leser wert, sie Tag für Tag zu lesen und für Qualitätsjournalismus, der Leserinteressen ernstnimmt, Geld zu bezahlen. Damit ist Lesewert ein Hilfsmittel, die Zukunft der Zeitung zu sichern, denn Journalismus ist definitiv keine brotlose Kunst.

 Von Denni Klein

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„Lasst euch nicht verrückt machen“

Elblandreporterin Anna Hoben Foto: Claudia HübschmannGroße Ehre für unsere SZ-Elblandreporterin Anna Hoben: Das Medium Magazin wählte sie in diesem Jahr auf die Liste der 30 herausragenden Nachwuchstalente im Journalismus im Alter bis 30 Jahre. Wir haben mit ihr über ihre Ausbildung, ihre Arbeit und die Zukunft des Journalismus gesprochen.

Herzlichen Glückwunsch, Anna, zu dieser tollen Auszeichnung. Wie hast du erfahren, dass du in diesem Jahr zu den „Top 30 bis 30“ gehörst?
Es kam eine Mail von der Redaktion des Medium Magazins, über die ich mich sehr gefreut habe. Jemand hat mich wohl für diese Liste vorgeschlagen, und es hat geklappt.

Aber beginnen wir am Anfang. Wann hast du festgestellt, dass du Journalistin werden möchtest?
Geschrieben habe ich immer schon gern. Als ich elf oder zwölf war, gab es in meiner Heimatstadt Friedrichshafen während eines Kulturfestivals einen journalistischen Workshop für Kinder, der hat meine Begeisterung geweckt. Als Reporter hinter die Kulissen zu schauen, das fand ich toll. Nach dem Abitur fing ich bei der Schwäbischen Zeitung als Praktikantin an und wurde danach freie Mitarbeiterin. Ich schrieb über Konzerte, Kleingartenvereine und viele 90. Geburtstage. Und Goldene Hochzeiten.

Das volle Programm also. Was hast du sonst noch gemacht, bevor du Elblandreporterin bei der SZ wurdest?
Ich habe in Konstanz Germanistik und Anglistik/Amerikanistik studiert und ein Jahr in den USA verbracht. Parallel zum Studium absolvierte ich am ifp (Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses) in München eine journalistische Ausbildung, mit Praktika bei verschiedenen Zeitungen, beim NDR und ZDF. Bei der Sächsischen Zeitung war ich dann zwei Jahre lang Volontärin, bevor ich als Regionalreporterin fürs Elbland übernommen wurde.

Welche Geschichten liegen dir besonders am Herzen?
Generell mag ich die Geschichten, bei denen ich das Gefühl habe, dass ich einen roten Faden gefunden und sie gut erzählt habe. Zum Beispiel „Das geteilte Dorf“ über eine Gemeinde, die durch die Elbe getrennt ist – ohne ordentliche Fährverbindung, ohne Brücke – und inzwischen bitter zerstritten. Oder „Es muss richtig schön glänzen“, eine Reportage über ein Pärchen beim Wave-Gotik-Treffen in Leipzig. Aber natürlich auch Geschichten, die etwas bewegen, wie die über einen Stadtrat, der im Internet gegen Ausländer gehetzt hatte. Er ist danach zurückgetreten.

Inwieweit macht es für dich bei deiner Arbeit einen Unterschied, ob du in einer Metropole wie Berlin arbeitest oder in einer eher kleinen Stadt wie Meißen?
Das kann ich schlecht beurteilen, weil ich noch nie länger zum Beispiel in Berlin gearbeitet habe. Ich mag aber das Bodenständige an der Arbeit in der Kleinstadt, und dass ich sehr direkte Rückmeldungen bekomme.

Die Auflagen der Zeitungen gehen stark zurück, Redaktionen werden geschlossen, Personal abgebaut. Hast du es jemals bereut, Journalistin geworden zu sein?
Nein. Ich glaube nicht, dass Journalismus in Zukunft durch Blogs, Facebook und Twitter ersetzt werden. Im Gegenteil: Das, was wir tun – informieren, sortieren, einordnen – wird meiner Meinung nach umso wichtiger, je schneller ungeordnete Informationen auf uns einprasseln. Guter Journalismus wird sich immer eine Plattform suchen. Der Wandel der Medienbranche bringt auch viel Spannendes hervor, zum Beispiel ganz neue Erzählformen im Internet.

