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Vier Wochen Journalistenschule

Volontäre der Sächsischen Zeitung wechseln alle paar Monate das Ressort. Von einer Lokalredaktion geht es etwa in die Mantelressorts Politik oder Kultur und dann weiter zu SZ-Online. Einer der Höhepunkte während der Ausbildung ist aber weder in Dresden noch dem restlichen Verbreitungsgebiet der SZ: der vierwöchige Kompaktkurs an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg, zuletzt von Mitte März bis Mitte April.

Unter ständiger Beobachtung von Romy Schneider: Seminarraum der Henri-Nannen-Schule. Foto: D. Berndt

Was ist der Bundessicherheitsrat? Welche Hauptstädte liegen an den Flüssen Spree, Tiber, Donau, Nil und Tigris? Welchen Rechtsanspruch ermöglicht das Informationsfreiheitsgesetz (IFG)? Schüler des aktuellen Lehrgangs mussten diese und 49 weitere Fragen beantworten, um an der Henri-Nannen-Schule angenommen zu werden. Allerdings erst in der dreitägigen finalen Bewerbungsrunde, bei der die übrigen 80 von anfangs etwa 2000 Nachwuchs-Journalisten, neben den Fragen aus dem Wissenstest auch noch einen Bildertest, eine Textübung, das Schreiben einer Reportage und ein Auswahlgespräch bewältigen mussten. Also alles wie immer, wenn eine der angesehensten Journalistenschulen des Landes Nachwuchs sucht. Am Ende wurden die 20 besten, also gerade einmal 1 Prozent der ursprünglichen Bewerber, an der Henri-Nannen-Schule angenommen.

Die Volontäre der SZ haben es da wesentlich leichter. Dafür bleiben sie auch nur vier Wochen an der Journalistenschule und nicht 18 Monate. Gemeinsam mit anderen Volontären des Gruner+Jahr-Verlages, der Zeit und des Spiegel – diese drei großen Medienhäuser betreiben die Schule gemeinsam – werden sie in dieser Zeit von verschiedenen Dozenten geschult. Die kommen aus der Praxis, sind feste Mitarbeiter bei deutschen Print-, Online-, Rundfunk- oder TV-Medien oder arbeiten als freie Journalisten für verschiedene Auftraggeber. Jeder von Ihnen ist ein absoluter Experte auf seinem Gebiet.

In den vier Wochen kommen fast alle journalistischen Gattungen an die Reihe – von der langen Reportage, über das Interview bis hin zu Kleintexten wie Überschriften oder Bildtexten. Alle Teilnehmer des Kompaktkurses müssen oder besser dürfen Übungstexte schreiben, die dann von den Dozenten schonungslos analysiert und kritisiert werden, egal ob Nachricht, Filmkritik oder Kommentar. Dazwischen gibt es Theorie- und Praxiseinheiten zu den Themen Medienrecht, Recherche, digitale Tools und Social Media.
Viel Stoff. Und nicht immer genug Zeit ihn zu verarbeiten. Das kommt hinterher, wenn die Volontäre wieder in ihren Redaktionen sind, Texte für die nächste Ausgabe der SZ schreiben und ihre Erfahrungen mit den Kollegen teilen. (SZ/dab)

Für alle Grübler sind hier noch die Antworten auf die Fragen zu Beginn. Alle weiteren Fragen und Antworten findet ihr auf den Seiten der Journalistenschule.

Der Bundessicherheitsrat ist ein geheim tagendes Gremium der Bundesregierung, das in wichtigen sicherheits-, vor allem rüstungspolitischen Fragen entscheidet.

Spree: Berlin
Tiber: Rom
Donau: Wien, Bratislava, Belgrad, Budapest
Nil: Kairo, Khartum, Dschuba, Kigali (an einem der Quellflüsse des Nil)
Tigris: Bagdad

Das IFG gibt jeder Person das Recht, Zugang zu amtlichen Informationen bei Behörden des Bundes zu erhalten.

