Das Haus der Presse in Dresden.
Wie geht Journalismus

Was ist ein Volontariat?

Ein Volontariat ist der Einstieg in die meisten Journalistenberufe, ob Hörfunk, Fernsehen, oder eben Zeitung. Da dieser Blog vom Berufseinstieg handelt und auch von den SZ-Volos betrieben wird, stellen wir hier in einem kurzen Video vor, wie das Volontariat bei der Sächsischen Zeitung abläuft.

Bei der SZ gibt es meist vier bis sechs Volontär*innen zeitgleich. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und man tingelt durch die meisten überregionalen Ressorts und einige Lokalredaktionen. Zwischendurch gibt es Schulungen, Workshops, Projekte und einen einmonatigen Aufenthalt an der Henri-Nannen-Schule. Der Name Volontariat kommt eigentlich von Freiwilligkeit und damit hat es wenig zu tun. Ehrliches Geld für ehrliche Arbeit gibt es, na wenn das nichts ist!

In diesem kurzen Video erklären euch die Volontäre Niels und Martin, wie das Volontariat bei der Sächsischen Zeitung abläuft.

Erfahrungsbericht

Darum wollen wir Journalist*innen werden

Sieben junge Frauen und Männer werden zurzeit
bei der SZ zu Redakteur*innen ausgebildet. Ihr zweijähriges Volontariat führt sie durch alle Ressorts der Zeitung. Hier erklären sie, was sie sich von ihrem Beruf versprechen.

Timotheus Eimert

Vor 30.000 Leuten

Einmal vor 30.000 Menschen Fußball spielen – das ist der Traum eines jeden Fußballjungen. So auch meiner. Doch irgendwann musste ich feststellen, dass meine Qualitäten nicht für
ein Spiel im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion ausreichen. Dass ich heute dennoch manchmal vor 30.000 Menschen arbeiten darf (wenn nicht gerade Corona ist), habe ich einem Zeitungspraktikum zu verdanken. Ein Montagabendspiel in der 2. Bundesliga zwischen Dynamo Dresden und Fortuna Düsseldorf vor neun Jahren hat den Grundstein für eine Karriere im Journalismus gelegt. Heute berichte ich nicht nur über Dynamo-Spiele, sondern schreibe über fehlende Sporthallen, neue Buslinien, Kitas und Gesundheitsämter, die bei Corona-Inzidenzen tricksen. Kein Tag ist wie der andere. Täglich lerne ich neue Menschen kennen. Welcher Beruf bietet solche Vielfalt? Auf Sächsische.de kann ich zwar schneller und aktueller berichten als in der Zeitung, dennoch möchte ich Lesern vor allem Orientierung bieten. Verlässliche Informationen und gut recherchierte Texte. Gerade dafür brauche ich eine gute Ausbildung.

Erik-Holm Langhof

Alles hinterfragen

Ich war 15, als ich bei der Sächsischen Zeitung als Praktikant angefangen habe. In der Lokalredaktion Zittau habe ich gelernt, wie wichtig es ist, über regionale Themen zu schreiben und mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Das hat sich auch die folgenden Jahre so gehalten, weshalb ich 2019 als Volontär in der Lokalredaktion Döbeln gestartet bin. Für mich hat der Journalist eine wichtige Aufgabe: schwierige, interessante Themen möglichst leicht verständlich, wahrheitsgetreu und objektiv für Leser, Hörer oder Zuschauer aufarbeiten. Vor allem in der heutigen medialen Zeit wird diese Aufgabe immer wichtiger. Nicht zuletzt deshalb setze ich mich dafür ein, dass Falschmeldungen verhindert werden und sich qualitativer Journalismus auch weiterhin durchsetzt. Kritisch sein, Dinge hinterfragen, Nachrichten gut aufarbeiten und Menschen zu Wort kommen lassen – das ist mein Ziel als Redakteur, das ich täglich verfolge und auch in Zukunft verfolgen möchte. Egal, ob in Print, online oder den sozialen Netzwerken.

Marvin Graewert

Nimm das, Zuckerberg!