Gibt es auch Dinge, die dir an dem Beruf nicht so gut gefallen?
Eigentlich nicht. Manchmal würde ich mich nur gern intensiver mit einem Thema beschäftigen.

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Weiter lernen und machen. Die Stelle als Regionalreporterin ist im Moment ein Traumjob für mich. Längerfristig habe ich noch nicht geplant. Schön wäre es, auch in Zukunft als Reporterin arbeiten zu können oder irgendwann wieder über Kulturthemen zu schreiben. 

Was ist dein Tipp für alle Nachwuchsjournalisten?
Ich würde dazu raten, sich nicht verrückt machen zu lassen von den Krisenmeldungen aus der Branche. Ansonsten: Praxiserfahrung sammeln, viel ausprobieren, neugierig, offen und selbstkritisch bleiben.

 Die Fragen stellte Marco Henkel

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„Fakten allein erzählen keine Geschichten“

Foto: Nikolai Schmidt
                                   Foto: Nikolai Schmidt

Volontäre stellen sich vor: David Berndt (32) ist seit Juli bei der Sächsichen Zeitung. Vorher hat er in der Lokalredaktion Görlitz und für verschiedene Radioprojekte gearbeitet. Für die Ausbildung hat er das „Großstadtleben“ in Leipzig beendet und ist in die Oberlausitz zurückgekehrt.

Klick gemacht hat es, … als ich in der Schule gemerkt habe, wie spannend das Spiel mit der Sprache ist. Dazu kommen meine vielfältigen Interessen von Literatur und  Zeitgeschichte über Fußball bis hin zu regionalen Themen. All das gibt es in Tageszeitungen. Deswegen ist die SZ für mich der ideale Ort, um meiner Neugier freien Lauf zu lassen und dabei immer wieder vom Alltag überrascht zu werden. Auch wenn mein Weg zur Zeitung ein wenig länger war und ich wahrscheinlich als Quereinsteiger gelte.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht, dass … „Blattmachen“ so viel Spaß machen kann. Zurzeit bin ich in Dresden im Ressort Politik/Wirtschaft und kümmere ich mich regelmäßig um bestimmte Seiten. Das bedeutet, Texte zu redigieren, Bilder zu suchen und mit einer Bildunterschrift zu versehen, Agenturmeldungen auszuwählen und auf die richtige Länge zu bringen und die passenden Überschriften und Untertitel zu schreiben. Da sind wir wieder beim Thema Spiel mit der Sprache.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen, … Ich wäre nur Zeitungsleser, aber nicht auch Zeitungsmacher.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft… Natürlich habe ich meine persönlichen Lieblingsgeschichten. Aber ich erinnere mich eher an bestimmte Szenen oder an charakteristische Personen. Das kann zum Beispiel eine Sitzung im Stadt- oder Gemeinderat sein. Dort geht es oft sehr emotional zu und die Tagesordnung wird schnell mal zur Nebensache. Das ist manchmal anstrengend, weil zeitraubend, aber dafür spannend und unterhaltsam. Da erfährt man mindestens genauso viel über die Stimmung und Atmosphäre in Stadt oder Dorf XY wie durch die nüchternen Beschlussfassungen. Und dann gibt es Menschen, die einfach eine interessante Geschichte erzählen, die man „nur“ noch aufschreiben muss.

Ich bin Spezialist für…  Menschen, weniger für Fakten. Letztere sind natürlich notwendig, erzählen allein aber keine Geschichte.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt… als ich immer wieder ins kalte Wasser geworfen wurde. Egal in welcher Redaktion. Zwar unter Anleitung, aber doch immer mit großer Verantwortung, die mich eher beflügelt als gehemmt hat.

