Erfahrungsbericht

Was die sächsische Landtagswahl mit Sportwetten zu tun hat

In Sachsen wurde Anfang September ein neuer Landtag gewählt. Am selben Tag wechselte unsere Volontärin Elisa ins Politikressort. Wie sie sich dabei fühlte und was die Landtagswahl mit Sportwetten zu tun hat.

Es ist gar nicht so lange her, dass in Sachsen ein neuer Landtag gewählt wurde und trotzdem fühlt es sich an, als wäre es schon eine Ewigkeit. Der ganze Trubel hat sich mittlerweile etwas gelegt, was es auszuwerten gab, wurde ausgewertet und alle warten jetzt ab, wer denn nun wirklich die neue Regierung stellen wird. Und ich sitze da irgendwie mittendrin.

Mein erster Tag in der Politik war auch gleich der Tag der Landtagswahlen. Vorher habe ich mich noch für das Feuilleton bei diversen Konzerten herumgetrieben. Der Wandel fühlte sich ein wenig an, als würde jetzt der Ernst des Lebens kommen. Ich war am Wahlsonntag am Newsdesk eingeteilt, 17 Uhr ging es los. Aber wirkliche Aufgaben gab es da noch nicht. Alle waren angespannt, der Fernseher lief und alle schauten hin bis 18 Uhr dann endlich die Hochrechnungen von der ARD kamen.

Kennt ihr diese Szenen in Filmen, wenn alle auf einen Bildschirm schauen, weil sie eine Wette beim Pferderennen abgegeben haben? Sie sitzen alle davor, das Geldbündel in der Hand und schauen zu, wie die Pferde rennen. So habe ich mir auch am Bar-ähnlichen Tisch des Newsdesk gefühlt. Die Pferde waren in dem Fall die Parteien und die Geldbündel eher die Computertastaturen. Aber der Anblick war sonst sehr ähnlich.

Meine Aufgabe war es, nach der Hochrechnung die Stimmen von Politikern, Politikerinnen und der Gesellschaft als Übersicht zusammenzufassen. Klingt ziemlich langweilig, aber die Kommentare, Mails und Instagram-Posts kamen im Minutentakt und mussten dann erstmal sortiert werden. Wer war wichtig? Wer hat wirklich was zu melden? Wen nehme ich auf?

Am Ende stand der Text, es gab Pizza und Süßigkeiten. 23 Uhr bin ich wieder gegangen. Ich habe mir im Vorfeld viel mehr Gedanken gemacht als es am Ende dramatisch war.

Die Sportwette habe ich wohl gewonnen.

Podcast, Wie geht Journalismus

Können Journalisten auch Influencer sein?

Carlott Bru ist freie Journalistin – und so eine Art Medien-Influencerin. Im Podcast „Journalismus machen“ verrät sie, wieso für Reporterinnen und Reportern eine eigene Social-Media-Präsenz immer wichtiger wird.

Journalisten haben meist alle Hände voll zu tun: intensive Recherchen, zeitaufwendige Gespräche, die Suche nach passenden Worten und Bildmotiven und manchmal entstehen neben tollen Texten auch noch Videos, Podcast oder andere multimediale Formate. Da kann die Arbeit an einem Thema schon mal mehrere Tage bis Wochen dauern.

Wer dann noch sagt, man soll seinen Artikel mit einem „Behind-the-scences“ auf Instagram begleiten, bekommt verbunden mit dem Hinweis auf den ohnehin viel zu hohen Workload lieb gemeint den Vogel gezeigt. Doch wie so oft im Leben eines Journalisten: Man macht es dann eben doch.

Die Frage aber ist erlaubt: Bringt das überhaupt etwas? Und ist es sogar auch notwendig, sich als Journalistin oder Journalist selbst auf Social Media zu vermarkten? Darum geht es in dieser Folge „Journalismus machen”, dem Podcast der Volontärinnen und Volontäre der Sächsischen Zeitung.

Zu Gast ist Carlott Bru, die als freie Journalistin und Moderatorin arbeitet und auch ihren eigenen Podcast namens Brabble Tea hostet. Sie klärt darüber auf, wie viel Zeit sie täglich in ihre Selbstvermarktung auf Social Media steckt, welche Rolle Networking dabei spielt und wie sie das Gleichgewicht zwischen persönlicher Authentizität und professioneller Darstellung in ihren Posts behält.

Mehr Möglichkeiten dank Social Media

Außerdem verrät sie, welche sozialen Medien sie am häufigsten nutzt, um sich selbst zu vermarkten, und welche Inhalte sie konkret zu ihrem Journalistinnen-Dasein teilt. Schließlich sagt sie: „Ich habe das Gefühl, dass ich durch Social Media mehr Leute erreiche und dadurch auch mehr Möglichkeiten bekomme. Das gibt mir – vor allem als freie Journalistin – eine gewisse Sicherheit.“

Aber das Ganze hat auch seine Schattenseiten. Leider ist das Internet auch ein sehr anonymer Ort voller Trolle. Auch Carlott Bru ist während ihrer beruflichen Laufbahn schon einigen von ihnen begegnet. Welche Erfahrungen sie als Journalistin auf Social Media gemacht hat und wie sie damit umgegangen ist, gibt es ausführlich zu hören in dieser Folge.