Häufiger werde ich gefragt, warum ich ausgerechnet bei einer Zeitung arbeite: Das nervige Rascheln, das unhandliche Format und für Menschen geschrieben, für die
meine Großeltern im Bus aufstehen würden. Warum die SZ, wenn ich auch für Joko Winterscheidts JWD-Magazin oder den Spiegel-Online-Ableger bento arbeiten könnte. Aus heutiger Sicht ist die Antwort einfach: Beide wurden eingestellt.
Tatsächlich lässt sich in einer Zeitungsredaktion beides vereinen: Ruhe für gut recherchierte Texte und Spielwiese für neue Erzählformate. Das spannende Leben der Menschen um uns herum kennenzulernen und aufzuschreiben, macht unglaublich viel Spaß. Dass sich damit auch junge Leser begeistern lassen, zeigen regelmäßige Experimente in meiner WG-Küche: Auch
wenn es niemand zugeben würde, greifen morgens alle nach der Zeitung. Jeder liest sich an irgendeiner Stelle fest, zumindest so lange, bis ich mit Block und Stift unter dem Küchentisch hervorspringe und kreische: „Nimm das, Marc Zuckerberg!

Angelina Sortino

Auch Spießer sind spannend

Dass ich Journalistin werden möchte, habe ich während meines ersten Praktikums bei einer süddeutschen Lokalzeitung gemerkt. In meinem ersten Text, der in dieser
Zeitung abgedruckt wurde, ging es um eine knapp zwei Meter hohe Pflanze im Garten eines Rentners – zugegebenermaßen kein Thema, das die Welt bewegt. Dennoch
merkte ich schnell, dass selbst die etwas spießige Kleinstadt, für die meine Redaktion verantwortlich war, voller spannender Menschen und Geschichten steckte, die ich unbedingt erzählen wollte. Das ist auch der Grund dafür, dass ich nach mehreren Praktika bei überregionalen Medien immer wieder gern zum Lokaljournalismus zurückgekehrt bin. Denn obwohl es natürlich auch spannend und wichtig ist, sich mit großen gesellschaftlichen Problemen und Zusammenhängen auseinanderzusetzen, beeinflussen die lokalen Ereignisse den Alltag von uns und unseren Lesern einfach am meisten. Ich werde Journalistin, weil ich die Geschichten von den Menschen erzählen will, denen sonst nicht genug zugehört wird. Ich wünsche mir, dass meine Texte die Leser berühren, wütend machen und zum Nachdenken anregen. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mir mein Job einfach unglaublich viel Spaß macht, und das allein ist eigentlich schon Grund genug, um Journalistin zu werden.

Tim Ruben Weimer

Das Buch muss warten

Schon als Kind hatte ich den Wunsch, ein Buch zu schreiben. Ich fing an, mir Geschichten und Figuren auszudenken. Aber schon nach den ersten Seiten gingen mir die Ideen aus. Meine Geschichten waren viel zu „normal“, als dass sie jemand lesen würde.
Der Wunsch nach einem eigenen Buch blieb, bis heute. Doch inzwischen sind aus den Geschichten echte Begegnungen und aus den Figuren reale Personen geworden. Was ich mir vergeblich auszumalen versuchte, erlebe ich heute im echten Leben. Mit einem Senner stand ich morgens vor Sonnenaufgang auf, um Ziegen zu melken. Ich verbrachte ganze Nachmittage im stinkenden Dachzimmer eines „Reichsbürgers“. Das echte Leben ist häufig viel spannender als die Fantasie. Gleichzeitig weiß ich: Meine Geschichten konstruieren Realität. Meinen Lesern bin ich schuldig, der Wahrheit so nah wie möglich zu kommen.
Jeden Tag in einem neuen Thema vom Amateur zum Experten zu werden, darin liegt für mich der Reiz des Journalismus. Und vielleicht wird es ja eines Tages doch noch was mit meinem Buch mit „wahren“ Gesichten.

