Erfahrungsbericht

Bis die Wolken wieder lila sind

„Seid mal kreativ“, hieß es. Anfang April 2019 hatte ich die große Ehre und durfte als erster Volontär meine Station im neuen Newsroom der SZ antreten. Das Herzstück des Hauses, in dem unser im November gestartetes Online-Portal „Sächsische.de“ produziert wird, flößte mir ordentlich Respekt ein. Immerhin laufen hier die Fäden zusammen, haben die großen Chefs ihre Büros, sitzen bei den täglichen Konferenzen vor vier riesigen Bildschirmen, die die nackten Zahlen zeigen. Trends, Klickzahlen, Abos. Ganz schön beeindruckend. Gleich am ersten Tag nach dem Mittagessen mit den neuen Kollegen fand ich mich mit einer Tasse Cappuccino im Foyer unseres Hauses wieder. Mir gegenüber: Fabian Deicke, Creative Director, begnadeter Marathon-Läufer und zuständig für jene Ideen, die die digitale Welt begeistern. Nach einem kurzen Kennenlernen ging es dann zur Sache: Ein Projekt sollte es werden. Fabian hatte sich viele Gedanken im Vorfeld gemacht. Seine Idee: Unseren Instagram-Feed gestalten, neue Follower gewinnen, die Community stärken. Am Ende meiner drei Monate soll ein handfester Workflow stehen, der unseren Fotografen, Volos und Online-Redakteuren die Arbeit in der Sphäre der einfangenden Bilder erleichtert.

Super Aufgabe, dachte ich mir und sagte freudig zu. Denn neben dem Schreiben knipse ich auch gerne, betreibe einen Instagram-Kanal und eine eigene Kunstfotografie-Homepage. Um Likes und Follower ging es mir daher bis dato eher weniger, viel mehr möchte ich abseits jeder digitalen Erwartungshaltung Bilder schießen, die meine Perspektive auf unsere Welt, unser Empfinden und unsere Gesellschaft zeigen. Bei einem Nachrichtenmedium wie Sächsische.de ist das natürlich anders. Unsere Fotografen bilden das ab, was in den sächsischen Regionen passiert, visualisieren tagesaktuelle Ereignisse, bringen mit klarer Bildsprache Ereignisse, Veränderungen sowie große und kleine Alltagsmomente direkt zum Leser. Eine Tageszeitung, ob sie nun digital oder Print umgesetzt wird, vertritt einen Informationsanspruch – und ist, besonders im Lokalen, den Lesern Klarheit und Stringenz schuldig.

Genau das macht Instagram zu einem eher schwierigen Kanal. Während Facebook, Twitter und Whatsapp jenen News-Charakter ziemlich gut spiegeln, setzt Instagram auf eine unpolitische Wohlfühlblase. Im Feed wird vorwiegend Schönes gezeigt. In den Kommentaren streiten sich keine rechten Trolle mit linken Aktivisten auf gehässige Art über das Urteilsvermögen schulstreikender Jugendlicher. Vergewaltigungen, Atomdeals und tödliche Autounfälle haben hier nichts zu suchen. Aber auch die kritische Auseinandersetzung mit weniger polarisierenden Themen wäre zu schwere Kost.

Gleichzeitig ist es relevant, auf allen Kanälen präsent zu sein. Wie kann ein Medium wie Sächsische.de das schaffen? Eine Gratwanderung, die mich in letzter Zeit manchen freien Abend kostete, an dem ich damit beschäftigt war, nach einer 8-Stunden-Social-Media-Schicht im Newsroom verschiedene Online-Ratgeber zu lesen, Profile anderer Zeitungen zu analysieren und mir die nächsten Schritte für die folgenden Meetings zu überlegen. Schnell wurde klar: Alles gar nicht so einfach wie gedacht. Doch glücklicherweise hatte Fabian bereits über mehrere Monate mit der Social-Media-Managerin unserer hauseigenen Werbeagentur ein Konzept ausgetüftelt, dass das Bedürfnis der Instagram-User nach Feel-Well-Community mit unserem Anspruch, online Storytelling zu betreiben, verbindet.

Die Idee: Eine klare Trennung von Feed und Story. Im Feed finden unsere Follower in regelmäßigen Abständen ästhetische, auf die Bildsprache des Netzwerks abgestimmte Landschafts- und Städtebilder aus allen Regionen Sachsens, die zum größten Teil von den Usern selbst stammen. Lila Wolken, direkte und lockere Ansprache, jeder kann partizipieren. In den Stories verlassen wir den statischen Bereich der virtuellen Galerie und setzen voll und ganz auf Dynamik. Hier spielt das Leben. Kurze Videoclips, Berichterstattung von Events, News, Storytelling, direkte Interaktion durch Umfragen, Einbindung von Usern in Real-Life-Projekte wie die Rewe-Team-Challenge in Dresden.