Zur Person: Carlott Bru schreibt unter anderem für den Spiegel und die Süddeutsche Zeitung. Die junge Journalistin wurde 2024 vom Medium Magazin unter die „Top 30 bis 30″ gewählt. Sie ist unter anderem aktiv auf Instagram und TikTok, wo sie zusammen mehr als 35.000 Follower mit ihrem meist journalistischem Content versorgt.

-> Alle Folgen gibt es hier.

Erfahrungsbericht, News

Cito ist tot – es lebe Arc!

Als Teil des Redaktionsnetzwerks Deutschland nutzt die Redaktion der Sächsischen Zeitung ab jetzt das Redaktionssystem Arc Publishing. Ein Tool, das von der Washington Post entwickelt wurde.

Habt ihr schon mitbekommen? Wir gehören jetzt zu Madsack. Haben wir noch gar nicht erzählt, oder? Gibt es auch nicht so viel zu erzählen. Mit dem Verkauf der Sächsischen Zeitung an den Madsack Verlag ist die Redaktion nun auch Partner im Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zunächst hatte dies einige personelle, aber auch viele inhaltliche und technische Folgen.

Im Arbeitsablauf hat sich für uns Volos nicht viel geändert und auch sonst bleibt das meiste gleich (auch der Blog). Welche inhaltlichen Veränderungen jetzt genau auf uns zukommen, werden wir aber wahrscheinlich erst bei der Arbeit in den unterschiedlichen Ressorts merken.

Viel auffälliger für unsere Leser und Leserinnen ist aber die Optik. Auf Sächsische.de sind nun viel mehr Themen aus ganz Deutschland vertreten. Was das Lokale betrifft, können unsere Leserinnen und Leser online viel schneller Nachrichten aus ihrer Region oder den einzelnen Stadtteilen in Dresden finden. Darüber hinaus gibt es jetzt den „5 in 5 Newsletter“ der täglich über die wichtigsten Themen aus den einzelnen Lokalredaktionen informiert.

Und wie sich die Zeitung und die Internetseite optisch verändert, haben wir ein neues Redaktionssystem bekommen – also das, wo wir unsere Texte reintippen. Manchmal schicken wir sie auch als Worddatei oder Mail, aber wann, wo uns warum ist ein ganz anderes Thema. Vorher hatten wir Cito, jetzt ist es Arc. (So wie das Videospiel „Ark“ mit den Sauriern, wenn das einige von euch kennen – Handhabung ähnlich).

Neben unserem neuen Redaktionssystem Arc gibt es seit der Umstellung auch ein Planungssystem Kordiam. Vereinfacht gesagt, werden hier die Aufgaben des jeweiligen Tages für die einzelnen Redakteure bestimmt. Es ist genau zu sehen, wer gerade an welchem Thema arbeitet, wann die Artikel fertiggestellt werden und wann sie erscheinen sollen.

Auf den ersten Blick ist alles anders und ein wenig überfordernd. Vor allem viele bunte Farben für jeden Arbeitsschritt. Aber auch hier heißt es wohl: „learning by doing“.

Ein Text von Viktoria Langenhuizen und Elisa Schulz

Erfahrungsbericht

Von Nagetier-Männern und planschenden Kühen: Sommerloch-Themen, die (nicht) die Welt bewegen

Wenn sich die Ferienruhe über das Land legt, Politikbetrieb und Sport-Ligen sich eine Auszeit gönnen, kriechen sie aus den Untiefen der „Potenzielle-Beiträge-wenn-man-nichts-anderes-hat-Kiste“ hervor: die Sommerloch-Themen.

Sie sind verliebt, auf der Flucht oder täuschen ein ganzes Land: Tiere. Ihr Schicksal bewegt nicht selten wochenlang die ganze Nation und das dann, wenn es sowieso nichts anderes zu berichten gibt.

So sorgte im vergangenen Jahr ein Handyvideo auf Twitter für eine großangelegte Suchaktion mit hunderten Polizisten nahe Berlin. Warum dieser Aufstand? Das Video zeigte angeblich eine Löwin. Die Suche nach der mutmaßlichen Raubkatze im brandenburgischen Kleinmachnow dauerte mehr als 30 Stunden. Gefunden wurde die Löwin nie. Komisch, da es sich bei dem Tier nach Einschätzungen von Experten doch eigentlich um ein Wildschwein handelte.

Von Kühen und Schwänen

Auch Kuh Yvonne stand 2011 im Scheinwerferlicht der Medien und erhöht die Zeit einer ihr zu Ehren angelegten Suchaktion auf ganze drei Monate. Nachdem sie sich nicht zum Schlachter hatte führen lassen, türmte sie und flüchtete in Oberbayern in den Wald. Drei Monate später erwischt man Yvonne dann mit einem Betäubungspfeil und brachte sie zum Gnadenhof.