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„Auf den Willen kommt es an, nicht auf den Weg“

Olaf Kittel, stellvertretender Chefredakteur der Sächsischen Zeitung.      Foto: Robert Michael
Olaf Kittel          Foto: Robert Michael

Was ist nun der beste Weg in den Journalismus? Wir haben den Quereinsteiger, den Journalistenschüler, den Journalistik-Studenten, die Fachjournalistin und – außer Konkurrenz – einen Vertreter der „Alten Schule“ kennengelernt. Jeder hält seinen Weg für den besten. Und Sie, Herr Kittel? Der stellvertretende Chefredakteur der SZ und Herr über die Volo-Plätze im Interview.

Herr Kittel, Ihr Kollege von der Süddeutschen Zeitung hat einmal gesagt, Journalistik als Studienfach sei ein Leerfach. Mit Doppel-E! Hat Fabian Schröder, unser Journalistik-Student, alles falsch gemacht?
Nein, absolut nicht. Journalismus kann man an der Uni lernen – aber eben nur begrenzt. Die journalistische Praxis ist der wichtigere Teil.

Unsere Serie hat mehrere Wege in den Beruf aufgezeigt. Welchen finden Sie denn nun am besten?
Ich glaube nicht, dass es einen besseren und einen schlechteren Weg gibt. Es führen einfach viele Wege in den Journalismus. Das Entscheidende ist, dass man Spaß hat an diesem Beruf. Oft findet sich erst im Gespräch mit Verantwortlichen der Sächsischen Zeitung der eigene, der „richtige“ Weg.

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Fünf Menschen, fünf Ausbildungswege. Ihre Gemeinsamkeit:
der Arbeitsplatz im Haus der Presse. Foto: veb

Was muss eine Ausbildung denn mindestens beinhalten?
Fachwissen auf einem relevanten Gebiet ist gut, Praxis und journalistische Fähigkeiten wie Recherchieren oder Interviewen noch wichtiger. Man kann eine Journalistenschule nach einem Fachstudium absolvieren. Wir haben da gute Erfahrungen gemacht. Die Mehrzahl unserer Kollegen hat aber an der Uni Leipzig Journalistik studiert.

Sie machen also gar keinen großen Unterschied zwischen Bewerbern von der Uni oder einer Journalistenschule?
Nein. Ich glaube, dass es nicht so sehr auf die Ausbildungsart ankommt, sondern auf den Willen, diesen Beruf unbedingt ausüben zu wollen.

Dann könnte man sich das Studium gleich schenken.
Das nun nicht. Die meisten, die wir einstellen, haben studiert. Das kann ein journalistisches oder auch ein betriebswirtschaftliches Studium sein, aber auch Jura oder Sozialwissenschaften. Wichtig ist vor allem eine breite Allgemeinbildung. Wir haben auch schon junge Bewerber eingestellt, die gar keine journalistische Ausbildung vorweisen konnten. Auch damit kann man, wenn man viele praktische Erfahrungen gesammelt hat, gut klarkommen.

Was ist mit theoretischen Inhalten wie Medienethik oder Presserecht? So etwas liest man sich nach Feierabend nicht mehr an, wenn die Zeitungsseiten dann endlich voll sind.
Das vermitteln wir in der Volontärsausbildung durch begleitende Seminare.

Was müssen junge Bewerber mitbringen, wenn Sie ein Volontariat machen wollen?
Spaß und Neugier für diesen Beruf – und eben praktische Erfahrungen. Das unterscheidet diesen Beruf von vielen anderen: Man braucht schon viel Übung, bevor man in die eigentliche Ausbildung startet.

Journalismus wird immer digitaler. Fließt das ins Volontariat ein?
Wir sind dabei, unsere Volontärsausbildung in dieser Richtung auszubauen. Das folgt Schritt für Schritt den Erfahrungen, die wir mit digitalen Produkten sammeln. Wir haben in diesem Jahr unsere App eingeführt, die sozialen Netzwerke im Lokalen verankert und überdenken gerade weitere Möglichkeiten. Unsere Volontäre sollen nicht nur gute Reporter, sondern auch gute Editoren für digitale Kanäle werden. Ab Januar 2014 wird eine entsprechende Ausbildungsstation nicht mehr „SZ-online“, sondern „SZ digital“ heißen und neue Inhalte vermitteln.