Das alles basiert auf der Erkenntnis, dass News im Instafeed einfach nicht funktionieren. Immer wenn die Infos zu konkret, die Geschichten komplex sind und dann noch frontal Gesichter abgebildet werden, scrollt der geneigte Instagrammer einfach weiter. Die Zahlen sprechen dabei Bände: Viele renommierte überregionale Zeitungen in Deutschland haben zwar eine Vielzahl an Followern, können mit ihren newsigen Geschichten im Feed jedoch kaum mit Likes punkten. Auch die Sächsische.de-Community konnte nur über die letzten sechs Monate anwachsen, weil diese Regel konsequent beachtet wurde. Unsere Nutzer wissen: Dieser Kanal ist nicht Pegida oder G-20-Krawalle, sondern Bastei, Neustadt und Meißner Dom im Sonnenuntergang. Trotzdem war uns allen klar: Ohne eine Verbindung zum Markenkern der SZ, nämlich gutem Journalismus, kommt auch der Feed auf Dauer nicht aus.

Fabians Wunsch war es, auch die hauseigenen Fotografen stärker einzubinden. Denn die sind schließlich jede Woche in der Region unterwegs und schießen viel mehr Bilder, als letztlich online und im Print erscheinen. Ich machte den Vorschlag, damit anzufangen, jeden Freitag ein SZ-internes Bild auf Instagram zu posten. Die Voraussetzung: Es musste in den Grundgedanken des Feeds passen. Um das zu erreichen, luden wir die Fotografen zu einem gemeinsamen Workshop ein. Hier und in weiteren persönlichen Gesprächen konnten wir die Kollegen überzeugen, beim Durchsehen ihrer Fotos immer auch auf eine mögliche Instagram-Tauglichkeit zu achten. Fällt Ihnen jetzt ein Exemplar auf, dass gut passen könnte, schicken Sie unserem Fotochef Veit Hengst in der Newsbar ganz einfach eine kurze formlose Mail mit der entsprechenden Datei. Die kommt dann in eine neu angelegte Instagram-Ordnerstruktur und wird unter „Vorschläge“ einsortiert.

Gleichzeitig beobachtet der Feedverantwortliche, in diesem Fall ich, über unser Bildarchiv immer wieder, welche neuen Fotos zu Artikeln eingestellt werden. So habe ich stets einen Überblick und kann entscheiden, welches Bild gut passen würde. Bei Bedarf lasse ich das Foto noch von der SZ-Bildstelle bearbeiten, so dass es letztlich einen passenden Look hat, oft ist das aber auch gar nicht notwendig. Zu guter Letzt noch ein ansprechender Text und fertig ist das Ganze.

Auch wenn es am Anfang einfach klingt, weil die sozialen Netzwerke so intuitiv funktionieren: Für einen optimalen Workflow musste ich viele Dinge beachten, an die ich am Anfang gar nicht gedacht hätte. Seien es Strukturen, Zuständigkeiten und Kapazitäten von Kollegen, aber auch zu wissen, was die User wollen und was sie schlicht ignorieren. Und natürlich die Frage, wie ich Geschichte und Bild ansprechend verbinden kann, um die Nutzer auch langfristig für unser Newsportal zu begeistern. Jedem, der zum ersten Mal mit einer ähnlichen Aufgabe betraut wird, kann ich nur raten, sich intensiv auszutauschen. Denn oft ist bereits viel Know-How vorhanden und muss nur noch gebündelt werden. So lassen sich Synergieeffekte prima nutzen. Und natürlich: Probieren, probieren, probieren. Keine Angst vorm Scheitern!

In nächster Zeit werde ich wohl viel damit beschäftigt sein, das was wir begonnen haben, weiter auszubauen. Warum nicht mehrere Tage mit Pressefotos auf Instagram, die Geschichten dazu kurz und knackig im Bildtext? Unser nächstes Ziel: 10.000 Follower. Bis dahin wartet noch viel Arbeit. Bis die Wolken wieder lila sind.

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Frau fürs Lokale

 

Linda Barthel, SZ - Mitarbeiterin am 28.6.2013. Foto Steffen Unger Steffen Unger Tel: 0178 43 50 786 email: steffen_unger@gmx.de Besondere Hinweise : Achtung:  honorarpflichtiges Foto; alle Rechte vorbehalten lt. ¤2 UhrG, bitte Namensnennung nicht vergessen. WICHTIG: Jegliche kommerzielle Nutzung ist Honorar- und Mehrwertsteuerpflichtig! Honorar gemaess MFM. Weitergabe an Dritte nur nach vorheriger Absprache mit dem Urheber! Darstellung im INTERNET ist grundsaetzlich Honorar- und Mehrwertsteuerpflichtig, auch als 1:1 Kopie in INTERNET-Ausgaben von Tageszeitungen und Magazinen. Autoren-Nennung auch fŸr INTERNET-Darstellung gemaess ¤ 13 UrhGes.  C O M M E R Z B A N K  D R E S D E N  BLZ : 850 400 00 Konto :2036697 00 Copyright : Steffen Unger 01877 Bischofswerda, Germany; Finanzamt Bautzen, Steuernummer: 204/283/01294 (alle Bilder umsatzsteuerpflichtig bei 7%)  BITTE UM BELEGEXEMPLAR.

Volontäre stellen sich vor: Linda Barthel (24) ist seit März 2015 SZ-Volontärin. Zuvor hat sie bereits drei Jahre lang für die Lokalredaktion Dresden gearbeitet. Alles begann mit einem Praktikum, das sie während ihres Medienstudiums machte. Dafür kam sie vor sechs Jahren aus dem Erzgebirge nach Dresden.