Ein ähnlich großes Aufsehen erregte Trauerschwan Petra. Mit einer ebenso niedlichen wie skurrilen Lovestory auf dem Aasee in Münster rückte der schwarze Vogel 2006 in die Aufmerksamkeit vieler Medien. Wochenlang wich Petra einem Tretboot in Schwanengestalt nicht von der Seite. Versuche, sie mit einem echten Schwan zu verkuppeln, scheiterten.

In diesem Jahr eroberte wieder eine Kuh die Schlagzeilen. Im Juni hat ein Familienvater im Blankenhainer Ortsteil Lengenfeld im Weimarer Land eine eher ungewöhnliche Entdeckung in seinem Garten gemacht: in seinem Pool badeten zwei Kühe. Es brauchte mehr als 25 Einsatzkräfte, zwei Tierärztinnen und über vier Stunden, um die beiden Rinder aus dem zwei Meter tiefen Pool zu hieven. Ende gut, alles gut.

Weniger niedlich und tollpatschig, dafür genauso tierisch geht es mit dem zweiten Sommerloch-Thema weiter: den „Hot Rodent Men“. Nagetier-Männer sollen das Sexsymbol des Sommers sein und einen Gegenentwurf zur toxischen Männlichkeit darstellen. Optisch würden die Männer an kleine Nager erinnern und das finden viele Girls der Gen Z sexy.

Maus oder Mann – das ist die Frage

Angefangen hat alles im Internet. Als im April der Film „Challengers“ in den Kinos anlief, kursierten schnell die ersten Memes. Die Menschen fanden nämlich: Die Schauspieler Mike Faist und Josh O’Connor haben etwas mausartiges an sich. Schnell fanden sich weitere Stars, die Ähnlichkeiten mit Ratten, Mäusen und Eichhörnchen haben sollen: Adam Driver, Jeremy Allen White, Timothée Chalamet oder auch Harry Styles.

Am Ende ist der „Hot Rodent Men“ wohl der Versuch, ein neues Bild von Männlichkeit zu konstruieren. Warum dafür ein Vergleich mit Nagetieren hermuss, wissen wir auch nicht. Fest steht, dass damit weiterhin Menschen sexualisiert und auf ihr Äußeres reduziert werden. Und auch, wenn der Ratten-Trend ein neues Idealbild von einem Mann schaffen soll, handelt es sich bei den Vorbildern trotzdem noch um die ausgebesserte Optik von Hollywoodstars. Du willst trotzdem wissen ob du Mann oder Maus bist? Die Taz hat einen ganz wundervollen Selbsttest.

Sommerloch für Sommerthemen

Eine ganze Füllgrube an Sommerlochthemen bieten die Ratgeberseiten in Print und Netz. Das Thema bei den meisten: Sommer. Da finden sich Beiträge, wie man richtig Eis portioniert oder den Koffer richtig packt, aber auch wie das Büro oder Schlafzimmer am besten gekühlt wird. Besonders auffällig? Umso heißer die Temperaturen, desto wilder sind die Themen. Da geht es dann nicht mehr unbedingt um praktische Tipps und allgemeine Ratgeber, sondern auch schnell auch darum, ob man sich wirklich rasieren sollte oder welche Eissorte denn nun in Amerika die beliebteste ist. Das alles nur, damit die Seiten gefüllt werden.

Mittlerweile gibt es zum Sommerloch in den Redaktionen ganze PR-Teams, die daraus das Beste machen wollen. Bei einem kurzen Blick auf „die dunkle Seite der Macht“ (PR-Firmen und alle Arten der Öffentlichkeitsarbeit) fällt schnell auf, dass sie richtige Pläne entwickeln, wie man während des Sommerlochs am besten an die Medienhäuser herantritt. Bei einem Marketingblog habe ich eine ganze Anleitung dazu gefunden, was Journalisten denn gern im Sommerloch wollen. Dort heißt es dann: „Statt wie alle anderen die Füße hochzulegen, kannst du diese ruhige Zeit also nutzen, um mit einem passenden Gesprächsangebot im spärlich gefüllten Posteingang der Journalisten zu landen.“ Oder: „Egal, ob richtig gedrehtes (Service-)Thema oder passender Anlass – mit solchen kurzfristigen Vorschlägen landest du vor allem bei Tageszeitungen und Online-Magazinen einen Volltreffer.“ – sowas könnte man anzweifeln, aber wahrscheinlich haben die PR-Kollegen hier recht. Wo wir wieder bei den Ratgebern wären.

Stoppelige Angelegenheiten

Noch interessanter scheinen aber für das Sommerloch die Promis zu sein. Besonders interessant war diesen Sommer der Bart von Prinz William aus dem britischen Königshaus. Das erste Mal aufgefallen ist er nach einem Video, dass er und seine Frau Kate auf X teilten, um den Olympioniken zu gratulieren. Für den Inhalt hat sich aber nicht wirklich jemand interessiert, stattdessen für den wilden Bart vom Prinzen. Seitdem ist die stoppelige Behaarung gar nicht mehr aus der Klatschpresse wegzudenken.