Welchen Weg zur SZ gibt es neben dem klassischen Volontariat?
Ich sehe zwei gleichberechtigte Wege in den journalistischen Beruf bei uns. Der eine ist das klassische Volontariat. Da haben wir fünf Plätze. Die Ausbildung beinhaltet lokale und überregionale Stationen, einen vierwöchigen Lehrgang bei der Henri-Nannen-Schule und monatliche Ausbildungstage. Der andere Weg für Berufseinsteiger beginnt im Lokalen als fester Freier mit einem Pauschalvertrag. Diese Kollegen haben ein sicheres monatliches Einkommen. Parallel beteiligen sie sich an der monatlichen Volontärausbildung. Einige von ihnen haben auch bereits den einmonatigen Lehrgang an der Nannenschule in Hamburg absolviert. Meine Erfahrungen über zehn Jahre mit diesem Modell zeigen, dass das ein ebenso guter Berufseinstieg ist wie das Volontariat. Wir haben eine ganze Reihe von Kollegen, die diesen Weg eingeschlagen haben und inzwischen als Redakteure bei der SZ beschäftigt sind. Auch Lokalchefs sind darunter.

Die Auflagen sinken ebenso wie die Zahl der fest angestellten Redakteure. Kann Journalist noch ein Traumberuf sein?
Ja, unbedingt! Klar, es gibt eine gewisse depressive Stimmung in der Branche. Aber so ist das in Umbruchzeiten mit ihren Unsicherheiten. Dieser Beruf wird in den nächsten Jahren aber noch vielfältiger und spannender – und es ist gar nicht ausgemacht, dass die Zahl der Redakteure insgesamt sinkt. SZ-Mitarbeiter werden aber nicht mehr „nur“ Zeitung machen, sondern neue Produkte entwickeln und herstellen, die jüngere Leser annehmen. Eine spannende Herausforderung gerade für junge Redakteure. Deshalb haben gut ausgebildete und engagierte Leute bei uns eine sehr gute Zukunft.

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X Wege in den Journalismus: der Journalistik-Student

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Ein Lokalredakteur arbeitet anders als ein Blattmacher. Moderatoren sprechen, was Reporter erfahren. Und ein Onliner macht irgendwie alles auf einmal. Jeder von ihnen hat einen eigenen Weg in den Journalismus gefunden. Wir haben fünf Journalisten-Typen entdeckt. Teil Vier: Fabian Schröder.

Onlineredakteur, Videojournalist und Communitymanager. Drei Schlagworte, die meinen Job bei der Sächsischen Zeitung umreißen. Seit Dezember 2012 gehe ich diesen Tätigkeiten hier in Dresden nach – in der Stadt meiner Herkunft. Der Weg von hier bis hierher zurück führte über viele Stationen. Er dauerte siebeneinhalb Jahre, kostete neben Nerven eine Stange Geld und hat sich trotzdem voll gelohnt.

Nun aber der Reihe nach: Journalist werden? Diese Frage stellte ich mir 2005 kurz nachdem ich auf der US-Airbase in Ramstein einen Wachdienst über Weihnachten absolvierte. Es gibt wirklich angenehmere Aufenthaltsorte während der Feiertage. Statt Wohnzimmer, Gänsebraten und Familie gab es Checkpoints, Cheeseburger und Irak-Heimkehrer. Für mich war diese Zeit hart, führte aber zu einer Erkenntnis: Das willst du nicht werden! Ich verwarf mein Ziel, eine Laufbahn bei der Bundeswehr einzuschlagen. Einziges Problem: Mit Plan-B hatte ich mich noch gar nicht befasst.

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Fabian Schröder          Fotos: B. Veltzke

Der Gedanke daran, vielleicht einmal Spielanalysen auf der Pressetribüne eines Fußballstadions zu tippen, war noch nicht ausgereift, da entdeckte ich eine Anzeige in der SZ. Die Management Akademie Riesa, kurz „Marie“, warb darin mit einem neuen Studienkonzept für Sportjournalisten. Eine praxisnahe, moderne, medienübergreifende und individuelle Lehrmethode wurde angepriesen. Interessant! Die Sache hatte nur einen Haken: Es handelte sich um ein Privatstudium, das in drei Jahren rund 20.000 Euro kosten sollte. Baff! Ein Darlehen musste her, schnellstmöglich.