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„Das perfekte Bild muss mich überraschen“

Neben Print- und Onlinejournalisten arbeiten bei der SZ auch Fotografen und Fotojournalisten. Ihr Chef ist seit vergangenem Jahr Veit Hengst. Volontärin Frances Scholz sprach mit ihm über seinen Weg zum Fotochef, seinen Arbeitsalltag und was ein gutes Foto eigentlich ausmacht.

Veit Hengst ist der Fotochef der SZ.   Foto: Achim Liebsch

Hallo Veit. Du bist  seit 2012 der Fotochef der SZ. Wie wird man das?

Wie man es wird weiß ich nicht. Aber ich habe mich hier beworben.

Und was hast du davor schon alles gemacht?

Angefangen habe ich 1998 als Fotopraktikant bei der SZ.  Danach kam dann die ganze Tippel-Tappel-Tour von Praktikanten zum freien Fotografen. Aber ich bin einfach hartnäckig dran geblieben, habe alle Gelegenheiten zum fotografieren genutzt. 2002 bewarb ich mich in der Stadtredaktion Dresden und wurde schließlich Pauschalist.  Nebenbei betreute ich immer Magazine. Also das Augusto-Magazin oder das Plusz-Magazin der SZ. Damals gab es auch noch das Sächsische Schweiz Magazin. Dafür habe ich auch fotografiert.

Und wie ging es dann weiter?

Dann wurde hier im Haus das Projekt SZ am Sonntag entwickelt und da habe ich mir gedacht, das wäre was. Ich habe mich als Fotoredakteur beworben und die Stelle bekommen. Damals war dieser Job schon nahe dran, an dem was ich heute mache. Allerdings wurde die Sonntagszeitung 2005 eingestellt und ich habe mich in Hamburg bei der Financial Times Deutschland beworben. Dort habe ich sieben Jahre als freier Fotoredakteur gearbeitet. Irgendwann wollte ich wieder nach Dresden zurück. Ich habe immer viel gearbeitet und mit hohem Anspruch. Ich wollte meine Erfahrung bei der SZ neu einbringen. Ich kenne das Haus und die Leute und kann mit ihnen gut. Damals wie heute.

Wie sieht ein ganz normaler Tag bei als Fotochef aus?

Die wesentlichen Punkte sind immer gleich. Das erste was ich mache, wenn ich früh ins Haus komme, ist, dass ich mich mit Kathrin Schäfer treffe. Das ist die Sekretärin für die Fotoredaktion. Sie kümmert sich um die ganzen Abläufe im Hintergrund. Also die Honorierung, Diensteinteilung von Fotografen, Organisation von Aushilfen. Sie ist eigentlich der gute Geist der Fotoredaktion. Auch Marco Klinger unser Rechercheur ist wichtig. Ohne die Organisation der beiden ginge es nicht. Um auf die Frage zurück zu kommen, geht es bei mir früh erst mal los mit ganz viel Organisation. Rechnungen abzeichnen, Lokalausgaben anschauen, Zeitung lesen, Onlineportale checken, was so läuft. Die ganzen Agenturen durchschauen, was es neues gibt. Damit ich weiß, welche Möglichkeiten ich habe Titeloptiken vorzuschlagen. Es ist wichtig zu wissen was in der Welt passiert. Daraus ziehe ich die Informationen, die ich brauche um in die Sitzung zu gehen. Halb elf haben wir die Vorplanungssitzung. Da werden die wesentlichen Eckpunkte besprochen, was die Themen und die Fotos betrifft. Um zwölf gibt es eine große Runde. Da wird das Finetunning gemacht.

Und danach?

Kann ich erste Fotoaufträge rausgeben, kann erste Absprachen mit den Fotografen treffen und kann mich um organisatorische Sachen kümmern. Aber ich kann auch mal zwischendurch einen Kaffee trinken.

Warum ist dieser Job dein Traumberuf?

Erst mal arbeite ich gerne im Journalismus, weil ich gerne der erste bin der was Neues erfährt. Ich bin ziemlich neugierig. Und außerdem ist die Fotografie ein sehr effektiver Weg, etwas herzustellen, was schön ist. Dinge, die in sich perfekt sind.