Nicht weniger interessant war im Sommerloch Pop-Ikone Taylor Swift. Davon abgesehen, dass sie natürlich mit ihrer Eras-Tour einfach einen unglaublichen Aufzug gemacht hat, war es die perfekte Zeit, um Löscher im Sommerloch zu stopfen. Auf Schritt und Tritt wurde sie verfolgt, Fans befragt und jede noch so kleine Sache zu ihrer Tour wurde zu einem großen Thema. Die Marketingfirma hat vielleicht recht – man muss nur wissen, wie man sich verkauft und das Sommerloch richtig nutzt.

Ein Text von Olivia Daume und Elisa Schulz

Podcast, Wie geht Journalismus

Was ist eigentlich ein Volontariat? Unser Podcast gibt Antworten

Junge Journalisten absolvieren in der Regel ein Volontariat. Klingt nach einem Freiwilligendienst, ist aber keiner. Die Ausbildungsleiterin der Madsack-Mediengruppe klärt auf im Podcast „Journalismus machen“.

Anika Schock ist bei der Madsack-Mediengruppe für die Ausbildung von Nachwuchs-Journalisten verantwortlich.

Das Volontariat ist immer noch der klassische Einstieg in den Journalismus. Außerhalb der Medienbranche ist die redaktionelle Ausbildung aber den wenigsten ein Begriff. Deshalb haben wir die Ausbildungsleiterin der Madsack Mediengruppe in unseren Podcast „Journalismus machen“ eingeladen.

Anika Schock klärt auf, warum ein Volontariat keinesfalls so unbezahlt ist, wie der Name vermuten lässt, und wie die Ausbildung konkret abläuft. Nur so viel vorab: Langweilig wird es nicht!

Außerdem verrät sie, was Interessierte heute mitbringen sollten. Auch diejenigen, die bisher keine Medienerfahrungen haben, sollten dranbleiben. Denn die Anforderungen an den Beruf haben sich geändert, die Chancen auf einen Platz und eine spätere Übernahme stehen nicht schlecht.

„Ich kann ganz klar sagen, dass es nicht mehr so ist, dass man diesen klassischen ‚Ich wollte schon immer Journalist:in werden‘- Werdegang vorweisen muss“, sagt Schock.

Wer sogar die Qual der Wahl hat, bekommt Tipps von Anika Schock, auf was man bei der Auswahl eines Volontariats achten sollte. Die Volontärsbeauftragte weiß, wovon sie spricht, da sie erst vor drei Jahren selbst ein Volontariat bei den Lübecker Nachrichten begonnen hat.

Mittlerweile kümmert sie sich von Hannover aus um etwa 60 Volontäre und Volontärinnen, die bei den Medien der Madsack-Gruppe den Einstieg in den Journalismus gewagt haben.

-> Alle Folgen gibt es hier.

Erfahrungsbericht

Ich lese was, was du nicht liest

Sie gehören zum Journalisten-Alltag immer noch dazu, aber wenige reden darüber: Leserbriefe. Aber was genau wird so angespült, wo kommen sie her und was macht das eigentlich mit einem?

Bevor ich meine Arbeit in einer Redaktion angefangen habe, wusste ich nicht, dass sie auch dazu gehören. Sie flattern manchmal täglich, manchmal nur einmal im Monat rein – ganz davon abhängig, worüber man gerade seine Texte schreibt. Manchmal sind sie lang, manchmal sehr kurz, manchmal fordern sie zum Dialog, manchmal sind sie aber auch beleidigend. Als Brief kommen sie schon lange nicht mehr, sondern viel mehr als Mail: Leserbriefe.

Ich kann gar nicht sagen, wie viele Lesermails eintrudeln, das ist ganz unterschiedlich. Allerdings fällt es auf, dass die Inhalte doch eher negativen statt positiven Inhalts sind. So bekam ich schon Mails, in denen ich als „unfähige Journalistin“ bezeichnet wurde. Wobei das wohl eher noch die geringste Form der Beleidigung darstellt. „Unfähig“ scheinen wir nach den Leserbriefen aber alle zu sein und genauso wenig die deutsche Rechtschreibung (wie viele Fehler sind wohl in diesem Text?) zu beherrschen. Denn regelmäßig bekomme ich auch Briefe, in denen mir angekreidet wird, es wäre eine Unverschämtheit, Personen in Artikeln nur mit dem Nachnamen zu bezeichnen. Also zum Beispiel „sagte Schulz“ und nicht „sagte Frau Schulz“. Bei solchen Mails frage ich mich allerdings, ob die Schreiber überhaupt Zeitung lesen, denn es ist ja nun normal, das so zu machen – oder ist es das plötzlich nicht mehr? Das Memo habe ich nicht bekommen.