Monatsraten statt Semesterbeiträge

Ich, inzwischen 19 Jahre alt, aber kein bisschen kreditwürdig, brauchte einen Partner. Meine Eltern sprangen ein und unterstützten mich trotz der großen Summe. Statt überschaubarer Semesterbeiträge an einer staatlichen Uni zahlten wir happige Monatsraten an die „Marie“ und tilgten zusätzlich einen verzinsten Studienkredit.

Das Risiko, viel Geld zu verlieren, war groß. Zwei nicht bestandene Prüfungen und der Traum wäre zerplatzt wie eine Seifenblase – und hätte drei Menschen in eine private Finanzkrise gestürzt. Um es abzukürzen: Es war ein Mal brenzlig, hatte aber für alle ein Happy End.

Nur die Praxis schult

Das Studium hielt alles, was es versprach. Ich erlernte das journalistische Handwerk für Web und Print, drehte Videos, nahm Radiobeiträge auf und wurde in einer zwölfköpfigen Studiengruppe individuell gefördert. Die für meine jetzige Arbeit entscheidenden Erfahrungen sammelte ich allerdings während diverser Praktika. Dank der damals guten Verbindungen der „Marie“ zu Medienpartnern konnte ich mir Praxiseinheiten nach Maß zusammenstellen.

Mich reizten vor allem Online und Hörfunk. Deshalb entschied ich mich in zwei von drei großen Praxiszeiträumen für Angebote, die genau diese beiden Bereiche verbanden. So arbeitete ich ein Semester lang beim FC Sachsen Leipzig als Reporter für das Internet-Fanradio Leutzscher Welle. Heim- und Auswärtsspiele des Vereins moderierte ich zusammen mit einem Kollegen. Schon bei der ersten Übertragung waren wir ein gutes Duo – und mir der Leipziger Fußball vertraut. Ich hatte mich mit dem Club auseinandergesetzt und vor meinem Sendestart viele Hintergrundgespräche geführt. In dieser Zeit lernte ich drei wichtige Lektionen des journalistischen Arbeitens:

  • Erstens: Sei niemals verlegen.
  • Zweitens: Sei immer informiert.
  • Drittens: Bist du es mal nicht, sei interessiert.

 

Vom Studium direkt in den Job

Das Studium war ein auf drei Jahre zugeschnittenes Programm, an dessen Ende der Bachelor of Arts stand. Prüfungen bedeuteten nicht gleich Stress. Es kam eher auf die konstante Leistungsbereitschaft in der Praxis an. Rückblickend hat sich diese Ausbildungsmethode für mich bewährt: Über mein zweites längeres Praktikum, das ich Anfang 2009 bei Radio Schleswig-Holstein (R.SH) von der Radioholding Regiocast absolvierte, ebnete sich der Weg zum ersten Job.

Bei R.SH begleitete ich das Tagesprogramm und setzte mich stark bei Onlinethemen ein. In allen Bereichen konnte ich schon sendefähige Inhalte abliefern. Das Umschalten zwischen verschiedenen Kanälen war für mich keine Hürde und zugleich ein Alleinstellungsmerkmal. Schließlich war man in dem Haus entweder Onliner, Nachrichtenredakteur oder Moderator – jedoch nicht alles auf einmal.

Passend zu dieser Erfahrung schrieb ich im Sommer des gleichen Jahres beim Bayerischen Rundfunk in München meine Bachelorarbeit. Sie war der erste Teil eines ARD-Forschungsprojekts über crossmediales Arbeiten in Fernsehen, Hörfunk und Internet beim heutigen Jugendformat BR Puls. Trotz des Schreibens an dieser Abschlussarbeit hielt ich weiter Verbindung nach Kiel und bot mich für ein Volontariat in der Onlineredaktion der Regiocast-Gruppe an. Ich bekam den Job, wurde zum Redakteur und lernte noch etwas: Als Journalist sollte man Kontakte nicht nur sammeln wie Paninibilder, sondern pflegen wie ein Scheckheft.

Der Wechsel zur Zeitung

Insgesamt blieb ich dreieinhalb Jahre beim Radio und arbeitete für die Sender R.SH, delta radio, Radio NORA (alle Kiel), Radio PSR, R.SA (beide Leipzig), Radio Bob (Kassel) und auch für das mittlerweile eingestellte Fußballradio 90elf. Viel Radio also. Doch mein Fokus lag nicht nur auf Wortbeiträgen, für die ich wegen meiner sächsischen Herkunft eine Sprecherausbildung durchlief. Ich war Onliner durch und durch.