Luisa Zenker

Keine halbe Wahrheit

„Schreiben Sie bitte nicht so schlecht über uns.“ Das sagte mir kürzlich ein Sprecher des Essenslieferdienstes Lieferando, der für seine Arbeitsbedingungen in der Kritik stand. „Ich schreibe nicht schlecht“, versicherte ich, „sondern ehrlich.“
Viele Affären wären nicht aufgedeckt worden, hätten Journalisten und Journalistinnen nicht gründlich recherchiert. Solche, die selbst Themen setzen, andere Stimmen zu Wort kommen lassen und bei alledem den lokalen Alltag nicht vergessen.
Genau das möchte ich lernen, hier bei der Sächsischen Zeitung. Ob Stadträtin, Landtagsabgeordneter oder Geschäftsführerin – sie alle treffen wichtige Entscheidungen, deshalb sollte man ihnen besonders auf die Finger schauen. Denn was würde passieren, wenn kein Journalist mehr den Dresdner oder Freitaler Stadtrat kommentiert? Und um noch mal zum Anfang zurückzukommen: Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der nur halbe Wahrheiten über die Arbeitsbedingungen in großen Unternehmen veröffentlicht werden.

Martin Skurt

Zu viel Glutamat

Immer, wenn ich Chinesisch esse, fühle ich mich schlapp. Ich dachte lange, das liegt am Glutamat. Doch nach einer kurzen Recherche bin ich auf das Chinese Restaurant Syndrom gestoßen. US-amerikanische Ärzte beschrieben Ende der 1960er-Jahre genau meine Symptome. Mittlerweile weiß man jedoch, dass der Begriff eher den Rassismus von damals ausdrückt. Ob Glutamat Beschwerden auslöst, ist bis heute umstritten. Vielleicht esse ich nur immer zu viel davon. Was ich mit diesem kleinen Beispiel sagen will? Ich recherchiere unheimlich gern. Vertreibe mir ohne Probleme stundenlang in Online-Medien und Foren die Zeit. Als Journalist will ich digitale Kanäle verstärkt nutzen, relevante Informationen filtern und dabei interessante Geschichten aufstöbern sowie erzählen . Deshalb bin ich glücklich, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Das Spannendste ist dabei häufig der Weg zur Geschichte. Recherche eben. Die Recherche sei die Kür des Journalismus, heißt es manchmal. Ich sehe sie vielmehr als Pflicht. Gerade, weil Medien mit Glaubwürdigkeitsproblemen kämpfen.

News

Ja, sie lebt noch

Zwei überregionale Blätter stehen vor dem Aus. Aber der Tod der Zeitung, den manche heraufbeschwören, ist das noch lange nicht.

Vielleicht liegt es auch bloß an dieser trüben Stimmung im Herbst. Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag, und dann noch die ARD-Themenwoche zum Thema Sterben – da kann man schon mal in Todessehnsucht verfallen. Sind wir jetzt also soweit: Ist diese Woche der Anfang vom Ende der Zeitungen? Gleich zwei Blätter stehen vor dem Aus: Die „Frankfurter Rundschau“, die in der alten Bundesrepublik das Leib-undMagen-Blatt linksliberaler Intellektueller war. Und die „Financial Times Deutschland“, gegründet im Jahr 2000, als deutscher Ableger der britischen Wirtschaftszeitung auf lachsfarbenem Papier. Hunderte Redakteure könnten ihren Arbeitsplatz verlieren.

In Ostdeutschland werden beide Zeitungen kaum gelesen. Sogar deutschlandweit haben sie zusammen weniger Auflage als etwa die Sächsische Zeitung. Auch kommt ihr Aus für Branchenkenner nicht überraschend. Die „Frankfurter Rundschau“ wurde seit Jahren mit verschiedenen Rettungsversuchen am Leben erhalten. Und die „Financial Times Deutschland“ hatte es als Neugründung von Anfang an schwer, sich auf dem Zeitungsmarkt zu behaupten.

Trotzdem tun manche so, als hätte jetzt endlich das seit vielen Jahren prophezeite Zeitungssterben begonnen. Vor allem im Internet überschlagen sich die Kommentare. Mit mehr oder weniger unverhohlener Schadenfreude spotten Blogger und Online-Autoren über die Zeitung als „Totholzmedium“. Aber auch bei Zeitungsredakteuren ist das lähmende Gefühl weit verbreitet, für ein todgeweihtes Medium zu arbeiten, das der Übermacht des Internets hilflos ausgeliefert ist. Es regt sich kaum Widerspruch, wenn jetzt davon die Rede ist, die Tageszeitung sei längst ein „fragliches journalistisches Konstrukt“. Sind also nicht nur einige Blätter am Ende, sondern überhaupt die Idee Tageszeitung?