Und „reinen Populismus“ scheinen wir auch zu betreiben. Egal ob nach Links oder nach Rechts. Vor allem sind wir aber „Linke Propagandistinnen“ und würden „Links/Grüne Propaganda“ betreiben. Manche holen auch richtig aus und schmeißen uns Sätze entgegen, die versteckt hinter dem Mailfach entstehen und sie uns sicherlich seltenst ins Gesicht sagen würden. So kam auch erst vor kurzem der Satz:

„Können Sie noch in den Spiegel schauen? Kommen Zweifel darüber, ob Sie Journalistin sind? Ich gebe Ihnen gern die Antwort: Sie sind keine Journalistin, Sie sind eine linke Propagandistin. Kein Wort über diese nicht repräsentative Datenerfassung des „Sachsen-Kompass“; diese Klarstellung gehört an erste stelle. Mein Wunsch wäre: ein fairer Journalismus weg von dieser SPD-Parteilichkeit, aber wenn Sie diesen obszönen linken Parteijournalismus nicht folgen (würden), hätten Sie keine Chance; schreiben für die untergehende SPD, oder kein Rückrad.“ (Das Zitat wurde in der Rechtschreibung aus dem Original übernommen).

Und ja, sowas trifft. Soll es sicherlich auch. Aber wir können uns nicht wehren. Wir sitzen auch nur an unseren Computern, recherchieren, gehen zu Terminen und treffen Menschen, schreiben Artikel, kontrollieren mehrfach die Fakten und fragen noch mal nach – machen eben unseren Job – dass nicht jedem gefällt, wie wir ihn machen, ist klar. Aber wir sind eben auch nur Menschen. Wir bekommen die Briefe und lesen sie (und ja – nehmen sie uns auch zu Herzen). Wir kennen die Menschen nicht, die uns schreiben. Sie kennen uns sicherlich ein bisschen mehr (glauben es zumindest).

Ich habe am Anfang geschrieben, dass ich nicht wusste, dass es noch immer so viele Leserbriefe gibt. Das stimmt – man wird nicht wirklich darauf vorbereitet. Keiner sagt einem, wie man am besten damit umgeht. Es gibt Kollegen, die mir geraten haben, sie zu beantworten, damit der Schreiber des Briefes weiß „hey – hier ist auch ein Mensch und hier liest jemand ihre Nachrichten“. Andere Kollegen haben mir geraten, sie einfach zu ignorieren. Beides war für mich nie die optimale Lösung. Ich habe mich dazu entschieden, auf die zu antworten, die aufrichtig zu sein scheinen und an einem Austausch interessiert sind. Denn die gibt es natürlich auch und es sind gar nicht so wenige.

Auf die, die mich beleidigen und mich degradieren, antworte ich nur, wenn ich wirklich das innerliche Bedürfnis habe etwas richtigzustellen.

Ich möchte nicht darüber jammern, dass sich Leser mit uns Kontakt aufnehmen wollen, denn wirklich oft gibt es einen schönen Austausch oder eine nette Mail. Trotzdem bleiben die Mails, die unter die Gürtellinie zielen, doch eher mal hängen.

Dann gibt es da noch einen Mini-Prozentsatz, den ich euch auch nicht vorenthalten möchte: Menschen, die uns schreiben wegen wirklich ganz kleinen Sachen und sehr oft sind diese Mails sehr witzig. So bekam ich erst vor kurzen eine Nachricht, in der sich jemand über ein gewähltes Foto empörte:

„Auf dem Bild trägt Roland Kaiser mit Sicherheit keine Porsche-Sonnenbrille, wenn doch Porsche, dann müsste es richtig heißen: Porsche-Design. Ich vermutet, dass es sich um eine Ray-Ben-Sonnenbrille handelt. Aber Roland Kaiser ist nicht so einer, der mit einer Porsche-Design-Brille, die ein Protzzeichen, ein Statussymbol ist, bei einem Konzert auftreten würde“

Danke für dieses Feedback!

Ein leeres Büro, animiert durch Bildgenerator Midjourney
Erfahrungsbericht

Chat GPT, schreib mir meinen Artikel!

Es ist noch gar nicht lange her, da wurde hier ein Blogeintrag darüber veröffentlicht, wie wir das Internet unterschätzt haben. Vier Jahre später gibt es nun ChatGPT, eine künstliche Intelligenz, die schlauer als das Internet sein soll. Und die noch mehr wissen soll, als Journalist:innen. Uns stellt sich damit schnell die Frage: „Sind wir nun überflüssig?“

Die Maschine wurde mit Unmengen an Daten gefüttert, damit sie auf noch so jede komische Frage eine Antwort geben kann. Aufsätze, Rezepte, Pro- & Contra- Listen – ChatGPT kann Ratschläge geben, die mit denen von echten Menschen locker mithalten können. Bildgeneratoren wie Midjourney malen uns außerdem verblüffende Bilder in allen denkbaren Stilrichtungen, die wir auch noch kostenlos nutzen können.

Bei einem Kurs in der Henri-Nannen-Schule sind wir der Frage nachgegangen, ob Chat GPT auch gute Texte schreiben kann. Um euch (und uns) gleich zu beruhigen: Nein wir sind natürlich nicht überflüssig. Zusammen mit der Schreibtrainerin Amelie Gräf haben wir den Chat mal gestartet. „Hi, wie kann ich dir helfen?“, fragt die KI. Wir antworten:

„Hi. Schreibe doch bitte eine Geschichte, in der ein Zelt und Kopfhörer vorkommen! Die Geschichte sollte nicht mehr als 3.000 Zeichen haben.“ Diese Übung macht Amelie Gräf in ihren Seminaren normalerweise nur mit Stift und Block (was übrigens ein ganz einfacher, aber wahnsinnig wertvoller Ansatz ist, um auf neue Ideen zu kommen und fokussiert zu arbeiten).