Der Wechsel zur Sächsischen Zeitung Ende 2012 war für mich kein harter Schnitt. Auch in meinem neuen Job bin ich Onlineredakteur und habe ähnliche Aufgaben. Die einzigen Unterschiede: Die SZ hat einen höheren journalistischen Anspruch als Privatradios. Statt über Leipziger Fußball schreibe ich endlich über Dynamo. Und ich habe mit 26 Jahren einen festen Job in meiner Heimatstadt Dresden gefunden. Besser hätte es nicht laufen können.

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„Fakten allein erzählen keine Geschichten“

Foto: Nikolai Schmidt
                                   Foto: Nikolai Schmidt

Volontäre stellen sich vor: David Berndt (32) ist seit Juli bei der Sächsichen Zeitung. Vorher hat er in der Lokalredaktion Görlitz und für verschiedene Radioprojekte gearbeitet. Für die Ausbildung hat er das „Großstadtleben“ in Leipzig beendet und ist in die Oberlausitz zurückgekehrt.

Klick gemacht hat es, … als ich in der Schule gemerkt habe, wie spannend das Spiel mit der Sprache ist. Dazu kommen meine vielfältigen Interessen von Literatur und  Zeitgeschichte über Fußball bis hin zu regionalen Themen. All das gibt es in Tageszeitungen. Deswegen ist die SZ für mich der ideale Ort, um meiner Neugier freien Lauf zu lassen und dabei immer wieder vom Alltag überrascht zu werden. Auch wenn mein Weg zur Zeitung ein wenig länger war und ich wahrscheinlich als Quereinsteiger gelte.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht, dass … „Blattmachen“ so viel Spaß machen kann. Zurzeit bin ich in Dresden im Ressort Politik/Wirtschaft und kümmere ich mich regelmäßig um bestimmte Seiten. Das bedeutet, Texte zu redigieren, Bilder zu suchen und mit einer Bildunterschrift zu versehen, Agenturmeldungen auszuwählen und auf die richtige Länge zu bringen und die passenden Überschriften und Untertitel zu schreiben. Da sind wir wieder beim Thema Spiel mit der Sprache.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen, … Ich wäre nur Zeitungsleser, aber nicht auch Zeitungsmacher.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft… Natürlich habe ich meine persönlichen Lieblingsgeschichten. Aber ich erinnere mich eher an bestimmte Szenen oder an charakteristische Personen. Das kann zum Beispiel eine Sitzung im Stadt- oder Gemeinderat sein. Dort geht es oft sehr emotional zu und die Tagesordnung wird schnell mal zur Nebensache. Das ist manchmal anstrengend, weil zeitraubend, aber dafür spannend und unterhaltsam. Da erfährt man mindestens genauso viel über die Stimmung und Atmosphäre in Stadt oder Dorf XY wie durch die nüchternen Beschlussfassungen. Und dann gibt es Menschen, die einfach eine interessante Geschichte erzählen, die man „nur“ noch aufschreiben muss.

Ich bin Spezialist für…  Menschen, weniger für Fakten. Letztere sind natürlich notwendig, erzählen allein aber keine Geschichte.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt… als ich immer wieder ins kalte Wasser geworfen wurde. Egal in welcher Redaktion. Zwar unter Anleitung, aber doch immer mit großer Verantwortung, die mich eher beflügelt als gehemmt hat.

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Was bleibt…

DagnyZwölf Monate bei der Sächsischen Zeitung sind nun vorüber. Nach dem Volontariat geht für mich zurück an die Universität, um meinen Master in Journalistik zu beenden.  Ich packe meine Koffer, was nehme ich an Erfahrungen von Dresden nach Leipzig mit?

Meine persönliche Schatzliste:

Döbeln. Am Wetter kommt keiner vorbei: Fast sommerliche 30 Grad im April.

Sex sells: Tag der offenen Tür im Nossener Swingerclub.

Helden des Alltags entdeckt: Eine Runde mit dem Waldheimer Containerdienst gedreht. Eine weitere mit den Stadtgärtnerinnen.