Klick gemacht hat es eigentlich nie. Zumindest nicht so, dass ich mich daran erinnern könnte. Ich wollte immer schon Journalistin werden. Es muss es also irgendwann in meiner Kindheit Klick gemacht haben.

Vor dem Volo hätte ich nie gedacht, dass man eine Kantine vermissen kann. Man kann. Das habe ich in der Meißner Lokalredaktion ziemlich schnell gemerkt. Mittlerweile würde ich viel dafür geben, wieder jeden Tag in der Kantine im Haus der Presse essen zu können. Dort gibt es zwar keine Sterne-Küche, aber immerhin richtiges Mittagessen. Danach suche ich im Kaufland noch immer vergeblich …

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen: sicher ruhiger, dafür aber auch langweiliger. Ich hatte nie einen anderen Berufswunsch, deshalb kann ich auch nur schwer sagen, wie mein Leben ohne Journalismus ausgesehen hätte. Vielleicht wäre ich wie meine Mutter Grundschullehrerin geworden – dann hätte ich zumindest Anderen das Schreiben beibringen können.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft: an meine erste Geschichte. Es war keine große Sache, eine verwilderte Brache sollte zur Freizeitanlage für Jugendliche umgestaltet werden. Dafür waren noch Ideen gefragt. Heute ist auf der Fläche ein Skatepark, an dem ich jeden Tag vorbeifahre. Oft denke ich dann: Damit hat alles angefangen.

Ich bin Spezialistin für: lokale Geschichten. Ob es dabei um ein millionenschweres Bauprojekt, verärgerte Anwohner oder eine Ladeneröffnung geht, ist egal.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt, als ich gleich am ersten Praktikumstag einen großen Themenstapel in die Hand gedrückt bekam und sofort loslegen durfte. Nicht Kaffee kochen, sondern schreiben. Ein tolles Gefühl. Das wurde auch an Praktikumstag 2 – ich musste für die Geschichte eines Kollegen im Badeanzug an einem halblegalen See posieren – und Praktikumstag 3 – an meinem Geburtstag saß ich in einer Suchtberatungsstelle – nicht getrübt.

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Spezialistin für die Wendezeit in Bautzen

Volontäre stellen sich vor: Nancy Riegel (25) ist seit Oktober 2014 Volontärin in der Lokalredaktion Bautzen der Sächsischen Zeitung. Bevor es sie mit Katze und Kegel in die Oberlausitz zog, studierte sie Master Journalistik in Leipzig. Nebenbei schrieb sie für zwei Stadtmagazine, Onlinemagazine und war in der Campusredaktion der Leipziger Volkszeitung.

„Stress ist besser als Langeweile“, sagt Volontärin Nancy Riegel. Foto: Maria Timtschenko

 

Klick gemacht hat es, … Als mir meine  Freunde in der Schule vorwarfen, dass ich ständig Dinge hinterfragen muss. Die Neugier und die  Fähigkeit, Tatsachen von Schönfärberei zu  unterscheiden, machen für mich einen guten Journalisten aus. Meine Lehrer taten ihr Übriges indem sie mich dazu drängten, mein Talent für den Umgang mit Sprache zum Beruf zu machen.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht, … Dass Stress besser ist als Langeweile. Je mehr Termine anstehen, je mehr Texte ich schreibe, desto zufriedener bin ich am Ende des Tages.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen, … Wahrscheinlich hätte ich ein Lehramtsstudium begonnen oder Veterinärmedizin studiert, nur um dann zu merken, dass ich niemals ein Tier einschläfern könnte. Eigentlich warte ich aber bis heute auf den Brief aus Hogwarts.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft… Einer meiner ersten Termine beim Volo war bei einem Agrarbetrieb, der auf erneuerbare Energien setzt. Bei der Pressekonferenz war ich nicht nur die Jüngste, sondern auch die einzige Frau. Man nahm mich nicht ernst, ich war die einzige, der der Chef nicht die Hand zur Begrüßung gab. Ich hatte mich aber gut vorbereitet und stellte ihm detaillierte Fragen. Am Ende gab er zu: „Ich hätte nicht gedacht, dass sich eine Volontärin so gut mit dem Thema auskennt.“ Es kommt leider häufiger vor, dass ich wegen meines Alters und meines Geschlechts von meinen Gesprächspartnern unterschätzt werde. Umso schöner ist es zu sehen, dass ich als Berufseinsteiger überzeugen kann.

Ich bin Spezialist für… Die Wendezeit in Bautzen. Der Chefredakteur hat mir zu Beginn eine eigene Serie zu diesem Thema zugeteilt. Mittlerweile kann ich alle wichtigen Daten und Fakten herunterbeten.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt … Als ich schon in der zweiten Arbeitswoche meine ersten Aufmacher schrieb. Der Vorteil an einer Lokalredaktion wie in Bautzen ist, dass man von Anfang an als vollwertiges Mitglied gebraucht und gefordert wird.