Nun ist aber die Maschine an der Reihe. Nach weniger als einer halben Minute hat Chat GPT eine Geschichte auf den Bildschirm gezaubert:

Es war ein lauer Sommerabend, als Luca und seine Freunde sich aufmachten, um ihr Zelt im nahegelegenen Wald aufzuschlagen. Mit Rucksack und Zelt auf dem Rücken machten sie sich auf den Weg, begleitet von der Musik, die Luca über seine Kopfhörer hörte.

Als sie den Wald erreichten, fanden sie einen schönen Platz am Ufer eines kleinen Sees. Luca und seine Freunde schlugen ihr Zelt auf und machten es sich darin gemütlich. Die Nacht war klar und der Sternenhimmel funkelte über ihnen.

Während seine Freunde sich um das Lagerfeuer versammelten, entschied Luca sich, alleine am Seeufer entlangzuschlendern. Mit seinen Kopfhörern im Ohr und der Musik im Hintergrund fühlte er sich frei und unbeschwert.

Als er den See erreichte, sah er, wie das Mondlicht auf der Wasseroberfläche funkelte und das Ufer in ein silbriges Licht tauchte. Luca setzte sich ans Ufer und starrte auf das Wasser. Die Musik in seinen Kopfhörern wurde leiser und er hörte das sanfte Rauschen der Blätter im Wind.

In diesem Moment fühlte Luca sich eins mit der Natur und mit sich selbst. Er schloss die Augen und lauschte dem Klang der Nacht. Es war ein Gefühl der Ruhe und des Friedens, das er in dieser Nacht gefunden hatte.

Als er zu seinem Zelt zurückkehrte, fand er seine Freunde schlafend vor. Luca kroch in seinen Schlafsack und zog seine Kopfhörer aus den Ohren. Er lag da und lauschte dem leisen Rauschen des Waldes, während er einschlief.

Die Nacht war kurz, aber er hatte das Gefühl, dass er in dieser Nacht mehr erlebt hatte als in vielen Nächten zuvor. Der Klang der Natur und die Musik in seinen Kopfhörern hatten ihn zu einem besonderen Ort gebracht, an dem er sich frei und unbeschwert fühlte.

Der Text ist grammatikalisch richtig und logisch aufgebaut. Doch ein bisschen liest er sich wie aus einem Kinderbuch. Botschaften zwischen den Zeilen? Spannende Pointen? Fehlen irgendwie. Auch, wenn wir der KI noch einen bestimmten Stil, eine andere Länge oder weitere Charaktere diktieren können, so kommt sie an diesem Vormittag dann doch nicht an die Geschichten heran, die die Kursmitglieder mit ihrem eigenen Hirnschmalz aufs Papier gezaubert haben.

Dazu kommt, dass die Maschine von den Informationen lebt, die der Mensch ihr gibt. Viele dieser Informationen bekommen wir aber nur durch Anrufe, das persönliche Gespräch oder Eindrücke vor Ort. Die KI ist ein Allrounder, aber die Expert:innen, das sind dann doch noch die Menschen, die sich intensiv mit einem Thema beschäftigen.

Wenn Chat GPT allerdings mit genügend Inhalten und einem erfüllbaren Auftrag gefüttert wird, dann kann sie eine Hilfe für uns sein. Pressemitteilungen umschreiben, Überschriften vorschlagen oder Statistiken auswerten – die Möglichkeiten werden größer.

Das sieht auch Chat GPT so. Auf die Frage, ob die Jobs im Journalismus künftig von der KI erledigt werden, gibt sie Entwarnung. „Letztendlich ist der Einsatz von KI-Sprachmodellen wie mir nicht dazu gedacht, menschliche Journalisten zu ersetzen, sondern ihre Arbeit zu ergänzen und ihre Produktivität zu steigern.“

Vier Volontäre und zwei ausgebildete Journalisten sitzen in einer Bar in der Dresdner Neustadt.
Erfahrungsbericht

Neue Volo-Power

Im Herbst vergangenen Jahres sank der Altersdurchschnitt bei der Sächsischen Zeitung auf einen Schlag. Gleich vier Volontäre und eine Volontärin starteten in ein neues Abenteuer. Von einem aufregenden Start zwischen Redaktion, Druckerei und Kneipe.

Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit in den Lokalredaktionen trafen sich die „neuen“ und die „alten“ Volos zu einem gemeinsamen Streifzug durch die Welt der Sächsischen Zeitung. Zunächst mischten die fünf Neulinge gleich mal die Blattkritik auf: „Cooles Instaprofil, aber zu viele ‚Alte-Leute-Themen‘ bei der SZ“, so die Kernaussage.