Man muss das wohl mit Ja beantworten, wenn man unter dem Begriff „Zeitung“ nichts anderes als ein Papierprodukt versteht, für das Leser artig bezahlen, weil es jeden Morgen am Kiosk oder im Briefkasten liegt und die Neuigkeiten des vergangenen Tages erzählt. Das funktioniert im Grunde genommen schon heute nicht mehr. Aber geht es nicht auch anders? Muss es Papier sein? Muss es früh morgens sein? Muss es immer nur das sein, was gestern schon in der „Tagesschau“ war und im Internet sowieso? Zeitungen werden sich ändern müssen, aber untergehen werden sie nicht. Sie werden überleben, wenn sie sich wandeln. Dabei müssen sie nicht unbedingt schneller werden, aber anders. Und noch viel besser.

Noch sind Zeitungen die Leitmedien in dieser Gesellschaft. Das wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern. Vieles, was auf Facebook, Twitter oder in Online-Foren diskutiert wird, wurde zuerst von Zeitungsjournalisten aufgedeckt – so zum Beispiel die Affären von Guttenberg und Wulff. Die Online-Diskussionen sind dabei oft eine Bereicherung. Es gibt im Internet viele kluge Stimmen, die sonst nicht zu Wort kämen. Aber sie bilden meist bloß die Begleitmusik zu Debatten, die im Wesentlichen von Zeitungen angestoßen und von Fernsehen und Rundfunk aufgegriffen werden. Die Presse erfüllt also nach wie vor sehr rege die Funktion, die ihr in einer Demokratie zukommt: Sie trägt zur Meinungs- und Willensbildung bei.

Auch in Zahlen betrachtet, ist die deutsche Zeitungslandschaft immer noch beeindruckend vielfältig und lebendig. Es gibt 339 verschiedene Tages- und Sonntagszeitungen. Zusammen kommen sie auf eine Gesamtauflage von über 21 Millionen Exemplaren. Laut einer Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger lesen sogar zwei Drittel der Erwachsenen täglich eine gedruckte Zeitung. Deutschland war und ist ein Land von Zeitungslesern, auch im Zeitalter von Smartphones und Tablet-Computern.

Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass die Auflage der Zeitungen seit vielen Jahren langsam, aber stetig sinkt. Im Jahr 2002 lag die Gesamtauflage noch bei mehr als 27 Millionen – in den letzten zehn Jahren ist die Zahl um sechs Millionen geschrumpft. Tendenz weiter sinkend. Vor allem junge Menschen lesen immer weniger Zeitung. Nur Wochenzeitungen wie „Die Zeit“ oder die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ konnten einige Leser hinzugewinnen.

Was also muss sich ändern, damit Zeitungen nicht tatsächlich einen schleichenden Tod sterben? Sicher ist, dass es künftig immer weniger gedruckte Zeitungen geben wird. Doch die Inhalte müssen nicht unbedingt wie bisher auf Papier daherkommen. Sie können auch als Onlineauftritt, PDF, App, SMS oder was auch immer auf Computer, Handy oder Tablet landen. Millionen Menschen kaufen längst keine CDs mehr, sondern laden ihre Lieblingsmusik aus dem Internet runter. So könnte es bald auch mit Zeitungsartikeln sein. Na und? Zeitungsjournalisten wollen gelesen werden. Auf welchem Weg, das kann ihnen egal sein.

Aber was es da zu lesen gibt, das ist nicht egal, das wird über die Zukunft der Zeitung entscheiden. Der Tageszeitungsrhythmus ist in der Nachrichtenflut von heute auch ein Vorteil: Einmal am Tag kann sich der Leser in Ruhe über die Hintergründe informieren, ausgeruhte Analysen, Kommentare und Reportagen lesen. Die schnellen Happen können die Zeitungen getrost dem Internet überlassen. Ihre Stärke sind ihre Redaktionen, in denen Journalisten täglich miteinander diskutieren, ihre Texte gegenseitig kritisch begutachten, Informationen hinterfragen und auswerten, Fakten recherchieren.