Was macht für dich das perfekte Bild aus?

Ich habe vorhin gerade an einem Zehn-Punkte-Plan gearbeitet, der den Producern in den Lokalredaktionen helfen soll bei der Auswahl der Bilder, die die Fotografen täglich ins System spielen. Das perfekte Bild ist in jedem Fall ein Bild, das mich überrascht. Mich überraschen aber nur Bilder, die bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen. Also fototechnische Belange müssen gegeben sein. Zum Beispiel ein Porträt muss ein knacke scharfes Bild sein. Die Kontraste müssen stimmen. Der Hintergrund muss gut gewählt sein. Der Kamerastandort muss passen. Das sind die Grundlagen. Ein überraschendes Bild kann ein witziges Motiv sein, oder eine sehr ungewöhnliche Perspektive oder perfekte Umsetzung mit Kunstlicht. Die optischen Ansprüche werden immer höher. Nicht desto trotz halte ich es für wichtiger am Motiv , quasi am Inhalt zu arbeiten. Deshalb ist vor allem die Idee hinter dem Bild wichtig. Man muss ein gutes Bild sehen.

Hast du ein Lieblingsbild? Was ist darauf zu sehen?

Ich habe viele. Mein letztes Lieblingsbild war ein Foto von Thomas Kretschel, was er von einem Kanuten aus Dresden gemacht hat. Er hat das Kajak auf die Tartanbahn gestellt und einfach auf eine wirklich überraschende Art ein Thema aufgefasst, wo ich nur sagen kann:  „Hey, das ist richtig großes Kino.“

Was rätst du jungen Fotografen, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen?

Ich rate dazu sich auf eine lange Durststrecke einzustellen. Denn bis man gut fotografiert setzt erst mal voraus, dass man ein Talent dafür hat. Das ist so. Und man muss einen langen Atem haben, weil man braucht mindestens zehn Jahre bis man das so verinnerlicht hat, das man mit dem Medium Fotografie so spielen kann, dass man die ganzen Nuancen die es braucht um ein gutes Foto zu machen, wirklich abspulen kann. Und selbst dann gelingt es nicht immer sofort. Man braucht Geduld.

Das Gespräch führte: Frances Scholz

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Ungewissheit zwischen tippenden Fingern

Es ist Bundestagswahl – und SZ-Volontärin Britta Veltzke mitten in der Hauptstadt. Ein Erfahrungsbericht von der Wahlparty der Alternative für Deutschland.

Journalisten-Finger gleiten über Laptop-Tastaturen. Klimpern – rechts, links, vor und hinter mir. Die Laptop-Bildschirme meiner Nachbarn füllen sich zusehends mit Buchstaben, Sätzen, ganzen Textabschnitten. Dazu die unablässig tönende Stimme von Jörg Schönenborn – „Knappe Entscheidung“, „unter fünf Prozent“, „noch ist nichts entschieden“.

Ich bin auf der Wahlparty der Alternative für Deutschland (Afd). Viele Herren, 50 plus, haben vor wenigen Minuten fassungslos auf die ersten Hochrechnungsergebnisse reagiert. Entsetzte Schreie, als der Afd-blaue Balken knapp unter der Fünf-Prozentmarke stoppte. „Das kann doch nicht sein“, „neeeein“, „mein Gott, ist das spannend“. Die Herzen der zumeist ergrauten Partei-Anhänger schlagen tapfer weiter. Niemand kollabiert – trotz tropenartigen Klimas.

Das Erlebte sollte sich nun auch auf meinem Bildschirm in geschriebenen Text verwandeln. Wenn das Ergebnis denn wenigstens eindeutig wäre. Einziehen oder nicht Einziehen – auf beide Fälle hatte ich mich vorbereitet. Aber auf „4,9 Prozent-und-keiner-weiß-was-Sache-ist“ eben nicht. Egal, sag ich mir, dann ist es eben anders. „Et kütt, wie et kütt“, sagt meine Mutter immer. „Es kommt, wie es kommt.“ Ja, Mama. Ich verordne mir, jetzt in die Tasten zu hauen.