Damit die Volos das nun besser machen können, lernten sie erst einmal alles über die Tricks des Onlinejournalismus und wie man eine eindrucksvolle Reportage schreibt. Wie das Ganze dann in die Zeitung kommt, wurde bei einem Druckereibesuch nachvollzogen.

Auch wenn die gedruckte Zeitung mittlerweile eher im Rentenalter ist, so ist sie noch immer bei vielen beliebt. Und seinen Charme hat das Knistern des Papiers ja irgendwie immer noch, oder? Dieser war definitiv auch im eher uncharmanten Keller unter dem Haus der Presse zu spüren. Dort unten schlummert das Archiv der Sächsischen Zeitung.

Hunderte Fotos, Zeitungen und Erinnerungsstücke laden auf eine kleine Zeitreise ein. Die Volos tauchten ab in frühere Jahrzehnte, als Redakteure rauchend in ihren Büros vor sich hinbrüteten und Texte noch per Rohrpost durchs Haus geschickt wurden.

Archiv-Mitarbeiter Jens Jahn beantwortete begeistert alle Fragen, auch wenn der eine oder die andere zugegebenermaßen nicht ganz auf der Höhe war. Schuld waren die Getränke am Abend zuvor. Gemeinsam mit den Co-Volobeauftragten Max und Franzi zog der „Nachwuchs“ bei einer Kneipentour durch die Neustadt. Die gemeinsame Zeit schweißte alle zusammen – und die neue SZ-Generation ist bereit. Hier erfahrt ihr mehr über unsere Volontärinnen und Volontäre. (lyk)

Ein Mann liest die Sächsische Zeitung und markiert mit einem Stift, was er liest.
Erfahrungsbericht

Was interessiert unsere Leserinnen und Leser?

Tim Ruben Weimer war kurz vor Ende seines Volontariats zu Gast bei den „Mehrwertmachern“. Dort prüfen Fachleute, welche Themen in der Zeitung auf Interesse stoßen – und welche nicht. Fernab vom Redaktionsalltag hat Tim so einiges für die Zukunft mitnehmen können. Ein Erfahrungsbericht.

Einen Monat lang keinen einzigen Artikel zu schreiben, das kann für einen Überzeugungs-Journalisten eine schwere Zeit werden. Dachte ich zumindest, als es im Zuge meines Volontariats für einen Monat zu den „Mehrwertmachern“ ging. Die Mehrwertmacher – das ist ein kleines Team vormaliger Redaktionsleiter, Datenanalysten, Entwicklern und Koordinatoren, die (derzeit noch) in einem Hinterhof um drei Ecken vom Dresdner Haus der Presse sitzen. Zusammen analysieren sie, wie gut die Artikel in der gedruckten Zeitung gelesen werden. Für die Online-Versionen unserer Artikel gibt es Clickzahlen, wir Journalisten schielen darauf, ob unser Artikel vielleicht einen Abonnenten angeworben hat, und bei den Social Media-Beiträgen analysieren wir die Reichweite. Die Mehrwertmacher machen das für die gedruckte Zeitung. Und ziehen Ratschläge für die jeweilige Redaktion daraus.

Ich merkte schnell: Fast macht es noch mehr Spaß, die Artikel anderer Kollegen zu kritisieren (natürlich nur solcher, die ich persönlich nicht kannte) als selber Artikel zu schreiben. Dafür schaute ich mir die aktuelle Ausgabe einer Zeitung an. In meinem Fall war das die Siegener Zeitung, die hatten nämlich gerade eine „Messphase“ bei den Mehrwertmachern laufen. Jeder Artikel bekommt automatisch zwei Werte zugewiesen: Einen Blickwert und einen Durchlesewert. Beide Werte generieren sich aus einer ausgewählten Gruppe von Lesern, die mit einem „Lesestift“ ausgestattet wurden und jeden Morgen (oder Abend) die Artikel scannten, die sie gelesen hatten. Anhand von Blick- und Durchlesewert konnten wir nun sehen, ob ein Artikel gelesen wurden und wenn ja, bis zu welcher Stelle.

Anhand dieser beiden Werte lernte ich schnell Zusammenhänge kennen: Die klassische Berichterstattung von Vereinssitzungen, die von manchen Zeitungen noch praktiziert wird, interessiert die Leser kaum noch. Und auch Konzertrezensionen und Berichte von Fußballspielen haben es schwer – wenn sie nicht mit einem besonders interessanten und ungewöhnlichen Dreh aufschlagen. Auch wenn der neue Vorsitzende von Verband xyz zu Besuch ist, geht das den Lesern meist erst einmal gehörig am A.. vorbei. Generell ist die Überschrift immens wichtig und muss den Kern des Textes auf den Punkt bringen, im besten Fall zusammen mit dem Vorspann noch irgendwie eine unaufgelöste Pointe vollbringen, damit der Leser unbedingt in den Text einsteigt.