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Spezialistin für Mode, Show , Promis und örtliche Prominenz

Altmarktgalerie Dresden: „Gästeinformation“ steht da. Die Übersetzung ist für Anzhela Mamelkina kein Problem. Sie ist als Teenager mit ihren Eltern von Russland nach Deutschland ausgewandert. Foto: Steffen Füssel

Volontäre stellen sich vor: Anzhela Mamelkina (26) ist seit April 2012 Volontärin bei der Dresdner Morgenpost (MOPO). Vorher hat sie an der TU Dresden Kommunikations- und Politikwissenschaften studiert, bis sie während des Studiums bei Prinz Stadtmagazin angefangen hat. Danach hat Anzhela bei BILD Dresden und BILD Chemnitz, sowie einige Monate bei der SZ in der Stadtredaktion Dresden gearbeitet.

Klick gemacht hat es, … an meinem zweiten Tag bei der BILD Zeitung. Da musste ich raus nach Görlitz zur Firma Yeti. Der Gedanke, dass meine Ideen und meine Vorschläge andere Menschen interessieren, etwas bewegen und als Aufmacher in der Zeitung landen können….Daran hätte ich mich gewöhnen können und das habe ich auch getan. Es war einfach schön zu sehen, dass ich als Nicht-Muttersprachler und zum damaligen Zeitpunkt erst seit 8 Jahren in Deutschland, eine Stimme hatte.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht, dass … ich in Dresden und im Journalismus wieder glücklich werden kann. Eigentlich wollte ich nach einigen Jahren weg, habe in Düsseldorf sogar eine Stelle angenommen. Doch dann haben mich Dresden und  die Leidenschaft zum Schreiben doch wieder für sich gewonnen.  Und ich glaube das ändert sich nicht so schnell wieder.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen: Ich würde jetzt für ein Russisch-Deutsches Fashion Unternehmen in Düsseldorf arbeiten. Kurz vor meinem Volontariat habe ich dort sogar schon für eine Stelle als Einkäuferin im Modebereich auf Probe gearbeitet und der Stelle zugesagt. Aber meine Entscheidung in Dresden zu bleiben habe ich bis jetzt keine einzige Minute bereut, dafür macht mir die Arbeit dann doch zu viel Spaß.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft: Meine erste Geschichte in Görlitz nahm Jahre später leider ein schlechtes Ende. Während des Hochwassers 2010 wurde das Unternehmen überflutet und ich musste wieder darüber berichten. Über Existenzen die noch vor ein paar Jahren super erfolgreich waren und vom Wasser innerhalb von ein paar Stunden weggespült worden sind. Aber auch meinen ersten Gerichtsprozess, damals ging es um Kindesmissbrauch, werde ich so schnell nicht vergessen.

Ich bin eine Spezialistin für… alles was mit Mode, Show , Promis und örtlicher Prominenz zu tun hat. Also egal ob Angelina Jolie, Chanel oder die Dresdner Stadtfest-Chefs – Fragen zu diesen Themen sind bei mir am besten aufgehoben.

Dass ich bei der MOPO richtig bin, habe ich gemerkt, … als ich endlich im Show-Resort angekommen bin. Denn hier trage ich die Verantwortung vom ersten Wort bis zum letzten Bild. So ist jeder Tag ein neues Abenteuer – das Ende immer überraschend offen und die Spannung geht nie aus.

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Vier Wochen Journalistenschule

Volontäre der Sächsischen Zeitung wechseln alle paar Monate das Ressort. Von einer Lokalredaktion geht es etwa in die Mantelressorts Politik oder Kultur und dann weiter zu SZ-Online. Einer der Höhepunkte während der Ausbildung ist aber weder in Dresden noch dem restlichen Verbreitungsgebiet der SZ: der vierwöchige Kompaktkurs an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg, zuletzt von Mitte März bis Mitte April.

Unter ständiger Beobachtung von Romy Schneider: Seminarraum der Henri-Nannen-Schule. Foto: D. Berndt

Was ist der Bundessicherheitsrat? Welche Hauptstädte liegen an den Flüssen Spree, Tiber, Donau, Nil und Tigris? Welchen Rechtsanspruch ermöglicht das Informationsfreiheitsgesetz (IFG)? Schüler des aktuellen Lehrgangs mussten diese und 49 weitere Fragen beantworten, um an der Henri-Nannen-Schule angenommen zu werden. Allerdings erst in der dreitägigen finalen Bewerbungsrunde, bei der die übrigen 80 von anfangs etwa 2000 Nachwuchs-Journalisten, neben den Fragen aus dem Wissenstest auch noch einen Bildertest, eine Textübung, das Schreiben einer Reportage und ein Auswahlgespräch bewältigen mussten. Also alles wie immer, wenn eine der angesehensten Journalistenschulen des Landes Nachwuchs sucht. Am Ende wurden die 20 besten, also gerade einmal 1 Prozent der ursprünglichen Bewerber, an der Henri-Nannen-Schule angenommen.

Die Volontäre der SZ haben es da wesentlich leichter. Dafür bleiben sie auch nur vier Wochen an der Journalistenschule und nicht 18 Monate. Gemeinsam mit anderen Volontären des Gruner+Jahr-Verlages, der Zeit und des Spiegel – diese drei großen Medienhäuser betreiben die Schule gemeinsam – werden sie in dieser Zeit von verschiedenen Dozenten geschult. Die kommen aus der Praxis, sind feste Mitarbeiter bei deutschen Print-, Online-, Rundfunk- oder TV-Medien oder arbeiten als freie Journalisten für verschiedene Auftraggeber. Jeder von Ihnen ist ein absoluter Experte auf seinem Gebiet.