Journalisten sind nicht klüger als ihre Leser. Aber sie werden dafür bezahlt, dass sie Informationen prüfen, sortieren und aufbereiten. Das unterscheidet eine Zeitung von kostenlosen Online-Nachrichten. Und deshalb kostet eine Zeitung Geld. Für eine Ausgabe der Sächsischen Zeitung etwa bezahlt man 1,20 Euro. Das ist preiswerter als eine Tasse Kaffee. Warum sollten Leser nicht auch in Zukunft bereit sein, einen solchen Betrag für eine digitale Version der SZ zu bezahlen? Sie wollen ja kein Papier kaufen, sondern Inhalte.

Das Problem, mit dem die meisten Verlage heute noch kämpfen, ist die Suche nach einem funktionierenden Bezahlmodell. Und auch die Anzeigen bringen im Internet bislang deutlich weniger Geld ein als in der gedruckten Zeitung. Das ist für viele Verlage schmerzhaft. Aber letztlich sind das betriebswirtschaftliche Schwierigkeiten, die nichts an der Grundbedingung für die Existenz von Zeitungen ändern: Qualitätsjournalismus wird künftig mehr gebraucht denn je – in einer Welt, die immer komplexer, rasanter und unübersichtlicher wird. Und was gebraucht wird, ist den Menschen auch Geld wert.

Dafür bekommen sie künftig noch mehr als heute geboten. Viele wollen sich nicht mehr nur Informationen auftischen lassen, sondern sich einmischen und mitreden. Oder auch mitschreiben. Bitte schön! Auch dafür können Zeitungen in Zukunft eine Plattform sein. Die Zeiten, in denen Redakteure ihre Leser in klugen Leitartikeln belehren durften, sind ohnehin längst vorbei. Journalisten sind Dienstleister und keine Oberlehrer. Diese Haltung gilt im Online-Zeitalter mehr denn je.

Gerade für Regionalzeitungen liegt hier eine Riesenchance: Sie sind näher an ihren Lesern dran als die großen überregionalen Blätter. Und sie können ihr Publikum künftig über das Internet noch stärker einbinden. Die Inhalte einer Regionalzeitung sind sowieso unersetzbar. Je lokaler ein Ereignis ist, desto schwieriger ist es, verlässliche Nachrichten kostenlos im Netz zu finden. Wer wissen will, was in seinem Wohnort passiert, ist auf eine Lokalzeitung angewiesen. Daran hat sich durch die digitale Welt nichts geändert.

Eine andere Frage ist, ob Leser künftig noch regelmäßig einen festen Preis für eine komplette Zeitung zahlen werden – oder nur noch für bestimmte Themen oder gar einzelne Artikel. In der Musikindustrie ist das längst so weit. Auf Streamingdiensten wie Spotify oder Simfy kann man gegen eine Monatsgebühr unendlich viele Titel hören. Bei iTunes und anderen Plattformen werden nicht mehr nur komplette Musikalben, sondern vor allem einzelne Songs verkauft. Nicht ausgeschlossen, dass es eines Tages mit Zeitungsartikeln ähnlich funktioniert.

Zukunftsmusik? Auch die Hardrockband AC/DC hat sich lange gegen Veränderungen gewehrt. Online-Stores würden die „Musikwirtschaft umbringen“, hatten die Altrocker gewettert. Jetzt haben sie ihren Widerstand aufgegeben. „Highway to Hell“ gibt’s neuerdings für 1,29 Euro im Netz. Daran wird der Rock ’n‘ Roll auch nicht zugrunde gehen.

Von Marcus Krämer und Heinrich Löbbers

News

Dabei sein, wenn es passiert

Volontäre stellen sich vor: Dagny Rößler (24) studiert Journalistik an der Uni Leipzig  und holt sich in einem Jahr die nötige Portion Praxis.