Um mich herum: die anderen Journalisten. Journalisten an langen Tischen, deren Texte in Redaktionen quer durch die Republik erwartet werden. Auch in Dresden gibt es Leute, die warten. Auf meinen Text. Ich stelle mir meine Kollegen vor, wie sie im Newsroom sitzen und die einlaufenden Berichte in die Zeitung von morgen setzen – wenn sie denn da sind.

Rechts von mir sitzt die Deutsche Presse Agentur, verkörpert durch einen bebrillten Herren um die 60,  links von mir ein junger Typ von sueddeutsche-online, der Text-Häppchen in sein Smartphone tippt. Ich fühle mich in die Zeit als Gymnasiastin versetzt: 12. Klasse. Deutsch-Klausur „Interpretieren Sie das vorliegende Gedicht nach den folgenden Gesichtspunkten“. Denk. Denk. Denk. „Britta, wollen Sie nicht anfangen?“ Doch ja. Und los… Geht doch!

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Schampus für 10 Euro das Glas gab es bei der Afd-Wahlparty auch. „War aber nicht sehr beliebt“, sagte mir der Barkeeper.

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Die entscheidenden Frauen

Mehr als die Hälfte der Volontäre in deutschen Redaktionen sind Frauen, zählte das Medienmagazin Drehscheibe vor fünf Jahren. Die Redaktionen dürften inzwischen noch „weiblicher“ geworden sein. In der letzten Abschlussklasse der Deutschen Journalisten Schule etwa waren gerade mal zwei Männer. Auch bei der Sächsischen Zeitung setzen sich in den Vorstellungsgesprächen mehr Bewerberinnen durch. Hat sich das Verhältnis also grundlegend gedreht? Wer genau hinsieht, erkennt: Es gibt zwar immer mehr Frauen im Journalismus – Chefs bleiben aber oft die Männer.

Die Organisation „pro Quote“, die sich für einen verbindlichen Frauenanteil von 30 Prozent auf allen Führungsebenen in den Medien ausspricht, hat in diesem Jahr die Frauen in den Redaktionen der wichtigsten 16 Redaktionen in Deutschland gesucht – und nicht überall viele gefunden.  Journalist-werden.de zeigt drei Beispiele.

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Quelle: http://www.pro-quote.de/statistiken/

Aber wie sieht es eigentlich bei uns mit dem Frauenanteil aus?

In den Redaktionen der Sächsischen Zeitung ist immerhin jeder dritte Chef eine Frau. Damit überbietet sie nicht nur die Süddeutsche Zeitung, den Focus und die Bild, sondern auch das Handelsblatt und die Wochenzeitung Die Zeit. In der Analyse von pro Quote hat nur die Berliner Zeitung (40 Prozent) und die taz mehr „entscheidende“ Frauen. In der Redaktion der taz sind übrigens die Hälfte der Chefs Frauen – kein Wunder, denn die hat sie schon, die Quote.

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Quelle: eigene Darstellung
Text: Britta Veltzke

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Schreibwerkstatt Teil V – Das Interview

Was macht eigentlich eine gute Reportage aus? Wie schreib ich eine knackige Meldung? Und was war noch einmal ein Feature? In unserer Serie “Schreibwerkstatt” wollen wir euch beibringen, worauf es bei den verschiedenen journalistischen Darstellungsformen ankommt. Teil 5: das Interview.

Laut Wikipedia ist ein Interview  „eine Befragung durch Fragesteller (so genannte Interviewer) mit dem Ziel, persönliche Informationen oder Sachverhalte zu ermitteln.“ Trotz ihrer Länge werden sie gerne gelesen – sofern der Journalist einige Dinge beachtet.

Journalisten führen Interviews aus  zwei Gründen: 1. Um daraus einen eigenständigen journalistischen Beitrag zu machen und 2. als wichtiges Recherchemittel, als zu Informationsbeschaffung und „Lieferung“ von Originaltönen und Zitaten. Walther  von La Roche, früher Journalist und Honorarprofessor an der Uni Leipzig, unterschiedet Interviews dazu noch einmal nach:

  • Interview zur Person
  • Interview zur Sache,
  • Interview zur Meinung.