In den vier Wochen kommen fast alle journalistischen Gattungen an die Reihe – von der langen Reportage, über das Interview bis hin zu Kleintexten wie Überschriften oder Bildtexten. Alle Teilnehmer des Kompaktkurses müssen oder besser dürfen Übungstexte schreiben, die dann von den Dozenten schonungslos analysiert und kritisiert werden, egal ob Nachricht, Filmkritik oder Kommentar. Dazwischen gibt es Theorie- und Praxiseinheiten zu den Themen Medienrecht, Recherche, digitale Tools und Social Media.
Viel Stoff. Und nicht immer genug Zeit ihn zu verarbeiten. Das kommt hinterher, wenn die Volontäre wieder in ihren Redaktionen sind, Texte für die nächste Ausgabe der SZ schreiben und ihre Erfahrungen mit den Kollegen teilen. (SZ/dab)

Für alle Grübler sind hier noch die Antworten auf die Fragen zu Beginn. Alle weiteren Fragen und Antworten findet ihr auf den Seiten der Journalistenschule.

Der Bundessicherheitsrat ist ein geheim tagendes Gremium der Bundesregierung, das in wichtigen sicherheits-, vor allem rüstungspolitischen Fragen entscheidet.

Spree: Berlin
Tiber: Rom
Donau: Wien, Bratislava, Belgrad, Budapest
Nil: Kairo, Khartum, Dschuba, Kigali (an einem der Quellflüsse des Nil)
Tigris: Bagdad

Das IFG gibt jeder Person das Recht, Zugang zu amtlichen Informationen bei Behörden des Bundes zu erhalten.

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„Auf den Willen kommt es an, nicht auf den Weg“

Olaf Kittel, stellvertretender Chefredakteur der Sächsischen Zeitung.      Foto: Robert Michael
Olaf Kittel          Foto: Robert Michael

Was ist nun der beste Weg in den Journalismus? Wir haben den Quereinsteiger, den Journalistenschüler, den Journalistik-Studenten, die Fachjournalistin und – außer Konkurrenz – einen Vertreter der „Alten Schule“ kennengelernt. Jeder hält seinen Weg für den besten. Und Sie, Herr Kittel? Der stellvertretende Chefredakteur der SZ und Herr über die Volo-Plätze im Interview.

Herr Kittel, Ihr Kollege von der Süddeutschen Zeitung hat einmal gesagt, Journalistik als Studienfach sei ein Leerfach. Mit Doppel-E! Hat Fabian Schröder, unser Journalistik-Student, alles falsch gemacht?
Nein, absolut nicht. Journalismus kann man an der Uni lernen – aber eben nur begrenzt. Die journalistische Praxis ist der wichtigere Teil.

Unsere Serie hat mehrere Wege in den Beruf aufgezeigt. Welchen finden Sie denn nun am besten?
Ich glaube nicht, dass es einen besseren und einen schlechteren Weg gibt. Es führen einfach viele Wege in den Journalismus. Das Entscheidende ist, dass man Spaß hat an diesem Beruf. Oft findet sich erst im Gespräch mit Verantwortlichen der Sächsischen Zeitung der eigene, der „richtige“ Weg.

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Fünf Menschen, fünf Ausbildungswege. Ihre Gemeinsamkeit:
der Arbeitsplatz im Haus der Presse. Foto: veb

Was muss eine Ausbildung denn mindestens beinhalten?
Fachwissen auf einem relevanten Gebiet ist gut, Praxis und journalistische Fähigkeiten wie Recherchieren oder Interviewen noch wichtiger. Man kann eine Journalistenschule nach einem Fachstudium absolvieren. Wir haben da gute Erfahrungen gemacht. Die Mehrzahl unserer Kollegen hat aber an der Uni Leipzig Journalistik studiert.

Sie machen also gar keinen großen Unterschied zwischen Bewerbern von der Uni oder einer Journalistenschule?
Nein. Ich glaube, dass es nicht so sehr auf die Ausbildungsart ankommt, sondern auf den Willen, diesen Beruf unbedingt ausüben zu wollen.

Dann könnte man sich das Studium gleich schenken.
Das nun nicht. Die meisten, die wir einstellen, haben studiert. Das kann ein journalistisches oder auch ein betriebswirtschaftliches Studium sein, aber auch Jura oder Sozialwissenschaften. Wichtig ist vor allem eine breite Allgemeinbildung. Wir haben auch schon junge Bewerber eingestellt, die gar keine journalistische Ausbildung vorweisen konnten. Auch damit kann man, wenn man viele praktische Erfahrungen gesammelt hat, gut klarkommen.

Was ist mit theoretischen Inhalten wie Medienethik oder Presserecht? So etwas liest man sich nach Feierabend nicht mehr an, wenn die Zeitungsseiten dann endlich voll sind.
Das vermitteln wir in der Volontärsausbildung durch begleitende Seminare.