World Wide Web.
Wiederkehrende Fragen: Was packe ich auf einen Blog, der journalist-werden.de heißt? Mit was kann ich szonline-User locken, ohne halbnackte Körper, Tierbabys und Waffen zu zeigen?

Dresden.Lokal.
Ein großer Gewinner: Ein Olympiasieger kehrt ins Bootshaus seines Heimatvereins zurück.
Verlierer: Dresdner Mieter zahlen drauf. Im Terminal des Dresdner Flughafens bleibt viel Platz für Fluggäste. Dresdner Polizisten kommen beim Kontrollieren nicht hinterher.

Freude- und Trauerspiel: Dresdner sichern sich die letzten Erinnerungsstücke des Kulturpalastes.

Am Wetter kommt keiner vorbei:  Fast 40 Grad im August.
Berlin. Sehenswert: Befragung von Finanzminister Wolfgang Schäuble im NSU-Untersuchungsausschuss.
Hörenswert: Bundesratsinitiative zum Verbot der NPD.
Erlebenswert: Mikrokosmos eines Korrespondentenbüros.

Sachsen. Kultur und Gesellschaft.
Xte Herausforderung: Ohne jegliche Russischkenntnisse mit russischen Gästen auf Shoppingtour in Dresden für Seite 3 ins Gespräch gekommen.
Zweimal Semperoper:

  • Ball: Draußen im Regen tanzende Paare interviewen, im Trockenen opulente Ballkleider bestaunen.
  • Zuschauen: Wie der Mann, der den dritten Weltkrieg verhindert hat, den Dresdner Friedenspreis einfach auf der Bühne stehen lässt.

Von Dagny Rößler

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Von einem Abenteuer zum nächsten

Volontäre stellen sich vor: Frances Scholz hatte in der Wirtschaft schon einen sicheren Job. Doch ein Praktikum brachte alles ins Wanken.

 

Klick gemacht hat es, …

erst spät, nämlich nach meinem Wirtschaftsstudium, als ich schon zwei Jahre im Bereich Marketing arbeitete. Mein damaliger Chef hatte die Idee, eine Mitarbeiterzeitung für alle Kollegen zu gestalten. Layout, Bilder, News, – all das musste neben der normalen Arbeit noch gemacht werden. Aber es machte mir viel Spaß und so kam ich auf die Idee,  mal zu sehen, ob Schreiben nicht auch hauptberuflich was für mich wäre. Also beschloss ich, mich um ein Praktikum bei der SZ in Bautzen zu bewerben. Das war ein großes Risiko. Schließlich war ich im Prinzip mit allem fertig. Habe im England, Amerika und Deutschland studiert und hatte einen sicheren Job. Ich bin eben nicht den geraden Weg gegangen, sondern habe mich trotz gut bezahltem Job noch mal als Praktikantin bei der SZ beworben. Das hat sich ausgezahlt, denn nach kurzer Zeit wusste ich: Zeitung machen ist genau das, was ich will. Nach drei Monaten Praktikum arbeitete ich als freie Journalistin weiter in der Bautzener Lokalredaktion und bin nun im neuen Jahr nahtlos in das Volontariat übergegangen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht, … 

dass Lokaljournalismus so spannend und vielfältig sein kann. Jeden Tag erlebt man etwas Neues.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen, …

Ich würde wahrscheinlich in Spanien arbeiten. Dort hatte ich auch schon während meines Studiums bei einem Unternehmen im Produktmanagement gearbeitet. Den Arbeitsvertrag hatte ich schon in der Tasche.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft…

Es gibt so viele tolle Geschichten, an die ich mich oft erinnere. Vor allem die, bei denen ich selber auch mal etwas für die SZ ausprobieren und testen durfte. Zum Beispiel als ich bei den Bautzener Flugtagen in einer Antonov 2 mitfliegen durfte. Oder als ich auf der Auto-Cross-Strecke Matschenberg bei Cunewalde  auf dem Beifahrersitz eines Rennfahrers saß und sieben Runden durch den Schlamm gedriftet bin. Aber auch Geschichten, die ans Herz gehen, wie die Spende für ein unheilbar krankes kleines Mädchen aus Bautzen, beschäftigen einen. Ich frage mich immer noch, wie es ihr wohl jetzt gerade geht.