Ein Interview zur Person stellt den Gesprächspartner vor, in allen seinen Facetten. Mit Stärken, Schwächen, Ecken und Kanten und gibt so einen Einblick in die Denkweise der Person. Ein Beispiel wäre Angela Merkel über ihre Kindheit in Ostdeutschland. Ein Interview zur Sache beschäftigt sich hingegen mit einem Sachverhalt oder Problem. Hier ist die interviewte Person eher als Mandatsträger oder Experte gefragt. Ein Beispiel dafür wäre etwa Angela Merkel über die Rolle Deutschlands in der EU. Interviews zur Meinung könnten etwa ein Streitgespräche mit mehreren Teilnehmern zu einem Thema wie der Frauenquote sein.

Vorbereitung ist Wichtig

Zwar gibt es auch Interviews, wo die einzelnen Formen etwas vermischt sind, aber das sollte eher die Ausnahme bleiben. Für Journalisten ist es wichtig vorher festzulegen, zu welchem Thema man den Interviewten befragen möchte. Das gilt auch bei Interviews zu Person. In einer halben, höchstens einer ganzen Stunde, ist keine Zeit durch ein ganzes Leben zu galoppieren.  Das würde später beliebig wirken. Wie immer ist eine Vorbereitung deswegen die halbe Miete. Sie dient dazu, eine Art übergeordnetes Thema im Leben einer Person zu finden. Beispiele sind etwa Heimatlosigkeit oder Neuanfang nach einem Burn-Out. Dass man deswegen im eigentlichen Interview als Journalist selten noch etwas Neues erfährt, ist durchaus normal. Mögliche Antwortszenarien können im Kopf vorher durchgespielt werden. Im Interview selbst ist das durchaus von Vorteil, hilft es doch die Gesprächsführung besser zu planen und sich mögliche Nachfragealternativen schon im Voraus zu überlegen.

Völlig zurücklehnen kann man sich während des Interviews natürlich trotzdem nicht. Mögliche Fenster für Nachfragen können sich immer ergeben. Verpasst man sie, schließen sie sich möglicherweise für immer und man ärgert sich später beim Schreiben („Hätte-Schmerz“). Von Zeit zu Zeit macht es während eines Interviews auch Sinn, die vorbereiteten Fragen zur Seite zu legen und zu improvisieren. Merkt man, dass man nicht weiterkommt, kann man sie als Anker immer wieder verwenden. Insgesamt sollte sich der Journalist also schon im Vorfeld überlegen, wie das Gespräch ablaufen könnte und welche Antworten zu erwarten sind.  Fehlt die Recherche und das Wissen zu Thema und Person,  sind die Fragen schnell unpräzise und wirken profan. Außerdem erkennt der Journalist dann schlichtweg auch nicht, wann der Befragte die Unwahrheit sagt. Der Erkenntnisgewinn sinkt in beiden Fällen.

Da Prominente sehr viele Interviews geben – in denen sie oft auch so ziemlich das gleiche sagen – besteht oft die Gefahr, dass man Interviews führt, ohne überhaupt irgendwas Neues zu erfahren. Wieder spielt die Vorbereitung eine wichtige Rolle. Gerade die ersten Fragen sollten den Interviewten überraschen und reizen, sonst geht bei ihm die Lust schnell verloren. Das klingt freilich einfacher als es ist. Gut eignen sich bei Interviews zur Person beispielsweise Fragen nach bestimmten Situationen oder Wendepunkten im Leben. Den weiteren Verlauf kann man leicht an diesen Thema orientieren und quasi als Stationen abarbeiten.