Was müssen junge Bewerber mitbringen, wenn Sie ein Volontariat machen wollen?
Spaß und Neugier für diesen Beruf – und eben praktische Erfahrungen. Das unterscheidet diesen Beruf von vielen anderen: Man braucht schon viel Übung, bevor man in die eigentliche Ausbildung startet.

Journalismus wird immer digitaler. Fließt das ins Volontariat ein?
Wir sind dabei, unsere Volontärsausbildung in dieser Richtung auszubauen. Das folgt Schritt für Schritt den Erfahrungen, die wir mit digitalen Produkten sammeln. Wir haben in diesem Jahr unsere App eingeführt, die sozialen Netzwerke im Lokalen verankert und überdenken gerade weitere Möglichkeiten. Unsere Volontäre sollen nicht nur gute Reporter, sondern auch gute Editoren für digitale Kanäle werden. Ab Januar 2014 wird eine entsprechende Ausbildungsstation nicht mehr „SZ-online“, sondern „SZ digital“ heißen und neue Inhalte vermitteln.

Welchen Weg zur SZ gibt es neben dem klassischen Volontariat?
Ich sehe zwei gleichberechtigte Wege in den journalistischen Beruf bei uns. Der eine ist das klassische Volontariat. Da haben wir fünf Plätze. Die Ausbildung beinhaltet lokale und überregionale Stationen, einen vierwöchigen Lehrgang bei der Henri-Nannen-Schule und monatliche Ausbildungstage. Der andere Weg für Berufseinsteiger beginnt im Lokalen als fester Freier mit einem Pauschalvertrag. Diese Kollegen haben ein sicheres monatliches Einkommen. Parallel beteiligen sie sich an der monatlichen Volontärausbildung. Einige von ihnen haben auch bereits den einmonatigen Lehrgang an der Nannenschule in Hamburg absolviert. Meine Erfahrungen über zehn Jahre mit diesem Modell zeigen, dass das ein ebenso guter Berufseinstieg ist wie das Volontariat. Wir haben eine ganze Reihe von Kollegen, die diesen Weg eingeschlagen haben und inzwischen als Redakteure bei der SZ beschäftigt sind. Auch Lokalchefs sind darunter.

Die Auflagen sinken ebenso wie die Zahl der fest angestellten Redakteure. Kann Journalist noch ein Traumberuf sein?
Ja, unbedingt! Klar, es gibt eine gewisse depressive Stimmung in der Branche. Aber so ist das in Umbruchzeiten mit ihren Unsicherheiten. Dieser Beruf wird in den nächsten Jahren aber noch vielfältiger und spannender – und es ist gar nicht ausgemacht, dass die Zahl der Redakteure insgesamt sinkt. SZ-Mitarbeiter werden aber nicht mehr „nur“ Zeitung machen, sondern neue Produkte entwickeln und herstellen, die jüngere Leser annehmen. Eine spannende Herausforderung gerade für junge Redakteure. Deshalb haben gut ausgebildete und engagierte Leute bei uns eine sehr gute Zukunft.

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X Wege in den Journalismus: der Journalistik-Student

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Ein Lokalredakteur arbeitet anders als ein Blattmacher. Moderatoren sprechen, was Reporter erfahren. Und ein Onliner macht irgendwie alles auf einmal. Jeder von ihnen hat einen eigenen Weg in den Journalismus gefunden. Wir haben fünf Journalisten-Typen entdeckt. Teil Vier: Fabian Schröder.

Onlineredakteur, Videojournalist und Communitymanager. Drei Schlagworte, die meinen Job bei der Sächsischen Zeitung umreißen. Seit Dezember 2012 gehe ich diesen Tätigkeiten hier in Dresden nach – in der Stadt meiner Herkunft. Der Weg von hier bis hierher zurück führte über viele Stationen. Er dauerte siebeneinhalb Jahre, kostete neben Nerven eine Stange Geld und hat sich trotzdem voll gelohnt.

Nun aber der Reihe nach: Journalist werden? Diese Frage stellte ich mir 2005 kurz nachdem ich auf der US-Airbase in Ramstein einen Wachdienst über Weihnachten absolvierte. Es gibt wirklich angenehmere Aufenthaltsorte während der Feiertage. Statt Wohnzimmer, Gänsebraten und Familie gab es Checkpoints, Cheeseburger und Irak-Heimkehrer. Für mich war diese Zeit hart, führte aber zu einer Erkenntnis: Das willst du nicht werden! Ich verwarf mein Ziel, eine Laufbahn bei der Bundeswehr einzuschlagen. Einziges Problem: Mit Plan-B hatte ich mich noch gar nicht befasst.

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Fabian Schröder          Fotos: B. Veltzke

Der Gedanke daran, vielleicht einmal Spielanalysen auf der Pressetribüne eines Fußballstadions zu tippen, war noch nicht ausgereift, da entdeckte ich eine Anzeige in der SZ. Die Management Akademie Riesa, kurz „Marie“, warb darin mit einem neuen Studienkonzept für Sportjournalisten. Eine praxisnahe, moderne, medienübergreifende und individuelle Lehrmethode wurde angepriesen. Interessant! Die Sache hatte nur einen Haken: Es handelte sich um ein Privatstudium, das in drei Jahren rund 20.000 Euro kosten sollte. Baff! Ein Darlehen musste her, schnellstmöglich.