Ich bin Spezialist für…

Porträts. Ich interessiere mich einfach dafür, was andere Leute machen. Das war auch schon vor meinem Praktikum bei der SZ so. Ich finde es spannend, was die Menschen antreibt und warum ihnen das Spaß macht, was sie tun. Es gibt so viele interessante Menschen. Ihre Geschichte zu erzählen, finde ich einfach wahnsinnig toll und aufregend.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt …

Als ich gleich an meinem ersten Praktikumstag bei der SZ den Marketing- und Presseverantwortlichen der Arbeitsagentur Bautzen interviewen musste. Mein Chef hat mich ins kalte Wasser geworfen und das war gut so. Ich bin einfach unvoreingenommen und ohne Erwartungen dahin und habe mein Bestes gegeben. Das war total aufregend und für mich stand schon nach dem ersten Tag fest, dass ich bei der SZ bleiben möchte. Man erlebt bei der SZ eben immer wieder Dinge, die man im „normalen“ Leben wohl nie machen würde. Das macht die Arbeit so spannend und abwechslungsreich.

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Besucherrekord bei der Karrieremesse

28.000 Besucher zählten die Organisatoren bei der Karriere Start in Dresden. Viele davon schauten am Messestand der DD+V Mediengruppe vorbei.

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Nach dem Ausstellerrekord hat die Bildungs- und Jobmesse bei ihrer 15. Auflage auch den Besucherrekord geknackt.  „Wir hatten Zehntausende junge, aktive, interessierte Leute hier auf der Messe, wir haben die Zukunft der Region gesehen“, sagt Roland Zwerenz vom Veranstalter Ortec. Einer der 384 Aussteller war die DD+V Mediengruppe. Am Stand in Halle 2 stellten Auszubildende den Berufsalltag vor, Volontäre der Sächsischen Zeitung erzählten, wie man Journalist wird und Ansprechpartner aus der Personalabteilung beantworteten Fragen zu freien Stellen.

Am Freitag haben sich viele Schüler am Messestand informiert, wie man sich bei der Schüler-SZ oder in einem Praktikum ausprobieren kann. Am Wochenende nutzten einige Hochschulabsolventen auch die Gelegenheit, ihre Bewerbungsmappe für das Volontariat abzugeben. Prominenten Besuch gab es auch von Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth, die Oliver Radtke, Vorsitzender der Geschäftsleitung der DD+V, begrüßte.

Viel Betrieb war auch in der Fotoecke. Dort konnten sich die Besucher durch eine „SZ-Titelseite“ fotografieren lassen. Michael Schmidt von Pukmedia hat 805 Bilder ausgedruckt. „Von den interessierten Jugendlichen gab es in diesem Jahr mehr“, sagt Schmidt. „Einige wollten kein Foto, sondern Bewerbungsinfos.“

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Witzigstes Bewerbungsfoto gesucht

Messe

Direkt mit Auszubildenden und Personalreferenten der DD+V Mediengruppe ins Gespräch kommen, kannst du vom 18. bis 20. Januar auf der Karriere Start. Das ist eine Bildungs- und Jobmesse, die bereits zum 15. Mal in Dresden stattfindet.  Bei unserer Fotoaktion kannst du kostenlos dein witzigstes Bewerbungsfoto schießen lassen. Außerdem erfährst du an unserem Stand in Halle 2 auch mehr zu journalist-werden.de.

Insgesamt beantworten mehr als 370 Aussteller aus ganz Sachsen  Fragen rund um Ausbildung, Studium, Beruf oder Jobs. Außerdem gibt es viele kostenfreie Zusatzangebote wie zum Beispiel Berufsinteressentest, Bewerbungsmappencheck oder Infos zu Auslandsaufenthalten. 

Die Messe ist am Freitag von 9 bis 17 Uhr und am Wochenende 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro für Schüler, Studenten, Arbeitslose, Zivildienstleistende. Alle Informationen unter www.messe-karrierestart.de

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Eine Woche Berliner Luft schnuppern

Ein kleines Büro der Politikredaktion liegt außerhalb von Dresden. In Berlin arbeiten die beiden Korrespondenten Peter Heimann und Sven Siebert. In einer Sitzungswoche des Bundestages haben sie mir als Volontärin gezeigt, wie es vor und hinter den Kulissen zugeht.  