Die richtige Fragetechnik

Bei den Fragen unterscheidet man zwischen jenen, die auf den Gegenstand, solche, die auf das Antwortverhalten gerichtet sind und Interaktionsfragen zur Dialogsteuerung, die die Metaebene des Gesprächs betreffen („Ich habe den Eindruck, Sie fühlen sich unwohl bei diesem Thema?“). Je nach Gesprächspartner und Thema sollten Fragetechniken und Sprachebenen variiert werden. Geschwätzige Befragte werden durch geschlossene Fragen eingefangen, verschlossene durch offene Fragen geöffnet. Zeigt sich der interviewte bei Antworten Unentschiedenheit, hilft es Warum-Fragen nachzulegen und das Festlegen des Befragten durch interpretierende Nachfragen zu erreichen. Entscheidungsfragen können leicht durch ein vorangestelltes „Inwiefern“ vermieden werden. (Anstatt „Sind Sie damit einverstanden?“ einfach „Inwiefern sind die damit einverstanden?“) Bei Meinungslosigkeit können mehrere Antwortalternativen vorgeben werden. Manchmal hilft es auch die gleiche Frage einfach noch einmal anders zu formulieren. Insgesamt sollten die Fragen aber kurz und prägnant sein. Doppelfragen unbedingt vermeiden, genauso wie unklare und schwammige Formulierung wie „ziemlich“ oder Konjunktive.

Das Interview sollte natürlich möglichst auf Band mitgeschnitten werden, nur einzelne Aussagen werden per Hand mit notiert. So bleibt mehr Zeit sich auf die Antworten zu konzentrieren. Ist das alles geschehen folgt der nächste Schritt der Arbeit: das Niederschreiben. Entgegen landläufiger Vorstellungen liefen so gut wie alle Interviews nie so ab, wie sie später in der Zeitung oder im Magazin stehen. (Ausnahmen sind Interviews nach dem Motto: „Fünf Fragen an…“) Fragen und Antworten müssen gekürzt und geglättet werden. Sprachliche Unsauberkeiten korrigiert. Selbst die ganze Struktur wird oft umgebaut, damit der Eindruck eines flüssigen Gesprächs entsteht und der Spannungsbogen erhalten bleibt. Längere Antworten sollten sich mit kürzeren abwechseln. Auch sollte darauf geachtet werden, dass nicht nur W-Fragen verwendet werden. Das steigert den Lesefluss. Die nachträgliche Bearbeitung ist natürlich KEIN Freifahrtsschein dafür, Aussagen zu verfremden oder zu erfinden. Journalistische Gewissenhaftigkeit sollte selbstverständlich sein.

Der letzte Schritt: Die Autorisierung

Trotzdem gehört mittlerweile zur gängigen Praxis, Wortinterviews durch den Interviewten oder dessen Presseleute autorisieren zu lassen.  Autorisierung bedeutet die nachträgliche Zustimmung des Interviewten zu einer schriftlichen Fassung des Gesprächs und deren Veröffentlichung. Das ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber im deutschsprachigen Raum im Gegensatz zum englischsprachigen Journalismus absolut üblich.  Oft werden hier ganz Fragen und Antworten nachträglich so verändert, dass sie kaum noch wiederzuerkennen sind. Als Journalist darf und sollte man sich das nicht gefallen lassen. Der DJV hat deshalb Leitlinien für die Autorisierung aufgestellt.

Von Marco Henkel

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Schreibwerkstatt Teil IV – Der Kommentar

blogWas macht eigentlich eine gute Reportage aus? Wie schreib ich eine knackige Meldung? Und was war noch einmal ein Feature? In unserer Serie “Schreibwerkstatt” wollen wir euch beibringen, worauf es bei den verschiedenen journalistischen Darstellungsformen ankommt. Teil 4: der Kommentar.

Kommentieren darf nie damit verwechselt werden, schnell mal die eigene Meinung á la „Ich finde das Betreuungsgeld unsinnig“ hinauszuposaunen. Ein Kommentar muss immer gute! Argumente enthalten. Ein klassischer Kommentar, auf der ersten Seite auch Leitartikel genannt, besteht aus vier Teilen: einer These, der Darstellung der Lage, der Argumentation und dem Fazit. Es bietet sich selten an, journalistische Texte nach Rezept zu schreiben. Beim Kommentar hingegen kann es sinnvoll sein, die vier „Zutaten“ nacheinander aufzuschreiben. Bevor es losgeht, bedarf es natürlich einer ordentlichen Recherche. Denn kennt man als Autor selbst nicht alle Argumente und Fakten, kann man auch die These nicht glaubwürdig stützen.