Monatsraten statt Semesterbeiträge

Ich, inzwischen 19 Jahre alt, aber kein bisschen kreditwürdig, brauchte einen Partner. Meine Eltern sprangen ein und unterstützten mich trotz der großen Summe. Statt überschaubarer Semesterbeiträge an einer staatlichen Uni zahlten wir happige Monatsraten an die „Marie“ und tilgten zusätzlich einen verzinsten Studienkredit.

Das Risiko, viel Geld zu verlieren, war groß. Zwei nicht bestandene Prüfungen und der Traum wäre zerplatzt wie eine Seifenblase – und hätte drei Menschen in eine private Finanzkrise gestürzt. Um es abzukürzen: Es war ein Mal brenzlig, hatte aber für alle ein Happy End.

Nur die Praxis schult

Das Studium hielt alles, was es versprach. Ich erlernte das journalistische Handwerk für Web und Print, drehte Videos, nahm Radiobeiträge auf und wurde in einer zwölfköpfigen Studiengruppe individuell gefördert. Die für meine jetzige Arbeit entscheidenden Erfahrungen sammelte ich allerdings während diverser Praktika. Dank der damals guten Verbindungen der „Marie“ zu Medienpartnern konnte ich mir Praxiseinheiten nach Maß zusammenstellen.

Mich reizten vor allem Online und Hörfunk. Deshalb entschied ich mich in zwei von drei großen Praxiszeiträumen für Angebote, die genau diese beiden Bereiche verbanden. So arbeitete ich ein Semester lang beim FC Sachsen Leipzig als Reporter für das Internet-Fanradio Leutzscher Welle. Heim- und Auswärtsspiele des Vereins moderierte ich zusammen mit einem Kollegen. Schon bei der ersten Übertragung waren wir ein gutes Duo – und mir der Leipziger Fußball vertraut. Ich hatte mich mit dem Club auseinandergesetzt und vor meinem Sendestart viele Hintergrundgespräche geführt. In dieser Zeit lernte ich drei wichtige Lektionen des journalistischen Arbeitens:

  • Erstens: Sei niemals verlegen.
  • Zweitens: Sei immer informiert.
  • Drittens: Bist du es mal nicht, sei interessiert.

 

Vom Studium direkt in den Job

Das Studium war ein auf drei Jahre zugeschnittenes Programm, an dessen Ende der Bachelor of Arts stand. Prüfungen bedeuteten nicht gleich Stress. Es kam eher auf die konstante Leistungsbereitschaft in der Praxis an. Rückblickend hat sich diese Ausbildungsmethode für mich bewährt: Über mein zweites längeres Praktikum, das ich Anfang 2009 bei Radio Schleswig-Holstein (R.SH) von der Radioholding Regiocast absolvierte, ebnete sich der Weg zum ersten Job.

Bei R.SH begleitete ich das Tagesprogramm und setzte mich stark bei Onlinethemen ein. In allen Bereichen konnte ich schon sendefähige Inhalte abliefern. Das Umschalten zwischen verschiedenen Kanälen war für mich keine Hürde und zugleich ein Alleinstellungsmerkmal. Schließlich war man in dem Haus entweder Onliner, Nachrichtenredakteur oder Moderator – jedoch nicht alles auf einmal.

Passend zu dieser Erfahrung schrieb ich im Sommer des gleichen Jahres beim Bayerischen Rundfunk in München meine Bachelorarbeit. Sie war der erste Teil eines ARD-Forschungsprojekts über crossmediales Arbeiten in Fernsehen, Hörfunk und Internet beim heutigen Jugendformat BR Puls. Trotz des Schreibens an dieser Abschlussarbeit hielt ich weiter Verbindung nach Kiel und bot mich für ein Volontariat in der Onlineredaktion der Regiocast-Gruppe an. Ich bekam den Job, wurde zum Redakteur und lernte noch etwas: Als Journalist sollte man Kontakte nicht nur sammeln wie Paninibilder, sondern pflegen wie ein Scheckheft.

Der Wechsel zur Zeitung

Insgesamt blieb ich dreieinhalb Jahre beim Radio und arbeitete für die Sender R.SH, delta radio, Radio NORA (alle Kiel), Radio PSR, R.SA (beide Leipzig), Radio Bob (Kassel) und auch für das mittlerweile eingestellte Fußballradio 90elf. Viel Radio also. Doch mein Fokus lag nicht nur auf Wortbeiträgen, für die ich wegen meiner sächsischen Herkunft eine Sprecherausbildung durchlief. Ich war Onliner durch und durch.

Der Wechsel zur Sächsischen Zeitung Ende 2012 war für mich kein harter Schnitt. Auch in meinem neuen Job bin ich Onlineredakteur und habe ähnliche Aufgaben. Die einzigen Unterschiede: Die SZ hat einen höheren journalistischen Anspruch als Privatradios. Statt über Leipziger Fußball schreibe ich endlich über Dynamo. Und ich habe mit 26 Jahren einen festen Job in meiner Heimatstadt Dresden gefunden. Besser hätte es nicht laufen können.