Hohe Anforderungen an die Reporter. Und oft genug merkte ich selber, dass ich das Niveau an Leseransprache, das ich bei meinen vormittäglichen Artikel-Analysen kritisierte, selber nie leisten könnte. Das Wort, das im Gespräch mit den Redaktionscoaches am Häufigsten fiel, war sicherlich „Leserperspektive“. Was interessiert den durchschnittlichen Leser an dem Thema? Wenn ich am Wochenende auf den Herbstmarkt gehe – will der Leser dann wirklich eine bloße Nacherzählung meines Spaziergangs von Stand zu Stand lesen? Oder finde ich vielleicht doch die kleine, besondere Geschichte, die es all die vorigen Jahre so noch nicht gegeben hat?

Bei den Mehrwertmachern sind die Redaktionscoaches höchst routiniert. Sie haben langjährige Erfahrungen mit eigenen Redaktionen gemacht und wissen genau, was bei den Lesern funktioniert und was nicht. Manchmal hatte ich das Gefühl, die Messwerte dienten ihnen eigentlich nur als Beweismittel, die Schlüsse hätten sie aber auch ohne die Zahlen treffen können.

Eine Kategorisierung, die mir völlig neu war, betraf die Unterteilung der Artikel in Muss-Themen, Kann-Themen und Soll-Themen. Ohne die Muss-Themen gelesen zu haben, kann der Zeitungsleser nicht ins Bett gehen. Bauarbeiten, Preiserhöhungen oder der Bombenfund vor seiner Wohnungstür – die Themen betreffen den Alltag des Lesers unmittelbar. Bei den Soll-Themen hätten wir Journalisten gerne, dass der Leser die betreffenden Artikel liest. Im Endeffekt geht es bei diesen Artikeln aber nur darum, gut informiert zu sein und bei (oftmals politischen) Diskussionen mitreden zu können. Beim Leser muss also schon ein gewisser Anspruch an sich selbst vorhanden sein, um diese Artikel zu lesen. Und bei den Kann-Themen ist es dann völlig willkürlich, ob ein Artikel nun gelesen wird oder nicht. Manchen interessiert halt die Arbeit der örtlichen Vogelschutzstation, andere nicht. Auf keine dieser Themen sollte eine gute, abwechslungsreiche Zeitungs-Ausgabe verzichten, aber die Muss-Themen, die wirklich alltagsrelevanten Themen, sollten den Großteil des Platzes füllen. Aber sind wir mal ehrlich: Kaum einer von uns hat so ein gutes journalistisches Gespür, jeden Tag nur Muss-Themen zu produzieren. Den Großteil der meisten Zeitungen füllen immer noch Kann- und Muss-Themen. Die Berichte von Vereinen, Ratssitzungen, neu eröffneten Geschäften oder Tanzabenden.

Für mich habe ich aus meiner Zeit bei den Mehrwertmachern die Lehre gezogen: Überlege, was das was du gerade schreibst, für das Leben der Menschen bedeutet. Wir Journalisten überschätzen die Bedeutung unserer Worte viel zu häufig. Die großen, politischen Diskussionen mögen viele interessieren, aber in erster Linie sind wir Journalisten Lebensberater. Wir geben den Lesern die Informationen, die sie für ihren Alltag wirklich brauchen. Zumindest im Lokaljournalismus funktioniert das so, aber ich bin der Meinung, dass auch in der Politik, im Feuilleton oder im Sport Lesernähe möglich ist. Und wenn es dann statt um den neuesten Spielertransfer bei Dynamo Dresden einfach mal um die Parkplatzsituation vor dem Stadion geht, hat das nichts mit Niveaulosigkeit oder einem Downgrade des journalistischen Anspruchs zu tun. Es zeigt, dass wir uns um unsere Leser kümmern.

Als Volo eine Station bei den Mehrwertmachern einzulegen, kann ich nur jedem empfehlen. Mit Datenjournalismus – wie ich mir das im Vorhinein vorstellte – hatte der Monat tatsächlich wenig zu tun. Stattdessen war jeder Tag eine Praxislektion an journalistischem Handwerk – ohne sich dabei selber auf den Schuh gedrückt zu fühlen. Ach, und das Beste habe ich vergessen: Die Mehrwertmacher sind so hipp, dass es im Büro Cola for free gibt! 😉

Das Haus der Presse in Dresden.
Wie geht Journalismus

Was ist ein Volontariat?

Ein Volontariat ist der Einstieg in die meisten Journalistenberufe, ob Hörfunk, Fernsehen, oder eben Zeitung. Da dieser Blog vom Berufseinstieg handelt und auch von den SZ-Volos betrieben wird, stellen wir hier in einem kurzen Video vor, wie das Volontariat bei der Sächsischen Zeitung abläuft.

Bei der SZ gibt es meist vier bis sechs Volontär*innen zeitgleich. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und man tingelt durch die meisten überregionalen Ressorts und einige Lokalredaktionen. Zwischendurch gibt es Schulungen, Workshops, Projekte und einen einmonatigen Aufenthalt an der Henri-Nannen-Schule. Der Name Volontariat kommt eigentlich von Freiwilligkeit und damit hat es wenig zu tun. Ehrliches Geld für ehrliche Arbeit gibt es, na wenn das nichts ist!

In diesem kurzen Video erklären euch die Volontäre Niels und Martin, wie das Volontariat bei der Sächsischen Zeitung abläuft.