1. Was ist eine gute These?

Gleich zu Beginn eines Kommentars steht der Standpunkt des Autors. Je steiler die These ist, desto mehr Leute werden wissen wollen, wie der Schreiber zu dieser Aussage kommt. Ein Beispiel: Nach dem Urteil eines Oberlandesgerichts trägt die Radfahrerin, die bei dem Zusammenstoß mit einem Auto keinen Helm auf hatte, Mitschuld an ihren Verletzungen. Die Diskussion um die Helmpflicht ging daraufhin von vorne los. Ein Kommentator stellt in seinem Text die These auf: Die Helmpflicht macht das Radfahren gefährlicher! Wie das? Wenn man es schafft, diese Reaktion hervorzurufen, ist die These gut. Aber Vorsicht: Je mehr Provokation, desto besser müssen die Argumente sein.

 2. Wofür nochmal die Lage schildern?

Ein Kommentar fußt in der Regel auf einem anderen Beitrag im Blatt, meist auf einem Bericht. Das heißt aber leider nicht, dass sich alle, die den Kommentar lesen, vorher den entsprechenden Artikel zu Gemüte geführt haben. Daher müssen die Fakten nach der These immer noch einmal zusammengefasst werden.

3. Argumente, bitte!

Provokante Thesen ziehen in den Text, lassen die Leser aber enttäuscht zurück, wenn die Argumente nicht überzeugen. Es gibt sicher Standpunkte, die sich mit einem Argument glaubhaft stützen lassen, andere brauchen mehr – etwa drei Begründungen sollten es am Ende sein. Wie verklickert uns also unser Radhelm-Kommentator, dass wir mit Helm gefährdeter sind als ohne? Ein Blick auf seine Argumente (sinngemäß wiedergegeben):

EINS: Je weniger Fahrräder auf den Straßen sind, desto mehr Unfälle passieren (prozentual). Wenn die Radunfälle weniger werden sollen, darf Radfahren nicht unattraktiver gemacht werden – wird es durch die Helmpflicht aber: In Ländern, die sie  eingeführt haben, ist die Zahl der Radfahrer gesunken. 

ZWEI: Helmträger werden rücksichtsloser überholt als Radfahrer ohne Helm. Die Erklärung (belegt mit einer Studie): Autofahrer nehmen an, dass sich der Radfahrer bereits selbst schützt.

DREI: Auch die Helmträger fühlen sich sicherer, fahren daher schneller und bauen mehr Unfälle.

 Überzeugt?

4.  Ja, es darf auch noch ein Fazit sein

Die Schlussfolgerung sollte ebenso prägnant und einprägsam sein wie die These. Gut ist ein Fazit, wenn es nicht allzu unrealistisch ist – die Forderung also umsetzbar. Außerdem sollte man es schaffen, eine Lösung für das Problem anzubieten. Der Radhelm-Kommentator plädiert etwa dafür, dass alle Autofahrer langsamer fahren – denn hohe Geschwindigkeiten seien die Hauptursache für verunglückte Radfahrer.

Welche Themen eigenen sich nicht fürs Kommentieren?

Wenn über ein Thema Konsens besteht, muss es nicht mehr kommentiert werden – es fehlt die überraschende These. Jeder findet Tierversuche doof, hält es für positiv, dass viele Leute zum Stadtfest gekommen sind und weiß (mittlerweile), dass es für Atommüll kein sicheres Endlager gibt.

Nicht wirklich geeignet sind außerdem weitgehend unbekannte Themen, die man erst lang erklären muss. Die Sachlage zu schildern sollte nicht mehr als ein Viertel des Textes einnehmen.

Zum Schluss noch ein Appell an die Frauen. Der Blick in die Kommentarspalten beweist: Immer noch kommentieren mehr Redakteure als Redakteurinnen. Also: Auf die Frage „Und wer kommentiert heute?“, einfach mal mutig „ICH“ rufen!

Von Britta Veltzke