Klick gemacht hat es…

in meiner Bachelorzeit. Als ich bei der Düsseldorfer Unizeitung „Campus Delicti“ Woche für Woche selbst Themen setzen, Texte schreiben und Fotos machen konnte. Die fertige Ausgabe haben wir unseren Lesern sogar noch persönlich in die Hand gedrückt.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht…

dass ich im Lokalen jeden Tag aufs Neue die unterschiedlichsten Themen auf dem Schreibtisch liegen habe. Für den Döbelner Anzeiger sprach ich einmal morgens im Kuhstall mit Sachsens bester Melkerin und am Nachmittag philosophierte ich mit einem Chirurgen über sein absolutes Gehör.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen…

dass ich vielleicht Leute überzeugen würde, an einer Umfrage teilzunehmen – am Telefon oder in der Fußgängerzone. In meinem Bachelor ging es nämlich auch um empirische Sozialforschung. Zum Glück ließ mir das Studium viele Freiheiten, mich nach Alternativen umzuschauen.

Ich bin Spezialistin für…

Porträts über Menschen mit einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte: über eine Frau, die früher ein Mann war; über einen Paralympics-Teilnehmer, der als Kind mit seinem Pony zur Schule ritt. Gerne höre ich Leuten zu, aber noch lieber bin ich ganz nah an ihnen dran, erlebe sie, wenn etwas passiert. Ich habe für eine Zeitung schon in einem Hörsaal übernachtet, als Studenten ihn zum ersten Mal besetzten. In Dresden habe ich in der Warteschlange gestanden, als die Klappsessel des Kulturpalasts verkauft wurden – für ein Ehepaar hingen daran Erinnerungen aus 30 Jahren.

An die Geschichte erinnere ich mich oft…

Gleich in der ersten Volo-Woche konnte ich eine Frau porträtieren, die Sterbende ehrenamtlich begleitet. Das klingt nach einem deprimierenden Thema, doch die Hospizhelferin sprudelte nur so vor Lebensfreude. Ihr Motto: „Es nützt ja nichts, wenn ich traurig bin.“ Widersprüche machen das Leben erst richtig interessant.

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt als…

ich einen Blick in andere regionale Tageszeitungen geworfen habe und von vielen Mini-Meldungen oder Kurzkommentaren erschlagen wurde. Die SZ nimmt sich den Platz, den die besten Geschichten brauchen.

News

Gleich am ersten Tag zum Termin

Einstieg übers Praktikum: Wie kann ich mich bewerben? Was erwartet mich? Wie kann  es danach weitergehen? Antworten gibt’s am Beispiel der Döbelner Lokalredaktion.

Wie ein Praktikum in einer Lokalredaktion der SZ ablaufen kann, erklären die Redaktionsleiterin des Döbelner Anzeigers, Elke Görlitz und Praktikantin Michelle Hillebrand. Die 15-Jährige vom Johann-Mathesius-Gymnasium  hat in der neunten Klasse in der Redaktion gearbeitet.

Wen wir für ein Praktikum suchen:

Schüler oder Studenten, die nicht nur ihre Zeit absitzen, sondern wirklich etwas über unser Handwerk lernen wollen.

Welche Eigenschaften ich als Praktikantin mitbringe:

Ich schreibe gern und interessiere mich dafür, wie ein Tag in einer Zeitungsredaktion abläuft. Da erfährt man schließlich als Erster, was gerade los ist.

Wie du zu einem Praktikum bei uns kommst:

Terminlich sind wir sehr flexibel, Voraussetzung ist eigentlich nur, dass ein Arbeitsplatz frei ist – und das ist meistens so. Die Praktika dauern meist 14 Tage. Melde dich am besten persönlich. Denn manche schicken auch die Eltern vor, das macht allerdings nicht den besten Eindruck. Also anrufen oder mailen oder eine schriftliche Bewerbung schicken und um einen Termin für ein Vorstellungsgespräch bitten.

Wie ich beim Döbelner Anzeiger beworben habe:

Für mich war relativ schnell klar, dass ich mein Praktikum in der 9. Klasse bei einer Zeitung mache, weil ich später Journalistin werden möchte. Deshalb habe ich mir einfach die Telefonnummern einiger Zeitungen in der Nähe besorgt. Zuerst habe ich in der Redaktion nachgefragt, ob ein Praktikum prinzipiell möglich wäre. Dann habe ich Frau Görlitz meinen Lebenslauf und meine Bewerbung geschickt. Ein paar Tage später hat sie mich dann zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Davor war ich ziemlich aufgeregt. Aber ich hätte mir gar keine Sorgen machen müssen. Frau Görlitz war total nett. Im Großen und Ganzen ging es nur darum, warum ich mich für ein Praktikum bei der Zeitung interessiere und was ich mir so darunter vorstelle.