Montag

10.30 Uhr Pressekonferenz im Tagungszentrum: Die Krankenkasse Barmer und die Bertelsmann-Stiftung stellen das Ergebnis einer Umfrage vor: Der Ärztemangel ist bei den Patienten noch nicht angekommen.

11.30 Uhr Regierungspressekonferenz: Die Sprecher der Ministerien und der Regierung stehen den Journalisten für Fragen bereit: Besonders begehrt sind das Finanz- und Wirtschaftsressort. 

Dienstag

9.30 Uhr Pressefrühstück mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU: Er spricht über den Ablauf der nächsten Bundestagssitzungen und die Arbeit in den Ausschüssen.

11 Uhr Briefing zu Bundestagssitzungen II Weißwurstessen in der Bayerischen Landesvertretung: Die CSU-Spitze wird von Journalisten zu Äußerungen von Bayerns Sozialministerin gefragt. Haderthauer erntet scharfe Kritik aus eigener Partei. Die Landesgruppenchefin wirft ihr eine Sprache vor, „die nahe an die Erpressung geht“.

15 Uhr Fraktionssitzungen der Parteien I: Vor den Räumen der Fraktionsebene lungern viele Kameraleute, um einzelne Abgeordnete abzufangen und ihnen Statements für die Nachrichten abzuringen. Es geht um O-Töne zum Bombenfund am Bonner Hauptbahnhof, aber auch die Frage, was die Bundestagsmitglieder sich fürs neue Jahr vornehmen und nicht zuletzt, was sie Gotthilf Fischer zum 85. wünschen.

17 Uhr Fraktionssitzungen der Parteien II: Jetzt hocken auf der Fraktionsebene die Journalisten der Nachrichtenagenturen herum. Sie warten auf die Sprecher der Fraktion, die verraten, was sich in den Sitzungsräumen abspielt. „Unter drei sage ich Ihnen…“

Mittwoch

9.30 Uhr Journalistenrunde mit Gregor Gysi: Wird die Linke es im Januar in den niedersächsischen Landtag schaffen? Und im September in den Bundestag? Die Linken können es nicht alleine richten, Gysi macht es auch von der Bevölkerung im Land abhängig: Wenn es den Leuten gut geht, werde nicht links gewählt.

12 Uhr Gemeinsamer Auftritt von Steinbrück und Trittin:  Sie stellen einen Antrag zur Schaffung einer Bankenunion vor. Blitzlichtgewitter. Ihr Ziel: die Bändigung der Finanzmärkte die Bekräftigung der rot-grünen Wahlkampfbrüderschaft

13 Uhr Bundestagssitzung TOP 1: Gesetz zur Beschneidung. In zwei Stunden werden drei Grundrechte gegeneinander abgewogen: Was ist am wichtigsten: Kindeswohl, Religionsfreiheit oder elterliche Sorge? 

Donnerstag

9 Uhr Regierungserklärung von Angela Merkel vor dem Europäischen Rat in Brüssel:In einer sich verändernden Welt müssen wir selbst den Mut zur Veränderung haben.“ Danach ist Sigmar Gabriel dran: „Das ist doch verrückt, wie Sie Deutschland regieren.“

11.30 Uhr Interview mit Katja Kipping: Die linke Bundestagsabgeordnete aus Dresden ist den testeron-gestuerten Politikstil im Land leid.

13 Uhr Briefung zur Bundesratssitzung in der Sächsische Landesvertretung: Was ist alles im Vermittlungsausschuss hängen geblieben? Neues Vokabular: A- und B-Länder, echte und unechte Beschlüsse

Freitag

9.30 Uhr Bundesrat: Die Mehrheit der Ministerpräsidenten will die NPD „ins politische Nichts befördern“ und stimmt dem Antrag zu, ein Verbotsverfahren einzuleiten. Das ist nur einer von 70 Punkten auf der Tagesordnung.

12 Uhr NSU-Untersuchungsausschuss: Finanzminister Wolfgang Schäuble wird als Zeuge befragt, er war Innenminister, als die Mordserie in Deutschland weiterging.

Notiert von Dagny Rößler.