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„Fakten allein erzählen keine Geschichten“

Foto: Nikolai Schmidt
                                   Foto: Nikolai Schmidt

Volontäre stellen sich vor: David Berndt (32) ist seit Juli bei der Sächsichen Zeitung. Vorher hat er in der Lokalredaktion Görlitz und für verschiedene Radioprojekte gearbeitet. Für die Ausbildung hat er das „Großstadtleben“ in Leipzig beendet und ist in die Oberlausitz zurückgekehrt.

Klick gemacht hat es, … als ich in der Schule gemerkt habe, wie spannend das Spiel mit der Sprache ist. Dazu kommen meine vielfältigen Interessen von Literatur und  Zeitgeschichte über Fußball bis hin zu regionalen Themen. All das gibt es in Tageszeitungen. Deswegen ist die SZ für mich der ideale Ort, um meiner Neugier freien Lauf zu lassen und dabei immer wieder vom Alltag überrascht zu werden. Auch wenn mein Weg zur Zeitung ein wenig länger war und ich wahrscheinlich als Quereinsteiger gelte.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht, dass … „Blattmachen“ so viel Spaß machen kann. Zurzeit bin ich in Dresden im Ressort Politik/Wirtschaft und kümmere ich mich regelmäßig um bestimmte Seiten. Das bedeutet, Texte zu redigieren, Bilder zu suchen und mit einer Bildunterschrift zu versehen, Agenturmeldungen auszuwählen und auf die richtige Länge zu bringen und die passenden Überschriften und Untertitel zu schreiben. Da sind wir wieder beim Thema Spiel mit der Sprache.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen, … Ich wäre nur Zeitungsleser, aber nicht auch Zeitungsmacher.

An diese Geschichte erinnere ich mich oft… Natürlich habe ich meine persönlichen Lieblingsgeschichten. Aber ich erinnere mich eher an bestimmte Szenen oder an charakteristische Personen. Das kann zum Beispiel eine Sitzung im Stadt- oder Gemeinderat sein. Dort geht es oft sehr emotional zu und die Tagesordnung wird schnell mal zur Nebensache. Das ist manchmal anstrengend, weil zeitraubend, aber dafür spannend und unterhaltsam. Da erfährt man mindestens genauso viel über die Stimmung und Atmosphäre in Stadt oder Dorf XY wie durch die nüchternen Beschlussfassungen. Und dann gibt es Menschen, die einfach eine interessante Geschichte erzählen, die man „nur“ noch aufschreiben muss.

Ich bin Spezialist für…  Menschen, weniger für Fakten. Letztere sind natürlich notwendig, erzählen allein aber keine Geschichte.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt… als ich immer wieder ins kalte Wasser geworfen wurde. Egal in welcher Redaktion. Zwar unter Anleitung, aber doch immer mit großer Verantwortung, die mich eher beflügelt als gehemmt hat.

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Was bleibt…

DagnyZwölf Monate bei der Sächsischen Zeitung sind nun vorüber. Nach dem Volontariat geht für mich zurück an die Universität, um meinen Master in Journalistik zu beenden.  Ich packe meine Koffer, was nehme ich an Erfahrungen von Dresden nach Leipzig mit?

Meine persönliche Schatzliste:

Döbeln. Am Wetter kommt keiner vorbei: Fast sommerliche 30 Grad im April.

Sex sells: Tag der offenen Tür im Nossener Swingerclub.

Helden des Alltags entdeckt: Eine Runde mit dem Waldheimer Containerdienst gedreht. Eine weitere mit den Stadtgärtnerinnen.

World Wide Web.
Wiederkehrende Fragen: Was packe ich auf einen Blog, der journalist-werden.de heißt? Mit was kann ich szonline-User locken, ohne halbnackte Körper, Tierbabys und Waffen zu zeigen?

Dresden.Lokal.
Ein großer Gewinner: Ein Olympiasieger kehrt ins Bootshaus seines Heimatvereins zurück.
Verlierer: Dresdner Mieter zahlen drauf. Im Terminal des Dresdner Flughafens bleibt viel Platz für Fluggäste. Dresdner Polizisten kommen beim Kontrollieren nicht hinterher.

Freude- und Trauerspiel: Dresdner sichern sich die letzten Erinnerungsstücke des Kulturpalastes.

Am Wetter kommt keiner vorbei:  Fast 40 Grad im August.
Berlin. Sehenswert: Befragung von Finanzminister Wolfgang Schäuble im NSU-Untersuchungsausschuss.
Hörenswert: Bundesratsinitiative zum Verbot der NPD.
Erlebenswert: Mikrokosmos eines Korrespondentenbüros.

Sachsen. Kultur und Gesellschaft.
Xte Herausforderung: Ohne jegliche Russischkenntnisse mit russischen Gästen auf Shoppingtour in Dresden für Seite 3 ins Gespräch gekommen.
Zweimal Semperoper:

  • Ball: Draußen im Regen tanzende Paare interviewen, im Trockenen opulente Ballkleider bestaunen.
  • Zuschauen: Wie der Mann, der den dritten Weltkrieg verhindert hat, den Dresdner Friedenspreis einfach auf der Bühne stehen lässt.

Von Dagny Rößler