Was die Praktikanten bei uns lernen können:

Erst einmal, dass Zeitungmachen wirklich harte Arbeit ist. Man braucht einen klugen Kopf, muss neugierig und hartnäckig sein, auf die Menschen zugehen können und sich nicht einschüchtern lassen. Denn erst wer genug interessante Informationen gesammelt hat, kann sie auch spannend aufschreiben. Und auch das lernen die Praktikanten bei uns.

Wie mein Praktikum gelaufen ist:

Ich durfte gleich am ersten Tag zu einem Termin bei der Schuldenberatung in Döbeln mitgehen und dann einfach „drauf-los-schreiben“. An den nächsten Tagen war ich dann einige Male bei Verhandlungen im Amtsgericht. Der erste Artikel von mir, der veröffentlicht wurde, war ein Gerichtsbericht. Ich habe nicht nur gelernt, wie man einen Artikel von der Überschrift bis hin zum letzten Satz gleichzeitig informativ und spannend schreibt. Mir fällt es auch leichter, einfach mal auf wildfremde Leute zuzugehen. Denn darum kommt man einfach nicht herum, wenn man für die Zeitung unterwegs ist, auch wenn man – wie ich – eigentlich eher schüchtern ist.

Wie wir unseren Praktikanten helfen:

Indem wir sie zunächst mitnehmen, das heißt, die Praktikanten begleiten einen oder mehrere Redakteure bei Terminen und Recherchen. Dann geht es mit kleinen Aufgaben weiter und wer wirklich Interesse und Talent hat, darf auch mal eine Reportage probieren.

Wie mir die Redaktion geholfen hat:

Alle in der Redaktion waren total nett und haben mir geholfen, wenn ich Fragen hatte. Am Anfang war es nämlich nicht ganz einfach, mit dem PC-Programm klarzukommen. Manchmal wusste ich auch einfach beim Textaufbau nicht weiter oder was ich am besten in die Überschrift schreiben sollte und wie ich einen interessanten Einstieg hinbekomme. Auch Frau Görlitz hat sich immer wieder interessante Aufgaben für mich überlegt.

Wie es für dich nach dem Praktikum bei uns weitergehen kann:

Bestenfalls bleiben die Praktikanten dabei und schreiben weiter für unsere Zeitung, zum Beispiel in den Ferien oder an Wochenenden. Die größten Talente erhalten von uns eine individuelle Förderung entsprechend ihrer jeweiligen Voraussetzungen.

Wie ich mit dem Döbelner Anzeiger in Kontakt geblieben bin:

Gegen Ende des  Praktikums hat Frau Görlitz mir dann gesagt, dass ich auch gern in den Ferien mal wieder ein paar Tage für den Döbelner Anzeiger arbeiten kann. Seitdem bin ich vor allem in den Ferien fleißig am Schreiben. Zum Beispiel habe ich einen Tag lang den historischen Besiedlungszug begleitet und habe später in einem Artikel meine Eindrücke geschildert.

Von Dagny Rößler

Mehr über die Ausbildungswege bei der Sächsischen Zeitung erfährst du hier.

News

Als Reporter bei Prostituierten

Volontäre stellen sich vor: Thomas Christmann (25) hat schon im Studium viel ausprobiert – und übernimmt auch unangenehme Aufgaben. 

Klick gemacht hat es…

als ich für die regionale Online-Plattform Snapscouts gearbeitet habe. Auf Partys unterwegs sein, Fotos machen, Berichte schreiben, Kontakte knüpfen – dort liegen die Anfänge. Es folgte ein Praktikum bei der Lokalredaktion der Sächsischen Zeitung in Zittau, eine freie Mitarbeit und ein Medienmanagement-Studium an der Hochschule Mittweida. Dort durfte ich in praxisnahen Projekten unter anderem als Redaktionsleiter beim Nachrichtenportal medienMITTWEIDA und Pressesprecher für das Campusfestival arbeiten, zum Medienforum mit  Ex-RTL-Chef Helmut Thoma ein Videointerview führen sowie im Fernsehstudio vor vollen Zuschauerrängen Sachsens Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich über die Grenzkriminalität und  die ehemalige Kultusministerin Eva-Maria Stange zum Hochschulgesetz befragen. Eine neue, aufregende und erlebnisreiche Zeit.

Vor dem Volo hätte ich nicht gedacht…

dass ich in der Zeit mit eigenen Projekten vertraut werde wie „Schüler und Zeitung“, Mittelschulbeilage, Hochzeitsseite, der Serie „Handel im Wandel“ und am Nachwuchskonzept in Form dieser Seite mitarbeiten kann. Sie bedeuten Verantwortung, aber auch Vertrauen.

Mein Leben ohne Journalismus hätte so ausgesehen…

dass ich irgendwas mit Medien mache. Dort ließ das Studium auch alle Möglichkeiten offen. Nur stand das bislang nicht zur Diskussion.

Ich bin Spezialist für…

unangenehme Aufgaben, die kein anderer übernehmen will oder zusätzlich anfallen. Das steht zumindest in einigen Bewertungsbögen. Zudem habe ich mich in meiner Abschlussarbeit mit der Bedeutung von Social Media für Journalisten beschäftigt, nutze seither Facebook und Twitter für die Themensuche oder weitere Recherche. Glücklicherweise nimmt  die Zahl der digitalwilligen Kollegen zu.

An die Geschichte erinnere ich mich oft…

als ich zum ersten Mal ein Bordell besuchte, rein beruflich natürlich. Eine Kollegin bat mich, sie für einen Bericht über Prostitution nach Tschechien zu begleiten. Eine Frau, nachts, allein, im Puff – nein, das ging nicht. Aber keiner der anderen Kollegen konnte (oder wollte) mit. Schon kurz hinter die deutschen Grenze, am Ortseingang von Rumburk, leuchtete ein rotes Herz: Ein Nachtclub. Auf einem benachbarten Supermarkt-Parkplatz hielten wir. Zwei dubiose männliche Gestalten standen dort, sprachen uns in Landessprache an, doch bald wieder zu verschwinden. Lange wollten wir auch nicht bleiben. Meine Kollegin schloss sich im Auto ein. Ich begab mich allein zum Haus. Die Suche nach der Klingel blieb erfolglos. Stattdessen öffneten mir zwei Damen in Unterwäsche die Tür, brachten mich in den Raum, wo zwei ältere, noch leichter bekleidete Damen, an der Bar standen. Diskokugel, Tanzstange, Rotlicht – und kein Sex. Trotz Erstaunen der Damen darüber kam ich gleich zur Sache: In gebrochenem Deutsch kamen die Antworten über Preise, Kunden und die Probleme der Branche. Dank einer Überwachungskamera über der Bar konnte ich das Geschehen auf dem Parkplatz beobachten. Die Männer näherten sich unserem Auto, griffen zum Telefon. Die Damen befummelten mich bereits, gingen sogar mit dem Preis runter, wollten meine Handynummer. Ich zeigte ihnen mein leeres Portemonaie, auf die Kamera, riss mich los und lief zur Tür. Als wir losfuhren, kam die Polizei…

Dass ich bei der SZ richtig bin, habe ich gemerkt…

als ich die Chance für das Volontariat bekommen habe. Schließlich bewarben sich noch mehr um die Stelle. So konnte ich nicht nur Kollegen und Arbeitsweise in den verschiedenen Ressorts wie Lokales, Online, Kultur, Politik und Wirtschaft der Sächsischen Zeitung kennenlernen, sondern auch einen vierwöchigen Kurs an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg belegen, das Korrespondentenbüro in Berlin besuchen, monatlich an Weiterbildungen teilnehmen und auf eigenen Wunsch bei der Dresdner Morgenpost arbeiten. Und wer sich anstrengt, dem bietet sich auch eine Perspektive im Unternehmen.